Die Ausgabe um „AC/DC“ ist bereits der sechste Band einer wundervollen Reihe, in der zwei Kinder die Lieblingsmusik ihrer Eltern entdecken. Ella & Ben heißen die beiden – und sie haben uns in den letzten Jahren schon von ABBA, Queen, den Beatles, den Stones und Kraftwerk erzählt.
Autor der Geschichten ist William Wahl, vielen auch bekannt als Musikkabarettist und als Haupt-Songwriter der A-cappella-Band BASTA. Er bringt hier seinen ganzen Sachverstand ein, um die Geschichte besagter Bands kindgerecht zu erzählen. Aus eigener beruflicher Erfahrung weiß ich, dass das auch bei beeinträchtigten Menschen funktioniert, da die Bücher sehr schön visuell aufbereitet sind. Zwar wechselt der Illustrator bereits zum zweiten Mal, doch auch Markus Rockstroh macht wie seine beiden Vorgänger*innen einen sehr guten Job. Kein Wunder, wenn man seinen passenden Nachnamen im Auge hat.
Die Story startet mit einer Alltagssituation: Die Kids wollen nicht ins Bett. Der pädagogisch gewiefte Vater erlaubt jedem noch ein Lied als Betthupferl und spielt ihnen „Let There Be Rock“ vor. „Warum schreien die so?“, fragt Ben – und schon sind wir mitten in der Geschichte der „berühmtesten Rockband der Welt“, wie William den Vater sagen lässt. Von Australien geht es in die wilden Clubs der Welt. Es wird erklärt, wie ein Riff funktioniert, warum Angus während eines Konzerts auf dem Boden rumzappelt, wie „Highway to Hell“ entstanden ist und warum Brian eine Schiebermütze trägt.
Die Geschichte hat ordentlich Drive, inklusive Donnerwetter und Höllenglocken. Das macht absolut Spaß und verleitet mich dazu, direkt mal die Playlist mit Ben und Ellas Lieblingsliedern auszutesten. Passt!
William Wahl ist nicht nur Sänger und Gründungsmitglied der A-Cappella-Formation Basta, sondern auch ein talentierter Pianist und Songwriter und immer wieder auch allein am Klavier unterwegs. Nach „Wahlgesänge“ erscheint mit „Nachts sind alle Tasten grau“ nun sein zweites Soloprogramm auf CD.
Direkt mit dem Opener „Ich lebe den Traum“ entführt uns der Musiker in eine Welt, die backstage manchmal ziemlich trist aussieht, aber dennoch einfach sein Leben ist. Und wie in den letzten Zeilen dieses Liedes, so wird auch auf dem restlichen Album deutlich, dass William liebt, was er tut. Der ganz besondere Humor, den Fans bereits aus seinen zahlreichen Texten für Basta kennen, wird hier in vielen Titeln perfektioniert und auf die Spitze getrieben. Welcher andere deutsche Künstler käme wohl auf die Idee, einen Song „Hitlers Geburtstag“ zu nennen und darin die Belastung zu thematisieren, der alle Menschen ausgesetzt sind, die am selben Tag Geburtstag haben? Das Gendersternchen in „Innenarchitekt*innen“ und seine korrekte Aussprache liegen da als Thema schon näher, sind aber auch wieder außergewöhnlich umgesetzt.
Ob William nun von der Kölner „Gamescom“, vom urdeutschen „Marsch“ oder von dem No-Go „Weisser SUV“ singt – er findet immer die richtigen zwerchfellreizenden Worte und ist meist auch noch für eine überraschende Wendung gut. Bei einigen Liedern, ganz besonders bei „Plusquamperfekt“ fühlt man sich ein wenig an Bodo Wartke erinnert, der ebenso meisterhaft mit Sprache und dem Piano umgehen kann.
Und ebenso wie dieser beherrscht Willam genauso auch die leisen Töne und kann wunderbar berührende Geschichten erzählen. „Das Schiff“ ist so eine Geschichte, die Kindheitserinnerungen an fantasievolle Spiele weckt, die manchmal sogar an nachfolgende Generationen weitergegeben werden. Mit dem Titelsong „Nacht sind alle Tasten grau“ lässt uns der Sänger dann sogar an einem ganz intimen schlaflosen Moment teilhaben, in dem er sich verloren und geborgen zugleich fühlt.
Die Lieder stammen allesamt aus Williams Feder, einige hat er aber mit Oliver Gies zusammen komponiert. So findet sich auf diesem Album beispielsweise die Pianoversion von „Algorhythmus“, das a-cappella bereits von Maybebob veröffentlicht wurde. Und wir begegnen einer weiteren alten Bekannten: „Die zweite Geige“, Williams wunderbare Ballade über eine tragische Beinahe-Beziehung, ist hier erstmals als Solo-Version zu hören.
William Wahl vereint in seinem Programm absurden Humor mit Tiefgang und Selbstironie mit musikalischem Anspruch. Das hört sich vielleicht unmöglich an, funktioniert bei ihm aber mit einer lausbübischen Leichtigkeit und führt dazu, dass man ihn und seine Lieder einfach lieben muss!
Ich habe an dieser Stelle schon öfter darüber geschrieben, warum BASTA in der deutschen A-cappella-Szene für mich an erster Stelle stehen: Es sind die unglaublich einfallsreichen Texte von Songwriter William Wahl. Man traut ihm zu, aus jedem Thema einen mitreißenden Song zu machen – mal witzig und ironisch, dann wieder voll ehrlicher Melancholie.
Das zwanzigjährige Bühnenjubiläum der Band aus Köln ist Grund genug für eine Best-of-Compilation. Und das Repertoire, aus dem sie dafür schöpfen können, umfasst immerhin neun vollgepackte Studioalben. Wer die Jungs einmal live erlebt, wird ganz sicher dem Charme ihrer Darbietung erliegen und sie in die persönliche Favoritenliste aufnehmen. Zu den Livequalitäten kommen aber auch die Studioalben, die zum größten Teil selbst verfasstes und arrangiertes Liedgut enthalten und immer aufs Neue die komödiantischen Qualitäten des Quintetts betonen. Kein anderes deutsches Vokalensemble ist so frech und spritzig wie diese fünf Burschen
William Wahl überrascht als Songwriter stets mit seinem unendlichen Ideenschatz. Aber auch die anderen Bandmitglieder sind in der Songauswahl von „Eure liebsten Lieder“ vertreten. Werner Adelmann beispielsweise mit „Legalize a cappella“, das gegenwärtig aufgrund geltender Hygienebestimmungen eine ganz neue Bedeutung erhält. Oder Thomas Aydintan, der dem „Bratislava Lover“ nicht nur seine tiefe Stimme verleiht sondern ihn wie kein Anderer verkörpert. Außerdem sind häufig bekannte Künstler wie Oliver Gies und Bodo Wartke am Songwriting beteiligt.
Ich bin immer wieder beeindruckt von den klanglichen Ideen und der fantasievollen vokalen Umsetzung. Dabei sind in dieser Zusammenstellung viele meiner All-time-favourites zu finden, nämlich der unglaublich geniale Büro-Shanty “Cut, Copy & Paste”, das allen männlichen Musen gewidmete Lied “Jochens”, das missglückte Liebeslied „Du tropfst“ und der kulinarische Beziehungsratgeber „Lauch“.
Es gibt die ganze Themenvielfalt, die BASTA auszeichnet. “New York, Rio, Gütersloh” ist ein Gute-Laune-Titel, der das Leben im Tourbus persifliert. Ebenso wirkt „Guten Morgen“ als Motivation an trüben Tagen. Auch „Wer gehört zu mir“ darf nicht fehlen, bei dem René Overmann unnachahmlich genial seinen „Herbert Rosenberg“ gibt.
Ganz große Momente sind für mich immer Williams Liebeslieder, bei denen er im besten Fall auch selbst die Leadstimme singt. Dabei bewegt sich der Songwriter nie in den festgefahrenen Bahnen “normaler” Lovesongs, sondern beleuchtet die Thematik ganz neu. Ich nenne nur „Die zweite Geige“, bei dem er sich ausnahmsweise am Piano begleitet. In der hier vorliegenden Liveaufnahme aus der Philharmonie Köln gibt es gar orchestrale Klänge. Oder „Lara“, das ganz zu den Anfängen der Band führt.
Den ersten Track der Compilation liefert übrigens mit „Lebenslauf“ ein komplett neuer Song, in dem BASTA ihre Karriere eindrucksvoll zusammenfassen („Wussten noch nie, wohin die Reise geht / kleine Schritte auf ’nem langen Weg / und Jahre später fällt mal eben auf / hey, wir teilen uns den Lebenslauf“). Was bleibt zu sagen? BASTA sind die Speerspitze der Szene. Ihre Livekonzerte sind ein Feuerwerk der guten Laune – und jedes Album gehört in die private Sammlung aller Freunde vokaler Popmusik. Auch und vor allem diese Best-of-Zusammenstellung, die Fans guten Gesangs über die coronabedingte Konzertpause hinweg trösten kann.
Neben dem Doppel-Album mit den 40 Lieblingsliedern der Fans und der brandneuen Single gibt es auch eine limitierte 3CD-Box mit unveröffentlichten Archiv-, Live-Aufnahmen und Remixes. Die Box enthält dazu ein Poster, auf dessen Rückseite sich Erläuterungen und Anekdoten zu den Songs der Deluxe-Bonus-CD finden und 5 Postkarten der aktuellen Band-Mitglieder.
Wer Viva Voce einmal live erlebt hat, wird die Show nicht mehr vergessen, denn das ist ihre große Stärke. Sie nehmen die Bühne ein: mit parodistischen Elementen, immer in Bewegung, frisch und unverbraucht. Ja, sie sind wahre Glücksbringer und die musikalische Perfektion begeistert alle Zuschauer. Leider sind Auftritte momentan rar gesät. Daher kommt die neue CD „Glücksbringer“ gerade recht, die das Quintett wenn schon nicht auf die Bühne, dann aber wenigstens in den heimischen CD-Player bringt. Eigentlich sollte das über Startnext im Crowdfunding finanzierte Album pünktlich zum Tourstart des neuen Programms erscheinen. Nun ist das Programm auf 2021 verschoben – die 13 fantastischen neuen Songs gibt es trotzdem.
Seit 22 Jahren schon mischt die Band aus Ansbach die deutsche A-cappella-Szene mächtig auf. Sie wurde von Mitgliedern des renommierten Windsbacher Knabenchors gegründet. Zwei davon (Bastian Hupfer und David Lugert) sind bis heute mit dabei, ein drittes Gründungsmitglied (Thomas Schimm) kümmert sich ums Management. Jörg Schwartzmanns und Heiko Benjes stießen im Lauf der Jahre hinzu – und seit kurzem ist Matthias Hofmann neu dabei. Wenn mich jemand fragt, was nun unter all den vielen A-cappella-Gruppen das Besondere an Viva Voce ist, dann sind es vor allem ihre Vielseitigkeit, die grandiosen Stimmen und die immer neuen Ideen.
Das Album heißt sehr passend „Glücksbringer“, denn Glück kann man nicht planen. Ob beim Autofahren, im Alltag, an Silvester oder bei der Klassenarbeit: nicht selten hofft man auf Unterstützung durch Schornsteinfeger, Marienkäfer, Kleeblätter, 1-Cent-Münzen oder sogar rote Unterwäsche. Aber zum Erfolg braucht es letztendlich das eigene Zutun. Auch das neue Studioalbum von Viva Voce – das erste nach vier Jahren – entstand ungeplant glücklich in einer eigentlichen Unglückszeit.
Anfang 2020 machten sich die fünf Herren unter anderem in Zusammenarbeit mit dem befreundeten Textdichter Tobias Reitz beim Songwriting für das neue Live-Programm auf die musikalische Suche nach dem Glück. Wenige Wochen später mussten sie jedoch schmerzlich erfahren, wie nah Glück und Unglück doch manchmal beieinander liegen. Überrumpelt – wie ziemlich jede*r von den Ausmaßen und Auswirkungen der Corona Pandemie – wurden auch für die Ansbacher Stimmakrobaten alle Liveauftritte abgesagt.
„Wenn Du nicht weißt, wie Dir geschieht, weil Du so gar nicht lustig bist dann kommt von irgendwo ein Lied, das ganz und gar akustisch ist“, so heißt es im Track „Der A-cappella-Song“. Man machte also aus der Not eine Tugend und widmete sich dem Schreiben eines neuen Studioalbums. Und die große Fangemeinde trug ihren Teil dazu bei. Über eine Crowdfunding-Plattform hatten die treuen Fans der Band in der Lockdown-Phase die Möglichkeit, im Vorfeld die Produktion zu unterstützen, wodurch das Album vorfinanziert und so überhaupt möglich gemacht werden konnte.
Bei so viel positiver Energie während der schwierigen Entstehungszeit des Albums, wundert es nicht, dass es das bisher tiefsinnigste und doch heiterste Album in der 20-jährigen Bühnenkarriere von Viva Voce geworden ist. Allein die musikalische Suche nach dem Glück im Großen, Kleinen und auch in uns selbst verspricht schon Glücksgefühle. Die dreizehn Songs erwärmen dazu jeden trüben Gedanken und bringen Momente zum Leuchten.
„Der A-cappella-Song“ beispielsweise bringt als erster Vorbote bereits Zuversicht und so manches Lächeln zu den Menschen. Mit dem nötigen Augenzwinkern verdeutlichen Viva Voce, dass Musik in jeder Lebenslage helfen kann – vor allem wenn sie in so gekonnter A Cappella-Manier vorgetragen wird. Unterstützt wird der Song an der Gute Laune-Front von dem schmissigen „Catch me if you can“ und dem eingängigen Ohrwurm „Nimm es nicht so ernst“. Nachdenkliche Töne geben dem durchwegs positiven Album die nötige Bodenhaftung. „Wurzeln und Flügel“ erzählt vom sorgensüßen Glück des Elternseins, „Der Gedanke“ und „Zwischen uns der Himmel“ loten die Weite und Nähe zwischenmenschlicher Beziehungen aus.
Ein urkomischer, liebevoller Seitenhieb auf die boomende Seemannspop-Fangemeinde ist „Die Ratten verlassen das singende Schiff“, während „Namaste, Anand!“ einen Ausflug in die fernöstliche Glücksphilosophie macht. Sehr gelungen auch die Liebeserklärung ans gemeinsame Älterwerden: „Bis dass man Brot uns schneidet“.
„Glücksbringer“ erfüllt seine Mission – mit lustigen, authentischen und bisweilen nachdenklichen Texten. Die Arrangements sind sehr stimmig und man sieht die fünf quasi vor sich, beim Verbreiten von guter Laune und 5stimmigem Wohlklang.
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William Wahl war von Beginn an die treibende musikalische Kraft innerhalb der bekannten A-cappella-Gruppe BASTA aus Köln. Es sind vor allem seine Ideen und die skurrile Umsetzung von Alltagsthemen, die jedes Album des Quintetts zum Genuss machen. BASTA stehen zurecht im Genre Gesang & Comedy ganz weit vorne.
Allein mit stimmlicher Kraft – will heißen: ohne Instrumente – ist William bereits seit seiner Schulzeit unterwegs. Darüber hinaus glänzt er aber auch als Klavierkabarettist. Die Show heißt passenderweise „Wahlgesänge“ und erscheint jetzt erstmals live auf CD.
Den Anfang macht ein echter Show-Starter, mit dem William das ewige Musical-Einerlei gekonnt auf die Schippe nimmt. Mit „In flagranti“ besingt er eine Stadt, von der jeder schon mal gehört hat. Damit sind die Eckpfeiler gesetzt: Wortwitz und musikalische Klasse.
Das Liveprogramm bietet sehr gekonnte Ansagen zu den Stücken. Das sind Fans von BASTA schon lange gewohnt – und William kann die Leichtfüßigkeit und sein sarkastisches Herz auch locker aufs Soloprogramm übertragen. So erklärt er flüssig den Unterschied zwischen Songwriter, Liedermacher und Chansonnier, bevor er mit „Pfad der Misere“ ein echtes Highlight raushaut und die Inflation an Junggesellinnenabschieden auf die Schippe nimmt.
Doch es geht auch melancholisch und durchaus ernst: William macht sich Gedanken über Tod und Sterben. Dazu passend intoniert er die Ballade „Runter zum Fluss“. „Timbuktu“ und „Meine liebsten Lieder“ zeigen ihn als virtuosen atmosphärischen Liedermacher.
Mit „Zirkus“ wird es düster-schaurig. Das sollte man kleine Kinder nicht unbedingt hören lassen, wenn der nächste Besuch im Zirkus nicht zur Horrorshow werden soll. Witzig hingegen klingt die Vertonung der „neuen Abenteuer von Tarzan“, in der auch Mogli, Cheeta und das Dschungelcamp entscheidende Rollen spielen. Und man kann etwas lernen, z.B. Grundwissen über die Tongeschlechter Dur und Moll, das William hier mit virtuosen Klangbeispielen vermittelt.
Der Humor zwischen Feinsinn und Standpauke kommt hervorragend rüber. Auch BASTA-Fans werden manche Lieder in neuem Arrangement wiedererkennen. Ich durfte kürzlich ein Konzert in kleinem Rahmen in Herne erleben. Kleinkunst eben. Doch William Wahl beherrscht genauso die größeren Comedy-Bühnen. Dieser Mitschnitt aus dem Kölner Senftöpfchen zeigt jedenfalls, dass er sein Publikum auf eine wundervolle Reise mitnimmt, die auch im CD-Format bestens funktioniert. Meine absolute Empfehlung!
Gibt es in der A-cappella-Szene eine Ära vor und nach dem Ende der Wise Guys? Eher nicht. Auch wenn die Kölner um Dän Dickopf seit der Jahrtausendwende als Aushängeschild im Vokalpop galten, lag dies doch vor allem daran, dass sie mit einer geschickten Marketingstrategie und sich doch oft sehr ähnlich anhörenden Ohrwürmern aus Däns Feder eine große Fangemeinde um sich scharten, die zum Teil von Konzert zu Konzert reiste.
Dabei gab es auch damals schon Mitbewerber gleichen Kalibers: Die Urgesteine 6-Zylinder (auch heute noch ganz weit vorne in der Live- und Studioperformance), Maybebop um den nimmermüden Dauer-Arrangeur Oliver Gies und Viva Voce, die bis heute frischen Wind in die Szene bringen und vermutlich die besten Stimmen des Genres in ihrer Band vereinen.
Und da sind dann noch BASTA, die dieser Tage ihr neuntes Album auf den Markt bringen. Trotz einiger Besetzungswechsel gibt es seit jeher im Abstand von 2-3 Jahren ein neues Album und ein neues Programm. Und es ist vor allem der unendlich scheinende Ideenreichtum von Hauptsongwriter William Wahl, der jeden dieser Releases zu etwas ganz Besonderem macht.
Zu meiner Schande habe ich es vor zwei Jahren versäumt, das Album „Freizeichen“ zu reviewen. Dabei sind da zwei meiner All-time-favourites zu finden, nämlich der unglaublich geniale Büro-Shanty „Cut, Copy & Paste“ sowie das allen männlichen Musen gewidmete Lied „Jochens“. Wer einmal vom BASTA-Virus infiziert ist, wird dieses Album nicht so schnell aus dem Player nehmen.
Und dann gibt es jetzt – fast exakt zwei Jahre später – schon den nächsten Longplayer „In Farbe“. Wie immer mit einem bunten Allerlei aus musikalischen und chorischen Stilrichtungen. Und mit der üblichen Themenvielfalt, die BASTA auszeichnet. „New York, Rio, Gütersloh“ ist ein Gute-Laune-Titel, der das Leben im Tourbus persifliert. „Zu spät“ erzählt nicht nur die Geschichte von verpassten Gelegenheiten – es stellt das Zuspätkommen auch hervorragend im vokalen Zusammenspiel dar.
„Kranke Männer“ ist der perfekte Rocksong im AC/DC-Stil, nur echt mit per Mund und Mikro eingespielten E-Gitarren-Riffs. Sehr geil. Nach dem Klassiker „Legalize Acappella“ gibt es endlich wieder einen Reggae, der diesmal das wundersame Leben der Senioren beleuchtet: „Reggaeton im Altersheim“. Die Wirrungen der neuen Medienwelt werden in „Ich komm nicht mehr mit“ besungen und „Bitte nicht ihr“ erzählt entsetzt vom perfekten Paar, das sich aus heiterem Himmel scheiden lässt.
Definitiv sind keine Lückenfüller dabei. Jeder Song klingt stark und ist hervorragend durcharrangiert. Egal ob „Schlager“, das die geheime Lieblingsmusik des Berufsschlägers offenlegt, oder „Roboterkätzchen“ mit seinen futuristischen Klängen. Zum Runterkommen gibt es ganz zum Schluss das melancholische „Lass es schneien“, das Kenner der Band schon auf William Wahls Soloalbum hören durften.
Was bleibt zu sagen? BASTA sind die Speerspitze der Szene. Ihre Livekonzerte sind ein Feuerwerk der guten Laune – und jedes Album gehört in die private Sammlung aller Freunde vokaler Popmusik. Auch und vor allem das neue Werk „In Farbe“, das es nun auch live on Tour zu hören gibt.
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Mit Profibands wie Viva Voce, 6-Zylinder, Vocaldente und den Prinzen gastierten in der Vergangenheit einige der wichtigsten Vertreter des Genres teils schon mehrfach auf den A-cappella-Abenden in der Hochwaldgemeinde Reinsfeld. Beim dreizehnten Konzert dieser Art am 24. Oktober 2015 stand als Topact zum zweiten Mal die A-cappella-Band BASTA aus Köln im Rampenlicht. Die fünf jungen Männer sorgten beim letzten Mal für so viel Begeisterung und gute Laune, dass sie auf Wunsch vieler Konzertbesucher erneut verpflichtet wurden. Kein anderes deutsches Vokalensemble ist so frech und spritzig wie diese fünf Burschen. In Reinsfeld brachten sie ihr aktuelles Album „Domino“ auf die Bühne. Und wieder hat es die Zuschauer von den Sitzen gerissen.
Den ersten Teil des ausverkauften Konzerts bestritt die Hochwälder Formation CHORSCHATTEN. Das Ensemble aus Reinsfeld spannte dabei den Bogen vom Alpen-Rock („Rock Mi“) über Songs verschiedener A-cappella-Gruppen, vokalisch arrangierte aktuelle Songs bis hin zum Klassiker „Bohemian Rhapsody“ von Queen. Gerade dieser schwierige Titel sorgte für begeisterten Applaus im Publikum und man konnte förmlich hören, wie den Protagonisten ein Felsblock vom Herzen fiel.
Frenetischer Applaus und Zugabe-Rufe von 430 begeisterten Zuhörern für die Amateure waren der Beweis, dass die Musik beim Publikum angekommen war. Die Profis von BASTA ließen sich bei der Programmgestaltung zudem auf einen Schelmenstreich ein: Sie begannen das Konzert mit ihrem aktuellen Song „Wir sind nur die Vorband“ und überließen dann die Bühne dem CHORSCHATTEN. Zum Abschluss präsentierten beide Formationen gemeinsam den Song „Feuerzeug“ als Zugabe. Das Konzert klang aus mit einem Afterglow, bei dem beide Gruppen noch einige Songs aus ihrem Repertoire unplugged im Foyer der Kulturhalle für die vielen verbliebenen Fans zum Besten gaben.
Endlich mal wieder ein BASTA-Konzert in erreichbarer Nähe: am 28. November im Haus des Bürgers Ramstein-Miesenbach. Die A-cappella-Truppe hat eine längere Pause hinter sich, die unter anderem durch den Ausstieg des bisherigen Basses Andreas bedingt war. Ein Ersatz wurde inzwischen gefunden: Arndt Schmöle ist jetzt für die tiefen Töne zuständig. Bisher war er bei der Hannoveraner Gruppe Modell Andante und dem deutschlandweit bekannten Ensemble Vocaldente tätig. Mit seinen weiteren Jobs als Theaterschauspieler, Moderator, Hörspiel- und Synchronsprecher dürfte er jetzt sogar das prominenteste Mitglied des Quintetts sein.
Das Programm im Herbst 2013 trägt den Titel „Wiedersehen macht Freude“ und gibt das Motto vor. Zum einen natürlich, dass BASTA nach längerer Zeit wieder auf der Bühne stehen, zum anderen bekommen wir vor allem Klassiker zu hören, die sich über die Jahre eine große Fangemeinde erspielt haben. Wer also vor zwei Jahren auf der „Mach blau“-Tour war, auf der das damals aktuelle Album fast komplett vorgestellt wurde, bekommt jetzt ein deutlich anderes Konzert, bei dem es nur „Appdepp“ vom letzten Werk auf die Setlist geschafft hat.
Den Anfang machte logischerweise der Song „Wiedersehen macht Freude“. BASTA zeigten sich von ihrer besten Seite und stellten den neuen Bass gekonnt vor. Direkt danach der Klassiker „Schön, dass du gekommen bist“ und das Lied für alle Smartphone-Besitzer mit Namen „Appdepp“. Dann endlich ein neues Stück. Vermutlich heißt es „Der Mann, der keine Beatbox konnte“ und zeigte Thomas als etwas hilflosen Geräuschemacher. Es war das erste von vier neuen Stücken. Vor der Pause gab es noch den uralten Coversong „Spliss“ (auf die Melodie von Prince‘ „Kiss“), bei dem sich William in gekonnten Tenortönen hinsichtlich seiner Haarpracht ausließ. Und kurz vor der Pause durften wir in einem kleinen Schlager-Medley Peter Maffay mit einer sehr gereiften Liebespartnerin erleben: „Und es war Omma“. Köstlich – und danach hatten sich alle eine Verschnaufpause verdient.
Die zweite Hälfte führte das Best-of-Programm mit „Legalize Acappella“ fort. Besonders spannend fand ich Thomas‘ Auftritt mit „Blutwurst“ im Rammstein-Stil, da das Konzert schließlich in dem Ort stattfand, nach dem sich die harte NDH-Band ursprünglich benannt hatte. Es folgte der erste Weihnachtssong des Abends. Zur Melodie von „Jingle Bells“ wurde der unappetitliche Xmas-Klassiker „Schinkenpelz“ dargeboten. Textlich sind das Ideen, auf die vermutlich nur ein Lyriker wie William kommen kann. Danach durfte der neue Bass Arndt richtig ran. Er brachte den neuen Titel „Domino“ als gregorianischen Choral. Eine hammermäßige Stimme, kann ich nur sagen. Und im darauf folgenden „Feuerzeug“ konnten alle fünf nochmal beweisen, wie ihre stimmlichen Qualitäten bei den leiseren Tönen sind. Zum Abschluss durfte Thomas seine Klasse als „Bratislava Lover“ zeigen und schließlich gab es mit „Bindungsangst“ und groß angelegtem Chor im Publikum einen weiteren Klassiker aus BASTAs Anfangstagen.
Im Zugabenblock konnten wir „Es ist nur a cappella“ genießen. Ein schön arrangierter Vorstellungssong, der die Freuden und Leiden der Musik ohne Instrumente beschrieb. Es folgte mit „Esso ess“ ein weiterer beliebter Coversong (auf die Melodie von Abbas „SOS“) und zum krönenden Abschluss hatte René seine Sternstunde als schüchterner Bürohengst mit „Wild Thing“. BASTA haben mich mal wieder davon überzeugt, dass sie mit Recht zur Speerspitze des deutschen A-cappella-Gesangs gehören. Wenn sie auch nicht die erfolgreichsten oder die klangreinsten Vertreter des Genres sind, so sind sie auf jeden Fall die originellsten. Da blieb kein Auge trocken und sie zogen das Publikum nach und nach komplett auf ihre Seite. Wildfremde Menschen hielten sich zu „Bindungsangst“ die Hände und folgten Williams Predigt. Ein genialer Moment.
Wer nach dem Konzert noch etwas ausharrte, konnte am CD-Stand Autogramme aller Sänger ergattern und sich an einem weiteren Weihnachtssong erfreuen. Es gab den Abba-Oldie „Super Trouper“ mit neuem festlichem Text „Super Puter“ – jetzt ganz ohne technische Hilfsmittel, einfach frei heraus in die inzwischen geschrumpfte Zuschauermenge gesungen. BASTA bewiesen mal wieder Fannähe, unterhielten sich lange mit den Anwesenden und verkauften fleißig CDs, Songbooks und Williams Buch „Ernst beiseite!“, einen kultigen Namensratgeber.
Setlist – BASTA, 28.11.2013
Wiedersehen macht Freude
Schön dass du gekommen bist
Appdepp
Der Mann der keine Beatbox konnte
Wir wollten doch nur Freunde sein
Du tropfst
Choko Latte Chai
Spliss
Party total
Und es war Omma
—
Legalize Acappella
Parisbar
Blutwurst
Schinkenpelz
Domino
Feuerzeug
Bratislava Lover
Bindungsangst
—
Es ist nur a cappella
Esso ess
—
Wild thing
—
Super Puter