Der „Temple of Metal“ steht im luxemburgischen Esch/Alzette

Im Herbst 2022 wird die Rockhal in Esch/Alzette (Luxemburg) definitiv zum Mekka für Metalfans. „Temple of Metal“ hat man die Veranstaltungsreihe überschrieben, bei der sich Acts wie Helloween, Cradle of Filth, Machine Head, Sepultura, Volbeat und Evanescence die Klinke in die Hand geben.

Am Dienstag, 13. September, ging es schon los mit While She Sleeps und Parkway Drive, die noch gar nicht zu dieser illustren Eventreihe gehörten. Hier gab es Metalcore vom Feinsten im Doppelpack mit einer enthusiastischen Menge und dem fulminanten Dreiklang aus Circle Pit, Wall of Death und mutigem Stagediving. While She Sleeps aus Sheffield heizten der Menge ordentlich ein und der nimmermüde Winston McCall von den australischen Parkway Drive gab ihr schließlich den Rest. Es war ein gigantischer Abend!

Tags drauf konnte man es im Vergleich etwas ruhiger angehen – und man musste sich zwischen zwei Klassikern entscheiden, die parallel in der Rockhal spielten. Die Altmeister von Uriah Heep waren auf Jubiläumstour (50 Jahre) und präsentierten sich standesgemäß einem sitzenden Publikum im Club. Zeitgleich gaben sich Hammerfall und Helloween in der Main Hall die Ehre. Keine einfache Entscheidung – und ich konnte es mir nicht verkneifen, zwischen den Acts hin und her zu switchen, was aufgrund langer Pausen ganz gut möglich war.

Aber starten wir mal mit URIAH HEEP. Die Briten hatten bereits 2020 ihr Jubiläum, konnten dies aber aus bekannten Gründen nicht feiern. Jetzt sind sie mit zwei Jahren Verspätung auf Mammut Tour. Dazu hatten sie sogar ein kleines Museum aus Devotionalen aufgebaut, die fünf Jahrzehnte einer großen Karriere darstellten.

Den Anfang machte ein Acoustic Set, bei dem sich die Band analog zum Publikum sitzend auf der ganzen Länge der Bühne breit machte. Durch den Vorhang im Hintergrund schimmerte die große „50“ schon durch, doch zunächst gab es einen beschaulichen Set, zu dem bisweilen viel erzählt wurde. Songs wie „Tales“, „Come Away Melinda“ und „The Wizard“ passten hier perfekt, aber man machte auch vor den großen Tracks nicht Halt und brachte zwei fantastische reduzierte Versionen von „Free Me“ und „Lady in Black“. Da war schon vor der Umbaupause alles auf den Beinen.

Später gab es dann ein großes buntes Bühnenbild und einen echten Rockset mit einer überaus spielfreudigen Band. Das Konzert war schnell zum Steh-Event geworden, denn sowohl die Musiker als auch das Publikum wollten nicht zum alten Eisen gezählt werden. So gab es den fetzigen Rundumschlag von „Traveller In Time“ über „Stealin'“ und „Bird of Prey“ bis hin zu „Easy Livin'“. Die Kultband schenkte sich nichts und wartete am Ende mit fast 30 Songs auf. So funktioniert eine gelungene Vergangenheitsbewältigung.

Meanwhile in the Main Hall: Auch hier ging es um Nostalgie, denn HELLOWEEN hatten alle drei Frontmen aus drei Generationen Powermetal am Start. Zunächst gab es aber einen metallischen Bombast-Set der Schweden von HAMMERFALL. Mit viel Pathos klangen sie wie Manowar ohne Hörspiel-Einlagen und sprachen damit dem Publikum musikalisch ganz aus der Seele. Im Set fanden sich Songs des aktuellen „Hammer Of Dawn“, der sich auch im Bühnenbild fand, und ein illustrer Reigen aus Klassikern.

Auch HELLOWEEN blieben mit langen Tracks wie „Skyfall“ und „Mass Pollution“ zunächst im aktuellen Jahrtausend. Das klang solide, riss die Menge aber kaum mit. Andi Deris und Michael Kiske teilten sich zunächst das Mikro und wechselten danach von Song zu Song ab. Erst mit dem Klassiker „Future World“ (Kiske) und dem Song „Power“ (Deris) konnten sie das Ruder rumreißen und die Menge mitnehmen.

Damit bereiteten sie den perfekten Boden für Kai Hansen, der gleich ein ganzes Medley aus dem Debüt „Walls of Jericho“ zum Besten gab. Jetzt war das Eis gebrochen und am Ende feierte der ganze Laden die Mitsingnummer „Dr. Stein“ und das heiß ersehnte „Keeper of the Seven Keys“ mit.

Obwohl die Rockhal normalerweise für ihre Pünktlichkeit bekannt ist, gab es diesmal schon beim Aufbau für Hammerfall eine Verzögerung und Helloween starteten am Ende gar 30 Minuten später als geplant. Vielleicht war das der Grund, warum der Zugabenblock ziemlich knapp ausfiel und mit „I Want Out“ das Metalpublikum in die Nacht und das atmosphärisch beleuchtete Industriegelände entließ.

Die Rockhal ist absolut perfekt als „Temple of Metal“ und viele werden in den nächsten Wochen sicherlich wiederkommen. Hier die Daten:

  • 02.10.22 CULT OF LUNA
  • 03.10.22 CRADLE OF FILTH
  • 04.10.22 SKÀLD
  • 20.10.22 AMON AMARTH + MACHINE HEAD
  • 09.11.22 PERTUBATOR
  • 14.11.22 SEPULTURA
  • 21.11.22 IN FLAMES
  • 24.11.22 BURY TOMORROW + AUGUST BURNS RED
  • 28.11.22 VOLBEAT
  • 01.12.22 EVANESCENCE + WITHIN TEMPTATION