Die Songwriterin und Sängerin Gemma Ray ist im britischen Essex aufgewachsen, lebt aber inzwischen in Berlin und ist seit über 15 Jahren als Solokünstlerin unterwegs. Sie schafft dabei einen Sound, der sich nicht in die gängigen Schubladen einsortieren lässt und sich zudem mit jedem Album neu entwickelt. Ihr aktuell erschienener, komplett selbstproduzierter achter Longplayer „Psychogeology“ ist nun ein besonders persönliches und ambitioniertes Projekt.
Der Titel verspricht nicht zu viel: Gemma Ray erschafft auf „Psychogeology“ ganz eigene Klanglandschaften, in denen sie ihr Innerstes zum Ausdruck bringt. Und gleichzeitig geht es in einigen Texten tatsächlich um Landschaften und um ihren Einfluss auf die darin lebenden oder auch nur durch sie hindurch reisenden Menschen. So erinnert sich Gemma im von ruhigen akustischen Gitarren getragenen „In Colour“ an ihre verstorbene Großmutter und sieht ihr Gesicht in den sie umgebenden Naturschönheiten, während sie quer durch Amerika reist. Und im melancholisch düsteren „Roll On River“ wird ein Fluss zum Symbol für die Vergänglichkeit des Lebens, wobei am Ende doch Hoffnung auf etwas Ewiges aufscheint.
Alle Songs des Album sind sorgfältig und anspruchsvoll arrangiert und erzeugen eine eindrückliche Atmosphäre. Gemma tiefe warme Stimme wird fast immer von Harmoniegesang, manchmal von ganzen Chören unterstützt, und auch instrumental schöpft die Musikerin aus dem Vollen und webt einen wunderbar tragenden Klangteppich. Die Grundstimmung ist meist eher düster und schwermütig, aber in Titeln wie „Blossom Crawls“ oder „Dreaming Is Easy“ entfalten sich doch zwischendurch hoffnungsvolle Partien in Dur. Mit „Flood Pains“ und „Death Tapes“ verarbeitete Gemma schmerzhafte Erfahrungen und Erkenntnisse, und mit dem Titelsong „Psychogeology“ breitet sie in verträumter Schönheit die Landschaften ihrer Seele vor uns aus. Voll sehnsuchtsvoller Hoffnung endet das Album schließlich mit dem atmosphärischen „Summer Comes“.
Gemma Ray selbst sagt, dass sie ihre Musik weniger für das Publikum als für sich schreibt. Dennoch teilt sie die zwar nicht einfachen, aber oft wunderschönen Ergebnisse ihrer musikalischen Selbstreflektion mit der Welt – und wer sich auf ihre Musik einlassen kann, den wird sie mit Sicherheit berühren.