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The Ten Tenors 27.02.2015 Europahalle / Trier

The Ten Tenors entführten die Europahalle Trier an den Broadway

Die Besetzung der Ten Tenors wechselt regelmäßig, der Name aber bleibt. Gegründet wurde das Ensemble 1995 in Australien und hat seitdem schon unzählige Tourneen hinter sich. 250 Auftritte pro Jahr sind die Regel, so dass die Männer ihre Heimat oft für lange Zeit nicht sehen. Am 27. Februar waren sie in der Europahalle Trier zu Gast – und nachdem das Weihnachtsprogramm zum Jahreswechsel abgeschlossen wurde, heißt die neue Show „The Ten Tenors on Broadway“ und verspricht ein umfangreiches Musicalprogramm.

Die Europahalle war gut gefüllt, aber nicht ausverkauft. Der Start der Show war dann auch sehr verhalten, doch im Lauf des Abends sprang der Funke auch zum letzten Zuschauer über. Diese zehn Männer verstehen es, ihr Publikum zu begeistern. Allerdings schöpft man dabei seine Möglichkeiten bei weitem nicht aus. Was nämlich deutlich wird: Die stimmliche Brillanz ist vorhanden – und mit dieser könnte man ohne Weiteres einen mehrstimmigen Sound erzeugen. Dies wird aber nur sehr selten genutzt. Das Ensemble stellt sich entweder solistisch dar oder es erzeugt einen homogenen Chorklang ohne Mehrstimmigkeit. Schade eigentlich.

Unterstützt werden die Zehn durch einen Pianisten und einen Schlagzeuger. Hinzu kommen aber etliche Einspielungen orchestraler Momente vom Band. Das finde ich schade. Man mag zwar denken, dass der bombastische Klang zur Musical-Welt dazu gehört, doch es geht auch anders. Das beweisen Stücke wie „Somebody To Love“, die nur von den Instrumentalisten auf der Bühne begleitet werden. Auch damit erreicht man ein authentisches Klangbild, das absolut überzeugend ist.

Die Show startete mit Klassikern wie „New York“ aus dem Musical „On The Town“, „Cheek To Cheek“ („Top Hat“) und „The Impossible Dream“ aus dem Don Quixote-Stück „Man Of La Mancha“. Dann folgte das erste umjubelte Highlight mit einem Medley aus „Jersey Boys“, dem Musical, das die Geschichte von Frankie Valli und den Four Seasons erzählt. Spannend war es, wie viele Mitsing-Melodien in diesem Part enthalten sind: „Sherry“, „Walk Like A Man“, „My Eyes Adored You“, „Can’t Take My Eyes Off You“ und weitere Klassiker, die diesen Pop-Sound in den 50er Jahren salonfähig gemacht haben.

Solistisch konnten sich einige Tenöre hervor heben. Wobei die Bezeichnung der Stimmgruppe auch eine Mogelpackung ist. Scott Muller ist beispielsweise ein herausragender Bariton, der sich zudem schauspielerisch in Szene setzte und einer Zuschauerin aus der ersten Reihe ein Ständchen mit abschließendem Wangenkuss brachte. Was mich als Bass beruhigt: Ganz ohne tiefe Stimmlage geht es dann doch nicht.

„Somewhere Over The Rainbow“ wurde mit dem sehr emotionalen Intro des Originals versehen. Das gefiel mir ausgesprochen gut. Man beschränkte sich nicht nur auf die Hits, sondern band sie in das Musical-Geschehen ein – inklusive passender Illustrationen auf einer LDC-Wand. „Sit Down You’re Rocking The Boat“ aus „Guys And Dolls“ wurde zudem mit einer quirligen Choreographie versehen. Die Tenöre nahmen zunehmend mehr Raum auf der Bühne für sich in Anspruch und stellten Szenen gekonnt dar – so auch ein Medley aus der „West Side Story“ mit einem Gänsehaut erzeugenden „Maria“ aus zehn schmachtenden Kehlen und einem äußerst energischen „America“.

Überraschend war für mich der Song „Falling Slowly“ aus dem Musical „Once“ nach dem gleichnamigen Musikfilm, 2008 mit einem Oscar ausgezeichnet. Das mag ich an solchen Musical-Shows: Man wird immer mal wieder auf neue Musicals aufmerksam, von deren Existenz man bisher gar nichts wusste.

Im zweiten Showteil ging es wieder an die Klassiker: Stücke aus „New York, New York“ (mit unerwarteter „Kickline“ der Tenöre), „Les Miserables“, „Miss Saigon“ und das dynamische „Seize The Day“ aus dem Disney-Musical „Newsies“. Dann wurde es ganz emotional und man umrahmte mit zwei Songs, die nicht aus einem Musical stammen (nämlich Cohens „Hallelujah“ und Simon and Garfunkels „The Boxer“), das Stück „I Still Call Australia Home“, das mit einem herzzerreißenden Heimweh-Film für die Australier unterlegt wurde. Zum Abschluss der Show gab es dann nach gut 90 Minuten Programm einen Auszug aus dem Musical „Wicked“. Das Märchenland Oz hat in der Show eindeutig eine überragende Rolle gespielt.

Der Zugabenblock sah zwei zu erwartende Reißer vor, nämlich „Music Of The Night“ aus „Phantom der Oper“ und den Journey-Klassiker „Don’t Stop Believing“ aus „Rock Of Ages“. Überraschend war dann aber die Ensemble-Interpretation von Helene Fischers „Atemlos“. Mein erster Gedanke: Oh Gott, ich muss hier raus! Dann aber eine sehr interessante und mitreißende Darbietung. Das Arrangement gehörte zu den durchdachtesten Teilen des Abends mit A-cappella-Attitüde, Rhythmus-Einlagen und zehn Sängern, die durchs Publikum rannten, sich auf freie Stühle stellten und das Publikum durchgehend zum Mitmachen animierten. So bekommt auch „Atemlos“ wieder eine neue Dimension.

Mein Fazit also durchaus positiv. Der homogene Tenorklang und das orchestrale Getue vom Band – geschenkt. Die Ten Tenors haben eine stimmungsvolle, überzeugende Show geboten. Die Setlist ging nicht auf Nummer sicher, sondern hatte einige Überraschungen und viele Highlights zu bieten. Die Inflation der Tenorgruppen führt vielleicht dazu, dass The Ten Tenors als Vorreiter dieses Genres in mittelgroße Hallen ausweichen müssen, ihrer grandiosen Performance aber tut das keinen Abbruch.

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