Ein einstündiges Album mit neuen Songs von Midnight Oil – das man das nochmal erleben darf! Schon vor 15 Monaten gab es mit dem Minialbum „The Makarrata Project“ ein Lebenszeichen der Band um Peter Garrett, nachdem es zuvor lange 18 Jahre sehr ruhig um die Australier war. Man hatte die musikalischen Aktivitäten mehrfach für längere Phasen auf Eis gelegt, da der Sänger sich in hohem Maße politisch und gesellschaftspolitisch engagierte. Zweimal war er für jeweils vier Jahre Präsident der Umweltschutzgruppe “Australian Conservation Foundation”, engagierte sich bei Greenpeace und schaffte schließlich den Sprung ins Repräsentantenhaus, wo er zwei Legislaturperioden lang als Minister fungierte.
Die größte Pause der Band währte somit ganze 15 Jahre (2002 bis 2017), doch fulminant kehrten sie zurück, nachdem Garrett kein Regierungsmitglied mehr war. Im Juni 2019 konnte ich die Band mit viel Energie und in alter musikalischer Pracht beim Open Air in Trier bewundern. Und jetzt ein weiteres neues Studioalbum. Großartig!
Ein Wermutstropfen ist allerdings die Tatsache, dass Bassist Dwayne „Bones“ Hillman im November 2020 (just am Wochenende der Veröffentlichung von „Makarrata“) verstorben ist. Beim aktuellen Album ist er musikalisch noch an Bord. Die Songs wurden mit ihm zusammen geschrieben und aufgenommen. Seitdem machen die Gründungsmitglieder Peter Garrett, Martin Rotsey (Gitarre), Jim Mogonie (Keyboard) und Rob Hirst (Schlagzeug) als Quartett weiter.
Obwohl es wieder ganz neue Stücke sind, wirkt das Album wie eine Reise in die Vergangenheit. In die große Zeit der 80er Jahre mit gewohnt rockigen Klängen und charismatischen Vocals. Ein Song wie „At The Time Of Writing“ wird uns eindringlich um die Ohren gehauen. Stimmlich ist Garrett mit fast 69 Jahren voll auf der Höhe, wie schon der atmosphärische Opener „Rising Seas“ beweist, bei dem man ihn ganz im Vordergrund hören kann. Hier macht die Band den Klimawandel zum Thema. Gesellschaftskritik wurde bei den Australiern schon immer groß geschrieben und in packende Hymnen verpackt.
„Reef“ und „Lost At Sea“ sind melodische Rockstücke mit mitreißender Gitarre und starker Botschaft. Das abschließende „Last Frontier“ schafft als siebenminütiger Longtrack eine düstere Atmosphäre und gibt der musikalischen Idee als elektronisches Klanggemälde viel Raum, bevor sich ein rockiger Sprechgesang Gehör verschafft.
Das neue Album ist das Statement einer Band, die nach vorne blickt und deren Maxime immer lautete: „Es ist besser, auf den Füßen zu sterben, als auf den Knien zu leben“. Garrett sagt dazu: “Wir wissen alle, dass die Zeit nicht stillsteht. Aber nach vielen gemeinsamen Jahren ist der Bandspirit immer noch so stark wie unsere Musik und unsere Worte. Unsere Ideen und Aktionen sind so spektakulär, wie es uns möglich ist. Wir haben die Menschen auf Wegen erreicht, die wir uns nie hätten vorstellen können. Unser Drang, kreativ zu sein und unsere Stimme zu erheben, ist ungebrochen. Wir hoffen, dass jeder, der das Album hört oder eine der Shows besucht, sich um die Zukunft unseres Planeten Gedanken macht. Wir sind jede Tour so angegangen, als wäre es unsere letzte – und dieses Mal ist es wirklich so weit.” Das klingt nach Abschied, aber daran will man noch gar nicht denken, wenn man dieses fulminante Album hört.
Wie wenige andere Bands haben Midnight Oil ihre Fans inspiriert und einen kritischen Weg des Widerstands gegen Ungerechtigkeiten vorgegeben. Schon der Titel des Albums impliziert, dass es damit noch lange nicht vorbei ist. „Resist“ ist es ein zeitloses Album voll klassischer Rockmusik, das genauso gut und inspirierend bereits vor über 30 Jahren hätte erscheinen können.
Martin
20. Februar 2022 @ 19:00
Ja…. „Resist“ ist ein hervorragendes Album. Das beste seit über 30 Jahren. Ja es übertrift die Meilensteine (10 to 1 und Diesel and Dust)! Als kritischer Oiler’s Fan bin ich begeistert……