Musikalisch betrachtet ist Tamara Banez kein unbeschriebenes Blatt: Als Tochter eines Jazzpianisten und Produzenten wuchs sie mit Musik und Tontechnik auf und komponierte bzw. produzierte bereits als Jugendliche eigene Songs im Tonstudio ihrer Eltern. Mit ihrem Debüt „Ecken und Kanten“ gilt sie als jüngste Entdeckung von Konstantin Wecker, der ihr Album auf seinem „Sturm und Klang“ Label veröffentlicht.
Parallelen zum großen Meister sind dann auch gleich auszumachen: Die Lieder von Tamara Banez sind wahlweise musikalische Mutmacher oder Weckrufe, ein stilistisch spannendes Wechselspiel zwischen Protestsong und Deutsch-Pop mit kritischen Inhalten. Das Anliegen der Singer-Songwriterin ist es, ihr Publikum zu berühren und zu ermutigen – für ein Stück mehr Offenheit in den Herzen und Köpfen.
Es kommt nicht von ungefähr, dass das Album mit dem Song „Sistas“ beginnt und dem Aufruf: „Die Welt muss weiblicher werden“. Es folgen zwei intensive Pianoballaden. „Yukari“ gesellschaftspolitisch an die Opfer der Fukushima-Katastrophe gerichtet, „Eine Nacht“ ganz persönlich als Liebessong.
„Du spielst – Du verlierst“ gelingt als energisches Duett mit Ni Sala-Sänger Robert Salagean. Die Songs sind einfühlsam und fröhlich, nachdenklich und wütend. Dazu passen die dezenten elektronischen Klänge im melancholischen „Spitze Scherben“.
Als Liedermacherin ist Tamara sehr variantenreich. Da ist das sehr rhythmische „Sinn“ mit filigranen Percussion-Elementen. Der einzige englischsprachige Song „Ain’t easy“ klingt ausgesprochen soulig. Ganz zum Ende gibt es schließlich eine Liveversion des Protestsongs zur „stillen Räumung“ der LMU München, der sie im Rahmen der Bildungsproteste 2009 in der Szene bekannt machte: „Wir bleiben hier“.
Das Album ist durch und durch stimmig. Tamara Banez etabliert sich hier als waschechte Liedermacherin in der langen Tradition von männlichen Vorgängern wie Hanes Wader, Konstantin Wecker und Bodo Wartke. Dass auch die Frauen etwas zu sagen haben, muss gar nicht erwähnt werden. Hier aber wird es eindrucksvoll unter Beweis gestellt.