BEAT IT! live – Ein Musical zum Leben von Michael Jackson – Konzertbericht
Im Juni werden es schon zehn Jahre sein, dass mit Michael Jackson einer der größten Popstars und Entertainer der letzten Jahrzehnte verstarb. Am 29. August 2018 wäre der erfolgreichste Popinterpret des vergangenen Jahrhunderts, 60 Jahre alt geworden. Am selben Tag feierte das Musical „BEAT IT!“ Weltpremiere in Berlin und setzte damit dem „King of Pop“ ein würdiges Denkmal. Seit einigen Monaten ist das Bühnenspektakel auf großer Tournee durch Deutschland, Österreich und die Schweiz.
In der Arena Trier war die bunte Show nahezu ausverkauft. Einige Fans hatten sich schwer in Schale geworfen, um dem King of Pop zu huldigen. Zunächst durfte man den Bühnenaufbau bewundern, der aus einer LCD Leinwand bestand und zwei Treppenaufbauten rechts und links. Die mehr als zweistündige Show (plus Pause) startete bereits mit einem Knalleffekt, als der stampfende Beat von „They Don’t Care About Us“ ertönte – alle Regler weit aufgedreht – und Hauptdarsteller André Santisi erstmals in Erscheinung trat. Der Musical-Künstler ist schon seit über zwanzig Jahren als Jackson-Double aktiv und hat seine Performance inzwischen deutlich in Richtung Perfektion ausgebaut. Bewegungen, Tanzschritte, Vocals und kleinste Gesten bringt er so gekonnt rüber, dass man mehrfach das Gefühl einer Zeitreise in die 80er und beginnenden 90er Jahre hat.
Inhaltlich erzählt das Musical die Geschichte des Michael Jackson von seiner Zeit bei den Jackson 5 bis hin zu seiner Ehe mit Lisa Marie Presley. Die späteren schwierigen Jahre werden höchstens angedeutet, sein früher Tod spielt keine Rolle. Alles zusammen gibt Anlass, die größten Hits des Künstlers live zu performen – und davon gibt es eine Menge, wie den Zuschauern im Verlauf des Abends bewusst wurde. Für den jungen Michael aus der Zeit der Jackson 5 und der ersten Soloalben gab es einen zweiten singenden Schauspieler: Koffi Missah. Auch dieser machte seine Sache sehr gut und fuhr den wohlverdienten Applaus des Publikums ein, in der Tanzperformance konnte er aber nicht an Santisi heran reichen.
Weitere Sprechrollen waren für Figuren wie Diana Ross und Janet Jackson vorgesehen. Die Dialoge der Protagonisten kamen nicht zu kurz, nahmen aber auch keinen breiten Raum ein. Es ging hauptsächlich darum, die Story zusammenzuhalten, was auch gut gelang. Die Streitigkeiten zwischen Michael und seinen Brüdern wurden gut dargestellt. Ebenso die Umstände, die ihn zur Solokarriere und den ersten großen Erfolgen führten. Selbst seine Vorbilder Charlie Chaplin und Fred Astaire wurden im Schattenspiel nachgezeichnet.
Starke Choreographien stellten weltbekannte Videos wie „Smooth Criminal“ und „Thriller“ nach. Man bekam visuelle Eindrücke von seiner Megashow 1993 in São Paulo und im Prinzip waren die Megahits schon in der ersten Showhälfte gespielt. Vor allem zu „Beat It“ kam die große Stunde des fantastischen Ensembles. Eine elfköpfige Tänzergruppe erweckte die Musik zum Leben und der „Acting Captain“ Aloysia Astari hatte zudem in Trier quasi ein Heimspiel. Die in Indonesien geborene und in Wien aufgewachsene Künstlerin stand schon in den regionalen Produktionen „Christmas Moments“ und „Yakari“ auf der Bühne und ist seit jeher Publikumsliebling. Hinzu kam eine fünfköpfige Rockband mit der starken Anja Arnold an der Gitarre, die häufig wie ein Wirbelwind über die Bühne fegte.
Nach einer 25minütigen Pause ging es in Teil 2 mit schwierigeren Themen weiter. Nach Ruhm und Welterfolgen kam es zu Verfolgungen durch Paparazzi, den unmöglichsten Schlagzeilen und schließlich Anfeindungen der Presse. Das wurde in einem Slapstick der als Reporter kostümierten Tänzer gut dargestellt – aber auch in der zunehmenden Verzweiflung Michael Jacksons. Das Schauspiel nahm in dieser zweiten Hälfte breiteren Raum ein, doch die Musik kam nicht zu kurz:
Da war „Black Or White“ als Ensemble-Stück verschiedener Figuren aus Jacksons Karriere inklusive furioser Rap-Einlagen. „Dangerous“ wurde zum Soundgewitter mit charismatischem Sprechgesang, bei dem Santisi zur Hochform auflief, was er mit dem emotionalen „Leave Me Alone“ nochmals toppen konnte. Den showgewaltigen Abschluss lieferte ein tränenrühriger „Earth Song“, wobei die Smartphones der begeisterten Zuschauer die Arena in ein Lichtermeer verwandelten. Allein das wäre schon ein würdiger Abschluss gewesen, doch mit dem Ensemblestück „Man On The Mirror“, dem nostalgischen „Blame It On The Boogie“ und einer vor Schmalz triefenden Version von „Heal The World“ wurden die stehenden Ovationen des Publikums reichlich belohnt.
Es macht Spaß, sich diese Show anzusehen – vielleicht gerade deshalb, weil sie den schmerzvollen frühen Tod Jacksons auslässt. Wer nach Gelegenheiten sucht: In der Saarlandhalle Saarbrücken gibt es das Ereignis am 18. April 2019 – und bereits 2020 soll die Show wieder nach Trier kommen.