Fran Healy erzählt von der Stadt, die er sein Zuhause nennt
Gerade erst haben Travis den 25. Geburtstag ihres Albums „The Man Who“ gefiert, das ihnen vor allem mit der Single „Why Does It Always Rain On Me“ den weltweiten Durchbruch bescherte – und schon steht das zehnte Studioalbum „L.A. Times“ in den Startlöchern. Geändert hat sich über die Jahrzehnte kaum etwas. Und das ist auch gut so. Obwohl das Quartett aus Glasgow weitläufig dem Genre Britpop zugeordnet wird, waren ihre Songs doch immer poppiger und melodischer als die vertrackten Arrangements von Oasis oder Blur.
So ist es auch bei „L.A. Times“, das vor allem aus wohlfeilen Melodien besteht. Ganz charismatisch steht Fran Healys Stimme im Vordergrund. Manchmal wehleidig, fast immer melancholisch und in hohen Lagen schwebend. Produziert von Tony Hoffer (Air, Beck, Phoenix), wurde „L.A. Times“ von Fran Healy in seinem Studio am Rande der Skid Row in Los Angeles geschrieben, der Stadt, die er seit einem Jahrzehnt sein Zuhause nennt. Er beschreibt „L.A. Times“ als Travis‘ persönlichstes Album seit The Man Who.
In den zehn Songs des Albums versucht sein Schöpfer unweigerlich, den Weg, den er bis zu diesem Punkt zurückgelegt hat, zu verstehen. Ein Gefühl, das sich in dem beeindruckenden Coverfoto widerspiegelt: In Anlehnung an einige von Travis‘ beliebtesten Platten – „The Man Who“, „The Invisible Band“ und „The Boy With No Name“ – werden wir erneut von vier weit entfernten Gestalten inmitten einer riesigen Umgebung begrüßt, dieses Mal unter dem Beton und dem Glitzer der nächtlichen Innenstadt von Los Angeles.
Die Songs haben erzählenden Charakter und sind sehr filigran arrangiert. „Bus“ erzählt mit sanften Akkorden von einer Reise zu besseren Tagen. „Raze The Bar“ beschreibt einen nächtlichen Durchhänger mit nachdenklichem Refrain. In solchen Bildern liegt Healys große Stärke. „Live It All Again“ besticht mit extrem hohen Vocals am Rande des Erträglichen, aber doch wunderschön. „Gaslight“ ist der erste tanzbare Rocker des Albums, voller Energie und Rhythmus.
„Alive“ hat einen leicht folkigen Touch während „Home“ die Einflüsse der frühen 70er Jahre atmet. Ganz böse wünscht „I Hope That You Spontaneously Combust“ einem ungeliebten Menschen ein möglichst böses Ende – mit grandiosem Rhythmusgerüst im Song. Das letzte Triple bringt dann wieder die melodische Seite zurück. „Naked in New York City“ liefert akustische Gitarren und der Titeltrack den sphärischen Abschluss mit ungewohnten Rap-Passagen. Dabei rahmen beide den rockigsten Track „The River“ ein.
Travis haben sich mal wieder selbst übertroffen und geben hier ein äußerst vielseitiges Lebenszeichen von sich. Ein Popalbum, das höchsten Ansprüchen gerecht wird.