Eigentlich war „Blackstar“ das letzte musikalische Lebenszeichen des großen Künstlers, erschienen ganze zwei Tage vor seinem Todestag. Ein wundervolles Werk, das voll von weltlichen Sehnsüchten und Todesahnungen ist. Mit 69 auf solche Weise von der Bühne abzutreten, ist phänomenal und der letzten Diva unserer Zeit mehr als würdig.
Doch es gibt noch ein weiteres Vermächtnis. „Lazarus“ steht sinnbildlich für den vom Tod Auferweckten. Das Musical aus der Feder von David Bowie und Enda Walsh entfernt sich aber vom biblischen Thema und funktioniert als Adaption des Bowie-Films „Der Mann, der vom Himmel fiel“ aus dem Jahr 1976. Die Uraufführung fand noch Ende 2015 in Anwesenheit Bowies statt. Die Hauptrolle spielte „Dexter“ Michael C. Hall.
Bereits im Oktober erschien der Sampler „Lazarus Cast Album“ mit von den Musical-Darstellern eingesungenen Bowie-Songs des Musicals. Das Album enthält zusätzlich die drei bisher unveröffentlichten Bowie-Studioaufnahmen „No Plan“, „Killing a Little Time“ und „When I Met You“. Diese Stücke gelten als Bowies letzte, kurz vor seinem Tod eingesungene Aufnahmen.
Puristen, die mit dem Musical nichts anfangen können, haben nun die Möglichkeit, eine EP zu erwerben, die alle drei Titel und den Song „Lazarus“ vom „Blackstar“-Album enthält. Letzterer behandelt Bowies Ahnung des nahenden Tode und ist der perfekte Opener, dicht gefolgt vom sanftmütigen „No Plan“, in dem der Meister aussagt, dass er nichts zu bedauern hat. Was für ein Vermächtnis!
Auch das rockige „Killing A Little Time“ und die Liebesballade „When I Met You“ sind sehr schöne Stücke. Alles andere als Lückenfüller. Fast 20 Minuten Bowie pur bieten mehr, als manches Album der Neuzeit in dreifacher Länge aussagt. Diese EP lohnt sich definitiv.
Nach dem Tod von David Bowie wurde eine Reihe von Werkschauen des Ausnahmekünstlers veröffentlicht. In den über 50 Jahren seines Wirkens war er eine Gallionsfigur an der Spitze zeitgenössischer Musik. Dies manifestierte sich aber nicht unbedingt in seinen Single-Veröffentlichungen, die vor allem schmückendes Beiwerk und ein Zugeständnis ans Radioformat waren. Man muss seine Alben hören, um ihn zu verstehen – und damit ist man dann sehr lange Zeit beschäftigt.
Für Gelegenheitshörer und Nostalgiker machen die Compilations also durchaus Sinn. Da gab es zum Beispiel schon „Nothing Has Changed“, ebenfalls bei Parlophone / Warner erschienen und dem neuen Release „Legacy“ gar nicht so unähnlich. Die Reihenfolge ist anders, der ein oder andere Song wurde ausgetauscht. Das war’s dann auch.
Der Hitreigen geht von den ersten großen Erfolgen „Space Oddity“, „Life On Mars“ und „Heroes“ hin zu den 80er-Jahre-Singles „Under Pressure“ (zusammen mit Queen), „Let’s Dance“ und „China Girl“. Auch die weltbekannten Kollaborationen mit der Pat Metheny Group („This Is Not America“), Mick Jagger („Dancing In The Street“) und den Pet Shop Boys („Hello Spaceboy“) sind vertreten. Damit ist vor allem CD 2 sehr 80s-lastig. Den Abschluss bilden aber die Singles vom letzten Album „Lazarus“.
Die Musik ist zeitlos schön. Trotzdem: Wer nicht auf die neu gemischte Version einer bisher unveröffentlichten Aufnahme von „Life On Mars“ angewiesen ist, wird die CD nicht unbedingt brauchen, da er die Titel schon in verschiedenen Ausstaffierungen im Regal hat.
Am 8. November 2016 feiert im Londoner „Kings Cross Theatre“ das Musical „Lazarus” Premiere, das von David Bowie und dem irischen Dramatiker Enda Walsh geschrieben wurde. Das in einer Zusammenarbeit des New York Theater Workshops und Bowie entstandene Stück war vom 7. Dezember 2015 bis zum 20. Januar 2016 in New York zu sehen und kommt nun nach London, Bowies Heimatstadt. „Lazarus“ basiert auf der Musik und den Texten des legendären Sängers, Songwriters, Produzenten, Musikers, Rock-Pioniers und Pop-Visionärs, der am 10. Januar 2016 verstarb. Bereits am 21. Oktober erschienen mit dem „Lazarus Cast Album” die Aufnahmen der Besetzung und der Band des Musicals als Doppel-CD und Dreifach-LP.
Neben den Cast-Interpretationen großer Songs der Musiklegende enthält das Album auch die drei letzten Aufnahmen Bowies: „No Plan”, „Killing A Little Time” und „When I Met You”. Die Stücke wurden (unter der Regie von David Bowie und Tony Visconti) von Donny McCaslin und seinem Quartett eingespielt, der gleichen Band, die auch auf dem ★-Album zu hören ist. Darüber hinaus enthält das Album die Originalversion von „Lazarus“. Das letzte David Bowie-Album erschien am 8. Januar 2016 und hatte weltweit Platz eins der Charts erreicht.
Das „Lazarus Cast Album” wurde vom Musical Director des Musicals, Henrey Hey, produziert, der zuvor mit David Bowie an dessen 2013er-Album „The Next Day“ gearbeitet hatte. Als Sänger sind neben Michael C. Hall und Sophia Anna Caruso unter anderem Cristin Miloti und Michael Esper zu hören, begleitet von einer siebenköpfigen Hausband, die Hey für die Aufführungen in New York zusammengestellt hatte. Als die Musiker und die Besetzung am 11. Januar 2016 im Studio eintrafen, um mit den Aufnahmen zu beginnen, erfuhren sie von David Bowies Tod am Abend zuvor. Die emotionale Stimmung dieses Tages ist nun auf dem Album festgehalten.
Ich muss zugeben, dass ich mich einige Tage vor dieser Review gedrückt habe, obwohl das Album meinen Player in der ganzen Zeit kaum verlassen hat. Ist halt doch ein bewegendes Thema. Aber man kommt nicht drum herum. Gestern war ich auf einer Einführungsveranstaltung zu Puccinis Oper „Tosca“ im Theater Trier. Die Operndirektorin gab der Figur Tosca gleich zu Beginn den Beinamen „Diva“ und schlug den Bogen zu der letzten großen Diva der Musikwelt, die kürzlich von uns gegangen ist: David Bowie.
Wie recht sie damit hat. Dieser Mensch, der uns musikalisch so nah war und gleichzeitig immer wirkte, als käme er von einem anderen Stern. Wie Michael Jackson oder Freddie Mercury. Gesamtkunstwerke! Selbst Bowies Abschied wirkt wie eine finale Selbstinszenierung. Zum 69. Geburtstag legt er ein Album vor, das seinen Tod thematisiert und quasi voraussagt, hat vielleicht noch zwei Tage Zeit, um erste Reaktionen einzufangen, und verabschiedet sich dann von dieser Welt. So geht Größe.
„Blackstar“ ist ein typisches Bowie-Album – und damit alles andere als vorhersehbar. Keine eingängigen Popsongs, aber damit hat auch keiner gerechnet. Stattdessen viele überraschende Elemente. Jazzige Einflüsse – filigrane Bläser, vertrackte Melodiefolgen. Bowies Stimme schwebt so schwermütig, prägnant und zugleich selbstbewusst über der Musik, dass ich mehrfach schlucken muss. Stücke wie „Lazarus“ sind so eindringlich, dass man es kaum aushalten kann. „Look up here, I’m in heaven. I’ve got scars that can’t be seen.“ Und dann der Titelsong „Blackstar“: Hier fasst Bowie nochmal alles zusammen, was seine Musik ausmacht – ohne sich dabei in Kunstfiguren flüchten zu müssen. Fast zehn Minuten des puren Bowie, der nichts an Kreativität eingebüßt hat.
Der Zugang zum Album ist nicht immer einfach. Man sollte es auch nicht auseinander pflücken, sondern am Stück hören und die letzte Botschaft eines großen Künstlers genießen. Der Meister hat zum Abschied nicht gekleckert. Er hat uns ein wunderbares letztes Werk vorgelegt – voll von weltlichen Sehnsüchten und Todesahnungen. Mit 69 auf solche Weise von der Bühne abzutreten, ist phänomenal und der letzten Diva unserer Zeit mehr als würdig.
Am 23. Juni 1971 trat DAVID BOWIE mit einem Solo-Akustik-Konzert auf einem Festival mit dem Titel “Glastonbury Fayre Festival” auf – aus dem inzwischen das berühmte Glastonbury Festival wurde. Zum diesjährigen Glastonbury (28. Juni) freuen sich Parlophone Records den Auftakt einer ganzen Box-Reihe anzukündigen, die BOWIEs gesamte Karriere umfassen wird. Am 25. September erscheint DAVID BOWIE “Five Years 1969-1973”, mit 6 Studio-Alben, 2 Live-Alben, dem 2003-Ken Scott-Mix von “The Rise and Fall Of Ziggy Stardust And The Spiders From Mars“ sowie zusätzlichen Single-Versionen und B-Seiten! Die Box erscheint als Vinyl- und als CD-Ausgabe und zum Download!
Die 10-Album/12-CD Box bzw. 10-Album/13-Vinyl- bzw. Digital-Edition enthält sämtliches Material, das zwischen 1969 und 1973 offiziell veröffentlicht wurde. Sämtliche Formate präsentieren eine ganze Reihe von Tracks, die nie zuvor auf CD bzw. als Download erhältlich waren sowie neu remasterte Versionen der Alben “Space Oddity”, “The Man Who Sold The World”, “Hunky Dory” und “PinUps!”
Exklusiv in der Box befindet sich auch eine neu zusammengestellte 2-Disc-Compilation von Non-Album-Singles, Single-Versionen und B-Seiten mit dem Titel “Re: Call 1”. Dazu gehört auch ein bisher unveröffentlichter Single-Edit von “All The Madmen”, der ursprünglich für den US-Markt angefertigt aber nie veröffentlicht wurde. Ein Highlight bildet auch die Originalversion von “Holy Holy”, das 1971 als Mercury-Single veröffentlicht wurde und seither auf keiner weiteren Veröffentlichung erhältlich war.
Ebenfalls exklusiv in der Box findet man einen Stereo-Remix des Albums “The Rise And The Fall Of Ziggy Stardust”, der vom Co-Producer des Originals, Ken Scott, im Jahre 2003 vorgenommen wurde. Dieser war zuvor nur als DVD in der LP/DVD-Edition zum 40. Anniversary des Albums erschienen.
Die Vinyl-Box präsentiert das gesamte Material in audiophiler Qualität auf 180-Gramm Vinyl.
Zur Box DAVID BOWIE “Five Years 1969-1973” gehört auch ein umfangreiches Booklet, das eine Stärke von 128 Seiten im CD-Format bzw. 84 Seiten im Vinylformat besitzt. Es enthält selten gezeigte Fotos sowie technische Anmerkungen zu den Aufnahmen von Tony Visconti und Ken Scott. Zu jedem Album gibt es eine Originale-Presserezension. Das Vorwort stammt vom legendären Kinks-Frontmann Ray Davies.
Die CD-Box präsentiert die Discs in Mini-Vinyl-Versionen der Originalcover, die CDs selbst sind, statt im üblichen Silber, goldfarben gepresst.
Ein alternatives Cover gab es im Jahr 2003 zum Scott-Remix von Ziggy Stardust, das mit Fotos aus der Heddon Street-Fotosession geschmückt war. Das Artwork zu “Re: Call 1” zeigt ein Studiofoto aus dem Jahre 1973, das vom renommierten Fotograf Mick Rock stammt.
Eine “The Very Best Of” von David Bowie? Kann es so etwas wirklich geben? Mir als Alben-Hörer stellen sich da sofort die Fußnägel hoch. Das elfte Gebot: Du sollst “Space Oddity”, “The Rise And Fall Of Ziggy Stardust And The Spiders From Mars” und “Heroes” nicht auseinander reißen. In Zeiten von iTunes müssen wir aber wohl damit leben, dass Menschen nur einzelne Songs ihr eigen nennen wollen – oder eben Kompilationen, wie es sie von Bowie schon zuhauf gibt. Das Paket “Sound And Vision” beispielsweise ist beim selben Label gerade mal vor zwei Monaten erschienen.
Was also ist das Alleinstellungsmerkmal von “Nothing Has Changed“? Da gibt es sogar mehrere. Zunächst die Tatsache, dass mit 59 Titeln auf drei CDs ein sehr umfassender Überblick gegeben wird. Dann ist es eine wirklich karriereumspannende Veröffentlichung des Meisters. Die Bandbreite umfasst 50 Jahre von “Liza Jane” bis zum brandaktuellen “Sue (Or In A Season Of Crime)”. Und schließlich geht das Album interessanterweise rückwärts durch die Zeit!
CD 1 startet mit der neuen Single, die dieser Tage veröffentlicht wird und arbeitet sich zurück bis zur 1995er Version von “Strangers When We Met”, die auf dem Album “Outside” erschienen ist. CD 2 rekapituliert die Phase der großen kommerziellen Erfolge zwischen 1993 und 1981. Eine Greatest Hits-Sammlung kommt nun mal nicht ohne “Absolute Beginners”, “China Girl”, “Let’s Dance” und “Heroes” aus. CD 3 schließlich widmet sich den 70er und 60er Jahren. Der Durchbruch, Welttourneen, die berühmt-berüchtigte Berliner Zeit.
“Nothing Has Changed” ist die größte und umfassendste Sammlung an Bowie-Songs, die je veröffentlicht wurde. Sie enthält sowohl bisher unveröffentlichtes Material als auch Songs, die zum ersten Mal auf CD erscheinen:
“Let Me Sleep Beside You” wurde erstmals 1970 auf dem Album “The World Of David Bowie” veröffentlicht. Im Jahr 2000 wurde es für das unveröffentlicht gebliebene Album “Toy” neu aufgenommen und verschwand bis “Nothing Has Changed” im Archiv.
“Shadow Man” ist ein legendäres, aber bisher unveröffentlichtes Outtake aus dem Jahr 1971. Die Version auf “Nothing Has Changed” wurde ebenfalls für “Toy” neu aufgenommen. Die Neuaufnahme erschien als B-Seite in den frühen 2000er Jahren, die aber nach kurzer Zeit wieder zurückgezogen wurde.
“Love Is Lost (Hello Steve Reich Mix By James Murphy For The DFA Edit)” ist eine Edited-Version des von der Kritik hochgelobten Remixes von James Murphy, die jetzt zum ersten Mal auf CD erscheint.
“Your Turn To Drive” ist ebenfalls zum ersten Mal auf CD erhältlich. Ursprünglich wurde der Song als kostenloser Download zur Online-Vorbestellung des Albums “Reality” zur Verfügung gestellt.
“Wild Is The Wind (2010 Harry Maslin Mix)” war bislang nur auf der Audio-DVD zum “Station To Station Deluxe Set” erhältlich. Auf “Nothing Has Changed” feiert der Mix sein CD-Debüt.
“Young Americans (2007 Tony Visconti Mix Single Edit)”. Die ungekürzte Version des Songs wurde als 5.1 Mix ausschließlich der “Young Americans Special Edition CD/DVD” beigegeben. Dieser Single-Edit blieb bisher unveröffentlicht.
“All The Young Dudes” – ein bisher unveröffentlichter Stereo-Mix von BOWIEs eigener Version des Songs, mit dem Mott The Hoople einen Riesenhit hatten.
“Life On Mars? (2003 Ken Scott Mix)”. Diese Version erschien bisher nur auf der “40th Anniversary 7-Zoll Picture Disc”. Hier zum ersten Mal auf CD erhältlich.
Der Digipack ist schön aufgemacht mit durchgängig schlüssigem Artwork, das Bowie im Spiegel der Zeiten zeigt. Leider geben die beiden Booklets nur Hinweise zu Jahreszahl und Herkunft der Songs, aber keinerlei Hintergrund-Informationen. Das soll aber kein Hinderungsgrund sein. Die Musik spricht allemal für sich.
Über David Bowie muss man nicht mehr viele Worte verlieren. Der Mann, der 2013 nach zehn Jahren Pause mit “The Next Day” ein Bilderbuch-Comeback hingelegt hat, ist so wandelbar wie kein Zweiter. Bowie prägte die Entwicklung der Popmusik entscheidend mit, indem er sich stets seine eigene Ästhetik erarbeitete. Ob es der Glamrock aus der “Ziggy Stardust”-Phase war, die legendäre Zusammenarbeit mit Brian Eno auf den Kultalben “Low” und “Heroes”, die zu Vorläufern des New Wave in den Achtzigern wurden oder seine Rückkehr zu griffigem Rock in den späten achtziger Jahren mit der Formation “Tin Machine” – kein anderer Musiker hat so viele Inkarnationen durchlebt wie der inzwischen 67-jährige Brite. Nicht umsonst nennt man ihn auch respektvoll das “Chamäleon der Popmusik”.
David Bowie überrascht immer wieder dadurch, dass er sich konstant neu erfindet. Zuletzt wurde er für seine Ausstellung “David Bowie Is“ gefeiert, die bis zum 24. August im Berliner Martin-Gropius-Bau zu sehen war und aktuell in Paris, Chicago und Groningen Station macht. Das 4CD-Boxset “Sound + Vision” wirft nun noch einmal einen Blick zurück. Genauer gesagt auf Bowie’s Schaffen in den Jahren 1969 bis 1994. In dieser Zeit veröffentlichte er 21 Studioalben, von denen jedes gleich mehrere Charthits und Kultsongs enthielt. Angefangen bei “Space Oddity” bis hin zum Soundtrack “The Buddha Of Suburbia”, der bei vielen Fans bis heute als das meistunterschätzte Bowie-Werk gilt. Fette 70 Songs und ein opulentes 64-seitiges Booklet mit vielen Infos und Fotos hat “Sound + Vision” zu bieten und überzeugt obendrein auch rein optisch im dekorativen Pappschuber.
Man könnte seitenweise über einzelne Songs und Phasen philosophieren. Alleine die Zeit zwischen 1976 und 1978, als Bowie eine Siebenzimmer-Altbauwohnung im West-Berliner Bezirk Schöneberg bewohnte, hat unzählige Mythen hervorgebracht. Oder seine Schaffenskrise, die in den von der Kritik verrissenen Alben “Tonight” (1984) und “Never Let Me Down” (1987) mündete. Auf “Sound + Vision” haben sich, neben den bekannten Bowie-Standards, einige Perlen und Perlchen versammelt. Dazu gehört etwa das Originaldemo von “Space Oddity” (besser bekannt als “Major Tom”). Oder eine spezielle Aufnahme von “1984/Dodo” aus dem Jahr 1973, ein Outtake aus dem 75er Album “Young Americans” mit dem Titel “After Today” oder die deutsche Version von “Heroes”. Dazu kommen Songs aus “Ziggy Stardust: The Motion Picture”, dessen Soundtrack 1982 erschien und der auf “Sound + Vision” mit drei Stücken vertreten ist. Nicht zu vergessen die Live-Alben “David Live” (1974) sowie “Stage” (1978) oder Bowie’s Ausflug ins Brecht’sche Theater mit “Baal” (1982). Eine wahrlich ultimative Werkschau…
…deren Veröffentlichung sich trotzdem nicht so ganz erschließt. Denn erstens hat es dieses Boxset mit identischer Tracklist 2003 schon einmal gegeben und zweitens wartet die Fanschar bereits jetzt auf die Veröffentlichung der Songsammlung “Nothing Has Changed”, die für den 14.11. angekündigt ist. Darauf wird es dann neben einer Retrospektive der Bowie-Jahre 1964 bis 2014 mit “Sue (Or In A Season Of Crime)” auch einen brandneuen Song zu hören geben. Fast fünfzig Jahre nach seinen ersten Aufnahmen gehört David Bowie als Musiker, Künstler und Pop-Ikone noch immer zur Speerspitze der zeitgenössischen Kultur. Ob dieser Status reicht, um die Fans innerhalb von acht Wochen gleich zweimal zum Zücken des Portemonnaies zu bewegen, wage ich allerdings zu bezweifeln.
Mit den “Guardians Of The Galaxy” sind da doch recht überraschend neue Superhelden aufgetaucht, die bisher im Marvel-Universum eher für Insider interessant waren. Eine ungewöhnliche Truppe aus fünf außerirdischen Gestalten, die ihre Außenseiterrolle glamourös ausleben.
Pünktlich zum Kinostart erscheint nun der offizielle Soundtrack zum Action-Highlight des Sommers – und zwar als musikalisches Doppelpack: Einerseits veröffentlicht Hollywood Records den Score aus der Feder des Komponisten Tyler Bates und parallel dazu erscheint auch noch das Album “Guardians of the Galaxy Awesome Mix Vol. 1“, auf dem 12 Klassiker aus den Siebzigern versammelt sind, die allesamt eine zentrale Rolle im Film spielen.
Mir liegt die Awesome-Zusammenstellung vor und da bin ich auch froh drum. Nichts gegen den Instrumental-Score, der eine Atmosphäre vom Film vermittelt. Doch so was hört man sich mehr im Hintergrund an. Ganz anders die Zusammenstellung der 70er-Jahre-Songs mit exorbitantem Nostalgiefaktor. Heute noch auf dem Weg zur Arbeit gehört und für gut befunden.
Da finden sich Tracks wie “Hooked on a Feeling” von Blue Swede, das fantastische “I’m Not In Love” von 10cc, “Come and Get Your Love” von Redbone, “Cherry Bomb” von The Runaways sowie mein persönliches Highlight “Spirit In The Sky” von Norman Greenbaum. Eine fette Zusammenstellung, die jeden Hörer gut 40 Jahre in die Vergangenheit versetzt.
Schon jetzt hat der Soundtrack zu “Guardians Of The Galaxy” die Top-10 der iTunes-Charts in 40 Ländern erobert, in denen der Film bereits Anfang August angelaufen ist. In 17 davon liegt das Album aktuell auf Platz 1. Ein absolut stimmiger Soundtrack, der auf den Film einstimmt und den man gerne auch mehrfach hört.
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DAVID BOWIE – das Chamäleon der Popmusik. Kein anderer Musiker hat so viele Inkarnationen durchlebt wie BOWIE, a.k.a David Robert Jones, der Mann mit den verschiedenfarbigen Augen. Alle diese Wandlungen waren nicht nur enorm erfolgreich, jede von ihnen öffnete der Popmusik auch neue Dimensionen, die bald zu ganzen Modeströmungen wurden. Ob es der Glamrock aus der Ziggy-Stardust-Phase war, die legendäre Zusammenarbeit mit Brian Eno auf den Kultalben “Low” und “Heroes”, die zum Vorläufer der New Wave in den Achtzigern wurde oder seine Rückkehr zu griffigem Rock in den späten achtziger Jahren mit der Formation “Tin Machine” – was immer auch passierte: BOWIE war schon vorher da.
Das 4CD-Boxset Sound + Vision wirft einen geballten Blick auf BOWIEs Schaffen in den Jahren 1969 bis 1994, sprich: Von einer akustischen Demo-Version seines ersten großen Hits “Space Oddity” (auch bekannt als “Major Tom“) bis hin zum Soundtrack “The Buddha Of Suburbia” (1993), der von den Fans als das unterschätzteste Album in BOWIEs Kanon gilt und für die gleichnamige TV-Serie komponiert wurde, die auf einem Roman von Hanif Kureishi beruht. Seit fünf Jahrzehnten ist DAVID BOWIE wohl der vielseitigste Popstar, der immer wieder überrascht, indem er sich konstant neu erfindet – ein einzigartiges Phänomen der zeitgenössischen Kultur, das mit der umfangreich gestalteten Ausstellung “David Bowie Is“ gefeiert wird, die im Londoner Victoria & Albert Museum startete, bis zum 24. August im Berliner Martin-Gropius-Bau zu sehen ist und danach auch in Paris, Chicago und Groningen gezeigt werden wird.
Zwischen 1969 und 1994 erschienen 21 BOWIE-Studio-Alben, von denen jedes mehrere Charthits und Kultsongs enthält. Aber es sind nicht nur die bekannten BOWIE-Standards, die man auf “Sound + Vision” “The Wild-Eyed Boy From Freecloud”, eine spezielle Aufnahme von “1984/Dodo” aus dem Jahr 1973, ein Outtake aus dem 75er Album “Young Americans” mit dem Titel “After Today” und die unverzichtbare deutsche Version “Helden/Heroes” seines wahrscheinlich bekanntesten Hits vom gleichnamigen Album.
Legendär sind auch BOWIEs Live-Auftritte, die ihn als unschlagbaren Entertainer präsentieren. Bereits 1973 wurde der Konzertfilm “Ziggy Stardust: The Motion Picture” gedreht, dessen Soundtrack 1982 als Doppel-LP erschien und der mit drei Songs auf “Sound + Vision” vertreten ist. Die Live-Alben “David Live” (1974) und “Stage” (1978) gehören zu den meistverkauften Live-Alben der Popmusk. Auch sein Ausflug in das Brechtsche Theater mit “Baal” (1982) gehört zu den großen Ereignissen der Musikszene und ist mit einigen Songs zu hören. Ein informatives, 64-seitiges Booklet begleitet das 4-CD-Box-Set, das einen hervorragenden Blick hinter die Kulissen des Mysteriums DAVID BOWIE vermittelt.
Wandelbar wie kein Zweiter prägte BOWIE die Entwicklung der Popmusik entscheidend mit, indem er sich seine eigene Ästhetik erarbeitete. So stellte er sich mit dem Album “Space Oddity” 1969 als Folk-beeinflusster Songwriter dar, schwenkte 1970 mit “The Man Who Sold The World” zum Hardrock über, das noch Nirvana zwanzig Jahre später zu einer kultigen Unplugged-Coverversion verführte, erreichte den Gipfel des Glamrock mit “Ziggy Stadust” (1972), wurde zum Archetypus des weißen Soulisten mit “Young Americans” (1975), führte die Elektronik mit “Warszawa” (1977) breitenwirksam in die Popmusik ein und lieferte mit “Ashes To Ashes” (1980) die Blaupause für die New Romantic-Szene. Mit Songs wie “Modern Love” (1983) füllte er weiterhin Stadien auf der ganzen Welt und wurde mit “Jump They Say” (1993) sogar noch eine 90er Jahre-Legende.
Die 4-CD-Box “Sound + Vision” wird am 19.09.2014 bei Warner Entertainment veröffentlicht.
DAVID BOWIE SOUND+VISION Tracklisting:
CD1:
01. Space Oddity (original demo 1969)
02. The Wild-Eyed Boy From Freecloud (rare B-side version 1969)
03. The Prettiest Star (single version 1970)
04. London Bye Ta-Ta (stereo mix recorded 1970)
05. Black Country Rock (from The Man Who Sold The World)
06. The Man Who Sold The World (from The Man Who Sold The World)
07. The Bewlay Brothers (from Hunky Dory)
08. Changes (from Hunky Dory)
09. Round And Round (alternate vocal take 1971)
10. Moonage Daydream (from The Rise And Fall Of Ziggy Stardust And The Spiders From Mars)
11. John I’m Only Dancing (Aladdin Sane outtake 1973)
12. Drive-In Saturday (from Aladdin Sane 1973)
13. Panic In Detroit (from Aladdin Sane 1973)
14. Ziggy Stardust (live from Ziggy Stardust: The Motion Picture 1973)
15. White Light/White Heat (live from Ziggy Stardust: The Motion Picture 1973)
16. Rock ‘n’ Roll Suicide (live from Ziggy Stardust: The Motion Picture 1973)
17. Anyway, Anyhow, Anywhere (from Pinups 1973)
18. Sorrow (from Pinups 1973)
19. Don’t Bring Me Down (from Pinups 1973)
CD 2:
01. 1984/Dodo (recorded 1973)
02. Big Brother (from Diamond Dogs 1974)
03. Rebel Rebel (rare single version 1974)
04. Suffragette City (from David Live 1974)
05. Watch That Man (from David Live 1974)
06. Cracked Actor (from David Live 1974)
07. Young Americans (from Young Americans 1975)
08. Fascination (from Young Americans 1975)
09. After Today (Young Americans outtake 1975)
10. It’s Hard To Be A Saint In The City (recorded 1975)
11. TVC15 (from Station To Station 1976)
12. Wild Is The Wind (from Station To Station 1976)
13. Sound And Vision (from Low 1977)
14. Be My Wife (from Low 1977)
15. Speed Of Life (from Low 1977)
16. ”Helden” (German version of Heroes – 1989 remix)
17. Joe The Lion (from Heroes 1977)
18. Sons Of The Silent Age (from Heroes 1977)
CD 3:
01. Station To Station (from Stage 1978)
02. Warszawa (from Stage 1978)
03. Breaking Glass (from Stage 1978)
04. Red Sails (from Lodger 1979)
05. Look Back In Anger (from Lodger 1979)
06. Boys Keep Swinging (from Lodger 1979)
07. Up The Hill Backwards (from Scary Monsters 1980)
08. Kingdom Come (from Scary Monsters 1980)
09. Ashes To Ashes (from Scary Monsters 1980)
10. Baal’s Hymn (from Baal E.P.)
11. Drowned Girl (from Baal E.P.)
12. Cat People (Putting Out Fire) (soundtrack album version)
13. China Girl (from Let’s Dance)
14. Ricochet (from Let’s Dance)
15. Modern Love (Live) (B-side)
16. Loving The Alien (from Tonight)
17. Dancing With The Big Boys (from Tonight)
CD 4:
01. Blue Jean (from Tonight)
02. Time Will Crawl (from Never Let Me Down)
03. Baby Can Dance (from Tin Machine)
04. Amazing (from Tin Machine)
05. I Can’t Read (from Tin Machine)
06. Shopping For Girls (from Tin Machine II)
07. Goodbye Mr. Ed (from Tin Machine II)
08. Amlapura (from Tin Machine II)
09. You’ve Been Around (from Black Tie White Noise)
10. Nite Flights (Moodswings Back To Basics Remix Radio Edit)
11. Pallas Athena (Gone Midnight Mix)
12. Jump They Say (from Black Tie White Noise)
13. Buddha Of Suburbia (from The Buddha Of Suburbia)
Seit der Veröffentlichung seines Albums “Reality” vor zehn Jahren war es still um David Robert Haywood Jones. Nach einem Herzinfarkt im Backstagebereich des Hurricane Festivals am 25. Juni 2004 hatte sich der weltweit als David Bowie bekannte Engländer fast völlig aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Sein Name allerdings blieb das stete Objekt endloser Spekulationen, Gerüchte und Wunschdenkens. Kein Wunder bei einer solchen Ikone, die zu den einflussreichsten Künstlern der vergangenen fünf Jahrzehnte gehört.
David Bowie hat uns in seiner langen Laufbahn schon oft als musikalisches Chamäleon überrascht. Die Hoffnung auf ein neues Album hatten viele jedoch längst aufgegeben. Aber Bowie ist halt Bowie und so überraschte er die Musikwelt ausgerechnet am 8. Januar – dem Tag seines 66. Geburtstages – mit einer neuen Single. “Where Are We Now?” erschien quasi aus dem Nichts. Als dann auch noch bekannt wurde, dass im März der Wunsch nach einem Nachfolger für “Reality” tatsächlich in Erfüllung gehen sollte, kannte die Euphorie praktisch keine menschlichen Grenzen mehr. “Where Are We Now?” avancierte zu Bowie’s erstem UK Top Ten Hit seit mehr als zwanzig Jahren.
Jetzt ist es also da, dieses sehnlichst erwartete 30. Studioalbum von David Bowie. Das vermeintliche Wunderwerk hört auf den Namen “The Next Day”. Die reguläre CD umfasst 14 Stücke. Wir haben hier das Vergnügen mit der Deluxe Edition, die noch drei zusätzliche Songs enthält. Um es kurz zu machen: Einen Mehrwert bieten sie nicht. “So She” stellt mit seinem Tingel-Tangel-Charme sogar einen Komplettausfall dar. “Plan” ist ein ziemlich schräges Instrumental, das zwar seinen experimentellen Reiz hat, im Grunde aber überflüssig bleibt. Und “I’ll Take You There” ist nicht mehr als solide Bowie-Kost. Konzentrieren wir uns also besser gleich auf die Stücke der Standard Edition.
Auch dabei wechseln sich Licht und Schatten ab, wobei die lichten Momente in der Überzahl sind. Natürlich könnte man nun zahllose Querverweise zum bisherigen Schaffen des “Thin White Duke” ziehen, aber das schenke ich mir und euch, weil es nicht weiterhilft. Auch wenn das Cover eine deutliche Referenz an Bowie’s Meilenstein “Heroes” aus dem Jahr 1977 darstellt. Sollte jemand “The Next Day” trotzdem gerne eingeordnet haben, dann gebe ich ihm das Prädikat “Würdiges Alterswerk”. Doch während andere Rezensenten das Album fast schon reflexartig abfeiern, finde ich auch Gold, das nicht so hell glänzt, wie allgemein behauptet wird.
Dazu gehört die zwar angriffslustige, aber eher durchschnittliche zweite Singleauskopplung “(The Stars) Are Out Tonight”. “If You Can See Me” holpert uninspiriert vor sich hin. Und auch das rätselhafte “Heat” nimmt mich nicht gefangen. Die pure Schwermut, deren Intro so klingt, als würde sich an einem Spaceship die Ladeklappe öffnen. Im Gegensatz dazu ist der Titeltrack ein überraschend ruppiger Albumauftakt, an dem Bowie’s alter Kumpel Iggy Pop sicherlich auch seine Freude hätte. Überhaupt versteht es der alte Meister durchaus noch zu rocken. Das beweist er in “Boss Of Me” (mit Funk-Einschlag), dem lächerlich schönen “How Does The Grass Grow?”, vor allem aber mit “(You Will) Set The World On Fire”. Da steht Bowie wieder in irgendeinem kleinen Kellerclub auf einer winzigen Bühne, der Schweiß tropft von der Decke und vor ihm tobt der Pogo Pit. Unglaublich aber wahr. Später legt er sich dann während “I’d Rather Be High” zur Beruhigung einen Blumenkranz um den Hals und zieht kräftig am imaginären Joint.
Selbstverständlich gibt es kein Bowie-Album ohne ganz grosse Momente. In “Dirty Boys”, das als Trauermarsch beginnt, hört er sich an, als würde er aus einem Sarg heraus singen, während der Teufel in Gestalt von Steve Elson darauf herumtanzt und das Saxophon heulen lässt. “Love Is Lost” ist schlicht und einfach ein düsteres Meisterwerk geworden. “Valentine’s Day” könnte auch aus Bowie’s “Ziggy Stardust”-Phase stammen. Ach Mist, ich wollte ja keine Querverweise ziehen. “Dancing Out In Space” kommt als grossartig durcharrangiertes und gleichzeitig völlig abgedrehtes Popjuwel aus den Boxen. In “You Feel So Lonely You Could Die” zeigt sich Bowie von seiner scheuen, verletzlichen Seite. Schickes Ding! Der beste Song auf “The Next Day” ist und bleibt für mich aber tatsächlich “Where Are We Now?”, die Hommage an seine Berliner Zeit zwischen 1976 und 1978, mit der er urplötzlich wieder aus der Versenkung aufgetaucht war. Alleine wie er Potsdamer Platz, Club Dschungel, KaDeWe und Bösebrücke singt ist göttlich.
Produziert wurde “The Next Day” von Tony Visconti, dem alten Bowie-Spezi aus “Space Oddity”-Tagen. Es ist ein Album mit vielen überraschenden Wendungen, dunklen Nischen, spitzen Ecken und Kanten, aber eben auch mit einigen Längen. David Bowie wird dieses Urteil herzlich egal sein. Im Gegensatz zu so manch anderem Kollegen, der sich im fortgeschrittenen Alter nochmal schnell die Rentenkasse aufbessern will, tritt Bowie dann auf, wenn er etwas zu sagen und nicht wenn er etwas zu verkaufen hat. Hoffen wir, dass es nicht wieder zehn Jahre dauert, bis ihm etwas Neues einfällt.
“Ziggy Stardust“, David Bowies fünftes Album, erschien ursprünglich im Juni 1972. Für viele ist und bleibt es sein ultimatives Meisterwerk. Die gemeinsame Produktion von Bowie und Ken Scott wurde bereits ein Jahr zuvor geplant, als der Künstler noch an Aufnahmen für “Hunky Dory” arbeitete. Die Songs erzählen vom Aufstieg und Fall des Rockmusikers Ziggy Stardust, einer Kunstfigur, die Bowie musikalisch und auch optisch in Szene setzte. Dieses Vorgehen und der Aufbau des Albums als erzählendes Konzeptwerk waren Anfang der 70er Jahre wegweisend und beeinflussten nachfolgende Generationen bis in die Gegenwart.
Musikalisch ist das Album auch heute noch eine Offenbarung. Viel Experimentelles, viel Hymnisches und überragende Hits wie “Five Years” (das den Untergang der Menschheit in fünf Jahren ankündigt) und “Starman”, die ihren Glanz bis heute bewahrt haben. Hinzu kamen Bowies androgynes Auftreten und seine fulminante Begleitband bei den Livekonzerten, die “Spiders From Mars”. Aus solchen Zutaten werden Legenden für die Ewigkeit gestrickt. Legendär war auch der Auftritt am 3.7.1973 im Londoner Hammersmith Odeon, als Bowie seiner Figur auf dem Höhepunkt seines damaligen Erfolges ein jähes Ende bereitete. Um das Chaos komplett zu machen, erklärte er zudem das Ende seiner eigenen Karriere und entließ die komplette Band. Dessen ungeachtet war die Kunstfigur Ziggy Stardust ein zentraler Fixpunkt im künstlerischen und optischen Wandel David Bowies. Die Idee beeinflusst bis heute Stars wie Eminem (Slim Shady) und Plan B (Strickland Banks), das glamouröse Erscheinungsbild war Vorbild für Nachfolger wie Freddie Mercury, Alice Cooper bis hin zu Marilyn Manson.
David Bowies wegweisendes und einflussreiches Album wurde am 1. Juni anlässlich des 40-jährigen Jubiläums in zwei unterschiedlichen Konfigurationen neu veröffentlicht. Die neu gemasterte Ausgabe anlässlich des 40-jährigen Jubiläums wurde von Ray Staff in den Londoner Air Studios bearbeitet. Mir liegt nur die reguläre CD-Version vor, doch das Album ist ebenso als limitierte Edition im Vinylformat mit dem neuen Master von 2012 im 5.1 Mix und einer high-resolution-Audio-DVD erhältlich. Diese DVD enthält bislang unveröffentlichte 5.1- und Stereo-Bonus Mixe, die der ursprüngliche Produzent Ken Scott 2003 von den Songs “Moonage Daydream” (instrumental), “The Supermen”, “Velvet Goldmine” und “Sweet Head” angefertigt hatte. Für Fans und Nostalgiker sicher äußerst interessant!
Der Aschermittwoch naht, die Zeit von “Schatzi, schenk mir ein Foto”, dem “Roten Pferd” und “Ai Se Eu Te Pego” neigt sich dem Ende zu. Es wird wieder Zeit für ordentliche Musik. Der “Rolling Stone” hilft uns dabei, die unsäglichen Karnevals-Ohrwürmer wieder aus dem Kopf zu bekommen. Fast pünktlich zum Kehraus erscheint mit der Reihe “Live On Stage” eine Reihe mit dem Untertitel “Die besten Live-DVDs aller Zeiten”. Aus mehr als 100 Live-DVDs wählte die Redaktion des Rockmagazins für “Live On Stage” die wichtigsten und besten Live-Performances aus. Insgesamt zwölf DVDs umfasst der erste Teil der Serie und der Preis pro Silberling ist mit um die zehn Euro kontofreundlich kalkuliert.
Dabei in der illustren Schar: The Clash, Bob Dylan, Falco, Billy Joel und Ozzy Osbourne. Johnny Cash präsentiert “Man In Black”, Die Fantastischen Vier ihr “Heimspiel” in Stuttgart und Leonard Cohen als gealterter Megastar “Live In London”. Zur Besprechung liegen mir drei Exemplare vor – alle in einer Tinbox-Verpackung mit vierseitigem Booklet, das neue Liner Notes des “Rolling Stone” zu den Hintergründen enthält.
Simon & Garfunkel – “The Concert In Central Park”:
Die Singer / Songwriter kehrten nach Jahren der Trennung zu einem triumphalen, einmaligen Wiedervereinigungskonzert in ihre Heimat zurück und präsentierten Hit um Hit von “Mrs. Robinson” über “Scarborough Fair” und “The Boxer” hin zu “The Sound Of Silence”. Es ist schon faszinierend, den beiden bei ihrer Performance im Jahr 1981 zuzusehen. Unscheinbar mit Gitarre vor einer zurückhaltend agierenden Backing Band vor 500.000 begeisterten Zuschauern, die schier ausrasten, wenn es textlich um Regionen und Ereignisse ihrer Stadt geht. Legendär!
David Bowie – “A Reality Tour”:
Der Meister, der zu Beginn des neuen Jahrtausends zu alter Form zurück fand und im November 2003 in Dublin zwei genial Konzertabende im Point Theatre Dublin hinlegte. Wir hören Songs aus allen musikalischen Epochen des Künstlers – und es sind derer viele. “Life On Mars” und “Ziggy Stardust” aus der Zeit Anfang der 70er, “Heroes” aus der Jubelzeit Ende des gleichen Jahrzehnts, das poppige “Under Pressure” (1982) und “Hello Spaceboy” aus den 90ern. Und auch aktuelle Hits wie “Reality” und “Heathen (The Rays)” kamen nicht zu kurz. Ein Bowie in Topform. Ein Konzert von über zwei Stunden Länge und in Top-Qualität. Was will man mehr?
Eurythmics – “Peacetour”:
Eigentlich waren die 80er das Jahrzehnt von Annie Lennox und Dave Stewart. Danach trennten sich die Wege der beiden und sie fanden erst Ende der 90er für das Album “Peace” wieder zusammen. Die Comeback-Tour brachte neben den aktuellen Hits natürlich auch alle Klassiker, zum Teil allerdings in virtuos reduzierten Versionen, die den Glitter des vergangenen Jahrzehnts weg pusteten und das Grundgerüst verdammt guter Songs zurück ließen. Da gibt es beim Abschlusskonzert in den Londoner Docklands (6.12.1999) schon zu Beginn “Thorn In My Side” und “When Tomorrow Comes”, natürlich “Sisters Are Doin‘ It For Themselves” und zum Ende hin “Here Comes The Rain Again” und “Sweet Dreams (Are Made Of This)”. So schließen Ikonen der 80er ihren Frieden mit der Vergangenheit.