Fanta 4 – immer noch fantastisch
Helene Fischer hat mit ihrem Live-Release (vorerst) verhindert, dass die Fantas und ihr neues Album „Captain Fantastic“ auf Platz 1 der deutschen Charts landen. Sie werden es verschmerzen. Denn das neue Album brennt sich trotzdem in die Gehörgänge der Fans ein – und ist ein Fanta 4 Album der alten Schule geworden. Oldschool halt. „Hip Hop ist mehr als Pimmel und Image“, sagen sie in „Aller Anfang ist Yeah“. Die Fantastischen Vier besinnen sich auf die traditionellen Tugenden des Sprechgesangs: Wortspiele, Pointen und Reime, gelegentlich durchaus politisch jedoch immer humor- und skillful. Das ist der Stoff aus dem die Fantas seinerzeit gemacht wurden.
Schon der Albumtitel hat eine Geschichte: „Captain Fantastic“ ist ein anderer Typ als Elton Johns Kunstfigur aus dem Jahr 1975, und er ist ebenfalls ein anderer als Viggo Mortensens Filmcharakter im gleichnamigen Comedydrama von 2016. Captain Fantastic ist auch keine Comicfigur aus einer der weniger bekannten Ecken des Marvel-Universums, auch wenn der Name tatsächlich nach einem angenehm unneurotischen Superhelden ohne nennenswerte Erzfeinde klingt. Er ist auch keine Person. Er ist nicht einmal eins von diesen Wortspielen auf der Grenze zwischen Spaß und Ernst, mit denen Die Fantastischen Vier in der Öffentlichkeit über ihren Legendenstatus scherzen würden. Captain Fantastic ist eine Geisteshaltung!
Der Titeltrack und „Tunnel“ sind noch ein harmloser Einstieg. Tun keinem weh – bewegen aber auch nicht die HipHop Welt. Das lange Intro gehört einfach dazu. So starten gute Alben, die ein Konzept verfolgen. Schon mit „Zusammen“ geht es dann aber richtig los. Clueso ist ein guter Duettpartner und bringt den richtigen Spirit mit, um die Jungs in Fahrt zu bringen. Es folgt mit „Fantanamera“ eine typische Selbstbeweihräucherung, wie sie im Rap üblich ist.
Den Computersong „Moduland.Y“ kann man noch als Hommage an den Zeitgeist getrost überhören, doch mit „Hitisn“ geht es gleich wieder in die Vollen – eingängig und mit großartiger Melodie, die in der Reprise am Ende des Albums mit der Swing-Stimme von Tom Gaebel schließlich zur Vollendung gelangt. Überhaupt klingen die Kollaborationen ganz groß. Da sind ja auch noch Flo Mega und ganz am Ende Damion Davis mit seiner emotionalen Wucht.
„Watchmen“, „Endzeitstimmung“ und „Affen mit Waffen“ will ich nicht unerwähnt lassen, die als typisch traditionelle Songs dem Superhelden-Konzept des Albumtitels folgen und doch ganz eigenständige starke Nummern sind. Alle Protagonisten kommen zu Wort und können ihre bekannten Qualitäten voll ausspielen.
Wer erst im neuen Jahrtausend zum Rap-Fan geworden ist, wird vermutlich Aggressionen, Provokationen und Anfeindungen vermissen. Doch die Fantas gehörten schon immer zu den guten Jungs. Sie sind sich treu geblieben und „Captain Fantastic“ klingt genau so, wie ein neues und gutes Fanta-Album klingen muss.