04.10.2015: Deutschland liegt zu großen Teilen noch in den Betten und erholt sich von den landesweiten Einheitsraves und Parties des vorangegangenen Tages. 25 Jahre vereinigtes Deutschland, da dachten sich die Schweizer von Breakdown of Sanity anscheinend einen besonderen Glückwunsch vorbei bringen zu müssen. Mit im Schlepptau haben die fünf ihre Landsleute von Clawerfield und die allgegenwärtigen Vitja, die für Dream On Dreamer einspringen, um dem schönen Kölner Underground ordentlich was auf die Ohren zu verpassen.
Pünktlich um 20 Uhr entern Clawerfield die Bühne und eröffnen den Abend mit Ihrer Show. Der Saal ist relativ gut gefüllt, die Zuschauer die vor der Bühne stehen jedoch noch nicht ganz warm. Die großen Pits sucht man vergebens. 30 Minuten dauert die Show der Schweizer, welche recht solide ist und den Abend im Großen und Ganzen gut eröffnet. Auf dem Weg nach draußen trifft man noch Vitja Frontmann David, welcher es eilig hat zur Stage zu kommen. Als die vier die Bühne betreten und ein gut 40-Minütiges Set hinlegen wird klar was gleich bei Breakdown of Sanity auf die Menge des ausverkauften Undergrounds zu kommen wird: Eine überdimensionale, unfassbar heiße Sauna, die für massig durchgeschwitzte Shirts, Hosen und andere Kleidungsstücke sorgen wird. Schon bei Vitja ist es so voll, dass man sich kaum bewegen kann. Dennoch liefern sie wieder, wie gewohnt, eine packende Show ab. Bleibt zu hoffen die vier bald mal auf Headlinertour zu sehen. So wie die Band die nach ihnen die Bühne betritt: Breakdown of Sanity betreten um kurz vor zehn unter epischem Intro ihren Arbeitsplatz.
Sänger Carlo begrüßt den aus allen Nähten platzenden Saal und dann wird ohne Umwege angefangen zu zerlegen. „Crumble“ eröffnet eine Stunde vollgepackt mit Breakdowns, eingängigen Melodien und mehr als unverschämten Partwechseln. Schon während der folgenden Songs „The Writer“ und „The Gift“ werden mehr Moshpits verursacht als bei manchen 3-Tages-Festivals. Es ist heiß, es ist eng, es ist laut. Genau auf diese drei Komponenten sollte man sich auch einstellen wenn man diese Metalcoremaschine live anguckt. Anscheinend haben die fünf Schweizer mehr als reichlich Chrüterchraft zu sich genommen, denn was hier abgeliefert wird ist mehr als gut. Nicht nur die Songs vom aktuellen Album „Perception“ saugen den Besuchern das Wasser aus den schon nach 20 Minuten geschundenen Körpern, auch der Vorgänger „Mirrors“ kommt nicht zu kurz. Besonderes Highlight zur Mitte des Sets: Breakdown of Sanity spielen mit „Restless“ einen neuen Song, der selbstverständlich überzeugt. Die Breakdowns werden in Zukunft wohl noch härter und langsamer. Da geht einem doch glatt das Herz auf. Um einen herum sind bereits alle nass, verwaschene Bandshirts erstrahlen durch Schweiß nach Jahren wieder in voller Farbpracht. „Infest“ zerstört dann auch den letzten Fan und dennoch schreit am Ende des Songs die ganze Halle nochmal mit letzter Kraft „Yes We Can“. Die Moshpits werden kleiner, „Cardiac Silhouette“ und das vom ersten Album stammende „My Heart in Your Hands“ zieht nur noch die ganz harten in die Mitte der Tanzfläche. Mit „Hero“ beenden Breakdown of Sanity ihr Set, bedanken sich oftmals und unterhalten sich anschließend noch draußen mit ihren Fans.
Ein absolut gelungenes Abschlusskonzert ihrer ersten Headlinertour und ein wieder mal sehr sympathisches Auftreten der Band nach dem Konzert. Man darf sich hoffentlich auf neue Alben freuen, auf denen vermutlich wieder mehr Breakdowns geschrieben werden als andere Bands in ihrer gesamten Karriere fabrizieren.
Wer an Finnland denkt, sollte nicht nur blonde Frauen, große Seen und wunderschöne Landschaften mit dem nordischen Land assoziieren, sondern auch guten Rock und Metal. Mit Reckless Love schicken die Skandinavier eine Sleaze Rock Band ins Rennen, die das Publikum zu begeistern vermag, wie sie an diesem Montagabend im Kölner Underground unter Beweis stellt. Mit im Gepäck die deutschen Bands Rebellious Spirit und Hollywood Burnouts.
Die Nachwuchsrocker von Rebellious Spirit eröffnen den Ausflug in die Welt des Spandex und Haarsprays der 80er Jahre. Die Jungspunde zelebrieren den Sound und Look des 80er Jahre Hard/Glamrock auf der Bühne trotz ihres zarten Alters erstaunlich glaubhaft. Seine Entertainerqualitäten beweist Gitarrist und Sänger Jannik, indem er wie ein Wirbelwind über die Bühne fegt, während sein Bruder und Bassist Jens mit allerlei Glamrock Posen für die tiefen Töne des Auftritts sorgt. Eher unbeholfen, aber sympathisch wirkt Gitarrist Corvin bei seinen Versuchen das Publikum zu animieren und auch der Gesang der Truppe lässt stellenweise zu wünschen übrig. Alles in allem liefern die Jungs aber eine partystimmungserzeugende Show ab und bereiten nicht nur mit ihrer neuen Single “Lights Out” und ihrer sehr eigenwilligen Version von “Sweet Child O´ Mine” das Publikum auf die nachfolgenden Auftritte vor.
Weiter geht der Trip in das Jahrzehnt der auftoupierten Haare und Animal-Prints mit den vier Musikern der 2008 gegründeten Band Hollywood Burnouts aus Augsburg. Sehr authentisch und souverän liefern sie eine solide Sleaze- Show ab. Mit viel Rock begeistern sie das Publikum. Nicht nur dank ihrer Outfits, sondern auch wegen ihrer musikalischen Qualitäten hinterlassen sie einen bleibenden Eindruck. Ihre Liebe zum Hairmetal a la Mötley Crüe, Poison, Ratt und vielen anderen bleibt dabei nicht unerkannt, wobei sie aber doch besonders durch ihren ganz eigenen Sound glänzen. Eine durch und durch professionelle Show mit tollen Frisuren und eingängigen Songs wie “Roll The Dice” oder “Kings Of Sin”, die eindeutig Lust auf mehr gemacht hat.
Höhepunkt der Reise sind dann Reckless Love, die dank ihres Frontmanns Oli Hermann eine eindrucksvolle Show abliefern. Während er zu Songs wie “Animal Attraction”, “Romance” und “Beautiful Bomb” wie ein Funkemariechen Beine schwingend über die Bühne wirbelt und jede Stripperin wegen seines lasziven Hüftschwungs vor Neid erblassen würde, überzeugt die Band an ihren Instrumenten. Stolz das Underground mit 170 Leuten gefüllt zu haben bei ihrem allerersten Auftritt in Deutschland, legt sich die Band richtig ins Zeug. Hessu Maxx, der Drummer bearbeitet sein Schlagzeug in einer beachtlichen Geschwindigkeit, der Gitarrist Pepe flirtet mit dem Publikum und Jalle Verne wirft sich am Bass in die verschiedensten Posen. Dass Oli Hermann für die Bühne geboren wurde, beweist die Rampensau durchweg. Immer in Bewegung, aber niemals atmenlos, singt er, meist mit der Unterstützung des textsicheren Publikums, alle Songs mit einer beeindruckenden stimmlichen Leistung und animiert die Leute immer wieder ihn zu begleiten. Seine körperbetonte Performance lässt die Bühne des Undergrounds noch kleiner als sonst erscheinen und man wünscht sich, er hätte mehr Platz zur Verfügung gehabt, um sich auszutoben. Als den beliebtesten Song des Abends kann man reinen Gewissens wohl “Hot” bezeichnen, zu dem das Publikum der Band den Refrain regelrecht entgegenschmettert.
Als das Publikum fast schon ein wenig wehmütig die Welt aus Spandex, Haarspray, Glitzer und Nieten verlässt, um ins Jahr 2012 zurückzukehren, hallen diese Worte wohl auch noch immer durch die Köpfe: Hot, Hot, Hotter than Hell.
Das Euroblast-Festival geht 2012 in die achte Runde. Verschiedenste Musiker aus der Sparte Technical-Metal/Djent bekommen auch dieses Jahr wieder eine Chance, sich auf einem Festival zu beweisen, das von nicht weniger als von 34 Nationen der ganzen Welt besucht wird. Die Anreisenden aus Australien, Schottland und Indien konnten sich über eine Vielfalt und Menge an Bands, verteilt über drei Tage, nicht beschweren. So haben unter anderem War From A Hartlots Mouth, Unevenstructures, Agent Fresco und Circle Of Contempt am Freitag einen großartigen Start für dieses Festival hingelegt. Auf den heutigen Samstag und den morgigen Sonntag wurden die Live-Acts vom Underground in die Live Music Hall verlegt. Ich bin gespannt, was mich an diesem Wochenende noch auf an musikalischen Highlights erwartet.
Als ich die Live Music Hall betrete, höre ich laute Industrial-Techno-Beats. Vielleicht lief von gestern immer noch eine Aftershow-Party, aber dafür schauten zu viele Anwesende Richtung Bühne, als angeheitert auf die Tanzfläche. Ein britischer Electro/Sci-Fi-Künstler namens The Algorithm legt seine Samples und Beats auf. Sein Mix aus Electro und Metal war mir bisher in dieser Form noch nicht bekannt und wirkt für elektronisch Begeisterte sehr originell und erfrischend. Ein überwältigter Sound bebte unter meinen Füßen, während schnelle oder langsame Subbasses meinen Körper erwischten. Zu einer frühen Stunde ist dies die ideale Möglichkeit, um alle Gehirnzellen zu reanimieren.
Chimp Spanner haben hier mit ihrer Musik den Kern der meisten Anwesenden getroffen und entpuppen sich als wahre „Djentle-mens”. Instrumental gespielter Prog-Metal wird hier dargeboten. Untermalt werden die rhythmischen Beats von elektronischen Elementen. Die Highlights bietet Spanner dann mit seinen genialen Solis und Lead-Gitarrentechniken. Die Songs wirken nicht kopflastig, da sie die Balance aus technisch-anspruchsvollen Riffs und Groove-Elementen einfach halten können. Das ist die erste Band des heutigen Abends, die vor fast vollem Haus spielt.
Viele Breakdowns und Midtempo-Wechsel gibt es bei Destrage. Inspiriert in Stile von Unearth und As Blood Runs Black bietet die junge Band eine lebendige Live-Performance. Es gibt sogar an manchen Stellen Clean-Vocals, um das ganze Geschrei nicht zu stumpf wirken zu lassen.
Jetzt betreten Vildhjarta unter höllischem Applaus die Bühne. Hier wird musikalische Schwerkost in Reinform geboten. Düstere Gitarren ballern mit disharmonischen, vertrackten und leicht chaotischen Parts nur so um sich. Über diesen Gewitterwolken schreien zwei Herren wie zu Odins Zeiten. Besonders die Songs „Dagger” und „Eternal Golden Monk” ballern einer Apokalypse gleich über einen ein, als würde die Live gleich in sich zusammen fallen. Dieser Klops aus Hass bleibt erstmals eine Weile im Halse stecken.
Skyharbor werfen mich wortwörtlich in den Himmel. Diese indische Band war bis zum heutigen Tage fast völlig unbekannt. Jazzige Drums treffen auf warme und harmonische Riffs. Begleitet wird dies von einer gelungen Gesangsstimme. Alles zusammen erinnert mich das Ganze an Thrice, Dredge und Deftones. Hier wird viel Atmosphäre und Gefühl geboten. Großartig!
Mit Monuments kommt die Band mit dem längst erwarteten Album des Jahres auf die Bühne. Ihre drei Song- Ep „We Are The Foundation” schlug ein wie eine Bombe. Im September diesen Jahres kam ihr Album „Gnosis” auf den Markt. Dieses Album sprüht vor musikalischer Vielfalt, Groove und eingängigen Melodien. Diese genannten Eigenschaften werden live auch so weitegegeben. Sänger Matt Rose animiert als Partykönig in Topform und springt und hüpft die Bühne rauf und runter. Da freut man sich schon auf die kommende Tour im Februar, um Monuments in Köln wieder live sehen zu können.
Jeff Loomis ist der ehemalige Gitarrist der Thrash-Metal-Legenden Nevermore. Heute präsentiert er uns sein neues Solo-Album „Plains Of Oblivion”. Seine spieltechnischen Fähigkeiten an der Gitarre sind einfach überragend und lassen viele einfach nur staunen. Beeindruckender Sound ummantelt die progressiven Songs. Laute und leise Töne werden harmonisch kombiniert und geben ein wunderschönes Klangbild. „Plains Of Oblivion” gehört in jedes Plattenregal.
Jetzt kommen wir schon zu der letzten Band des Abends: After The Burial. Und die Herren aus dem Hause Sumerian Records wissen, wie sie als letzte Band nach gefühlten 10 Stunden musikalischer Beschallung dennoch den Platz als Highlight des Tages bekommen. Ab der ersten Sekunde ballert es Breakdowns, Harmonieläufe und Tempowechsel aus den Boxen. Zum Schluss werden alle Besucher nochmal wach und es gibt sogar Circle Pits. Die enthusiastische Laune wird auf die Leute übertragen. Unter all den Hits von der Alben „Rareform” und „In Dreams” gibt es auch einen Song vom kommenden Album, das im Frühjahr 2013 erscheinen soll. Verschwitzt und glücklich freuen sich die Besucher jetzt noch auf ein paar Bierchen und warten gespannt auf den morgigen Tag und auf das, was noch alles kommen mag.
Am nächsten Morgen mit leichten Nackenschmerzen aufgewacht, wird sich nach einem stärkenden Frühstück sofort in Richtung Live Music Hall bewegt. Eine junge und talentierte Band namens Joncofy hat sich als Augapfel der nächsten Generation entpuppt, danach kommt Panzerballet auf die Bühne. Ich habe seit Psyopus nicht mehr so etwas Verstörendes gehört. Ein begnadeter Drummer spielt sich auf vertrackte Weise die Hände und Beine wund, während Saxophon und Gitarre ihre Chaosspuren hinterlassen. Panzerballett spielen eigen geschriebene Stücke als auch von Originalen verfremdete Songs aus allen musikalischer Richtungen. Es gibt eine sehr eigenwillige Interpretation von “Smoke on the Water”, die Deep Purple bestimmt nicht mal ansatzweise als ihren Song angesehen hätten, schwere Kost zu so früher Stunde.
Etwas ruhigere und stimmigere Töne stimmen dann die Jungs aus Florida von Akeldama an. Hier wird progessiver Metalcore mit leichtem Power-Metal vermischt. Es gibt viel klaren Gesang, während ein Zweitsänger keift und schreit. Die Band nahm alle Songs in eigener Regie auf und tourt nun in den folgenden Wochen mit Jeff Loomis. Sie scheinen sich über ihre glückliche Lage sehr zu freuen.
Die Miglieder von Disperse bieten eine wunderbare melodische Atmosphäre. Als ich erfahre, dass sie einen Plattenvertrag bei Season Of Mist haben, wird klar, dass diese Band etwas Besonderes sein muss. Und ich werde nicht enttäuscht. Disperse strahlen viel Leidenschaft und Sympathie aus. Es gibt viele leise Töne, die sehr warm und behütend klingen. Ich freue mich auf ihr kommendes Album.
Mit C.B Murdoc kommen wir endlich nochmal zu einer echten Trash Metal Band. Lange Haare und Bärte bieten Musik der Marke Skeletonwitch. Dazu heißt es, nur die Pommesgabel in die Luft zu heben und abzurocken. Vielleicht ist diese Art von Musik für einige Besucher zu speziell, so finde ich ein abwechslungsreiches Line-Up persönlich besser. Musik bedeutet Farbigkeit.
Schon während des Soundchecks für Tesseract füllen sich wieder die Massen in der Live Music Hall. Mit einem neuen Sänger ausgestattet, erlaubt uns die Band einen Einblick in musikalisches Können. Die abwechslungsreichen Songs des Albums „One” geben einen idealen Einblick, wie harmonisch und ausgewogen progressive Musik sein kann. Sanfte und laute Töne werden durch wunderbare Gesangsmelodien verbunden. Wir können gespannt auf den weiteren Werdegang dieser Band warten. Bei zu Recht tobendem und verdientem Applaus verlassen Tesseract die Bühne.
Unter knallen Drums und Riffs eröffnen die melodischen Death Metal Pioniere von Scar Symmetry ihr Set. Die Nuclear Blast- Veteranen bieten eine gelungene Mischung aus Metal und sehr intensiven, fast balladenartigen Elementen. Sänger Robert Karlsson weiß sich perfekt in diese stimmige Bild mit seiner Stimme einzufügen und untermalt sein Talent mit witzigen und smarten Ansagen, während Lars Palmqvist als Zweitsänger die klaren Gesangseinlagen übernimmt.
Leider kommen wir jetzt schon zur letzten Abend des Euroblast -Festivals. Long Distance Calling war einst ein Nebenprojekt der Mitglieder der Helden von Misery Speaks. Die Münsteraner gelten als eine der erfolgreichsten Instrumental- Rockbands Deutschlands, für Fans von Tool und Isis ein wahrer Hochgenuss. Sie bieten eine schöpferische Abwechslung aus Metal, Rock, Jazz, Funk und kleinen Boogie-Einlagen. Zurzeit arbeitet die Band unter Hochdruck an ihrem vierten Album, welches im März nächsten Jahres erscheinen und sogar einige Songs mit Gesang enthalten soll. Nach diesem großartigen Auftritt warte ich gerne auf dieses Album. Diese Band ist still ihren Weg gegangen und wird nun mit viel Lob belohnt. Instrumental- und Dredge-Fans sollten hier ihre Ohren spitzen.
Nach drei Tagen musikalischem Input kann man sich bei den Veranstaltern und Mitarbeiter des Euroblast-Festivals nur bedanken. Ihrer Hingabe für vielfältige Musik haben wir dieses Festival zu verdanken. Hier wurde von Musikfans für Musikfans etwas weitergeben. Hoffen wir, die Mühen und die Arbeit haben sich auch ausgezahlt, um nächstes Jahr wieder diese bunte Fülle an Musik an die Fans weitergeben zu können. Besucher aus der ganzen Welt würden sich freuen.
Das Multitalent Kip Winger, nicht zuletzt bekannt als Sänger der gleichnamigen, amerikanischen Hardrock- Band, die ihre größten Erfolge Ende der 80er Jahre feierten, kehrt für einige exklusive Akustikshows zurück nach Europa. Im Zuge seiner From The Moon To The Sun To Europe Tour begeistert er seine Fans mit den großen Klassikern seiner Band, aber auch seiner Solo- Karriere.
Dass er auch Solo einiges zu bieten hat und sein Publikum allein mit einer Gitarre und seiner Stimme zu begeistern vermag, bewies er am Montagabend im Kölner Underground.
Das Akustikerlebnis begann gegen 19.30h, als Thorsten Willer, Sänger der Band Soledown, mit seiner kräftigen, aber gefühlvollen Stimme die ersten Gäste mit seinem Akustikset vor die Bühne lockte. Er überzeugte mit Akustikversionen der Songs seiner Band, aber auch durch Solo- Stücke und einer äußerst gelungenen Coverversion von Tom Pettys free fallin`.
Im Anschluss spielte Till Kersting, der mal auf deutsch, mal auf englisch seine Qualitäten als Singer/ Songwriter unter Beweis stellte und das Publikum mit seiner liebevoll gemeinten Hommage an seine Wahlheimat Köln zum schmunzeln brachte, jedoch auch einige Zuschauer mit seinem Mitmachsong Kleines Hippiemädchen dazu brachte schnell zu fliehen.
Florian Hofer betrat als letzter Support die Bühne und obwohl seine Musik den guten, alten Sound der 70er Jahre widerspiegelte, zeigte sich bei seinem Auftritt sehr deutlich, dass das Publikum einzig wegen Kip Winger erschienen war, denn auf seine Frage, ob man ihn im Vorfeld bereits bei Youtube gesucht habe, reagierte niemand. Nachdem er kurz geschluckt hatte, beendete er das Set mit seiner Version von Neil Youngs Heart of gold.
Um 21.50h stürmte Kip Winger dann endlich unter Jubel und Applaus die Bühne.
Aber welche Erwartungen hat man an einen solchen Abend? Ein alternder, abgehobener amerikanischer Rockstar, der innerhalb einer Stunde seine Songs regelrecht dahinrotzt und es nicht erwarten kann, die Bühne zu verlassen?
Oder eine gähnend langweilige Performance, bei der der Act gleichfalls gelangweilt auf seinem Barhocker sitzt und einige Stücke auf der seiner Gitarre klimpert?
Weit gefehlt!
Kip Winger schaffte es mit seiner Stimme und Präsenz nicht nur die Bühne, sondern gleich den ganzen Raum zu füllen. Er war charmant und witzig, bezog das Publikum mit ein, unterhielt sich zwischen den Songs mit seinen Fans, erfüllte Musikwünsche wie Seventeen, holte sich für Miles away überraschend Unterstützung aus dem Publikum und überzeugte mit einer stimmgewaltigen Show.
Bei Hits wie Easy come, easy go, Madalaine, Hungry, Deal with the devil oder Headed for a heartbreak sangen die Fans begeistert mit. Sah man sich um, entdeckte man unzählige glückliche Menschen mit strahlenden Augen und einem Lächeln im Gesicht. Alles in allem also eine gefühlvolle Show, die ihresgleichen sucht.
Sein Set rundete er mit einer überwältigenden Akustikversion von Blue suede shoes ab, welche dem Publikum wegen ihrer enormen Schönheit und Intensität fast die Tränen in die Augen trieb.
So blieb am Ende eines hervorragenden Konzerts vor allem ein Gedanke zurück: Kip, I can`t get enuff.
Im Anschluss an den etwa eineinhalbstündigen Auftritt, nahm sich der US- Rocker noch Zeit um mit seinen Fans zu reden, ihnen Autogramme zu geben und Fotos mit ihnen zu machen. Dabei wirkte er überaus bodenständig und sympathisch. So bedankte er sich bei seinen Fans für einen wundervollen Abend und ließ niemanden stehen. Jeder bekam sein Foto, Autogramm und kurzes Gespräch, bevor Kip Winger endgültig ging.
Das Publikum verließ gegen Mitternacht mehr als glücklich und musikalisch überaus befriedigt das Underground. Wer also die Möglichkeit hat Kip Winger live zu erleben, sollte sich seine unterhaltende, stimmgewaltige Show nicht entgehen lassen, denn während die Zuschauer, noch immer beflügelt von diesem Abend, dem Alltag entgegen blicken, wünschten sich wohl alle, dass jede Woche so beginnen würde.
Eine heiße Party- so lässt sich der Abend mit Hardcore Superstar und Heaven’s Basement im Kölner Underground wohl am besten beschreiben. Schon als Heaven’s Basement auf der Bühne stehen, tropft gefühlt das Kondenswasser von der Decke des rappelvollen Clubs. Die Briten dürften dem Publikum nicht ganz unbekannt sein, waren sie doch vor wenigen Jahren unter anderem mit D-A-D auf Tour. Nach einer soliden Show der Hardrocker und verdientem Applaus strömt der Großteil des Publikums nach draußen, um sich wenigstens für einen Moment ein bisschen frische Luft zu verschaffen. Dass die Bullenhitze nicht nur dem Mop zu schaffen macht, sollte sich später noch zeigen.
Wenig später entern Hardcore Superstar unter tosendem Jubel die Bretter des Clubs, in den sie seit Jahren immer wieder zurückkehren. Doch eines fällt sofort auf: Drummer Adde ist an diesem Abend nicht mit von der Partie. „He’s becoming a dad you know”, erklärt Sänger Jocke. „He just got the call, but we didn’t want to cancel this show”. Wie praktisch, dass Tourmanager John Alfredsson gleichzeitig der Trommler der skandinavischen Melodic-Death Combo Avatar ist und kurzerhand die Rolle des künftigen Papa übernehmen kann. Die Schweden, die in ihrer Heimat durch mehrfache Grammy Nominierungen und Gold Auszeichnungen Kultstatus erreicht haben, verstehen es Sleaze Rock und Trash miteinander zu verbinden und heizen dem Publikum mit Songs wie „Wild Boys”, „Dreamin‘ In A Casket” oder neueren Stücken wie „Moonshine” ordentlich ein. „It is super hot in here”, bemerkt Jocke und treibt die Fans zur völligen Verausgabung an. Die Temperaturen in dem Schuppen steigen inzwischen ins unerträgliche und fordern später mit Trommler John das erste „Opfer”. Er verlässt kurzerhand die Bühne und muss sich draußen erst mal erholen. Das tut dem Ganzen jedoch kein Abbruch: weiter geht es einfach mit einer Ballade ohne Drums.
Nach einer Stunde und weiteren Songs wie „Medicate Me”, „My Good Reputation” oder „Guestlist” verabschiedet sich das Rock’n’Roll Quartett – um wenig später für eine halbstündige Zugabe zurück zu kommen. Schließlich dürfen Klassiker wie „We Don’t Celebrate Sundays” nicht fehlen. Den krönenden Abschluss geben die Schweden mit „Last Call For Alcohol” mit den passenden Zeilen „the party ain’t over til we say so” vom letzten Album „Split Your Lip”, bei dem einige Mädels auf die Bühne gebeten werden. Ein grandioser aber viel zu heißer Konzertabend geht zu Ende und lässt ein völlig abgekämpftes, schweißgebadetes aber glückliches Publikum zurück.