Marco Pleil stammt aus Offenbach, lebt im hessischen Obertshausen und ist seit vielen Jahren Teil der Frankfurter Musikszene. Zunächst spielte er in der Band Cloudberry und brachte dann pünktlich zu Beginn der Pandemie sein Soloalbum „Die Spur des Kalenders“ heraus. War dies noch halbakustisch gehalten und ein Statement des Minimalismus, geht es nun mit „Keine Zeit“ in die Vollen. Hier finden sich zwölf fette Rocksongs, die dem Bass- und Gitarrenspiel huldigen.
„Keine Zeit“ scheint Programm zu sein, denn alles bewegt sich zwischen 2 und 3 Minuten Länge, so dass das Album mit unter einer halben Stunde Musik auskommen muss. Somit ist auch keine Zeit für Langeweile. Während „Aus dem Off“ noch träge und nachdenklich startet, kommt die erste Single „Depressive Komödianten“ wie ein College-Rocker à la R.E.M. zu ihren besten 80er Zeiten. Dabei macht die Wortgewandtheit des Rockpoeten allemal großen Spaß.
Mit einer breiten Gitarrenfront geht es in den Titelsong. Dazu kommt Marcos angenehme Stimme, die in „Das neue Kino“ ihre hochaktuelle Geschichte zu einer starken Rhythmusfraktion erzählt.
„Sohn des Zeus“ und „Der Riese“ wirken als eingängige Akustiksongs, während „Der letzte Mensch“ ein witziges Intro und verzerrte Vocals zu einer postapokalyptischen Story bietet. „Hundkatzemaus“ ist ein ungewöhnlicher Beziehungssong mit klirrendem Bass und klingt mehr als großartig.
Neben der akustischen und elektronischen Offensive wird auch gerne mal dem Punk gefrönt wie in „Schön dich zu sehen“. PLEIL kommt mal krachend, dann wieder poppig. Seine größte Stärke aber sind die Lyrics aus alltäglichen Beobachtungen und skurrilen Ideen. Nehmt euch Zeit für „Keine Zeit“!
Produziert wurde“Keine Zeit“ im bandeigenen Bear Cave Studio der Kölner Band Locas in Love von Nicolas Epe (u.a. Peter Muffin Trio, Screenshots), Luis Müller-Wallraf (u.a. Giant Rooks, Die Realität) und Marco Pleil. Gemastert wurde das Album von Christian Bethge (Gewalt, Messer, Stella Sommer, Heim, Pleil).
Auf der Bonus-CD „Mehr Zeit“ befinden sich sechs frühere Pleil-Songs, erstmals erhältlich auf einem Silberling und neu gemastert von Christian Bethge: „Liebe Grüße! / Jazz ist keine Option“, erschien 2021 auf einer limitierten Vinyl-Single anlässlich der Aktion „Hessen kulturell neu eröffnen“. Die „Punkt.statt,Komma“-EP mit drei Songs war 2013 Pleils erste Veröffentlichung als Solo-Künstler und den „Gustav-Jäger-Remix“ gab es 2014 für kurze Zeit nur als Free Download.