Und wer ist jetzt dieser Björn?

„Wir hatten was mit Björn“ – so lautet der Bandname eines jungen Quartetts aus Bochum. Bevor ich mich mit der Musik beschäftige, frage ich mich, welcher Björn wohl gemeint ist? Doch nicht etwa Björn Höcke, der, wie wir alle von Oliver Welke wissen, eigentlich Bernd heißt… Oder Björn Ulvaus, Gitarrist und Sänger bei ABBA? Ich hoffe auf Letzteres, weil schwedische Popmusik den plumpen Marsch der AFD um Längen schlägt.

Sängerin Maika Küster und Posaunistin Maria Trautmann haben 2012 angefangen, zusammen Musik zu machen und Songs zu schreiben. Seit 2015 stehen sie mit dem Schlagzeuger und Effektbastler Manuel Loos auf der Bühne, seit 2018 mit der Kontrabassistin Caris Hermes. Das erste Album „Oh What Pretty Thing“ erschien 2017.

Wir hatten was mit Björn klingen betörend, nackt und rau. Es ist Popmusik mit komischen Instrumenten: Akustischer Klang von Kontrabass und Posaune, dazu elektronische Sounds. Dazwischen schwebt der Gesang, direkt und pur.

„River“ ist als Opener der längste Track des Albums. Die Gesangsmelodie schwebt – zum Teil zweistimmig – über einem leisen elektronischen Klangteppich, der bald um gezupften Bass und dezente Bläser ergänzt wird. Der Fluss bahnt sich erst ruhig seinen Weg und liefert plötzlich Dancefloor-Rhythmen.

Ebenso ungewöhnlich geht es weiter mit der dunklen Atmosphäre des kurzen Zwischenspiels „2 am“ und einem mysteriösen Glockenspiel. Der Titelsong „Ruins“ wird zunächst von Vocals und Bass dominiert. Verspielt mit sich überlagernden Stimmen erzählt man die Geschichte einer Freundschaft, in die sich vermehrt einige nervös auftretende Instrumente einmischen.

Jazz, Blues und Soul beherrschen das 38minütige Album. Für mich klingt es am stärksten, wenn die Stimmen von Maika und Maria sich verschränken und überlagern, um einen virtuosen Chor zu bilden. Ab Track 4 mit dem Titel „Filou II“ kommt Max Peters an der Gitarre und am Piano mit ins Spiel und liefert mitreißende akustische Melodien.

In der Albummitte steht „Liebe blaue graue Nacht“, das jedoch keine deutschen Lyrics zu bieten hat sondern vokale Lautmalereien. Überraschend endet das Album aber (quasi als hidden track) mit einem Poem von Charlotte Kath über eine verwaschene Alltagshose.

„On The Ruins“ ist ein äußerst facettenreiches Album, das immer wieder überrascht. Der Sound schwankt zwischen Melancholie und Chaos. Die Elektronik fügt sich gut in die organische Grundstruktur ein und wird nie zum Selbstzweck. Die Arrangements sind so komplex, dass man sich an keiner Stelle entspannt zurücklehnen kann. Und was ist jetzt mit Björn? Der kann uns gestohlen bleiben!

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