Ein kraftvoller Neubeginn
Der Neustart von Linkin Park mit Emily Armstrong war DER musikalische Paukenschlag im Jahr 2024. Die Ankündigung einer Tour durch wenige Arenen zeitgleich mit einem neuen Album ließ die Musikwelt fast durchdrehen – auch weil viele Fans dies als einen Verrat an Chester Bennington verstanden wissen wollten. Doch wir müssen der Realität ins Auge sehen: Der beliebte Frontmann ist seit sieben Jahren tot. Sollten Linkin Park ihre Arbeit wirklich komplett einstellen? Man hat sich für einen anderen Weg entschieden.
Eigentlich ganz schlau, die Leadvocals auf eine weibliche Stimme zu übertragen. Dann kommt man gar nicht erst in Versuchung, sie mit ihrem Vorgänger zu vergleichen. Und Emily ist keineswegs eine Verlegenheitslösung. Ihre Vocals sind kraftvoll und durchdringend. Sie beherrscht aggressive Passagen wie Klargesang. Und sie macht einen fantastischen Job als Frontfrau, wie ich auf einem ihrer ersten Konzerte mit Linkin Park in Hamburg vor wenigen Wochen erleben durfte.
Die neuen Songs sind Linkin Park pur. „The Emptiness Machine“ und „Heavy Is the Crown“ bieten Nu Metal mit ein klein wenig Pop-Appeal. Das reicht locker, um Fans harter Rockmusik zufriedenzustellen und die Hitparaden zu stürmen. Immerhin sind es Ohrwürmer ohnegleichen, die sogar ins Formatradio passen. Zudem zeigte „Over Each Other“ als dritte Single, dass auch ruhige Titel zum Repertoire der neu formierten Band gehören.
Die verbliebenen Bandmitglieder Shinoda, Delson, Farrell und Hahn begannen in den letzten Jahren, sich wieder häufiger zu treffen. Ohne viel Aufhebens und ohne feste Agenda – es ging ihnen nicht darum, „die Band neu zu starten“ oder Ähnliches. Sondern um den gemeinsamen Wunsch, wieder mehr Zeit miteinander zu verbringen und die Kreativität und Kameradschaft wieder aufleben zu lassen, die seit den Collegejahren den Kern ihrer Freundschaft ausmachten.
Immer wieder luden sie bei ihren Treffen auch unterschiedliche Freund*innen und Weggefährt*innen ein, ihnen im Studio Gesellschaft zu leisten. Eine besondere Verbindung entwickelte sich zu Armstrong und Drummer Colin Brittain. Sie spürten eine natürliche Chemie zwischen sich, die sich immer mehr zu einer besonderen Magie entwickelte, je mehr Stunden sie gemeinsam im Studio verbrachten. Es war der Sound von Musikern, die Musik machen, so lange sie denken können – und nun die unbändige Energie eines Neuanfangs wiederentdeckten. Das war die Geburtsstunde von „From Zero“.
Jetzt also das komplette neue Album mit einer guten halben Stunde Länge. Hört sich kurz an, bietet aber ein intensives Erlebnis von der ersten bis zur letzten Minute. „Two Faced“ ist ein absoluter Burner, dessen Liveumsetzung grandios werden dürfte. „Cut The Bridge“ erinnert an „Bleed It Out“, was als absolutes Qualitätsmerkmal zu verstehen ist. Bei „Casualty“ geht Shinoda mit in die Screams. Das melodische „Stained“ und der Abschluss „Good Things“ sind Ohrwürmer vom Feinsten.
Mike bringt es auf den Punkt: „Je länger wir mit Emily und Colin zusammenarbeiteten, desto mehr genossen wir ihre außergewöhnlichen Talente, ihre Gesellschaft und die Dinge, die wir gemeinsam schufen. Mit dieser neuen Besetzung und der neuen Musik, die so voller Leben und Energie ist, spüren wir wirklich eine ganz neue Kraft. Wir verweben die klanglichen Markenzeichen, für die wir bekannt sind, und brechen gleichzeitig zu neuen Ufern auf“.
Als nächsten Streich planen Linkin Park das Tour-Ereignis 2025, das vermutlich einige Rekorde brechen wird. „Wieder auf Tour zu gehen, war unglaublich“, sagt Shinoda. „Die Unterstützung der Fans ist überwältigend und wir sind bereit, diese Energie noch weiter in die Welt zu tragen. FROM ZERO ist ein neues Kapitel für uns, und wir freuen uns darauf, es mit allen in einem größeren Rahmen zu teilen.“
Linkin Park – From Zero World Tour 2025 | Deutschland-Termine
- 16.06.2025, Hannover – Heinz-von-Heiden-Arena
- 18.06.2025, Berlin – Olympiastadion
- 01.07.2025, Düsseldorf – MERKUR Spiel Arena
- 08.07.2025, Frankfurt – Deutsche Bank Park