New Model Army feiern die 13. Auflage ihres Weihnachtskonzertes im Kölner Palladium

Kann es einen schöneren Jahresabschluss geben als das mittlerweile schon traditionelle New Model Army-Weihnachtskonzert in Köln? Wohl kaum. 2010 kam man sogar in den Genuß von zwei aufeinanderfolgenden Weihnachtskonzerten, mit denen das Quintett aus Bradford sein damaliges 30-jähriges Bühnenjubiläum feierte. So ist es keine Frage, dass auch wir uns neun Tage vor Heiligabend wieder auf den Weg in die Schanzenstrasse machen. Leider schaffen wir es nicht früh genug, um auch die Hamburger Punklegenden Slime noch live zu erleben, die – neben Ausgerechnet Wir – den Abend für New Model Army eröffnen. Das Palladium ist trotz dieses hochkarätigen Line-Ups überraschenderweise nicht ausverkauft.

Das Publikum präsentiert sich wie üblich bunt gemischt. New Model Army-Fans verstehen sich ja seit jeher als eine Art Familie („One Family One Tribe“) und so stehen Deutsche, Engländer und Holländer bei einer Kaltschale Kölsch einträchtig an der Theke. Der ein oder andere offensichtlich schon etwas zu lange. Hier und da spannen sich die alten New Model Army-T-Shirts um einige beachtliche Bierbäuche. Es herrscht eine erwartungsfroh-friedliche Stimmung. Als Justin Sullivan & Co. dann um kurz vor 22 Uhr zu den Klängen von „Frightened“ und in einem Meer aus Laserstrahlen endlich die Bühne betreten, sind sie alle im Jubel vereint. Seit dem letzten Weihnachtskonzert hat es einen Besetzungswechsel gegeben: Nach 22 Jahren verließ Anfang 2012 Bassist Peter „Nelson“ Nice die Band aus persönlichen Gründen. Sein Nachfolger Ceri Monger fällt nicht nur dank seiner langen roten Mähne auf.

Was sofort auffällt ist der Weltklassesound – beileibe keine Selbstverständlichkeit im Palladium. Die Instrumente sind perfekt ausbalanciert und Justin Sullivan’s Stimme schwebt förmlich durch die Halle. Die Setlist bietet eine ausgewogene Mischung aus alten und neueren Songs. Immerhin liegt das letzte New Model Army-Studioalbum „Today Is A Good Day“ nun auch schon wieder über drei Jahre zurück. Darunter natürlich solche Klassiker wie „51st State“, „Green & Grey“ oder „No Rest“, aber mit „March In September“ (was wohl noch nicht der endgültige Titel ist) auch ein bislang noch völlig unbekanntes Stück. Neben dem charismatischen Sullivan sorgt insbesondere Ceri Monger – im Gegensatz zu seinem Vorgänger – für reichlich Bewegung auf der Bühne. Da wollen die etwa 3.000 Fans nicht nachstehen und so wird im Palladium fleißig gehüpft, gepogt und getanzt. Dass sie jedes Wort auswendig mitsingen können, muss wohl nicht mehr extra erwähnt werden. Ist so! Ein besonderer Blickfang sind mal wieder die sogenannten „Dolphins“: Fans, die sich, auf den Schultern eines bemitleidenswerten Kollegen stehend, aus der Masse erheben und die Songs mit ausholenden Armbewegungen und anderen Gesten unterstreichen.

New Model Army Palladium

Entgegen seiner sonstigen Gewohnheit spricht Justin Sullivan zwischen den Songs eher wenig. Muss er aber auch nicht, denn die Texte des 57-Jährigen sprechen seit dem Albumdebüt „Vengeance“ von 1984 eine mehr als deutliche Sprache. Stattdessen packen New Model Army satte 22 Stücke in knapp zwei Stunden Spielzeit und verwandeln das Palladium in eine schweißtreibende Party aus Rock und Folk. Wer an diesem Abend Besinnlichkeit erwartet hatte, der war fehl am Platze. Dafür gab es eine Band zu erleben, deren Spielfreude nach wie vor immens ist, deren Musik und Botschaften zeitlos sind und die auch im 32. Jahr ihres Bestehens so frisch und druckvoll klingt wie eh und je. Am 21. Dezember des kommenden Jahres folgt dann die 14. Auflage der New Model Army-Weihnachtskonzerte und da sind wir bestimmt alle wieder mit am Start. Bis dahin: Schöne Bescherung!

Setlist:

  • Frightened
  • The Charge
  • Brave New World
  • 51st State
  • March In September
  • Flying Through The Smoke
  • States Radio
  • Red Earth
  • Spirit Of The Falklands
  • Today Is A Good Day
  • Green & Grey
  • 1984
  • The Hunt
  • No Rest
  • High
  • 225
  • Encore:
  • Fate
  • Stupid Questions
  • Wonderful Way To Go
  • Encore 2:
  • Get Me Out
  • Purity
  • The World