Alin Coen: ein Konzert, das spürbar alle Beteiligten begeistert hat
Ursprünglich hatten sich die Sängerin Alin Coen und die ehrenamtlichen MusikerInnen der STÜBAphilharmonie für ein Tourprojekt in den Jahren 2018 und 2019 zusammengefunden. Die sieben ausverkauften Konzerte stießen auf eine so positive Resonanz, dass in der Zwischenzeit nicht nur ein gemeinsames Album aufgenommen wurde, sondern das Orchester und Alin Coen in diesem Jahr auch wieder live unterwegs sind. Am 01. Oktober konnten zahlreiche begeisterte Zuschauer dieses ganz besondere Projekt im BASF-Feierabendhaus erleben.
Bereits optisch heben sich die 70 MusikerInnen der STÜBAphilharmonie mit ihren rotschwarzen Outfits und Glitzer-Highlights von einem gewöhnlichen Symphonieorchester ab. Und gemeinsam mit ihrem Dirigenten Tim Jäckel verbreiten sie schon bei der Ouvertüre eine unglaubliche Spielfreude auf hohem musikalischen Niveau, die sich im Zusammenspiel mit der Sängerin dann noch steigert. Insgesamt 18 Stücke aus Alins Solo-Karriere wurden für dieses Projekt von verschiedenen ArrangeurInnen für die große Orchesterbesetzung neu gesetzt – und das Ergebnis ist ein wunderbarer Beweis dafür, wie gute Musik durch einen veränderten Kontext eine erstaunliche neue Dimension erhalten kann. Die Arrangements geben nicht nur Alins Musik und Gesang einen neuen Raum, sondern nutzen auch perfekt die Vielseitigkeit eines Sinfonieorchesters, ergänzt durch Schlagzeug, Bass und E-Gitarre.
Da darf sich im Intro zu „Einer will immer mehr“ zunächst der wuchtige Gesamtklang entfalten, bevor Flöte, Glockenspiel und Percussion den feinen Teppich für die Strophen weben. Die Zweifel und Fragen in „Wer bist du“ werden durch unruhige Rhythmen und gegenläufige Melodien greifbar, und „Fountain“ wird mit einem schwebenden Oboen-Solo eröffnet, bevor die Flöten und Streicher das Motiv übernehmen und schließlich alle Instrumente zur tragenden Begleitung verschmelzen. Hier ein Lob an die Tontechnik, die es schafft, Gesang und Orchester erstaunlich ausgewogen auszusteuern – lediglich bei den sehr lauten Passagen leidet die Textverständlichkeit ein wenig.
Alins Songs erzählen auf Deutsch und auch mal auf Englisch eindringlich und voller Poesie von all den Gefühlen, die menschliche Beziehungen ausmachen. Allein ihre klare, ausdrucksstarke und wandelbare Stimme verleiht den Liedern schon eine unglaubliche Emotionalität, die nun durch die Orchesterbegleitung noch verstärkt wird. Und es macht auch einfach Spaß, die Akteure auf der Bühne in Aktion zu erleben – wie etwa sich ein gezupftes Intro rhythmisch präzise durch alle Streicher-Stimmgruppen zieht, wie verschiedenste Instrumente auch zur Percussion eingesetzt werden, oder kleine Showeinlagen wie das Drehen der Celli zwischen den Beinen der MusikerInnen zelebriert werden. Hier ist ein lebendiges Miteinander hör- und sichtbar und das Ganze ist plötzlich viel mehr als nur die Summe seiner Teile.
Zwischen den Stücken gibt es kleine Ansagen von Alin selbst – mal ganz sparsam, mal aber auch mit Anekdoten aus ihrem Leben oder Hintergrundinformationen zum Orchester.
Nach einem beschwingten Finale mit lebensbejahende Aussage von „Alles was ich hab“ , dem wunderbaren „Du bist so schön“ und dem rhythmischen, sich steigernden und am Ende wieder leise ausklingenden „High Expectations“ gibt es bereits stehende Ovationen.
Bei den Zugaben bekommt in „Festhalten“ die Harfen noch ihren großen Auftritt, später unterstützt von schwermütigen Blechbläsern, bevor „Das letzte Lied“ erklingt, das wunderbar Abschied und Aufbruch zugleich besingt und musikalisch greifbar macht. So endet ein großartiges Konzert, das spürbar alle Beteiligten begeistert hat!