Fünf Jahre haben sich die Red Hot Chili Peppers für ihr neues Werk Zeit gelassen und die kalifornische Sonne genossen. Doch das elfte Album „The Getaway“ ist sicher keine leichte Kost. Längst hat sich das Quartett von den Vorzeige-Alternative-Rockern zu einer durch und durch progressiven Band entwickelt, die ihren Hörern einen fantastischen Stilmix mit Elementen unterschiedlichster Genres bietet.
Erstmals seit 25 Jahren ist nicht Rick Rubin Produzent, sondern Danger Mouse (u.a. The Black Keys, Beck, Gorillaz). Das Mixing übernahm mit Radioheads langjährigem Stammproduzenten Nigel Godrich ebenfalls ein nicht ganz Unbekannter. In einem Interview mit dem Q Magazine kommentierte Bassist Flea unlängst: „Wir bewegen uns in eine neue Ära und wir sind wirklich begeistert.“ Fronter Anthony Kiedis sagt dazu: „Ich mag dieses Album mehr als alles, was wir nach ‘Californication‘ gemacht haben.“ Und für Chad Smith ist es „der Beginn einer neuen Ära“. Große Worte, die man durchaus nachvollziehen kann. Die Tracks warten mit einigen Wendungen auf und es geht munter durch Funk und Rock bis hin zu wirklich sphärischen Passagen. Einige Synthie-Einlagen erinnern durchaus an den Progressive Rock der 80er Jahre. Eine spannende Herangehensweise.
Der Anfang mit dem Titeltrack und der ersten Single „Dark Necessities“ ist sehr melodisch. „The Longest Wave“ und „Goodbye Angels“ bringen viel Dramatik mit sich. „Go Robot“ schielt in Richtung Discosound, „Detroit“ hat den Blues in sich. „This Ticonderoga“ kommt mit harten Gitarren aus den Boxen und „The Hunter“ bietet pure Melancholie. Diese unterschiedliche Herangehensweise an die einzelnen Songs stört den homogenen Charakter eines Albums. Das ist vielleicht der einzige Kritikpunkt. Trotzdem kann man es gut am Stück hören und sich an der Ideenvielfalt erfreuen. Insgesamt ist „The Getaway“ ein solides Album, das eine Kreativität mit sich bringt, die man den RHCP nach 33 Jahren gar nicht mehr zugetraut hätte.