Queensrÿche ist wieder eine Band, deren Name mir schon oft begegnet ist, aber von der noch nie ein Album gehört habe. „Digital Noise Alliance“ ist das erste, und der Titel ist Programm. Der Grund, weshalb ich bislang diese Band ignoriert habe, liegt subtilerweise am Bandnamen, der mich weder klanglich noch von der Schreibe her anspricht.
Mit zunehmendem Alter probiert man aber auch mal Neues an, um mitreden zu können, daher habe ich mal dieses Album gestreamt. Überraschendes oder etwas, das mein Vorurteil abschwächen kann, habe ich nicht gefunden. Der Heavyrock ist genau so, wie ich mir das hinter dem Bandnamen ausgemalt habe.
Sorry, klingt für mich wie Massenware, da bleibt bei mir wenig hängen. Manche Songs beginnen vielversprechend, wie das Intro bei „Sicdeth“, aber dann setzen wieder das staccatoartige Gitarrenspiel und der Schreigesang ein. Dabei wird noch ordentlich das Schlagzeug bearbeitet. Das trifft auch auf einige andere Songs auf dem Album zu.Das Ganze erinnert mich stark an Judas Priest, von denen mir auch nur einige bekannte Songs gefallen, eben die „radio-tauglichen“.
Als ruhiger Gegenpol zu dem High-Speed-Tempo sticht für mich das balladeske „Forest“ heraus, das ich dann auch als Anspieltipp nennen kann. Von den schnellen Nummern finde ich „Realms“ noch am melodischsten. Auch „Tormentum“ findet meine Gnade. Das Album ist sicher ein Knaller für Fans. Als jemand, der zum ersten Mal mit der Musik von Queensrÿche konfrontiert wurde, fehlt mir die Überzeugung. Die zwölf Titel laufen knapp über eine Stunde.
Zum Abschluss enthält das Album als Bonus-Track noch eine Coverversion des Billy-Idol-Klassikers „Rebel Yell“. Der Song tanzt für meinen Geschmack aus der Reihe, wobei ich hier den Eindruck habe, als würde Billy Idol leibhaftig am Mikro stehen. Weil mir der Song so vertraut ist, ist er mein wahrer Favorit auf dem Album – aber wie gesagt, außer Wertung.
2020 stiegen die Progmetaller CONCEPTION aus Norwegen nach über zwanzig ruhigen Jahren wie Phönix aus der Asche. Der neue Longplayer “State of Deception” hielt die für CONCEPTION typische Weite progressiver Sounds perfekt fest, vom symphonischen Melodrama bis zur Rockriff-Utopie. Die Euphorie war im Nachgang des aktuellen Albums so groß, dass Noise Records jetzt auch die vier genialen Alben aus den 90er Jahren neu auflegen – als CD Digipacks, auf Vinyl, jeweils mit bisher unveröffentlichten Bonustracks. Ein Fest für jeden Fan!
CONCEPTION wurde 1989 in Norwegen vom Dag Østby (Vocals), Tore Østby (Gitarre), Werner Skogli (Drums) und Freddy Samsonstuen (Bass) gegründet. Schon nach einem Jahr stieg Sänger Dag noch vor Erscheinen des Debütalbums aus und der kongeniale Roy Khan kam mit seiner Opernstimme ins Spiel, der nach dem Ende von CONCEPTION bei den US-Metallern KAMELOT tätig wurde.
Zunächst wollte man die aufkommende Thrashmetal-Welle reiten, doch nach und nach kristallisierte sich heraus, dass es in eine ganz andere musikalische Richtung gehen sollte. Das Line-Up wurde an den sich entwickelnden Musikstil angepasst und die lokalen Talente Arve Heimdal am Schlagzeug und Ingar Amlien am Bass verliehen der Band eine solide, groovy und einzigartig klingende Rhythmus-Fraktion. Zudem hatte man mit Roy jetzt einen Vokalisten, der kraftvoll und melodisch interpretierte und Bombast sowie Pathos den Boden bereitete.
„The Last Sunset“ war das Debüt und erschien mit altertümlichem Bandfoto-Cover auf eigenem Label. Nach ersten Erfolgen wurde es von Noise Records mit alternativem Cover neu veröffentlicht. Das Album wartete noch mit einem sehr harten Sound auf, der die Wurzeln im Thrashmetal deutlich machte. Roy brachte aber schon seine persönliche, sehr melodische Note mit ein. Und gerade diese Mischung sorgte für Aufsehen und machte das Album so einzigartig.
Nach dem Intro „Prevision“ liefert „Building a Force“ den perfekten Einstieg, der ebenso machtvoll klingt wie es der Songtitel andeutet. „Bowed Down With Sorrow“ und „Fairy’s Dance“ bestechen durch ihre energische Dynamik. Es gibt aber auch akustische Gitarren und gar Flamenco-Einlagen von Tore Østby. Der Grundstein für einen ganz eigenen Sound war gelegt. Während Grunge langsam aber sicher die rockigen Charts beherrschte, gingen CONCEPTION einen ganz anderen Weg und schufen sich ein melodisches Alleinstellungsmerkmal.
Als Bonus gibt es mit der Neuauflage drei Demoversionen, die es nicht zur Songreife geschafft haben.
Das erste reguläre Album bei Noise Records war „Parallel Minds“. CONCEPTION hatten sich inzwischen zur formidablen Liveband entwickelt und gossen ihre Energie in neue Songs. Khan und Østby hatten sich endgültig als Songwriter-Duo gefunden, da der Sänger jetzt alle Lyrics lieferte.
Es ist ein druckvolles und zugleich melodisches Album in der Tradition des Powermetal. Zudem machte die instrumentale Brillanz es auch für Freunde von Progressive Rock und Progmetal gut hörbar. Die Gesangs- und Melodielinien variieren von majestätisch bis leidenschaftlich. Ein sporadischer Einsatz von Keyboards rundet den endgültigen Klangkosmos ab, mit dem sich CONCEPTION in der Szene etablieren. Vom rockigen „Roll the Fire“ bis hin zum hymnischen Titelsong ist alles möglich.
Im Bonusbereich gibt es das Demo von „Silent Crying“ und die genannten Stücke „Roll the Fire“ sowie „Parallel Minds“ in fulminanten Liveversionen.
Das dritte Album bietet wie der Vorgänger ein fantastisches Cover, das man sich am besten im LP-Format anschaut. Es ist komplexer und progressiver als die Vorgänger und orientiert sich hörbar an Bands wie Queensrÿche sowie den komplexeren Werken von Iron Maiden. Dabei ist es immer Khans Ausnahmestimme, die den Tracks einen besonderen Drive mitgibt.
“Missionary Man“ und „Some Wounds“ schaffen eine recht mystisch-geheimnisvolle Atmosphäre, während „A Million Gods“ als Achtminüter sehr komplex und mit monumentaler Stärke daherkommt. Insgesamt ist „In Your Multitude“ ein wirklich episches Album mit komplexen Songstrukturen, das man keineswegs auseinanderreißen darf und immer am Stück hören sollte.
Ergänzt wird der neue Release wieder von zwei Demoversionen, darunter der Titelsong, und vom Stück „Gravity“, das sich ursprünglich als Bonus auf der japanischen Fassung fand.
Bis zum vorläufigen Ende haben CONCEPTION konsequent den Zweijahresrhythmus eingehalten und so erschien auch „Flow“ pünktlich im Jahr 1997. Doch musikalisch war plötzlich alles ganz anders, was man schon dem futuristischen Albumcover ansehen konnte. Plötzlich mischten sich elektronische Beats in die Tracks, ohne dass dies aber dem Hörgenuss schadete.
Schon der Opener „Gethsemane“ kommt mit sphärisch sterilen Klängen und läutet damit das moderne Albumkonzept ein. Erst wenn Gitarre und Vocals einsetzen, hört man wieder den typischen CONCEPTION-Sound. Roy Khan hat dabei eine sehr erzählende Ausrichtung, die dem Album keineswegs schadet. Mit “Tell Me When I’m Gone” und “Would It Be The Same” geht es dann auch wieder in hart rockende Gefilde. Geheimnisvoll mit einer Mischung aus Synthesizerklängen und starken Riffs war das vorerst letzte Album der Band ein respektablrer Parforceritt, der das Ende der Band umso schmerzvoller machte.
Im Bonusbereich finden sich diesmal das Demo von „Cry“, der Song „Hand on Heart“ von der japanischen Pressung und „Sundance“, das ursprünglich ein Bonus auf der „In Your Multitude“ LP war.
Zur Neuauflage kommen die genialen Macher nochmal selbst zu Wort:
Tore: “Die Band zusammenzustellen und sich gemeinsam auf diese musikalische Reise zu begeben war ein wahres Abenteuer. Mit einem gemeinsamen Drang zu entdecken und uns selbst und unsere Musik weiterzuentwickeln zeigt jedes Album ganz klar die verschiedenen Phasen, die wir von Album zu Album durchlaufen haben. Wir sind heute genauso stolz auf jedes Album wie an den Tagen, als wir die Arbeit an ihnen abgeschlossen haben.”
Roy: “Es hat über die Jahre eine wachsende Nachfrage nach unseren ersten Alben gegeben und wir sind sehr froh, sie in Kooperation mit BMG endlich verfügbar machen zu können. Außerdem freuen wir uns sehr, in diesem Paket auch einige sehr alte Demos und bisher unveröffentlichte Songs aus den absoluten Anfangszeiten von Conception zu veröffentlichen. Diese frühen Demos demonstrieren noch eindeutiger die Reise und Entwicklung der Band vom Anfang bis dahin wo wir heute stehen. Viel Spaß damit!”
Alle vier Alben aus den 90ern seien versierten Metallern ans Herz gelegt. Wer CONCEPTION bisher noch nicht entdeckt hat, sollte jetzt schleunigst zuschlagen. Skandinavische Bands waren schon immer eine Wucht und sind es bis heute.
Queensrÿche sind Urväter des Progressive Metal und haben spätestens mit ihrem dritten Werk, dem Über-Album „Operation: Mindcrime“, im Jahr 1988 Musikgeschichte geschrieben. Die Idee zu diesem Konzeptalbum kam Sänger und Mastermind Geoff Tate nach einem Kirchenbesuch. Der Legende nach hat er Sympathisanten der Separatistenbewegung in Quebec dabei zugehört, wie sie sich über Bomben, Terrorismus und andere militanten Mittel unterhielten. In der Storyline des Albums schließt sich Protagonist Nikki aus Frust über die amerikanische Gesellschaft einer Untergrundorganisation an, um Anschläge auf korrupte Politiker zu verüben.
Zwei Jahre später erschien mit „Empire“ das kommerziell erfolgreichste Album der Bandgeschichte. „Silent Lucidity“ war gar für den Grammy Award als bester Rocksong nominiert. Nach dem Konzeptwerk war der Ansatz hier stärker songorientiert und es gab mehr Rock als Metal.
Beide Alben werden zum 40jährigen in mehreren Formaten neu veröffentlicht. Zusätzlich zur Originalversion, die als 180-Gramm 2LP remastered erscheint, sind beide Titel in erweiterten 2CD-Versionen und in Multi-Disc-CD+DVD-Boxsets erhältlich, die keine Wünsche mehr offen lassen. Neu gemastert in den Abbey Road Studios vereinen die Deluxe-Versionen dieser bemerkenswerten Alben alle verfügbaren Aufnahmen in 10′′ x 10′ Boxen, die auch DVDs mit begleitenden Promovideos und Live-Auftritten enthalten. Das Live-Audiomaterial lässt Queensrÿches weltweiten Headliner-Status während der „Building Empires“ Tour Revue passieren.
Mir liegt in beiden Fällen die 2CD-Version zur Review vor. Das ist natürlich nicht das ultimative Komplettpaket, aber es sind schöne Releases, um die Kultwerke mal wieder abzufeiern. „Operation: Mindcrime“ enthält auf der zweiten Disc die komplette Liveaufnahme des Albums aus dem Londoner Hammersmith Odeon vom 15.11.1990 und dieser beweist die enorme Strahlkraft der Musik, die bis heute Bestand hat.
Bei „Empire“ enthält die Begleit-CD leider keinen Livemitschnitt, sondern nur eine Zusammenstellung der B-Seiten und Single- bzw. Radio-Edits. Das ist ein kleiner Wermutstropfen und bietet kaum Mehrwert. Doch was soll’s: Wer die Truppe liebt, in Nostalgie versinkt und ohnehin alles haben will, wird zu den großen Deluxe Paketen greifen.
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Queensrÿche sind Urväter des Progressive Metal und haben spätestens mit ihrem Über-Album „Operation: Mindcrime“ Musikgeschichte geschrieben. Kein Wunder also, dass sie in Saarbrücken schon als zweiten Track den Titelsong dieses Albums zu Gehör brachten. Dabei ist das nicht selbstverständlich, denn mit Todd La Torre hat die Band seit 2012 einen neuen Fronter, der mit dem 88er Album logischerweise wenig am Hut hat.
Die Garage in Saarbrücken war bei weitem nicht ausverkauft, aber sehr gut gefüllt. Metalfans von überall her. Die Location hat einen sehr guten Ruf und bringt Monat für Monat hervorragende Metalacts in das kleine Bundesland. Das Einzugsgebiet reicht bis Luxemburg und Frankreich – das kann man im Stimmengewirr leicht heraus hören.
Zwei Supports, wobei ich die erste Vorband komplett verpasst habe. Im Anschluss kamen Archer aus Kalifornien. Das Trio aus Santa Cruz in Kalifornien ist für soliden Hardrock bekannt. Mit großer Spielfreude lieferten sie Titel ihres Debütalbums „Culling The Weak“, meist mit einer gehörigen Portion Thrash Metal gewürzt. Das passte nicht so ganz zum Prog-Publikum, wurde aber sehr wohlwollend aufgenommen. Zum Ende hin gab es ein Megadeth-Cover vom „Rust In Peace“ Album. Spätestens jetzt war der Bann gebrochen und das Publikum akzeptierte hörbar begeistert, dass der Supportact seinen Gig bis 21 Uhr ausdehnen durfte.
Queensrÿche standen dann erst gegen 21.30 Uhr auf der Bühne und begannen ihren Set mit „Guardian“ vom aktuellen Album. Es ist das zweite Album mit Todd nach der unrühmlichen Trennung von Geoff Tate. Juristische Winkelzüge hatten dafür gesorgt, dass es für kurze Zeit zwei Bands mit dem Namen Queensrÿche gab. Doch die Streitereien sind beigelegt und Geoff macht inzwischen unter dem Namen Operation: Mindcrime weiter.
Todd La Torre steht seinem Vorgänger in nichts nach. In Saarbrücken beeindruckte er das Publikum von Beginn an mit hohen Vocals in Shouter-Manier. Ein perfekter Frontmann für diese Band, der auch die vielen Klassiker gekonnt interpretierte. Die Menge war ohnehin in Feierlaune und Ur-Klassiker wie „The Killing Words“, „The Mission“, „Empire“ und „Queen Of The Reich“ wurden gebührend abgefeiert.
Es war ein gnadenloser Best Of-Set. Das aktuelle Album kam mit dem Konzert-Opener und später „Eye9“ deutlich zu kurz, was aber nicht weiter störte. Als Oldschool-Song wurde „Take Hold Of The Flame“ aus dem Jahr 1984 angekündigt und läutete schon nach 70 Minuten den Zugabenblock ein. Auch die letzten Songs des Abends widmeten sich den Klassikern der 80er Jahre. Eine nostalgische Zeitreise mit fantastischem neuen Sänger. Die Show war recht kurz, aber Todd hatte alles gegeben.