PORTA HOCH DREI 2025 in Trier – vier Tage lang Sonnenschein und Feierlaune
Vier Tage lang zeigte der Platz vor der Porta Nigra, dem kultigen römischen Denkmal in Trier, mal wieder eine großartige musikalische Bandbreite beim „PORTA HOCH DREI“ Open Air. Das steht in jedem Jahr für eine Mischung von Pop über Rock bis Punk. Fast alle musikalisch Interessierten werden hier einen Abend finden, der ihren Bedürfnissen genügt. Und wer mehr auf Klassik steht, hat ja am Sonntag immer noch das Picknickkonzert des Philharmonischen Orchesters (Theater Trier), das traditionell den Abschluss macht.
Die Location ist einfach wundervoll. Im Hintergrund das alte römische Stadttor, für das Trier europaweit bekannt ist. Eine durchsichtige Rückwand an der Bühne, damit man das Bauwerk stets voll im Blick hat. Die Künstler*innen zeigen sich beeindruckt und thematisieren Triers Geschichte – mal mehr, mal weniger ironisch. Der Platz fasst knapp unter 3.000 Zuschauern, doch darüber hinaus ist auch immer die Fußgängerzone mit „Zaungästen“ gefüllt, die das Geschehen zumindest akustisch verfolgen können. In 2025 gab es zudem vier Tage Sonnenschein – fast schon zu warm, doch nach 20 Uhr wehte auch vor der Porta ein kleines Lüftchen und man wurde gut mit Flüssigkeiten versorgt.
Am Donnerstag ging es mit dem Support MYLE los. Ein sympathischer Songwriter, allein an der Gitarre. Mit smarten und überraschend hohen Vocals sang er Stücke wie „Not Ready“ und sorgte von Beginn an für gute Stimmung. In den dreißig Minuten seines Auftritts hat er ganz sicher einige neue Fans gewonnen. Das Kreischen der Mädels war zumindest genau so laut wie beim späteren Topact. MYLE stammt aus Ravensburg („wer puzzelt gerne?“). Das kann man sich merken. 2026 wird er allein auf Tour gehen und in vielen deutschen Clubs spielen. Ist sicher lohnenswert, wenn ihr irgendwo in der Nähe seid.
Um 20.30 Uhr war dann Alvaro Soler mit einer starken Begleitband am Start. Von Beginn an Vollgas und spanisches Feeling. Er freute sich über den Sonnenschein und die unfassbare Kulisse. Am Tag hatte er schon Blumen in Trier verteilt, als Geste an die Fans, und davon waren auch einige im Publikum zu sehen. Bei Alvaro wirkt einfach nichts aufgesetzt. Er ist ein bodenständiger und authentischer Künstler, den fast nichts aus der Ruhe bringen kann.
Als die Technik mehrfach ausfiel, wurde er zum Stand Up-Moderator. Man merkte zwar, dass er improvisieren musste, aber die ausgiebige Bandvorstellung war famos. Multiinstrumentalistin Charlie wurde ausgiebig gewürdigt, und das Publikum durfte für die japanische Keyboarderin einer kleinen Sprachkurs machen. Man wollte zwar lieber Musik hören, aber langweilig wurde es in der Überbrückungszeit nicht.
Alvaro Soler ist ein Weltstar mit Gold- und Platin-Alben rund um den Globus, seine Musik sprüht vor Lebensfreude. Geboren in Barcelona, aufgewachsen in Japan, lebt der Popmusiker heute in Madrid und Berlin, spricht sieben Sprachen und ist in der Welt zu Hause. Schon früh lernte er, wie Musik Menschen und Kulturen verbindet, Grenzen überwinden lässt. Spätestens seit der Sendung „Sing meinen Song“ ist seine deutsche Fangemeinde riesig, seit 2021 ist er als Coach bei „The Voice Kids“ zu sehen und die Kids himmeln ihn an. Auch in Trier war viel Jungvolk unterwegs.
Musikalisch gab es Klassiker wie „El mismo sol“, „Magia“ und „Sofia“, viele neue Stücke, unter anderem das gerade erschienene „Regalo“, den aktuellen Hit „Con Calma“ und viele unveröffentlichte Songs vom neuen Album, das im Herbst erscheinen wird. Als Trio gab es neben den groß angelegten Hymnen auch drei Songs unplugged. Die Fans feierten alles mit und einige nutzten das Pflaster rechts und links des Platzes zum Tanzen.
Es war ein beschwingter erster Abend mit sommerlichem und südländischen Flair. Alvaro hat sich hier in die Herzen der Trierer gesungen und auch sein eigenes großes Herz weit ausgebreitet.
Am Freitagabend gab es ein magisches Duo. Max Herre und Joy Denalane, seit Jahrzehnten ein Paar, sind mit ihrem Album „Alles Liebe“ gemeinsam unterwegs und verbreiten eine liebevolle Stimmung. Dabei könnte die Bandbreite des Repertoires kaum vielseitiger sein. Die Mischung aus Soul und Rap war Garant für einen perfekten Abend.
Es ging los mit den aktuellen Titeln „Alles Liebe“ und „Skyline“. Und dann schon „Esperanto“ von Freundeskreis. Eine Erlösung für alle Fans mit dem Wissen, dass auch die Klassiker der großen Hop-Hop-Band nicht vergessen werden. Hier war ebenfalls eine sehr gute Band mit am Start und es gab schon zu beginn Szenenapplaus für das Background-Duo, das stimmlich in Topform war und die Protagonist*innen unterstützte.
In der Setlist wurde es sehr persönlich, wenn die Beziehung von Max und Joy mit „Day One“ und „1ste Liebe“ ausgiebig thematisiert wurde. Dann kam Joy mit drei ihrer Signature-Songs allein zur Geltung und thematisierte darin unter anderem Südafrika und die Apartheid („Im Ghetto von Soweto“), während Max im Anschluss mit „Nachts“ und „Wolke 7“ glänzte und in „Dunkles Kapitel“ klare Kante gegen rechte Tendenzen zeigte: „Fuck AFD!“.
Je später der Abend, desto stärker die Rap-Parts. „Rap ist“, „Wenn der Vorhang fällt“ und „Tabula Rasa“ zeigten Max in Topform. Und als dann die Klänge von „A-N-N-A“ über den Platz hallten, war kein Halten mehr. Die Party hatte ihren Höhepunkt erreicht und es konnte nur noch romantisch werden. „Bisschen mehr als Freundschaft“, „Alles leuchtet“ und „Mit dir“ beendeten den Set. Das ist der Song, mit dem die Geschichte von Max & Joy begonnen hat – und sie zelebrierten ihn mit dicker Umarmung und Knutscher. Ein Liebesmoment für alle, die diesen Abend voller Liebe erleben durften.
Für die dritte und größte Hitzeschlacht am Samstag war dann ein furioses Doppel angekündigt. H-Blockx mit Henning Wehland an der Front sind seit einem Jahr wieder groß im Kommen. Da werden Erinnerungen an alte Tage wach, als die Crossover-Pioniere aus Deutschland Anfang der 90er zu Wegbereitern für einen neuen Musikstil wurden.
Inzwischen ist das letzte Album der Band schon wieder 13 Jahre alt, doch sie zeigten sich hier in grandioser Form – und das Publikum machte alles mit, was Henning wollte. Als er schließlich zum Megaphon griff und die Hymne „Rising High“ anstimmte, war der 50minütige Set auf dem Höhepunkt und alle fühlten sich jung wie vor dreißig Jahren. Dann noch die Cover „Power“ und „Ring of Fire“ zum Abschluss und man konnte sich selig in den Armen liegen.
Aber nicht für lange, denn die DONOTS hatten sich vorgenommen, die Porta Nigra zerbröckeln zu lassen: „Auf sie mit Gebrüll“, „Keiner kommt hier lebend raus“, „Wake the dogs“. Sänger Ingo war in stetiger Bewegung, oben, unten, mittendrin – mit ständigem Kontakt zu den Fans, wie man ihn kennt.
Die Donots konnten den Hunger der Trierer nach Party und Attitüde stillen und feierten eine Wahnsinnsshow, die Maßstäbe setzen sollte. Neben den deutschsprachigen Gassenhauern gab es auch englische Songs wie „Whatever Forever“ und „Dead Man Walking“. Als Ingo zu „Hunde los“ alle Kids auf die Bühne bat und sich die Reihen unendlich mit strahlenden Gesichtern füllten, wurde er selbst von den Emotionen übermannt und war den Tränen nahe. So etwas erlebt man nicht oft.
Aber trotz dieser emotionalen Momente war vor allem Party angesagt und es gab immerwährende Circle Pits. Was wohl die alten Römer dazu gesagt hätten? Vermutlich „Fuck, Sparta!“, meinte Ingo. Und den obligatorischen Mittelfinger für alle Nazis vergaß er natürlich auch nicht.
Zum Ende der fulminanten Show wurde gemeinsam mit H-Blockx ein Song von Blur gecovert. Dann – ebenfalls gemeinsam – „Fight for your right“ der Beastie Boys und schließlich kam der Donots-Rausschmeißer „So long“. Am Ende waren alle fix und fertig – die Band und das Publikum. Vermutlich die intensivste Show, die PORTA HOCH DREI je erlebt hat.
Der Abend endet heute mit einer Gala des Philharmonischen Orchesters, hoffentlich ohne Gewitter, die es regional bedingt geben kann. Die Bühne vor der Porta ist immer einen Besuch wert und wird am nächsten Wochenende beim Altstadt fest auch Guildo Horn ein Zuhause geben. Wem es dann zu voll ist, der freut sich auf PORTA HOCH DREI 2026, wie immer im Juni!