Abendfüllendes Programm für Metalfans in der Saarlandhalle

Wie Luxemburg hat auch das Saarland seinen „Temple of Metal“. Normalerweise ist das die Garage in Saarbrücken, aber wenn dann für einen Doppel-Act wie Trivium und Heaven Shall Burn besonders viele Metalfans erwartet werden, muss die ehrwürdige Saarlandhalle herhalten.

Insgesamt war es gar ein metallisch lautes Quartett, das den Abend recht früh beginnen ließ. So hatte ich leider den Opener verpasst, traf aber punktgenau zu den Death-Metal-Heroen OBITUARY aus Florida ein. Seit 1984 sind die Altmeister schon aktiv, gehören aber noch lange nicht zum alten Eisen. John Tardy brüllt seine Lyrics immer noch energisch und vollmundig in die Menge. Hart, brutal und düster kommt die Show ohne viel Schnickschnack um die Ecke. Den Fans in Saarbrücken war das nur recht und sie feierten das Quintett und seinen 45minütigen Set gebührend ab. Mit „Circle of the Tyrants“ gab es gar ein Cover von Celtic Frost und „Don’t Care“ schloss das Happening fulminant ab.

In der Pause hätte man sich locker die Tagesschau ansehen können, dann betraten TRIVIUM pünktlich zur Wettervorhersage und unter den Klängen von „Run To The Hills“ (vom Band) die Bühne. Sie hatten eine bunte Kulisse mit dominierenden Schlangenköpfen und eine laute Show mitgebracht. Ihr Gig wurde mit dem aktuellen Album eingeläutet: „In the Court of the Dragon“ hieß es gleich zu Beginn und der umtriebige Matthew Heafy lieferte von Anfang an ein Feuerwerk an Growls und melodischen Einlagen ab.

TRIVIUM stammen wie OBITUARY aus Florida, sind aber als Band 15 Jahre jünger. Natürlich haben TRIVIUM auch alte Hits in ihrer Setlist, die die Stimmung der Halle weiter antreibt. Sänger und Gitarrist Matt Heafy wechselt zwischen Shouts und Gesang ohne Probleme und zockt sich dabei die Finger wund. Der Rest der Band ist genauso live-technisch vollkommen und so zeigt sich die bekannte Power dieser Herren. Sie sind eine der besten modernen Metal-Bands und beweisen, dass harte Arbeit sich auszahlt. Das Publikum zog zunächst nur verhalten mit, ließ sich aber zu dezenten Circle Pits aufstacheln und gab schließlich ein gemütliches Rudern am Hallenboden zum Besten. Mit „In Waves“ und „Pull Harder on the Strings of Your Martyr“ endete der 70minütige Set und ließ die nächste Pause mit den Klängen von „Heaven and Hell“ starten.

HEAVEN SHALL BURN sind nicht aus Florida, sondern nur aus Thüringen angereist. Und doch zogen sie vermutlich das meiste Publikum, gehören sie doch zu Recht zu den erfolgreichsten deutschen Metalcore-Bands. Marcus Bischoff und seine vier Mitstreiter bieten feinsten Metalcore, Hardcore und Death Metal mit Growls sowie aggressiver Attitüde. Megastark und wuchtig brettern sich HEAVEN SHALL BURN durch ihren Set.

Textlich geht es um alternative Wahrheiten in den verschiedenen Filterblasen der sozialen und sonstigen Medien, um die Spaltung der Gesellschaft, das Erstarken rechter Bewegungen, um die Klimakrise und die Schattenseiten von Kapitalismus, Globalisierung und Digitalisierung.Das wird auch in den Video-Einspielern deutlich, die auf große Leinwände transportiert werden. Die Arbeit der Meeresschutz-Organisation Sea Shepherd wird ebenso visuell gezeigt wie der Wahnsinn von Kriegen und menschengemachten Naturkatastrophen. Während der Vorhang zu Beginn noch ein sehr martialisches Bild zeigt, wird die pazifistische Botschaft doch mehrfach in Filmen und Marcus‘ Ansagen deutlich: Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg!

Beim Publikum gab es jetzt definitiv mehr Bewegung, eine Legion an Crowdsurdern und riesige Circle Pits. Zwischenzeitlich kam Matt von TRIVIUM für einen Song mit auf die Bühne und später (vor „Profane Believers“) entdeckte Marcus den siebenjährigen Headbanger Lenn in der ersten Reihe und bat ihn zur gemeinsamen Performance mit auf die Bühne.

Mit „Numbing the Pain“ und „Tirpitz“ endete die formidable und dynamische Show nach starken 70 Minuten. Besucher und Bands haben sich gegenseitig einen super Abend bereitet. Besser hätte es nicht laufen können.