William Wahl ist nicht nur Sänger und Gründungsmitglied der A-Cappella-Formation Basta, sondern auch ein talentierter Pianist und Songwriter und immer wieder auch allein am Klavier unterwegs. Nach „Wahlgesänge“ erscheint mit „Nachts sind alle Tasten grau“ nun sein zweites Soloprogramm auf CD.
Direkt mit dem Opener „Ich lebe den Traum“ entführt uns der Musiker in eine Welt, die backstage manchmal ziemlich trist aussieht, aber dennoch einfach sein Leben ist. Und wie in den letzten Zeilen dieses Liedes, so wird auch auf dem restlichen Album deutlich, dass William liebt, was er tut. Der ganz besondere Humor, den Fans bereits aus seinen zahlreichen Texten für Basta kennen, wird hier in vielen Titeln perfektioniert und auf die Spitze getrieben. Welcher andere deutsche Künstler käme wohl auf die Idee, einen Song „Hitlers Geburtstag“ zu nennen und darin die Belastung zu thematisieren, der alle Menschen ausgesetzt sind, die am selben Tag Geburtstag haben? Das Gendersternchen in „Innenarchitekt*innen“ und seine korrekte Aussprache liegen da als Thema schon näher, sind aber auch wieder außergewöhnlich umgesetzt.
Ob William nun von der Kölner „Gamescom“, vom urdeutschen „Marsch“ oder von dem No-Go „Weisser SUV“ singt – er findet immer die richtigen zwerchfellreizenden Worte und ist meist auch noch für eine überraschende Wendung gut. Bei einigen Liedern, ganz besonders bei „Plusquamperfekt“ fühlt man sich ein wenig an Bodo Wartke erinnert, der ebenso meisterhaft mit Sprache und dem Piano umgehen kann.
Und ebenso wie dieser beherrscht Willam genauso auch die leisen Töne und kann wunderbar berührende Geschichten erzählen. „Das Schiff“ ist so eine Geschichte, die Kindheitserinnerungen an fantasievolle Spiele weckt, die manchmal sogar an nachfolgende Generationen weitergegeben werden. Mit dem Titelsong „Nacht sind alle Tasten grau“ lässt uns der Sänger dann sogar an einem ganz intimen schlaflosen Moment teilhaben, in dem er sich verloren und geborgen zugleich fühlt.
Die Lieder stammen allesamt aus Williams Feder, einige hat er aber mit Oliver Gies zusammen komponiert. So findet sich auf diesem Album beispielsweise die Pianoversion von „Algorhythmus“, das a-cappella bereits von Maybebob veröffentlicht wurde. Und wir begegnen einer weiteren alten Bekannten: „Die zweite Geige“, Williams wunderbare Ballade über eine tragische Beinahe-Beziehung, ist hier erstmals als Solo-Version zu hören.
William Wahl vereint in seinem Programm absurden Humor mit Tiefgang und Selbstironie mit musikalischem Anspruch. Das hört sich vielleicht unmöglich an, funktioniert bei ihm aber mit einer lausbübischen Leichtigkeit und führt dazu, dass man ihn und seine Lieder einfach lieben muss!