„Wir müssen hier raus“ – die Musik von Ton Steine Scherben und Rio Reiser

„Wir müssen hier raus“ ist eine Hommage an Ton Steine Scherben und Rio Reiser. 35 Jahre nach Auflösung der Band und 24 Jahre nach Rios Tod sind die sozialkritischen Deutschrocker und ihr charismatischer Sänger immer noch in aller Munde. Gründungsmitglied Kai Sichtermann und sein Kollege Funky K. Götzner (seit 1974 dabei) touren inzwischen wieder als Kai & Funky mit dem Sänger Gymmick. Der Erfolg dieser Konzerte zeigt, dass die Musik zeitlos ist und die Fans auch andere Interpreten annehmen.

Grund genug also, eine Compilation wie „Wir müssen hier raus“ zu veröffentlichen, die das Erbe der einflussreichen Band am leben hält. Mit dabei ist die Creme de la Creme der politischen Popkultur: Die Sterne, Fettes Brot, Beatsteaks, Fehlfarben, Gisbert zu Knyphausen, Die Höchste Eisenbahn, Rocko Schamoni, Bosse, Neufundland, Jan Delay, Erregung öffentlicher Erregung, Schrottgrenze, Das Bierbeben, Wir sind Helden, Slime und viele mehr.

Das Ganze ist so vielseitig, dass es mir schwerfällt, Favoriten raus zu picken. Ganz vorn sind natürlich die einrahmenden Tracks, die den Meister selbst am Mikro zeigen: Der Titeltrack eröffnet die Tracklist mit einer klanglich perfekten Aufnahme aus dem Jahr 1972 und eine wundervolle Pianoversion von „Der Krieg“ schließt das fast 80minütige Album ab. Lina Maly gefällt mir unheimlich gut. Ihre Version von „Zauberland“ ist voller Melancholie und Schönheit. Wir sind Helden mit Judith Holofernes hatten „Halt dich an deiner Liebe fest“ schon vor Ewigkeiten im Programm und Jan Delays vernäselte Version von „Für immer und dich“ ist gewöhnungsbedürftig aber sehr atmosphärisch. Auch die neuen Deutsch-Poeten wie Bosse und Gisbert zu Knyphausen holen alles aus den Songs raus, während die Beatsteaks in „S.N.A.F.T.“ ihre ganze Energie freilegen.

Ton Steine Scherben und ihr Sänger Rio Reiser schafften etwas, was bis dahin unmöglich schien: Gute, authentische Rockmusik mit deutschen Texten zu machen, die nicht peinlich klangen, sondern ganz natürlich. Die Lieder waren politisch, doch sie gingen vom Individuum aus, von subjektiven Erfahrungen der Unterdrückung und Frustration sowie vom Wunsch nach Gemeinschaft und Freiheit. Kurz: Die Stücke hatten eine Botschaft.

Die liebevoll gestaltete Veröffentlichung erscheint auf farbigem 180g-Doppel-Vinyl (+CD-Beilage), auf CD im Digipack, sowie als Download und Stream. Dazu gibt es ein umfangreiches Booklet mit einem Vorwort von Frank Spilker, einem exklusiven Text zur Geschichte der Scherben von dem Journalisten Michael Sontheimer (Ex-TAZ Chefredakteur) sowie Gedanken zu Rio Reiser von Judith Holofernes.

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