Adesse erzählt Geschichten aus der „Fechnerstraße“

Adesse erlebte ich erstmals auf der Sido-Tour 2015. Er war zuständig für die melodischen Passagen, die an anderen Stellen Mark Forster oder Andreas Bourani übernehmen. Klappte sehr gut und machte Lust auf mehr. Sido hat es sich wohl ohnehin auf die Fahne geschrieben, aktuell als Mentor und Förderer von Adesse aufzutreten. Beim Song „Männer weinen nicht“ ist er als Feature vertreten. Der Song steht den beiden sehr gut.

Daneben haben es mir Titel wie „Ich bleibe“ angetan. Ein Beziehungssong der etwas anderen Art, der eigentlich eine bisherige Beziehungsunfähigkeit beschreibt, die sich an einem Punkt in eine dauerhafte Zweisamkeit gedreht hat. Stimmige Story, Ohrwurm-Refrain, eingängige Melodie. Da stimmt einfach alles.

Adesse wurde 1987 in Berlin-Zehlendorf geboren. Er stand vor dem Punkt, Profifußballer zu werden, entschied sich aber für die Musik. Das Debütalbum trägt den Titel „Fechnerstraße“. „Das ist die Straße, in der ich aufgewachsen bin und in der meine Mutter heute noch wohnt“, erklärt Adesse. „Der Kiez und die Straße waren in der Kindheit und Jugend meine Welt: der Bolzplatz, der Kiosk, an dem ich meine Fußballsticker und Süßes gekauft habe, die Schule und die Nachbarschaft, in der einige meiner Jungs, mit denen ich noch heute sehr eng befreundet bin, gewohnt haben. Die Straße hat mich zusammen mit ganz West-Berlin zu dem gemacht, der ich heute bin.“

Wie bei einem guten Konzeptalbum rahmt Adesse sein Album mit zwei Stücken ein, wobei sich das „Intro“ der Fechnerstraße und das „Outro“ seiner Mutter widmet. Dazwischen liegen viele biographisch angehauchte Songs. „Anruf 333“, „Chaos“, „Sekundenkleber“ – eine Menge Songs, die sich mit dem täglichen Beziehungsgeflecht und seinem Scheitern beschäftigen. Die Lyrics sind intim und eindringlich.

Adesse singt mit souliger Stimme. Ohne echte HipHop-Einlagen, aber von einem stetigen Beat unterlegt, der die balladesken Melodien aus der Masse heraus hebt. Songs wie „Luft holen“, „Sorry“ und „Wasserfarben“ sind sehr behutsam arrangiert und gehen auf Anhieb ins Ohr. So funktioniert deutscher R&B. Bleibt zu hoffen, dass man noch viel von Adesse hören wird.

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