Als vor zwei Jahren das Album „Trip“ erschien, war es schon eine Überraschung. Die Pressemeldungen beschäftigten sich eher mit der Trennung vom alten Label, der neu zu wählenden Maskierung und der Verlegung seines Wohnsitzes nach Asien. Der Panda war nicht nur äußerlich irgendwie zum Außerirdischen mutiert. Dabei konnte man fast vergessen, dass Carlo Waibel trotz allem ein starker Songwriter mit sehr kreativem Output ist.
CRO hat sich in den mittlerweile 10 Jahren seiner Karriere als einer der erfolgreichsten Künstler Deutschlands fest etabliert und „11:11“ ist der fünfte Nummer-1-Longplayer in seiner Karriere. Es ist ein Album über die Liebe und was sie mit einem macht. Wie sie einem das Herz bis zum Hals schlagen und alles vergessen lässt. Wie sie einem taumeln und tanzen lässt. Wie sie einen alles vergessen und im gleichen Moment doch alles verstehen lässt. Die Songs kreisen um dieses schönste aller Gefühle und versuchen immer wieder, es auf den Punkt zu bringen, in Text und Töne zu transportieren.
Manche werden vielleicht die Leichtigkeit von „RAOP“ vermissen, doch die gab es schon bei „trip“ nicht mehr. Seit CRO die futuristische Maske trägt und zu Urban Records gewechselt ist, bringt auch seine Musik einen sehr urbanen Sound mit sich. Entspannt geht es mit Autotune und einem poppigen Groove auf die Reise.
Warum das Album nun „11:11“ heißt, erschließt sich sich höchstens designtechnisch. Könnte aber sein, dass CRO auf die letzten elf Jahre seit dem Erfolg von „Easy“ anspielt und zugleich optimistisch auf die nächsten elf Jahre blickt, denn auch das Album ist mit den kurzen Tracks „11:“ und „11“ genau in der Mitte geteilt. Zwischen Discosound und psychedelischen Auswüchsen gibt CRO einen Ausblick auf seine musikalische Zukunft. Mit knapp 33 Minuten Länge fällt dieser recht kurz aus, ist aber durchaus stimmig. Als Übergang in eine neue Phase ist das Album jedenfalls ganz okay.
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Nachdem man von CRO in den letzten Jahren vor allem neue Infos bekommen hat, mit welchen Masken er den altbekannten Panda ersetzen will, war ich nicht unbedingt in freudiger Erwartung, was das neue Album angeht. Wo treibt sich Carlo Waibel aus Mutlangen, der den Raop zur neuen Kunstform erhoben hat, eigentlich rum? Er hat sich wohl nach dem 2017er Erfolgsalbum „tru.“ vom Label Chimperator getrennt und seinen Wohnsitz nach Asien verlegt. Das alles wäre wenig spektakulär und eher Indiz für einen Künstler, der des Starrummels überdrüssig geworden ist und sich entspannt auf alten Lorbeeren ausruhen will – doch dann legt er mit „Trip“ ein fulminantes Doppelalbum vor, das zwei kreative Seiten von CRO vereint und ihn auf eine neue Ebene führt.
Das doppelte Cover zeigt auf einer Seite eine futuristische Maske, die nicht einmal die Augen des Künstlers erkennen lässt. Für mich symbolisiert das die In-sich-Gekehrtheit der ersten CD namens „Solo“. Elf Songs, zum Teil im bekannten CRO-Stil, aber mit erwachseneren Texten. Auf der anderen Seite gibt es eine bunte Maske – zusammengesetzt aus mystischen Gestalten mit einem dämonischen Augenpaar. Diese steht wohl eher für eine ganz neue, überaus weltmusikalische Seite mit musikalischen Experimenten.
Insgesamt sind es 22 Songs. Der „Solo“-Part bewegt sich noch ein Stück weit im Mainstream mit gefälligen Melodien aber ohne Plattitüden. Es gibt einige starke Rap-Parts, doch der HipHop ist einer deutlichen Ausrichtung zum Pop gewichen. Das war abzusehen – schon von CROs erstem Album „Raop“ an. Das Zusammenspiel aus Samples und Loops zwischen Disco, Funk und Soul plus Raps und Beats wirkt perfekt in Richtung einer neuen Zukunft. Da ist zum Beispiel „Smooth“, der perfekte Soundtrack für den magischen Moment, in dem es einen von jetzt auf gleich um einen geschehen ist und der Rest egal wird. Mit „Alles Dope“ zeigt CRO zudem eindrucksvoll, dass er die Kniffe mit den Loop-Beats seit „Easy“ nicht verlernt hat.
„Trip“ ist dann aber wirklich ein Trip in neue musikalische Gefilde. Mit viel Groove, großen Flächen, kreativen Momenten und spannenden Themen. Eingeleitet durch einen ätherisch-spirituellen Jam schafft CRO hier die Grundlage für eine Reise in die musikalische Vergangenheit und eine Neuinterpretation des Sounds von Woodstock, Psychedelic Rock und den Surf Punk der 70er. Die perfekte Untermalung für einen Song wie „Fall auf“, eine Meditation über die eigene Freiheit. Ein Lied, darüber, wie es sich anfühlt, wenn jeder die eigenen Fehler kilometerweit voraussieht.
Nahezu komplett alleine produziert, hat CRO den Corona-Lockdown genutzt, um Tracks aus einer fast zweijährigen Schaffensphase zu einem Gesamtwerk mit zwei durchaus kontroversen Seiten zu formen. In seiner Gesamtheit ist es eine beeindruckende Reise durch die unterschiedlichsten musikalischen Genres von Psych- und Surf-Rock bis hin zu House und Dance, avantgardistischem Pop und klassischem Rap.
„Die erste Seite des Albums ist eher frech und leicht, die zweite eher trippy, aber auch echt und ehrlich in den Texten – weil genau diese beiden Herzen auch in meiner Brust schlagen. Einerseits nerde ich mich in dieses Musikding hinein, suche stundenlang nach dem richtigen Gitarrensound und habe Bock auf ausgecheckte Songs. Aber genauso bin ich auch immer noch der Typ, der die nicen Melodien hat, die leicht ins Ohr gehen“, sagt CRO über die Dualität. Das einstige Enfant Terrible des Rap, das vielen zu seicht klang und die Szene in Verruf brachte, hat sich etabliert. Davon zeugen Features wie mit Capital Bra. Man meidet ihn nicht mehr – man sucht seine Nähe. Gut so!
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