Wenn es eine meiner proggigen Lieblingsbands gibt, von denen ich in früheren Jahren nicht unbedingt ein „Acoustic Album“ erwartet hätte, dann sind es definitiv GROBSCHNITT. Von 1970 bis 1989 und von 2006 bis 2012 hat die Band in verschiedenen Formationen bestanden. Und seit 2019 ist GROBSCHNITT wieder in einer kleinen Besetzung aktiv: Lupo, Willi Wildschwein und dessen Sohn Nuki treten mit einem akustischen Programm auf. Die „Grobschnitt Acoustic Party“-Tournee wurde 2020 durch die COVID-19-Pandemie unterbrochen, doch aktuell und pünktlich zum Erscheinen des akustischen Albums ist man wieder live unterwegs.
Das vorliegende Studioalbum gibt mit 13 Songs in abendfüllenden 74 Minuten einen Eindruck davon, was einen bei den Konzerten erwartet und wie die Band ihre floydesken und psychedelischen Klänge in akustischer Trio-Besetzung umzusetzen vermag. Wildschweins Vocals, drei Gitarren und Nukis Percussion-Elemente erzeugen einen Sound, der die komplexen Kompositionen, die oft von ausschweifenden Improvisationen gelebt haben, auf das Wesentliche reduziert.
Die Albumlänge sagt es schon aus: Natürlich muss kein Fan auf die beliebten Longtracks verzichten. Die beliebte Hymne „Vater Schmidt’s Wandertag“ darf natürlich in fast elf Minuten ausgiebig begangen werden. Alle Studio-Alben aus der Zeit von 1972 bis 1987 sind mit je ein bis zwei Nummern vertreten – von „Wonderful Music“ vom 1972er-Debüt über deutsch gesungene Titel von „Jumbo“ (1976) oder „Anywhere“ vom Konzept-Klassiker „Rockpommel’s Land“ (1977) bis hin zu „Der Weg nach Haus“ vom bisher letzten Studioalbum „Fantasten“ (1987). Aber auch so bekannte Longplayer-Songperlen wie „Drummers Dream“ (1974) und „Könige der Welt“ (1984) fehlen nicht.
Es ist erstaunlich, wie die ehemals für die große Bühne konzipierten Songs auch in diesem intimen Rahmen funktionieren. Das Trio versteht es bestens, den Geist von Grobschnitt am Leben zu erhalten ohne wieder in die instrumentale Superlative zu verfallen. Verschnörkelte Gitarrenmelodien reichen vollkommen aus, um den progressiven Grundton durchgehend zu treffen. Und „Anywhere“ ist einfach in jeder möglichen Version eine Perle.
„Eigentlich hatten wir überhaupt nicht geplant, ein akustisches Studioalbum aufzunehmen. Vielmehr wollten wir in bester Grobschnitt-Tradition ein Akustik-Livealbum veröffentlichen. Aufgrund der Pandemie und der damit auf unbestimmte Zeit verordneten Konzertpause, haben wir uns dann aber für die Studiovariante entschieden“, sagt Lupo. Klar hätten die Fans auch ein Livealbum gefeiert. So ist es halt ein Studiowerk geworden, dass perfekt auf die kommenden Konzerttermine einstimmt.
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Es gibt musikalische Projekte, da muss man die Überschrift zwei Mal lesen, um die tatsächliche Bedeutung zu verstehen. Zum ersten Mal in der mittlerweile fünf Dekaden umfassenden Erfolgsgeschichte der Rocklegende aus dem südwestfälischen Hagen erscheint ein rein akustisches Studioalbum mit Songklassikern der Band. Das einfach nur „ACOUSTIC ALBUM“ betitelte Werk von GROBSCHNITT enthält 13 Songs und ist ab dem 13. Mai als CD, 2LP-Set und auf digitalen Plattformen erhältlich.
Die Grobschnitt-Gründungsmitglieder „Lupo“ (Leadgitarre) und „Willi Wildschwein“ (Sänger und Gitarrist) sowie Willis Sohn „Nuki“ (Gitarre, Gesang, Percussion) verpassen dem Klang der Hagener Band einen nie dagewesenen intimen Rahmen mit Stimme, drei Gitarren und dezenten Percussion-Elementen. Das „Acoustic Album“ ist die Reduktion der Musik von Grobschnitt auf das Wesentliche in Melodie und Harmonie. Alle Studio-Alben aus der Zeit von 1972 bis 1987 sind mit je ein bis zwei Nummern vertreten – von „Wonderful Music“ vom 1972er-Debüt über deutsch gesungene Titel von „Jumbo“ (1976) oder „Anywhere“ vom Klassiker „Rockpommel’s Land“ (1977) bis hin zu „Der Weg nach Haus“ vom bisher letzten Studioalbum „Fantasten“ (1987). Aber auch so bekannte Longplayer-Songperlen wie „Drummers Dream“ (1974) und die Grobschnitt-Hymne „Vater Schmidt`s Wandertag“ (1976) sowie „Könige der Welt“ (1984) fehlen nicht. Auf dem gesamten Album in einer Länge von 74 Minuten gibt und gilt es, die Musik der Band neu zu entdecken.
Als Grobschnitt am 1. April 2019 per Videobotschaft verkündeten, endlich wieder auf die deutschen Bühnen zurückzukehren, ging für die immer noch große Fangemeinde der Gruppe ein langersehnter Traum in Erfüllung. – Der Wunsch, noch einmal etwas zu machen, was es in der langen Bandgeschichte noch nie gegeben hat, war für die drei Musiker der eigentliche Antrieb für das Grobschnitt Akustik-Projekt. Die Grobschnitt-Songklassiker ungeschminkt mit neuen akustischen Arrangements und ohne großes Brimborium live zu interpretieren. Sänger „Willi Wildschwein“ bezeichnete das Konzept seinerzeit in einem Interview als „eine lebensoptimierende Reise durch die Grobschnitt-Geschichte“ und Leadgitarrist „Lupo“ fügte hinzu, „dass jetzt genau der richtige Zeitpunkt ist, das letzte noch ungeschriebene Grobschnitt-Live-Kapitel endlich zu realisieren.“
Es ist erstaunlich, wie die ehemals für die große Bühne konzipierten Songs auch in diesem intimen Rahmen funktionieren. Die in der Zeit von Februar bis Mai 2021 im Studio eingespielte Kollektion klassischer Grobschnitt-Stücke fällt verblüffend und harmonisch zugleich aus. Und besonders rein musikalisch haben die drei Protagonisten ihren Song-Klassikern neues Leben im akustischen Gewand eingehaucht. Ein audiophiles Erlebnis, kristallklar im Klang und voller Authentizität und Inspiration.
Lupo: „Eigentlich hatten wir überhaupt nicht geplant, ein akustisches Studioalbum aufzunehmen. Vielmehr wollten wir in bester Grobschnitt-Tradition ein Akustik-Livealbum veröffentlichen. Aufgrund der Pandemie und der damit auf unbestimmte Zeit verordneten Konzertpause, haben wir uns dann aber für die Studiovariante entschieden“.
Das Album ist auch eine Reminiszenz an das 50jährige Bandjubiläum, das im Herbst 2021 im Rahmen einer imposanten Grobschnitt-Ausstellung im renommierten Osthaus Museum ihrer Heimatstadt Hagen gefeiert wurde und nicht nur die zahlreichen Grobschnitt-Anhänger begeisterte. Es ist aber auch eine Hommage an die treue Fangemeinde, die mittlerweile drei Generation umfasst und deren Motto „Kein Tag ohne Grobschnitt“ immer schon Kult war und ist.
Seit ihrer Gründung im Jahre 1971 zählt Grobschnitt zu den einflussreichsten Gruppen der deutschen Kraut- und Progressive-Szene und arbeitete bereits in ihren Anfängen gemeinsam mit dem international renommierten Sound-Engineer und Produzenten Conny Plank. Das Phänomen Grobschnitt – mit ihrer unverkennbaren Präsenz auf Platte und live auf der Bühne – war dem Zeitgeist oftmals voraus und nie so richtig in Worte zu fassen. Immer nur den eigenen Weg gehen und mit ganz viel Humor und verrückten Ideen die Leute begeistern, beschreibt die Grobschnitt-Maxime wohl am besten.
Mit über 1300 gespielten (und nicht immer ganz legalen) Liveshows sowie 14 veröffentlichten Alben – die allesamt zwischen Wahnsinn, Improvisation und Experimentierfreude changieren, sind Grobschnitt vor allem in den 1970er und 1980er Jahren aktiv gewesen und wurden von den Fans geradezu euphorisch gefeiert. Das unverwechselbare Markenzeichen waren ihre bis zu vier Stunden dauernden Live-Konzerte mit einem Mix aus Musik, Theatereinlagen und einer mit visuellen Effekten gespickten Bühnenshow. 1978 wählten die Rockfans der WDR-Sendung „Rockpalast“ Grobschnitt zur besten Live-Band des Jahres.
Nach ihrem Abschied von der Livebühne im Jahr 1989 blieb es lange Zeit relativ ruhig seitens der Band, doch das Fan-Interesse an der Musik von Grobschnitt zeigte stets ein konstant hohes Level. Bei den episodischen Konzerten der neu formierten Vater-Sohn-Formation von 2007-2012 konnte die verschworene Anhängerschaft nach einer gefühlten Ewigkeit endlich wieder Grobschnitt-Live-Atmosphäre schnuppern und in Erinnerungen schwelgen.
Seit 2015 unterstreicht die Gruppe kontinuierlich ihren nach wie vor großen Stellenwert in der Musikszenerie mit zahlreichen Neuveröffentlichungen wie den großformatigen Box-Sets „79:10“ (2015 / Platz 25 der deutschen Album-Charts) und „Solar Movie“ (2016) und der „Black & White“-Vinyl-Serie (2017) mit allen Alben von 1972-1989.
Dass die Band immer noch voller Ideen steckt und noch lange nicht ans Aufhören denkt, beweisen Lupo, Nuki und Willi jetzt mit ihrem neuen Akustikprojekt. Ganz egal, wie oft die alten und neuen Grobschnitt-Fans ihre Musik gehört haben – noch nie konnte man die Band so hören wie jetzt, Paukenschlag inklusive!
Das „Acoustic Album“ von Grobschnitt erscheint pünktlich zum Tourstart der Band am Freitag, den 13. Mai 2022, auf Doppel-Vinyl, als CD sowie auch in digitaler Form und ist bereits jetzt vorbestellbar. Für die Grobschnitt-Enthusiasten und alle Progressive Rock-Neugierigen heißt es wieder einmal: HEUT‘ IST EIN SCHÖNER TAG.
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Das Herz eines jeden Grobschnitt-Sammlers dürfte beim Betrachten der neuen Vinyl-Kollektion höher schlagen. Die Neuauflage der einzelnen Vinyls ist nicht nur ein Erlebnis für die Ohren, sondern auch für die Augen. Jedes einzelne Album erscheint im Gatefold-Format zum Aufklappen, wobei das originale Artwork übernommen wurde. Neu ist, dass alle Alben zusätzlich mit jeweils zwei vierseitigen Inlays im Format 30×30 mit begleitenden Textbeiträgen von Eroc und Lupo, authentischen Live-Fotos, sowie den Songtexten ausgestattet sind. „Rockpommel’s Land“ und „Merry-Go-Round“ enthalten zusätzlich einen farbigen Kunstdruck in LP-Größe. Als wäre das nicht schon genug, legt die Band als Bonbon auch noch eine Download-Card zu allen Vinyls bei.
Mir liegt „Rockpommel’s Land“ zum Reviewen vor und es ist einfach wundervoll. Das Artwork kann im CD-Format niemals so wirken. Vor allem die Innenseiten des Gatefold sind ein Fantasy-Kunstwerk für die Ewigkeit. Das erste Inlay rekapituliert die Veröffentlichungszeit des Albums mit Fotos und Zeitungsausschnitten, das zweite Inlay bietet die Songtexte.
Lupo schreibt zu dem Release: Der zweite Vinyl-Block mit den vier Erfolgsalben von Grobschnitt lässt mich immer wieder in Erinnerungen schwelgen und zeigt welche Entwicklung wir in den Jahren von 1975 bis 1979 genommen haben. Alle vier Alben sind bedeutende Meilensteine in unserer Bandgeschichte. Ganz oben auf der ewigen Fan-Bestenliste stehen natürlich „Rockpommel’s Land“ und „Solar Music Live“. 1977, also vor genau vierzig Jahren ist unser Jubiläumsalbum „Rockpommel’s Land“ erschienen. Vom wunderschönen Plattencover bis hin zur Bühnenshow mit den beiden Hauptfiguren Little Ernie und Maraboo stimmte bei diesem phantasievollen Konzeptalbum einfach alles.
Das Werk ist zeitlos schön und funktioniert heute genau wie vor 40 Jahren. Eins meiner liebsten Prog-Alben der 70er Jahre. Die zweite LP bietet eine Liveversion, die im April 1977 im Winterhuder Fährhaus in Hamburg mitgeschnitten wurde. Sie erscheint auf weißem Vinyl. Oft vergisst man, welches Gefühl es war, eine Platte auszupacken und auf den Plattenteller zu legen. Hier wird man auf wundervolle Art wieder daran erinnert.
Lassen wir nochmal Lupo zu Wort kommen: Dass die Vinyl seit geraumer Zeit eine Renaissance erlebt, liegt nicht nur daran, dass viele Musikliebhaber den Klang als besonders warm und lebendig empfinden, sondern eben auch am wiederentdeckten Coverformat. Wer erinnert sich nicht gerne daran, als Plattenhüllen noch wie farbige Bilderbücher mit schönen großen Fotos und Texten ausgestattet waren und bei vielen Fans zuhause die Wände zierten? In aller Ruhe entspannt die Musik zu hören und sich dabei das Cover anzuschauen, war immer auch eine Entdeckungsreise durch das Gesamtkunstwerk einer Langspielplatte. Wir hatten bisher unglaublich viel Spaß bei der Zusammenstellung der ersten sieben Vinyl-Alben der BLACK & WHITE Serie und freuen uns jetzt schon auf die nächsten Vinyls im Frühjahr 2018.
Grobschnitt betreiben eine Vergangenheitsbewältigung, die sich gewaschen hat. Ist das geil oder ist das geil? Im Mai 2015 gab es schon die Komplettbox mit allen Alben. Ein wahres Fest für Kenner und Freunde der größten Progressive Rock Band, die Deutschland je erleben durfte. Dabei hat die Band eine Vielzahl von Wandlungen durchgemacht: Da war die floydeske Musik mit ihrer ausschweifenden „Solar Music“, es wurde auf Englisch gesungen, aber auch in deutscher Sprache. Und das lange bevor die Neue Deutsche Welle zu ihrer wahren Größe auflief. Mit dem symphonischen Konzeptalbum „Rockpommel’s Land“ schufen Grobschnitt ihr eigenes sphärisches Epos, das bis heute die Fans begeistert und der Band Aufmerksamkeit auch außerhalb Deutschlands bescherte. Trotzdem traten sie in den kleinsten ländlichen Idyllen auf – das weiß ich aus eigener Erfahrung.
Die Box enthielt natürlich „Solar Music live“ und eine Vielzahl von Aufnahmen des Konzeptwerks „Solar Music“, das im Laufe der Jahre, mitunter von Konzert zu Konzert, eine Vielzahl von Wandlungen erfuhr. Ein ganz besonderes Highlight für viele Fans der ersten Stunde war aber der Auftritt beim (damals noch) renommierten WDR Rockpalast! Was für ein Ereignis für eine Band aus deutschen Landen. Am 8. Dezember 1978 wurde das Konzert in der Dortmunder Westfalenhalle mitgeschnitten – live und in Farbe mit „Vater Schmidt’s Wandertag“, „Come On People“ und einem fast einstündigen „Solar Music“. Zusammen mit City waren sie damals am Start, West gegen Ost – aber man hört, dass die Band aus Hagen ihre ostdeutschen Kollegen hier wohl locker an die Wand gespielt hat.
Jetzt gibt es ja schon einige Rockpalast-Veröffentlichungen. DVD in Plastikhülle gepackt, dunkles Blau im Layout, der prägnante Schriftzug – fertig. Doch es war klar, dass das für Lupo, Eroc und Wildschwein nicht ausreicht. Was sie hier jetzt aber abliefern, hätte wohl kaum jemand für möglich gehalten: eine Zierde für jedes Plattenregal.
Das limitierte Boxset erscheint im LP-Format. Fester Pappschuber, daraus schält sich eine Vinyl-Hülle alter Schule im feurigen Sonnendesign. Es finden sich zwei farbige LPs, die jeweils „Solar Music live“ auf sich tragen, nämlich den Rockpalast Mitschnitt und eine zweite Aufnahme aus dem „Quartier Latin“ in Berlin vom 26. März 1978. Mitgeliefert werden ein Poster und ein 48seitiges Booklet mit vielen Fotos, Hintergrundinfos und Anekdoten n deutscher und englischer Sprache. Nie war der Geist von Grobschnitt lebendiger als bei ihren über 1300 Konzerten. Die Auftritte der Band waren immer ein mitreißender Mix aus Musik, Theatereinlagen, Lightshow und Pyrotechnik und dauerten gerne mal bis zu vier Stunden lang. Die Zuschauer des WDR Rockpalastes wählten Grobschnitt deshalb 1978 auch zur „Live-Band des Jahres“. Lupo hat die Rockpalast-Story spannend in allen Details im Booklet erzählt und viele Original Rockpalast Fotos erinnern an das Konzert.
Herzstück ist und bleibt aber die DVD, die man sich wohl mehrfach im heimischen Player reinziehen wird. Lupo und Eroc arbeiteten über ein Jahr lang federführend mit ihrem Bandkollegen Willi an dem Projekt. In dieser Zeit wurde der Rockpalast-Mitschnitt von damals mit viel Zeit und Geduld aufpoliert und vom Klangbild her so geöffnet, dass alles nach wie vor authentisch, aber dennoch um Klassen besser klingt, als das WDR-Original. Über weite Strecken hört man jetzt sogar echtes Stereo, obwohl die ursprüngliche Aufnahme ja in Mono ist. Am Ende waren die Musiker selbst überrascht, wie transparent, störungsfrei und breit der Soundtrack jetzt aus den Boxen kommt. Auch die Bildqualität hat gegenüber dem Original durch die intensive Restaurierung der Videospezialisten entscheidend gewonnen.
Neben dem Konzertmitschnitt gibt es auf DVD das 56minütige, sogenannte „Solar Movie“. Ein computergenerierter psychedelischer Trip mit Livemusik und einer surrealistischen Bildanimation, der Grobschnitt hier stark in Richtung ihrer großen Vorbilder Pink Floyd führt.
Auf CD findet sich zunächst der Rockpalast-Mitschnitt in soundtechnisch hervorragender Qualität. Besagter Berlin-Mitschnitt ist Inhalt von CD 2, plus zwei Bonustracks: ein Remix des 16minütigen Finales vom 1978er Konzert aus Wesel und der neu arrangierte Titel „Solar Conclusion“. Das letztgenannte Stück basiert auf dem legendären d-Moll Riff, das Leadgitarrist Lupo bereits 1968 bei den Konzerten spielte, woraus dann einige Jahre später der Grobschnitt Epos „Solar Music“ entstand.
Was bleibt noch zu sagen? Eigentlich nichts. Die Box ist genial aufgemacht und absolut umfassend. Ach ja: Ich hatte Probleme, die DVD beim ersten Mal aus der Hülle zu lösen. Das ist ärgerlich und wird im Forum der Band auch von anderen Fans geschildert. Meine (gut funktionierende) Lösung war es, ein glanzbeschichtetes und damit sehr weiches Stück Pappe hinter den Silberling zu führen und ihn darüber nach oben zu schieben. Klappt gut und Kleberückstände gab es zum Glück auch nicht. So. Geldbeutel zücken und tolles Geschenk für den besten Freund aus Grobschnitt-Zeiten erwerben.
Auch 25 Jahre nach ihrer (erstmaligen) Auflösung sind Grobschnitt heute noch das Maß aller Dinge, wenn man über deutschen Progressive Rock spricht. Dabei hat die Band eine Vielzahl von Wandlungen durchgemacht. Da war die floydeske Musik mit ihrer ausschweifenden „Solar Music“, es wurde auf Englisch gesungen, aber auch in deutscher Sprache. Und das lange bevor die Neue Deutsche Welle zu ihrer wahren Größe auflief. Mit dem symphonischen Konzeptalbum „Rockpommel’s Land“ schufen Grobschnitt ihr eigenes sphärisches Epos, das bis heute die Fans begeistert und der Band Aufmerksamkeit auch außerhalb Deutschlands bescherte. Trotzdem traten sie in den kleinsten ländlichen Idyllen auf – das weiß ich aus eigener Erfahrung.
Nach Auflösung der Band hielt Schlagzeuger und Soundtüftler Eroc (im wahren Leben Joachim Heinz Ehrig) die Erinnerung an Grobschnitt wach. Seine Zusammenstellungen von altem Material unter dem Titel „The Grobschnitt Story“ sind legendär. Und wer nun meint, es sei alles erzählt und veröffentlicht, was es in Sachen Grobschnitt an Aufnahmen und Schnipseln gibt: weit gefehlt! Was jetzt in die Läden kam, ist der ultimate Rundumschlag. Die Box „79:10“ enthält 17 CDs und damit alle Original-Alben der Band in aufgepeppter Version. Die 14 Scheiben aus der Zeit von 1972 bis 1989 erscheinen in überarbeiteter Form und einheitlicher Länge von 79 Minuten und 10 Sekunden neu auf CD. Die Alben „Solar Music live“, „Rockpommel‘s Land“ und „Last Party“ sind jeweils um eine Bonus-CD erweitert worden. Die komplette Neuauflage wurde digital remastert und enthält zahlreiche bisher unveröffentlichte Bonus-Tracks, darunter mitreißende Live-Mitschnitte des Grobschnitt-Klassikers „Solar Music“.
Das Herz jedes Sammlers dürfte beim Betrachten der Komplettbox höher schlagen. Die Super-Deluxe-Schachtel in LP-Größe enthält ein eigens entworfenes Artwork mit Digitaluhr, die den Wert 79:10 anzeigt. Dieser alle neuen Releases durchziehende rote Faden macht schon einen besonderen Reiz aus. So darf man dann auch sicher sein, dass die zur Verfügung stehende Spielzeit auf allen Silberlingen voll ausgeschöpft ist. Mehr geht nicht. Zusätzlich zu den Alben gibt es in der Box ein Rockpommel’s Land-Poster und ein spezielles Booklet im LP-Format. Zur Review liegt mir zwar die Box nicht vor, zum Trost aber alle CDs als einzelne Releases (die es nun auch im Handel gibt).
Was ich mir zuerst anhörte, war mein alter Liebling „Rockpommel’s Land“. Das Werk ist einfach zeitlos schön und funktioniert heute genau wie vor 38 Jahren. Während CD 1 einen genialen Sound bietet, muss man für die Mitschnitte im Bonusbereich und auf CD 2 natürlich Abstriche machen. Der Nostalgiker bekommt aber spannende Liveaufnahmen und darf zudem den Ansagen von Eroc und Lupo lauschen, die unbedarften Zuschauern die Geschichte von Ernie’s Reise erklären.
Wer sich alle CDs anhören will, hat logischerweise viel zu tun. Die Gesamtlänge beträgt über 22 Stunden, von denen mehr als sieben Stunden Bonustracks sind. Musikliebhaber dürften sich vor allem über drei bisher unveröffentlichte CD-Live-Aufnahmen von „Solar Music“ freuen – nach Meinung der meisten Fans immer noch das Paradestück der Band. Darunter (endlich) auch die von vielen Fans heiß ersehnte 53 Minuten lange Version vom Last Party Konzert am 4. Dezember 1989 in Hagen.
Alles Weitere ist ein Ausflug in die Musikgeschichte zweier wichtiger Jahrzehnte. Da ist der wundersame Spacerock von „Ballermann“ mit dem sphärischen „Solar Music“. „Jumbo“ aus dem Jahr 1977 gibt es in der englischen sowie der deutschen Version und bezeichnet irgendwie auch dem Umbruch mit der Idee, in beiden Welten verstehbar zu sein. „Illegal“ und „Razzia“ lassen uns den Weg in die 80er Jahre gehen – mit hymnischen Popsongs und Anbiederung an die NDW. „Kinder und Narren“ und „Fantasten“ läuteten dann den Abstieg ein. Das mit der NDW hatte nicht funktioniert, Comedy war auch keiner Lösung (mehr). Als versöhnlichen Abschluss gab es zumindest „Last Party – Live“.
Die Neuauflage der einzelnen CDs ist nicht nur ein Erlebnis für die Ohren, sondern auch für die Augen. Die komplett neu gestalteten Booklets enthalten neben ausführlichen Liner-Notes von Eroc und Lupo zahlreiche ungesehene Fotos, Bandgeschichten, Presseartikel sowie die kompletten Songtexte. Die Deluxe-Box stieg übrigens auf Platz 25 in die deutschen Charts ein! Sag mir noch einer, es gibt keinen Markt mehr für wirklich gute Musik.
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