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Frank Turner "No Man's Land"

Unsere Wertung: 8 von 9 Punkten.

Frank Turners Konzeptalbum über vergessene Frauen der Weltgeschichte

Dieses Album wollte Frank Turner eigentlich schon früher schreiben, doch dann kam ihm die Tagespolitik in Form von Donald Trump in die Quere und es gab mit „Be More Kind“ ein Zeitgeist-Album über eine Welt kurz vorm Durchdrehen. Rockig, folkig, elektronisch – endgeil. Kann er das noch toppen? Mit dem schon lange geplanten Konzeptalbum über Frauen, die in der Geschichtsschreibung übergangen wurden, geht er zumindest in die richtige Richtung.

Für „No Man’s Land“ nämlich hat Frank Turner 13 Songs über Frauen geschrieben, die nur aufgrund ihres Geschlechts zum Teil vollkommen unbekannt sind. Und als Band sind diesmal nicht die altbekannten Sleeping Souls dabei, sondern er interpretiert das Album (dem Thema angemessen) mit einem rein weiblichen Ensemble. Als Produzentin ist Catherine Marks mit an Bord.

Die vorgestellten Frauen kommen aus sehr verschiedenen geographischen und historischen Kontexten. Da gibt es die ägyptische feministische Aktivistin Huda Sha’arawi oder die Resusci-Anne („Rescue Annie“), eine ertrunkene Jungfrau, deren Gesicht als Modell für medizinische Reanimationsübungspuppen genutzt wurde und der schon Michael Jackson in „Smooth Criminal“ ein Denkmal gesetzt hat.

Da ist die Serienmörderin aus den tiefen Südstaaten der USA, die ihre Opfer über Kontaktanzeigen in der Zeitung suchte, eine jazzbesessene Erbin, die in der Free-French-Bewegung während des Zweiten Weltkriegs kämpfte, oder ein Vaudeville-Star aus dem Wilden Westen, die von einem Kleinstadt-Banditen erschossen wurde.

Dies sind nur ein paar der vielen faszinierenden Figuren, die lange vom Mainstream ignoriert wurden und jetzt auf „No Man’s Land“ zu Wort kommen. Die erste Single „Sister Rosetta“ ist der einmaligen Sister Rosetta Tharpe gewidmet, eine der wichtigsten und einflussreichsten Musikerinnen der US-amerikanischen Geschichte.

Musikalisch ist die CD für Turner-Verhältnisse erstaunlich homogen gehalten. Singer/Songwriter Stücke im Stil der alten amerikanischen Haudegen mit leichten Country-Einflüssen und ein wenig Folkrock. Der Schwerpunkt liegt eindeutig auf dem Storytelling – und das muss die akustische Gitarre meist ausreichen. Doch es gibt auch Tracks wie „The Lioness“, bei der die Zurückhaltung ordentlicher Spielfreude weicht.

Frank Turner ist es gelungen, seine Inspiration in 13 musikalische Kleinode umzuwandeln, die hier als Gesamtpaket ihre Wirkung entfalten. Und er scheut sich auch nicht, „The Hymn Of Kassian“ über die byzantinische Komponistin Kassia in der Ich-Form zu erzählen. Kann man mal machen – und Frank ist genau der richtige dafür.

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Letzte Aktualisierung am 26.07.2024 um 01:43 Uhr / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API / Bezahlte ANZEIGE