Die Rockband aus Las Vegas ließ sich bisher nicht auf einen Stil festlegen – das bleibt auch so. Mit ihrem neuen Album bieten Imagine Dragons einen respektablen Mix aus Rock, Alt-Pop, Synthiepop und Dubstep. Dabei darf es auch gerne mal etwas aggressiver werden. Frontmann Dan Reynolds bemerkte dazu in Interviews, dass das Album zwei Seiten hat: eine organische Seite, die sich nach innen richtet, und eine aggressive, die sich nach außen richtet. So geht es einerseits um Verlust und Trauer, während man andererseits das Leben feiert. „Ich war auf vielen Beerdigungen“, fasst er seine Emotionen zusammen.
Vielleicht ist Rick Rubin als Produzent genau der Richtige, um solche Gegensätze aus einer Band heraus zu kitzeln. Auf der einen Seite stehen Drogensucht und psychische Probleme, auf der anderen Seite der ewige Kampf, um aus dieser Mühle heraus zu kommen. Sinnbildlich dafür ist auch der Titel „Mercury“. Quecksilber – diese instabile chemische Verbindung steht wohl für beide Pole des Menschseins, das ewige Auf und Ab, aber auch für die Band, der von Beginn an vorgeworfen wurde, keine eindeutige Stilrichtung zu haben. „Act I“ weist zumindest darauf hin, dass der Prozess einer Selbstfindung noch nicht abgeschlossen ist.
Der Opener „My Life“ ist eine eindringliche Ballade voller Selbstzweifel. „Lonely“ klingt viel beschwingter als es der Titel vermuten lässt. Die elektronischen Elemente von „Monday“ harmonieren gut mit Dans hohen Vocals während „#1“ und „Easy Come Easy Go“ der poppigen Seite freien Lauf lassen. Eine starke Energie kommt vor allem auf „Dull Knives“ und „Cutthroat“ zum Vorschein, wo bisweilen mehr geschrien als gesungen wird.
Man spürt die Leidenschaft, die das Album antreibt. Es ist hervorragend produziert und Rubin hat es geschafft, die dunklen Seiten der Protagonisten zu wecken. Die einzelnen Bandmitglieder berichten, wie dieser sie immer wieder gepusht habe, noch tiefer zu gehen und noch ehrlicher zu sein – das Ergebnis kann sich sehen (und vor allem hören) lassen.