Von großen und kleinen Feuern
Beatenberg stammen aus Südafrika und sind seit einem Jahrzehnt vor allem in ihrer Heimat sehr erfolgreich. Das Trio um Sänger und Gitarrist Matthew Field hat sich nach „The Hanging Gardens of Beatenberg“ (2014) und „12 Views of Beatenberg“ (2018) ganze sechs Jahre Zeit gelassen, um nun mit „The Great Fire of Beatenberg“ erneut zu glänzen.
Die Musik ist poppig, elektronisch und experimentell. Matthew singt mit smarter Stimme und lässt die Keyboardsounds nicht überhand nehmen. Schon der Opener „Branches On A Tree“ glänzt mit harmonischen Spielereien und polyphonen Passagen. Das macht gute Laune und liefert den perfekten Einstieg in ein starkes, modernes Pop-Album.
„Eau de Toilette“ kommt rhythmisch und mit lateinamerikanischem Esprit um die Ecke. „Gold Mine“ mischt akustische Gitarrenklänge mit der elektronischen Produktion. Da stecken stets gute Ideen in den Arrangements. Zur Albummitte hin wird es ruhiger mit dem sphärischen „When I Fall Asleep“, das aber gleich durch „Chorus of May“ einen Weckruf erfährt. Hier weichen die Harmonien auch mal vertrackten Melodiestrukturen, die sich verjazzt geben und nicht sofort im Ohr festsetzen.
Die Texte sollte man sich durchaus genauer anhören. „Bath Towels“ beispielsweise nimmt Badetücher zum Anlass, um eine Beziehung unter die Lupe zu nehmen. Ähnlich funktioniert auch der Anti-Lovesong „Don’t Call Her Over To You“ mit süßlicher Stimme und bisweilen verstörendem Text. Matthews Vocals sind groß in den höchsten Lagen wie bei „I’ll Be There“, können aber auch ganz entspannt in „3 Arts“ bestehen.
Die letzten Tracks „Night Bus“ und „Green Bird“, die das Album nach 37 Minuten beenden, werden auch akustisch am Lagerfeuer bestehen. So zeigen Beatenberg viele Facetten einer großartigen Pop-Band. Nach pandemiebedingtem Durchhänger ist es mit „The Great Fire of Beatenberg gelungen, ihre explosive gegenseitige Chemie neu zu entfachen.