Wer sind denn eigentlich die Lochis? „YouTube Stars“, ertönt es aus der Ecke. Moment – die Stimme kenne ich von früher. So klang mein Sohn, bevor er für immer hinter dem Bildschirm seines Smartphones verschwand. Und tatsächlich: der 11jährige wollte mich an seinem Wissen teilhaben lassen und tauchte dafür kurz aus dem Universum zwischen Minecraft und Pokémon Go auf.
Die Lochis. Mit ihre Album „#zwilling“ haben sie aus dem Stand Platz 1 der deutschen Albumcharts gestürmt. Okay – nicht wirklich aus dem Stand. In der heutigen Zeit muss man den erfolgreichen YouTube-Videos wohl ihren Stellenwert lassen. Der YouTube-Kanal des Duos hat heute 2,1 Millionen Abonnenten. Das ist schon eine Hausnummer. Es gilt also, diese Bildungslücke zu schließen.
Die Zwillinge Heiko und Roman Lochmann sind 17 Jahre alt und stammen aus Hessen und wurden mit Songübersetzungen und Parodien von bekannten Chart-Hits bekannt. Jetzt kommt ihr Album mit eigenen Stücken. Ein mutiger Schritt.
Im Prinzip hört sich „#zwilling“ an, als könne es auch von Cro stammen. Fröhliche Popmusik, altersgemäß für jugendliche Zuhörer, unterlegt mit elektronischen Klängen und HipHop-Beats. Die beiden können definitiv singen, ergänzen dies bisweilen durch gesprochene Parts. Allerdings finden sich nur wenige Rap-Parts. Freunde echter Melodien werden hier besser bedient.
Nach dem Intro „Game“ folgt mit „Wie ich“ gleich eine rührende Hommage an das Zwillings-Dasein. Der Sommertitel „Lieblingslied“ geht flott ins Ohr, „Heimweh“ schlägt einen Bogen vom YouTube-Star-Dasein zum ruhigen Zuhause. Auch „Träume“ ertönt sehr nachdenklich, während „Lady“ sehr funky rüber kommt und „Nie mehr allein“ den Disco-Liebhaber erreichen mag.
Auf jeden Fall liefert das Duo den Beweis, dass die Erfüllung ihres Traums vom Musikerleben auch außerhalb der Schnelllebigkeit von YouTube funktioniert. Man darf gespannt sein, wie die Tour von November bis Januar einschlägt. Mit dem Erfolg eines Nummer 1-Albums im Rücken dürfte das ein großes Fest werden.
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