Konstantin Wecker zelebriert den orchestralen „Weltenbrand“

Konstantin Wecker ist jetzt 72 Jahre alt aber zum Glück topfit in allen Bereichen. Er gibt weiterhin wundervolle Konzerte, hat viel zu sagen – vor allem in politischer Richtung -, gibt sich lyrischen Ausschweifungen hin und hat die Poesie zur wichtigsten Ausdrucksform im Widerstand erhoben. Seine Konzerte sind immer eine Wucht, egal ob er mit seinen Getreuen als Trio auf der Bühne steht, eine komplexe Band im Rücken hat oder sich neuerdings durch die Bayerische Philharmonie unterstützen lässt.

Die aktuelle Konzertreihe heißt „Weltenbrand“ und der dazugehörige Longplayer erscheint am kommenden Freitag. Noch bis Ende des Jahres ist der Liedermacher mit Weltenbrand in Deutschland, Österreich und in der Schweiz unterwegs. Und dies nicht nur zur Freude der bislang über 20.000 Besucher. Auch die Medien sind voll des Lobes und schlicht begeistert von den Abenden, an denen der Münchner mit dem Kammerorchester der Bayerischen Philharmonie – unter der Leitung von Mark Mast – Lieder präsentiert, die er im Lauf von vier Jahrzehnten komponiert hat. Angegraut ist kein einziger Ton davon.

Die Arrangements sind ausufernd schön und füllen in orchestraler Breite vor allem die musikalischen Lücken der Stücke aus. Konstantins erzählende Stimme wird zum Glück nur selten überlagert. Er kann seine Ideen und seine Poesie in vollem Glanz verbreiten. Ermahnend, anklagend und begeisternd wie eh und je.

Foto: Thomas Karsten

„Nur dafür lass uns leben“, ein 40 Jahre altes Stück des Münchners, leitet das Konzert ein und er vergisst nicht zu erwähnen, dass der Text aktuell ist wie damals. Es folgt der Text „Ein Plädoyer für die Ohnmächtigen“, ganz im Sinne, wie Konstantin sein Leben sieht und wie er die Kunst des Scheiterns zelebriert. Eine solche Mischung aus Songs und kleinen Aphorismen zieht sich durch das ganze Album.

Die Highlights reihen sich aneinander. „Stürmische Zeiten meine Schatzen“ gewinnt vor allem im Refrain durch den Sturm des Orchesters. Ich mag es, wie Wecker aus seinem Leben erzählt, als er beispielsweise mit 50 erstmals Vater wurde – und wie er das „Schlaflied“ und den aktuellen Song „An meine Kinder“ ansagt, als ein Lied, das er an die kleinen Kinder geschrieben hat, und eins, das er jetzt ganz aktuell ergänzt.

„Und das soll dann alles gewesen sein“ ist ebenfalls ein 40 Jahre alter Song. In der Ansage bricht Konstantin eine Lanze für Greta und Fridays for Future, für die Schulschwänzer und Träumer. Klar wünscht er sich die 68er zurück. Später zitiert er Erich Kästner: „Kennst du das Land, wo die Kanonen blühen“.

CD 2 startet mit dem modernen Klassiker „Heiliger Tanz“. Konstantin liest von Bert Brecht „An die Nachgeborenen“. „Ich habe Angst“ und „Empört euch“ sind eindringliche Aufrufe. Rainer Maria Rilke wird zitiert, bevor der Titelsong „Weltenbrand“ erklingt. Es geht um Ängste und Hoffnungen. „Die weiße Rose“ wird gefolgt vom Text „Warum ich kein Patriot bin“ und dem wundervollen „Ich habe einen Traum“ mit seinen orientalischen Klängen und dem Wunsch nach friedlichem Zusammenleben aller Völker.

Dieses Album fasst alles zusammen, wofür Konstantin Wecker steht und wofür er immer stehen wird. Es ist zugleich „Best of“ Album und Standortbestimmung. Ein historisches Gesamtwerk und eine CD, die die Aktualität aller Songs des Meisters unter Beweis stellt. Zum einzigartigen musikalischen Gewand tragen neben der Philharmonie auch die bekannten Gesellen Fany Kammerlander und Jo Barnikel bei.

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