Jan Delay: „Earth, Wind & Feiern“ – hoffentlich wird es bald wahr

Schon mutig, in der Situation der Jahre 2020 und 2021 ein Album mit dem verballhornten Titel „Earth, Wind & Feiern“ auszustatten. Aber wer sollte sowas schon dürfen außer dem Hamburger Jan Philipp Eißfeldt alias Jan Delay, der mit seiner näselnden Stimme schon immer ein Streitpunkt zum Thema Musikgeschmack war? Es wurde ohnehin Zeit. Ist sein letztes Soloalbum „Hammer & Michel“ doch schon ganze sieben (!) Jahre her. Zwischendurch waren allerdings die Beginner wieder aktiv. Es sei ihm also verziehen.

Begleitet von der Band Disko No. 1 feierte Jan mit „Mercedes Dance“ und „Wir Kinder vom Bahnhof Soul“ fulminante Erfolge und schaffte es beide Male auf Platz 1 der deutschen Charts. Funk und Soul mit Dancefeeling. Das war es, was die Musik ausmachte. Auch „Hammer & Michel“ landete an der Chartspitzet, ging aber in eine andere Richtung und zelebrierte die Kehrtwende zum Rock. Damit konnte der Hamburger nicht alle Fans mitnehmen.

Jetzt aber ist die Welt wieder in Ordnung. „Earth, Wind & Feiern“ bietet alles, was man von Eizi Eiz erwartet. Dabei geht er durchaus selbstkritisch vor und liefert in typischer HipHop-Manier im Eröffnungssong „Intro“ einen Rückblick auf die letzten Jahre, sagt Kritisches zum Rockalbum und macht eine Art Corona-Standortbestimmung. Danach aber herrscht souliger Optimismus. „Eule“ featuring Materia besingt die Nacht und geht in die Beine. „King in meim Ding“ bietet Reggae-Rhythmen und den Flow von Rapper Summer Cem. Ebenfalls großartig.

So eingängig und feierwütig geht es weiter. Über Amazons „Alexa“ gab es schon viele Songs, doch Jans launischer Lovesong gefällt mir bisher am besten. „Spaß“, „Zurück“ und „Gestern“ liefern Swing mit Autotunes, werden aber nicht langweilig. „Tür’n knall’n“ und „Saxophon“ erzählen Geschichten aus dem Leben. „Nich‘ nach Hause“ spricht wohl allen aus der Seele, die an die hoffentlich bald kommende Zeit offener Clubs denken.

“Earth, Wind & Feiern” ist voll Bass, Bumms und positiven Vibes. Wie immer schöpft Jan aus fünf Jahrzehnten Popgeschichte. Vor allem aber spielt die Platte im Hier und Jetzt. Es gibt Afrobeats, Disco, Trap und Ska, sogar Stadiontechno und LatinX-Riddims. So bedrückend und komplex die Welt manchmal auch scheinen mag: Ein paar simple Wahrheiten werden nie von ihrer Gültigkeit verlieren. Wenn Hass herrscht, hilft Liebe ganz bestimmt. Und das Wichtigste ist, dass das Feuer nicht aufhört zu brennen. Jan Delay ist zurück, um es am Lodern zu halten.

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