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Stone Temple Pilots "Perdida"

Unsere Wertung: 8 von 9 Punkten.

Die Stone Temple Pilots überzeugen auf „Perdida“ auch im Unplugged-Gewand

1993 absolvierten die Stone Temple Pilots ein legendäres MTV Unplugged-Konzert. Auch auf ihren Tourneen spielen sie hier und da kleine akustische Sets. Ein rein akustisches Album hat es in der Geschichte der Band bisher jedoch noch nicht gegeben. Eine Lücke, die jetzt mit „Perdida“ geschlossen wird. Das Album präsentiert zehn introspektive Songs, in denen sich Texte und Musik zu einem filigranen Ganzen verbinden. Für die Aufnahmen zu „Perdida“ (übrigens das spanische Wort für „Verlust“) traf sich das Quartett in den Bomb Shelter Studios von Schlagzeuger Eric Kretz und neben vielen Songideen hatten sie auch eine Reihe von Instrumenten im Gepäck, die man vorher nie auf einem Stone Temple Pilots-Album vermutet hätte.

Die beiden Vorab-Singles „Fare Thee Well“ und „Three Wishes“ bilden den ebenso entspannten wie hymnischen Einstieg. Es folgt das verträumte Titelstück, in dem Gitarre, Keyboard, Violine und Cello ein fast schon folkloristisches Stilgemenge ergeben. In „I Didn’t Know The Time“ kommt eine Flöte hinzu und sorgt für eine melancholische The Doors-Gedächtnisstimmung. Und die Stone Temple Pilots halten noch weitere spannende Instrumentierungen bereit. So etwa ein Alt-Saxofon in „Years“ oder eine indianische Basspfeife und ein Marxophon in „She’s My Queen“, mit denen sie zum ersten Mal die angezogene Akustik-Handbremse lockern und so etwas ähnliches wie Southern Rock verbreiten. Falls ihr euch fragen solltet was ein Marxophon ist: Eine geschlagene Dulcimer, ähnlich wie eine Zither, aus den 1920er Jahren. Alles klar?

Violine und Guitarrón lassen „Miles Away“ beinahe zu einem Chanson werden, während das darauffolgende „You Found Yourself While Losing Your Heart“ ganz viel Raum für ausgiebige Akustikgitarrensoli bietet. Bleiben noch das knapp zweiminütige rein instrumentale Zwischenspiel „I Once Sat At Your Table“ und die abermals entspannte Midtempo-Nummer „Sunburst“ als krönender Abschluss, mit der sich quasi der Kreis schließt und die ganz am Ende noch ein überraschendes Streicher-Crescendo bereithält. Sänger Jeff Gutt bringt das so auf den Punkt: „Es ist ein melancholisches Album, aber es schließt mit einer hoffnungsvollen Note.“

Recht hat der Mann. „Perdida“ ist ein Album voller Emotionen. Die Stone Temple Pilots schaffen es dabei die Gefühlsklaviatur so akzentuiert und dezent zu bedienen, dass sie zu keiner Sekunde der Gefahr ausgesetzt sind ins Kitschige abzurutschen. Man merkt jedem Song an wieviel Herzblut die Band in dieses Projekt gesteckt hat. Das Ergebnis ist ein zwar ungewöhnliches dafür aber trotz kleinerer Längen umso schöneres musikalisches Abenteuer. Im Februar gehen die Stone Temple Pilots mit dem „Perdida“-Repertoire auf Nordamerika-Tour. Dabei sollen auch Songs aus ihren früheren Alben in einem neuen Unplugged-Gewand präsentiert werden. Bleibt zu hoffen, dass sie danach den Weg nach Europa finden. Das könnte ähnlich legendär werden wie 1993.

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