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Tesla "Shock"

Unsere Wertung: 5 von 9 Punkten.

Tesla schwanken auf „Shock“ zwischen Pathos und Proleten

Vor dreißig Jahren gehörten Tesla zu den angesagtesten Rockbands dieses Planeten. Während andere Kollegen ihrer Hair Metal- und Glamrock-Lust fröhnten oder gnadenlos auf der Grunge-Welle ritten, stand der Name Tesla für eine Mischung aus deftigem Rock und erdigem Blues. Zwischen 1989 und 1994 veröffentlichte das Quintett aus Sacramento mit „The Great Radio Controversy“, „Five Man Acoustical Jam“, „Psychotic Supper“ und „Bust A Nut“ vier Alben, von denen eines grossartiger war als das andere. Vielleicht haben Tesla ihre treue Fanbase aber auch der Tatsache zu verdanken, dass sie seit ihrer Gründung in nahezu unveränderter Besetzung zusammen spielen. Einzig Gitarrist Tommy Skeoch verließ die Band 2006 endgültig. Zu diesem Zeitpunkt hatten Tesla gerade eine zehnjährige Pause hinter sich. Leider haben sie danach ihre frühere Klasse nie wieder erreicht. Die Alben „Into The Now“, „Forever More“ und zuletzt „Simplicity“ von 2014 waren eher solide. Umso gespannter durfte man sein, ob es Tesla mit ihrem jetzt erscheinenden achten Studioalbum „Shock“ gelingen würde, an ihre besten Zeiten anzuknüpfen.

Der Opener „You Won’t Take Me Alive“ gibt allen Anlass zu Optimismus. Ein dreckiges Stück Rock, das genau so klingt, wie wir in den Achtzigern rumgelaufen sind: Mit Wildlederstiefeln, breitbeinig und voller Adrenalin, in der einen Hand das Bier, in der anderen die Kippe. Dabei hätte einem der einleitende „Huah“-Schrei eigentlich schon eine Warnung sein können. Zunächst aber setzt das pulsierende „Taste Like“ die testosterongeschwängerten Erinnerungen an jene Partyabende vor drei Jahrzehnten fort, an denen wir noch jung und unsterblich waren. Das macht Bock auf mehr. Leider aber reißt der Film mit dem folgenden „We Can Rule The World“ jäh und gnadenlos ab. Der Song ist eine vor Pathos triefende Schmonzette mit Geigen, Chorgesang und einer albernen spanischen Gitarre. Ich frage mich allen Ernstes, ob hier nicht ein Fehler vorliegt und aus Versehen ein Song von Bon Jovi auf das Album gepresst wurde.

Das stampfende Titelstück lässt zarte Hoffnung auf Besserung aufkommen. Allerdings nur kurz. Wenn man es gut mit der Band meint, dann lässt sich „Love Is A Fire“ noch als hymnische, wenn auch etwas kraftlose Ballade verkaufen. Danach ist der Bonus aufgebraucht. Die zweite Singleauskopplung „California Summer Song“ ist ein Gute Laune-Sonne-Dauergrins-Liedchen der Marke Kid Rock inklusive Mitklatschrhythmus für die nächste Beach-Party. Aber es kommt noch schlimmer. „Forever Loving You“ ist mindestens so schnulzig wie sein Titel es vermuten lässt und würde hervorragend als Soundtrack zu einem zweitklassigen Teenagerfilmchen passen. Sind das wirklich Tesla, die der Rockwelt einst solche Klassiker wie „Comin‘ Atcha Live“, „Gettin‘ Better“, „Song & Emotion“, „Modern Day Cowboy“, „Edison’s Medicine“, „Paradise“ oder „Love Song“ beschert haben?

Sie müssen es sein, denn die darauffolgenden „The Mission“ und besonders das fette „Tied To The Tracks“ mit seinen Kreissägengitarren sorgen für Licht am Ende des Tunnels. Bis dieses erreicht ist, begeben sich Tesla im seichten Poprocker „Afterlife“ noch einmal auf Bon Jovi-Niveau und lassen „Shock“ ansonsten mit dem bombastisch rotzigen „I Want Everything“ und dem stakkatoartigen „Comfort Zone“ zumindest halbwegs versöhnlich ausklingen. Die einzige Konstante, die sich während der gesamten Albumdauer auf gewohnt hohem Niveau präsentiert, ist die Stimme von Jeff Keith. Der Rest ist bestenfalls durchwachsen. Wahrscheinlich kann die Band von ihrem Wiedererkennungswert nach wie vor gut leben, aber mit „Shock“ sind Tesla weit davon entfernt die einstige Verehrung neu zu entfachen. So durchschnittlich wie sich die zwölf Songs anhören, fällt dann letztlich auch die Wertung aus.

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Letzte Aktualisierung am 29.03.2024 um 04:55 Uhr / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API / Bezahlte ANZEIGE