Mondfahrt
Coldplay haben sich leider schon lange von der innovativen Herangehensweise verabschiedet, die so geniale Alben wie „A Rush of Blood to the Head“ und „Viva la Vida or Death and All His Friends“ hervor gebracht hat. Spätestens seit „Music of the Spheres“ versinkt jeder Song im poppigen Einheitsbrei. Da ist „Moon Music“ keine Ausnahme, wenn es auch durchaus spannende Momente gibt.
„Moon Music“ hält nämlich das, was „Music of the Spheres“ im Titel verspricht: Es gibt sphärische Klänge, die das Albumkonzept zusammenhalten. Diese Idee haben Coldplay konsequent auf ihren Livekonzerten vergangenen Sommer verfolgt, als es instrumentale Zwischenspiele mit großen Keyboardflächen gab.
In knapp 44 Minuten Länge mit zehn Tracks bekommen wir vor allem radiotauglichen Mainstream-Pop. Da ist beispielsweise der aktuelle Hit „feelslikeimfallinginlove“, der sich in allerlei Playlists geschlichen hat. Genau das, was Fans heutzutage von Coldplay erwarten – aber keine Überraschung.
Der Opener und Titelsong strotzt vor Melancholie und klingt wie ein SF-Soundtrack. Das rhythmische „We Pray“ glänzt mit chorischen Passagen. Ebenso „Jupiter“, das aber eine überraschend akustische Ausrichtung hat. „Good Feelings“ im Duett mit Ayra Starr ist ein tanzbarer Gute-Laune-Song, der vermutlich auch bald in den Hitlisten auftauchen wird.
Zur Albummitte gibt es eine gut sechsminütige Klangcollage mit vokalen Einsprengseln und Spoken Words – fast schon floydesk, aber am Ende dann doch zu poppig. In der zweiten Hälfte sticht das hymnische „Iaam“ heraus, gefolgt von dem computerverzerrten „Aeterna“, das sich aber zum Schluss überraschend in einen Gospel verwandelt. Auf das orchestrale „All My Love“ folgt schließlich der Longtrack „One World“, der die Schönheit der Welt zelebriert und im Mantra „In the end, it’s just love“ ausklingt. Nach kurzer Pause endet der Track mit seltsamen „Lalala“-Klängen.
Chris Martin sprach kürzlich in einem Video-Post über die Motivation hinter dem Album: „I think what this album is about is a response to struggling with all the conflict within oneself, within myself, and also all the conflict outside, and working out what the best response is. And I think what Moon Music is trying to say is maybe love is the best response.”
Wenn man sich gedanklich davon entfernen kann, wie progressiv Coldplay zu früheren Zeiten waren, bekommt man ein starkes und solides Popalbum mit einem interessanten Konzept. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.