Pet Needs und Frank Turner am 23.4.2022 in der Garage Saarbrücken
Endlich wieder ein Konzert in der Garage, dem angesagten Liveclub in der saarländischen Landeshauptstadt. Die Zeit von Schnelltests und Masken scheint zumindest vorerst vorbei und man freut sich wieder auf echte Musik in dichter Atmosphäre und einer wogenden Zuschauermasse. Was könnte da besser passen als Gig Nummer 2610 auf der „Never Ending Tour“ des britischen Punk-Folk-Künstlers? Tatsächlich kann man auf seiner Homepage das Listing aller Konzerte seit Nummer 1 am 18. September 2004 nachlesen. Ich kenne sonst keinen Künstler, der das so akribisch mitzählt. Selbst in 2020 und 2021 gab es keine Pause sondern eine Reihe von akustischen Livestreams aus seinem Privathaus, die natürlich in der Agenda mitgezählt werden. Chapeau für einen solchen Enthusiasmus – und natürlich war es schön, den charismatischen Frontmann endlich wieder hautnah zu erleben. Das ließen sich die Fans in der voll besetzten Garage jedenfalls nicht entgehen.
Den Anfang machte aber die Band Pet Needs. Der Grundstock des Vierers wurde gelegt, als Gitarrist George auf dem Sofa seines Bruders Johnny in Colchester landete, nachdem er einen Job in einer Tankstelle in den Midlands für die schillernden Lichter von Nord-Essex aufgegeben hatte. Sie hatten keinen Plan, aber sie hatten Gitarren. Und damit und mit ihrem aktuellen Album „Fractured Party Music“ konnten sie hier vollends überzeugen und dem Publikum in einer guten halben Stunde mit acht Songs ordentlich einheizen. Selten habe ich einen solchen Leadsänger gesehen, der nicht für den Bruchteil einer Sekunde stillstehen kann und seine ganzen Emotionen rundum in energetische Vocals und eine unendliche Agilität umsetzt. Das wurde von den Punkfans in der Garage mit soliden Mitsing-Parts und begeistertem Applaus honoriert: „Punk Isn’t Dead; It’s Just Up For Sale“ lautete das ironische Motto. Dass dem nicht wirklich so ist, kann man auf dem Studio-Output von Pet Needs jederzeit nachvollziehen (HIER unsre Review).
Dann aber war es Zeit für Frank Turner und seine Sleeping Souls. Er startete mit „Four Simple Words“ und hatte das Publikum umgehend an seiner Seite, dass die Anweisung „I Want To Dance“ mit viel Energie füllte. Passend zum Titel des aktuellen Albums „FTHC“ (Frank Turner Hardcore) gibt es nach Ausflügen in Folk- und Songwriter-Gefilde wieder die aggressive und rohe Seite des Musikers zu erleben. Für ein solides Punkkonzert war das allemal das Beste und er brachte das Publikum langsam aber sicher zurück in alte Zeiten, wo man in einem großen Circle durch die atmosphärisch beleuchtete Halle tanzen konnte.
Nach dem mitsingkräftigen „Glory Hallelujah“ gab es einen akustischen Part, in dem Frank seiner Band und den Fans eine Verschnaufpause gönnte, die er selbst anscheinen nicht nötig hatte. In solchen Momenten erkennt man die Vielseitigkeit des Sängers, dessen folklastige Songs mit emotionalen Momenten ebenso zu ihm gehören wie die ausgelassene Feierstimmung.
Die Freude anlässlich der großen Punkparty war dem Sänger genau so anzusehen wie dem Publikum, das jederzeit kräftig mitging. Es war ein Gig ohne Ruhepause mit 21 Songs im regulären Teil und vier Zugaben. „I Still Believe“ beendete das Konzert mit den richtigen Worten: „Now who’d have thought that after all, something as simple as rock ’n‘ roll would save us all“. Dieses Credo entließ die Zuschauer nach einem famosen Abend in die Saarbrücker Nacht.