Energiegeladen und unprätentiös: Cloud Nothings am 17.05.2014 im Kölner Underground
Im Nebenraum des Kölner Undergrounds wird das deutsche Fußball-Pokalfinale gezeigt. Während Echolons im Konzertsaal nebenan den Abend eröffnen, nutzen noch viele die Gelegenheit, die erste Halbzeit zwischen den Bayern und dem BVB mitzubekommen. Allzuviel verpassen sie nicht, denn in punkto Bühnenpräsenz lassen die Frankfurter doch einiges vermissen. Und so gibt es eher höflichen Applaus für ihren Stoner-Rock, als sie die Bühne für die Cloud Nothings räumen.
Spätestens jetzt wird Fußball zur Nebensache. Der Club ist voll als das Trio aus Ohio die ersten Takte von “Quieter Today” anspielt. Nahtlos schließt sich “Now Here In”, ebenfalls vom aktuellen Album “Here And Nowhere Else” an. Hier und nirgendwo anders ist die Band auch als sie mit “Stay Useless” den ersten Song des tollen Vorgängers “Attack On Memory” bringt. Dieses Album ist der Grund für meine Anwesenheit heute Abend. Im Laufe ihres Auftritts liefern die Cloud Nothings aber noch zahlreiche weitere Gründe dafür, warum man sie auf Tour nicht verpassen sollte. Eine unglaublich dichte und energiegeladene Show liefern sie völlig unprätentiös ab. Wie gut diese Songs aus der Feder des Bandkopfes Dylan Baldi sind, wird erst richtig deutlich, wenn sie live präsentiert werden.
“Separation” zeigt, dass die Musik der Indie-Rocker auch instrumental hervorragend funktioniert. Vor der Bühne geht im positiven Sinne die Post ab. Ebenso bei “Pattern Walks”, mit dem das 3-Minuten-Songschema aufgebrochen wird. Wie in seiner Studioversion schließt ein schnörkellos nach vorne gehender zweiter Teil an. Zum Mitsingen bietet sich dann das melancholische “Cut You” an. Die Pausen zwischen den Songs sind kurz und werden meist durch Baldi’s Gitarrenimpros überbrückt. So entsteht der Eindruck eines einheitlichen Ganzen, das keine Zeit für Ruhephasen lässt. Und das klappt vorzüglich. Das erste und einzige Break bildet die Zugabenpause nach “I’m Not Part Of Me”. Frenetisch bejubelt lassen sich Baldi, Bassist Duke, Drummer Gerycz, der angesichts seines Pensums Abend für Abend bestimmt an seine physischen Grenzen gelangt, nicht lange bitten.
Die Zugabe besteht aus einem Song. Aber was für einem! “Wasted Days”, auf Platte schon ein psychedelischer Powerpop-Kracher, wird auf über 10 Minuten ausgedehnt, ohne auch nur einen Takt zu viel zu haben. Wow, selten hat mich eine Band positiver überrascht als die Cloud Nothings! Ich möchte dass es weitergeht, aber “Wasted Days” ist der stimmige Abschluss eines großartigen Konzertabends. Und beim Blick auf die Fußball-Leinwand im Nebenraum steht es auch nach 100 Minuten noch 0:0. So kriegen wir ganz komprimiert auch noch die letzten Wadenkrämpfe und die Entscheidung in der Pokalarena mit. Was will man mehr?
Setlist:
- Quieter Today
- Now Hear In
- Stay Useless
- Psychic Trauma
- Giving Into Seeing
- Fall In
- Separation
- Pattern Walks
- No Thoughts
- Cut You
- Just See Fear
- I’m Not Part Of Me
- Wasted Days