Als vor fünfzig Jahren Mike Oldfields „Tubular Bells“ erschien, war das mehr als ein Meilenstein. Es war der Durchbruch elektronischer Musik in der Popkultur und machte das neue Label Virgin Records über Nacht zum neuen Global Player. Dazu trug sicher auch bei, dass eine kurze Passage des Albums im Horrorfilm „Der Exorzist“ verwendet wurde. Bis heute muss sich jedes neue Werk von Mike Oldfield am Debütalbum messen lassen. Seine berühmteste Komposition nahm er als 19jähriger fast im Alleingang auf, spielte verschiedenste Instrumente in mehreren Tonspuren ein und vereinte sie zu dem zweiteiligen Stück, das heute noch Maßstäbe setzt. Für die Frühphase des Progressive Rock war das Album wegweisend und gilt als sphärisches Referenzwerk.
Die Musik ist bis heute zeitlos – und so wurde am 1973er Original Mix von „Part One“ und „Part Two“ auch nicht gewerkelt. Die Melodien enthalten Einflüsse aus Rock, Folk, Blues und klassischer Musik – bis hin zum fulminanten Einsatz der Röhrenglocken am Ende des ersten Teils. Wer bis dahin noch keine Gänsehaut hatte, ist jetzt fällig. Für mich war das schon bei den Pianoklängen ganz zu Beginn der Fall.
Um die Jubel-CD zu füllen, gibt es einige Schmankerl. Da ist zunächst das bisher unveröffentlichte Demo zum geplanten Album „Tubular Bells 4“ aus dem Jahr 2017, das dann aber (bisher) nicht erschienen ist und vermutlich auch nicht mehr erscheinen wird. Die Liveaufnahme „In Dulci Jubilo“ stammt von der Eröffnung der Olympischen Spiele 2012 in London und klingt in dieser hymnischen Version zumindest zum Ende hin grandios – inklusive bewegender Fanfarenklänge. Als letzten Track gibt es dann schließlich einen fast zehnminütigen Remix von York (Torsten Stenzel). Ursprünglich war dieser auf dem Album „Tubular Beats“ zu finden, das vor zehn Jahre bekannte Melodien mit tanzbaren Beats verknüpfte.
Okay – die Bonusstücke hätte es nicht unbedingt gebraucht, aber dieses wundervolle Album hat definitiv eine Neuauflage verdient und bekommt immer noch die Höchstwertung.