Viva Voce bringen das Glück – auf die Bühne und ins Wohnzimmer

Wer Viva Voce einmal live erlebt hat, wird die Show nicht mehr vergessen, denn das ist ihre große Stärke. Sie nehmen die Bühne ein: mit parodistischen Elementen, immer in Bewegung, frisch und unverbraucht. Ja, sie sind wahre Glücksbringer und die musikalische Perfektion begeistert alle Zuschauer. Leider sind Auftritte momentan rar gesät. Daher kommt die neue CD „Glücksbringer“ gerade recht, die das Quintett wenn schon nicht auf die Bühne, dann aber wenigstens in den heimischen CD-Player bringt. Eigentlich sollte das über Startnext im Crowdfunding finanzierte Album pünktlich zum Tourstart des neuen Programms erscheinen. Nun ist das Programm auf 2021 verschoben – die 13 fantastischen neuen Songs gibt es trotzdem.

Seit 22 Jahren schon mischt die Band aus Ansbach die deutsche A-cappella-Szene mächtig auf. Sie wurde von Mitgliedern des renommierten Windsbacher Knabenchors gegründet. Zwei davon (Bastian Hupfer und David Lugert) sind bis heute mit dabei, ein drittes Gründungsmitglied (Thomas Schimm) kümmert sich ums Management. Jörg Schwartzmanns und Heiko Benjes stießen im Lauf der Jahre hinzu – und seit kurzem ist Matthias Hofmann neu dabei. Wenn mich jemand fragt, was nun unter all den vielen A-cappella-Gruppen das Besondere an Viva Voce ist, dann sind es vor allem ihre Vielseitigkeit, die grandiosen Stimmen und die immer neuen Ideen.

Das Album heißt sehr passend „Glücksbringer“, denn Glück kann man nicht planen. Ob beim Autofahren, im Alltag, an Silvester oder bei der Klassenarbeit: nicht selten hofft man auf Unterstützung durch Schornsteinfeger, Marienkäfer, Kleeblätter, 1-Cent-Münzen oder sogar rote Unterwäsche. Aber zum Erfolg braucht es letztendlich das eigene Zutun. Auch das neue Studioalbum von Viva Voce – das erste nach vier Jahren – entstand ungeplant glücklich in einer eigentlichen Unglückszeit.

Anfang 2020 machten sich die fünf Herren unter anderem in Zusammenarbeit mit dem befreundeten Textdichter Tobias Reitz beim Songwriting für das neue Live-Programm auf die musikalische Suche nach dem Glück. Wenige Wochen später mussten sie jedoch schmerzlich erfahren, wie nah Glück und Unglück doch manchmal beieinander liegen. Überrumpelt – wie ziemlich jede*r von den Ausmaßen und Auswirkungen der Corona Pandemie – wurden auch für die Ansbacher Stimmakrobaten alle Liveauftritte abgesagt.

„Wenn Du nicht weißt, wie Dir geschieht, weil Du so gar nicht lustig bist dann kommt von irgendwo ein Lied, das ganz und gar akustisch ist“, so heißt es im Track „Der A-cappella-Song“. Man machte also aus der Not eine Tugend und widmete sich dem Schreiben eines neuen Studioalbums. Und die große Fangemeinde trug ihren Teil dazu bei. Über eine Crowdfunding-Plattform hatten die treuen Fans der Band in der Lockdown-Phase die Möglichkeit, im Vorfeld die Produktion zu unterstützen, wodurch das Album vorfinanziert und so überhaupt möglich gemacht werden konnte.

Bei so viel positiver Energie während der schwierigen Entstehungszeit des Albums, wundert es nicht, dass es das bisher tiefsinnigste und doch heiterste Album in der 20-jährigen Bühnenkarriere von Viva Voce geworden ist. Allein die musikalische Suche nach dem Glück im Großen, Kleinen und auch in uns selbst verspricht schon Glücksgefühle. Die dreizehn Songs erwärmen dazu jeden trüben Gedanken und bringen Momente zum Leuchten.

„Der A-cappella-Song“ beispielsweise bringt als erster Vorbote bereits Zuversicht und so manches Lächeln zu den Menschen. Mit dem nötigen Augenzwinkern verdeutlichen Viva Voce, dass Musik in jeder Lebenslage helfen kann – vor allem wenn sie in so gekonnter A Cappella-Manier vorgetragen wird. Unterstützt wird der Song an der Gute Laune-Front von dem schmissigen „Catch me if you can“ und dem eingängigen Ohrwurm „Nimm es nicht so ernst“. Nachdenkliche Töne geben dem durchwegs positiven Album die nötige Bodenhaftung. „Wurzeln und Flügel“ erzählt vom sorgensüßen Glück des Elternseins, „Der Gedanke“ und „Zwischen uns der Himmel“ loten die Weite und Nähe zwischenmenschlicher Beziehungen aus.

Ein urkomischer, liebevoller Seitenhieb auf die boomende Seemannspop-Fangemeinde ist „Die Ratten verlassen das singende Schiff“, während „Namaste, Anand!“ einen Ausflug in die fernöstliche Glücksphilosophie macht. Sehr gelungen auch die Liebeserklärung ans gemeinsame Älterwerden: „Bis dass man Brot uns schneidet“.

„Glücksbringer“ erfüllt seine Mission – mit lustigen, authentischen und bisweilen nachdenklichen Texten. Die Arrangements sind sehr stimmig und man sieht die fünf quasi vor sich, beim Verbreiten von guter Laune und 5stimmigem Wohlklang.

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