Persönliche Geschichten und Enthüllungen aus der Vergangenheit
Mit „Hildur – Die Spur im Fjord“ gab die finnische Autorin Satu Rämö letztes Jahr ihr erfolgreiches Debüt als Krimiautorin und eröffnete damit die spannende Trilogie um die sympathische Ermittlerin Hildur Rúnarsdóttir. Mit „Hildur – Das Grab im Eis“ folgt nun der bereits der zweite Band, der uns erneut in Rämös Wahlheimat Island mitnimmt.
Die Ereignisse spielen einige Monate nach dem ersten Fall, im Februar 2020. Hildur hilft in der Hauptstadt Reykjavik aus, wird aber in ihr Heimatdorf an den Westfjorden zurückgerufen, als dort im Skigebiet die Leiche eines Kommunalpolitikers entdeckt wird. Da dieser allgemein als Frauenheld bekannt und in zahlreiche Korruptionsfälle verstrickt war, ist die Liste der Verdächtigen lang und es gibt einiges zu tun für das Team in Isafjördur. Schon bald ergeben sich aber Verbindungen zu einem zunächst als Unfall eingestuften Absturz eines Kleinflugzeuges und eine wichtige Spur führt in die Hauptstadt…
Auch diesmal hat die Auflösung des Falles mit Geschehnissen zu tun, die teilweise weit in der Vergangenheit liegen. Die Autorin springt in der Erzählung immer wieder zwischen verschiedenen Zeitebenen und auch verschiedenen Blickwinkeln hin und her, und erst allmählich fügt sich alles zu einem eindeutigen Bild zusammen. Auch dem Geheimnis um Hildurs verschwunden Schwestern kommt der Leser in den Rückblicken aus Hildurs Kindheit näher, die aus der Sicht ihrer Mutter Rakel erzählt werden. Hier offenbart sich nach und nach eine ganz besondere Familientragödie, wobei auch Hildur am Ende eine neue Spur zu ihren Schwestern findet.
Bereits im ersten Band überzeugte die sympathische und lebensnahe Schilderung von Hildur und ihren Kollegen – und so freut man sich als Leser, wieder mehr vom strickenden Polizeipraktikanten Jakob zu erfahren, der weiter um den Umgang mit seinem Sohn kämpfen muss, aber auch eine neue Partnerin gefunden hat und überlegt, dauerhaft in Island zu bleiben. Und wir lernen die Polizeichefin Beta näher kennen, deren Ehe ziemlich kriselt und die von ihrem Mann auch noch mit Corona infiziert wird. Diese persönlichen Geschichten – und vor allem die Enthüllungen aus Hildurs Vergangenheit – sind beinahe spannender als der eigentliche Fall.
„Hildur – Das Grab im Eis“ ist eine rundum gelungen Fortsetzung der Hildur-Reihe und für mich weit mehr als ein klassischer Kriminalroman. Man darf gespannt sein, wie Satu Rämö die Geschichte abschließt – der dritte Band der Trilogie soll bereits im Oktober 2024 erscheinen.