Es gibt genug Gründe zu feiern: Seit 20 Jahren sind Vincent und Dag beste Freunde, vor 10 Jahren waren sie als erste deutsche Band auf YouTube und heute greifen sie als die bekannteste unbekannte Band der Welt nach der bunten Seite der Macht.
Alben von SDP hatten schon immer eine besondere Note. Ihre Leichtigkeit und Unbekümmertheit führte zu unsterblichen Albumtiteln wie „Zurück in die Zukunst“ und „Bunte Rapublik Deutschpunk“, versehen mit einem Reigen fröhlicher Ohrwürmer.
Markenzeichen sind inzwischen die lustigen Einspieler, mit denen man sich gern selbst auf die Schippe nimmt, und das Hörspiel zum Schluss des Albums. Diese Elemente sind gut durchproduziert und stören den Fluss der CD keineswegs, trotzdem sind natürlich die Songs wichtig. Und auch diese bestechen mit nicht gerade politisch korrektem Wortwitz.
Da wäre zum Beispiel „Ja ja“, das LMAA der Neuzeit. Und natürlich der mit Sido aufgenommene Titel „Bullen, Schweine“, der sich explizit der Tier-Allergie des Ich-Erzählers widmet. Selbst „Pferdeschwanz“ dürfte pubertierende Teenies zum verschämten Kichern bringen. Da wären wir schon bei der Zielgruppe: Auch wenn Nerds und Fun-Rapper sich an den Texten erfreuen, ist das kunterbunte Album doch auf ein junges Publikum angelegt. Und das wird vermutlich erreicht.
Was als Spaß zweier junger Musiker und Freunde im Jahr 1996 begann, ist inzwischen Festival-Headliner-Material. Rock am Ring, Rock im Park, Hurricane, Southside und so ziemlich jedes andere große Festival bespielen SDP heute auf der Main Stage, wo sie die Massen zum Kochen, Mitsingen und Pogen bringen wie auf einem astreinen Rockkonzert.
Mit „Die bunte Seite der Macht“ setzen SDP den Erfolg der letzten Jahre und ihre Live-Erfahrungen perfekt in frische, neue musikalische Abenteuer um. Die Vielseitigkeit auf der neuen Platte ist wieder außergewöhnlich und unvergleichlich. Schließlich wird SDP gerade wegen dieser Vielfältigkeit, die niemals ins Beliebige abdriftet, bereits mit den Ärzten verglichen. Die andere Gabe der beiden Musikautodidakten, neben ihren eingängigen Partytexten, ist ein feines Gespür für gesellschaftlich relevante Themen. Manchmal satirisch, manchmal charmant, manchmal unverschämt deutlich, sprechen SDP Probleme an, die jeden Einzelnen oder ganze Gemeinschaften betreffen.
„Die bunte Seite der Macht“ funktioniert auf all diesen Ebenen – und das Zuhören macht zumindest so lange Spaß, bis man sich an den Hörspiel-Schnipseln satt gehört hat und immer häufiger nach der Skip-Taste greift.