Miu und die Liebe zur Soul-Musik

Die junge Hamburger Sängerin und Songwriterin Nina Graf hat in den letzten Jahren unter ihrem Künstlernamen Miu sowohl in New Yorker Clubs als auch in der heimatlichen Elbphilharmonie auf sich aufmerksam gemacht. Nach zwei recht erfolgreichen Alben präsentiert sie nun ihr neuestes Werk „Modern Retro Soul“, mit dem sie sich konsequenter denn je ihrer Liebe zur Soul-Musik widmet.

Während im Titel noch neu und alt verbunden sind, ändert sich das beim Inhalt. Bei „Modern Retro Soul“ handelt es sich nämlich um ein Doppelalbum mit 12 „modernen“ Tracks auf der einen CD und 13 „Retro-Titeln“ auf der anderen. Wie genau Miu hier die Unterschiede definiert, erschließt sich mir persönlich allerdings nicht – das überlasse ich dann lieber den wahren Soul-Kennern. Für mich sind beide CDs von einem erfrischenden und durchaus modernen Sound geprägt. Das Repertoire reicht von funkigen Nummern wie „Risin´High“ oder „Take The Money And Run“ über entspannte Gute-Laune- Titel wie „Easy“  und „Follow You“ bis zu typischen Soul-Balladen wie „Drifting Away .

Getragen werden alle Stücke von Mius ausdrucksstarkem und kraftvollem Gesang, eingerahmt von vielseitigen Arrangements. Da gibt es mal das volle Programm mit Bläsern, Streichern und Harmoniegesang, aber auch mal nur eine einfache Gitarre oder ein Piano. Auf „Modern Soul“ finden sich beispielsweise das bezaubernde „Speechless“, in dem Miu vom eher unerwarteten Verlauf eines Dates singt, und das beinahe epische „Gimme A Break“. Zwischendurch gibt es auch mal kleine instrumentale Einlagen wie „Heist Music“ oder ein überraschendes „Sweet Nothing“.

Auf „Retro Soul“ findet sich unter anderem das kraftvolle „Fuck You Very Much“, Mius bissige Antwort auf die gängigen Forderungen an junge und noch nicht so bekannte Künstlerinnen (die es auch noch wagen, nicht in ihrer Muttersprachen zu singen!). Diesen Titel hätte ich dann doch eher auf der anderen CD verortet – im Gegensatz zum wunderbaren „Cat Song“ und der großartigen Ballade „Be The Bigger Person“, beide sparsam arrangiert und wie in Live -Atmosphäre aufgenommen. Aber auch „Partner in Crime“ wird dem Retro-Anspruch eher gerecht

Insgesamt liefert Miu hier ein großartiges Doppelalbum ab, das musikalisch einiges zu bieten hat – vor allem, aber nicht ausschließlich für Fans von modernem Soul. Reinhören lohnt sich!