Ganz kurzfristig sind die Jungs der Kölner Band Jade & Lotus angefragt worden, den Support für Torche im Underground zu übernehmen. Nun stehen sie vor einem ausgewählten Publikum, das sich im Wesentlichen aus Musikliebhabern zusammensetzt, die sich an einem so wunderbaren Sommerabend weder am Baggersee noch im Biergarten aufhalten. Wobei, ein bisschen Biergarten bietet der Ehrenfelder Club auch und so macht man sich bei den ersten Klängen von dort ins Innere. Und der Weg lohnt sich, denn Jade & Lotus überzeugen mit ihrem progressiven Metal. In manchen Stücken singen alle vier Bandmitglieder, aber am überzeugendsten sind sie in ihren melodischen Instrumentalstücken. Kein Wunder, dass die Anwesenden noch eine Zugabe fordern, die sie auch bekommen.
In der kurzen Umbauphase versorgt sich Torches Bassist Jonathan Nuñez noch mit einem Whisky, bevor er wie die Bandkollegen sein Instrument klar macht und den Sound checkt. Rasant legen sie los mit „In Return” und schon ist klar, dass Torche live viel rauer und dreckiger klingen als auf Platte. Die Anfangsphase ist bestimmt durch Songs des aktuellen Albums „Harmonicraft”, welches für mich das beste der drei Studiowerke ist. Und so genieße ich das treibende „Kicking” ebenso wie die energetischen „Reverse Inverted” und „In Pieces”. Die tief wummernden Gitarren ergänzen sich hervorragend mit der klaren Stimme von Steve Brooks, der für einen Bandleader untypisch am rechten Bühnenrand steht und sich gerne mal seine wild rockenden Bandkollegen betrachtet. Sein Lächeln im Gesicht wird dabei auch mal zu einem Lachen, wenn Zuschauer die Bühne entern und zwei Takte mitfetzen. In der Regel bricht bei Bands und Verantwortlichen in solchen Situationen Panik aus. Anders bei Torche, die sich über Besuch zu freuen scheinen. Spätestens jetzt wissen alle Anwesenden, dass sie es heute mit extrem sympathischen Musikern zu tun haben.
Wieder folgt eine von einem Album geprägte Phase. Von „Meanderthal” werden „Grenades”, „Healer” und das stimmungsvolle „Across The Shields” gespielt und der Bereich vor der Bühne gerät in Wallung. Platz zum Pogo ist genug, denn das Underground ist nur zur Hälfte gefüllt. Die Songs gehen oft ineinander über und wenn nicht werden die Pausen von einzelnen Bandmitgliedern überbrückt. Allen voran von Drummer Rick Smith, der scheinbar keine Erholung braucht. Er trommelt vor sich hin und leitet erst den nächsten Song ein, wenn alle anderen Instrumente wieder gestimmt und Kehlen geölt sind. Das führt zu einer unglaublichen Dichte und Energie im Raum. Ausschweifender werden dann auch die Stücke wie „Rockit” und „Little Champion”, die in ihrer Studioversion keine drei Minuten dauern.
Nach einem gewaltigen „Harmonslaught” geht es in die Zugabenpause. „One more song, one more song!” schallt es aus den Kehlen und Rick Smith freut das so, dass er den Takt mitspielt. Auch Gitarrist Andrew Elstner hat die Bühne erst gar nicht verlassen, um die tolle Stimmung nicht zu verpassen. Steve Brooks lässt dann auch nicht lange auf sich warten und stimmt in den Rhythmus mit „Hoy shit, holy shit” mit ein. Während „Tarpit Carnivore” gesellt sich noch einmal ein Fan auf die Bühne und zu seiner Freude stellen sich John und Rick neben ihn, um ein schönes Motiv für die Fotos, die gemacht werden, zu bieten. Zum Schluss verabschiedet sich die Band bei allen die möchten persönlich und nimmt sich auch viel Zeit um Platten zu signieren. Hab ich schon gesagt, dass diese Band sehr sympathisch ist? Egal, ich sag´s gerne nochmal.