Wenige Wochen nach der Auflösung der Beatles im April 1970 aufgenommen und noch im selben Jahr veröffentlicht, zählt George Harrisons Soloalbum „All Things Must Pass“ ganz klar zu den wichtigsten Meilensteinen der Musikgeschichte: Es ist ein ikonisches und mutiges Solo-Statement eines visionären Ausnahmemusikers. Gemeinsam von Harrison und Phil Spector produziert, haben die 23 Tracks des Solodebüts auch 50 Jahre später nichts von ihrer Strahlkraft eingebüßt: geniales Songwriting trifft auf ein spirituelles Fundament, während der Ex-Beatle gleichermaßen seine Individualität wie auch jene einzigartige Chemie zelebriert, die damals zwischen ihm und seinen vielen musikalischen Mitstreitern existierte.
Für George war „All Things Must Pass“ ein längst überfälliges Statement: Er musste all diese Songideen einfach rauslassen und sie in ihre endgültige Form bringen – auch wenn er mit dem allerersten „Triple-Album“ der Musikgeschichte das Albumformat etwas vergrößerte. Tatsächlich bietet „All Things Must Pass“ sehr viele Ideen, Einflüsse, Styles und Genres – von Rock & Roll und Country über Gospel, Blues, Pop und Folk bis hin zu R&B, traditioneller Musik aus Indien und kirchlichen Anklängen. George liebte die breite Soundpalette genauso wie seine Fans, denn das Album war ein riesiger internationaler Erfolg. Für die Remaster-Edition zum 30. Jubiläum hatte er dennoch auch kritische Anmerkungen: „Ich liebe die Songs auf diesem Album noch immer, und ich glaube, sie werden trotz des Klangbilds der Originalaufnahmen weiterleben. Allerdings war es schwierig, der Verlockung zu widerstehen, jeden einzelnen Song neu abzumischen. Ich würde nämlich nach all den Jahren gerne einige dieser Stücke von der gewaltigen Produktion befreien, die sich damals so passend und richtig angefühlt hat“, so Harrison im Jahr 2001, kurz vor seinem Tod.
Zwei Jahrzehnte später kümmerte sich die Familie Harrison in liebevoller Detailarbeit nun darum, dass „All Things Must Pass“ tatsächlich komplett neu von den Originaltapes abgemischt wurde. – Somit geht Georges damaliger Wunsch mit der neuen Edition zum 50. Jubiläum endlich in Erfüllung. Unter der Aufsicht von Executive Producer Dhani Harrison und dem Produzenten David Zonshine, war der dreifache GRAMMY-Gewinner Paul Hicks (The Beatles, The Rolling Stones, John Lennon) als Toningenieur daran beteiligt, diesem Meilenstein endlich zu neuem Glanz zu verhelfen: Tatsächlich klang „All Things Must Pass“ noch nie so klar und transparent wie in den neuen Formaten.
Die Jubiläumseditionen von „All Things Must Pass“ erscheinen am 06. August 2021 in einer Vielzahl von Formaten und Konfigurationen:
UBER DELUXE EDITION
Exklusiv über uDiscover erhältlich, erscheint die „All Things Must Pass 50th Anniversary Edition“ als streng limitierte Uber Deluxe Edition-Box Set – im wahrsten Sinne des Wortes eine Schatztruhe: Präsentiert in einer speziell designten Holzkiste (ca. 31,5 x 31,5 x 44,5 cm groß), befinden sich darin unter anderem 8 LPs, 5 CDs + eine Blu-ray Audio. Die Uber Box gewährt exklusive Einblicke in die Aufnahmesessions im Jahr 1970: Gleich 47 Demos und Outtakes aus dem Studio vereint diese Edition – 42 davon bislang unveröffentlicht. Während die beiliegende Blu-ray-Disc das eigentliche Album in High-Res-Audioqualität bereithält (5.1 Surround Sound, Dolby Atmos).
Flankiert wird das musikalische Bonuspaket von gleich zwei Print-Highlights: Einmal die erweiterte Scrapbook-Edition (hier mit 96 Seiten) von Olivia Harrison, die unveröffentlichte Fotos und Erinnerungsstücke aus der Ära, handgeschriebene Songtexte, Tagebucheinträge, Studionotizen, Bilder von Tape-Kisten, ein umfassendes Track-by-Track und mehr bietet. In einem zweiten Buch, 44 Seiten stark, wird der Entstehungsprozess von „All Things Must Pass“ dokumentiert. Zudem können sich Fans auf Interviews aus den Archiven und zahlreiche weitere Anmerkungen zur Arbeitsphase freuen. Das Design des Buchs ist an Harrisons Hang zur Natur und zum Gärtnern angelehnt, und das hölzerne Lesezeichen, das ihm beiliegt, stammt tatsächlich von einer Stieleiche (Quercus Robur) aus Georges Friar Park. Schließlich beinhaltet die hölzerne Schatzkiste auch Replikate von Harrison und den Gartenzwergen, die auf dem ikonischen Cover zu sehen sind – im Maßstab 1:6. Abgerundet wird das Paket mit einer limitierten Illustration von Klaus Voormann, einer Kopie von Paramahansa Yoganandas Booklet „Light from the Great Ones“ und Rudraksha-Perlen (in einer speziellen maßgeschneiderten Box).
SUPER DELUXE EDITION
Das Super Deluxe Edition-Boxset, das entweder 8LPs (180g) oder 5CDs sowie 1 Blu-ray Audio-Disc vereint, gewährt exklusive Einblicke in die Aufnahmesessions im Jahr 1970: Gleich 47 Demos und Outtakes aus dem Studio vereint diese Edition – 42 davon bislang unveröffentlicht. Während die beiliegende Blu-ray-Disc das eigentliche Album in High-Res-Audioqualität bereithält (5.1 Surround Sound, Dolby Atmos), besticht diese Edition außerdem mit einem 60-seitigen Jubiläumsbuch (Scrapbook), das Olivia Harrison zusammengestellt hat: Das exklusive Scrapbook vereint unveröffentlichte Fotos und Erinnerungsstücke aus der Ära, handgeschriebene Songtexte, Tagebucheinträge, Studionotizen, ein umfassendes Track-by-Track und mehr. Außerdem liegt der Edition ein Nachdruck des Original-Albumposters bei.
Darüber hinaus erscheint „All Things Must Pass“ zum Jubiläum in etlichen weiteren physischen und digitalen Formaten – unter anderem als 5LP- bzw. 3CD-Deluxe Edition, auf der neben dem Originalalbum auch Session-Outtakes zu hören sind. Das neu abgemischte Album erscheint zeitgleich als 2CD-, 3LP- sowie als limitierte Vinyl-Edition (farbig, 3LP). Sämtliche Konfigurationen können ab sofort vorbestellt werden.
„Nachdem wir im Jahr 2020 das Titelstück vom legendären `All Things Must Pass´-Meilenstein meines Vaters zum 50. Jubiläum als Stereo-Mix veröffentlicht hatten, haben sich mein guter Freund Paul Hicks und ich weiter durch diesen gewaltigen Berg von Tapes gegraben – und präsentieren nun also diese Edition, komplett remixed und erweitert“, holt Dhani Harrison aus. „Mein Vater hatte sich immer gewünscht, diesem Album ein klareres Soundbild zu geben, und wir haben auch bis zu seinem Tod im Jahr 2001 gemeinsam daran gearbeitet. Nun also, 20 Jahre später, konnten wir mit Hilfe neuer Technologien und dank des Fingerspitzengefühls von Paul Hicks diesen Wunsch endlich erfüllen – mit dieser besonderen Edition zum 50-jährigen Jubiläum seines womöglich größten Werks. Jeder Wunsch geht irgendwann in Erfüllung.“
Die Aufnahmesessions zu „All Things Must Pass“ begannen gerade mal sechs Wochen nach der Meldung vom Ende der Beatles-Ära im April 1970. Binnen zwei Tagen waren dreißig Demos im Studio 3 der EMI Studios in London eingespielt. Am ersten Tag, dem 26. Mai, nahm Harrison 15 Songs mit Ringo Starr und seinem alten Freund Klaus Voormann (am Bass) auf; los ging es mit „All Things Must Pass“. Am Tag danach spielte George weitere 15 Songs für seinen Co-Producer Phil Spector ein. Auf den Uber- und Super Deluxe-Editionen zum Jubiläum sind alle 30 Demoaufnahmen zu hören. Auch dabei sind 26 nie offiziell veröffentlichte Songs und ein paar Stücke, die es hinterher nicht aufs Album schaffen sollten – etwa „Cosmic Empire“, „Going Down To Golders Green“, „Dehra Dun“, „Sour Milk Sea“ und „Mother Divine“.
Die stilistische Bandbreite von Harrisons erstem Soloalbum ist bis heute ähnlich einzigartig wie die Mischung aus Persönlich-Introspektivem, kombiniert mit einem Schuss Humor und nicht zuletzt der extravaganten Produktion: Diese extrem dichten Klangteppiche, in denen etliche Genres durchschimmern, sollten seither für zahllose Künstler*innen als Blaupause fungieren.
Tatsächlich hatte George Harrison an dem Punkt schon rund fünf Jahre lang Material für dieses Album gesammelt – unter anderem auch Stücke wie „Isn’t It A Pity“ und den Titelsong, die er mit den Beatles einstudiert hatte (ohne sie mit ihnen aufzunehmen). Auch seinen Frust über die finale Beatles-Phase bringt er gelegentlich zum Ausdruck: Man denke etwa an „Wah-Wah“, das dramatische „Beware of Darkness“ oder auch „Run Of The Mill“, das George und Olivia Harrison zu ihren absoluten Lieblingstiteln zählten.
Das grandiose „What Is Life“, auf dem Harrison so ausgelassen wie sonst nie klingt, hatte er schon 1969 geschrieben, als er gerade Billy Prestons Solodebüt für Apple Records produzierte, das Stück dann aber fürs eigene Album im Folgejahr beiseitegelegt. Weitere Highlights des Solowerks sind auch „My Sweet Lord“, „Awaiting On You All“ und das leidenschaftliche „Hear Me Lord“, die allesamt Stationen seiner spirituellen Reise darstellen.
Eine Hymne zwischen Hare Krishna-Mantra und Halleluja, schrieb Harrison mit „My Sweet Lord“ sogar Musikgeschichte im November 1970: Es war die erste Solo-Single eines ehemaligen Beatles-Superstars, die überall auf die #1 gehen sollte – u.a. in den USA, UK, Westdeutschland, Kanada, Australien, der Schweiz… . Seit 2014 in der GRAMMY Hall of Fame vertreten, wurde die Singleauskopplung vom US-Rolling Stone und dem NME zu einem der „Greatest Songs of All Time“ gewählt. Pünktlich zum 50. Jahrestag der Veröffentlichung von „All Things Must Pass“ am 27. November 2020 erschien denn auch eine exklusive Clear-Vinyl-7“-Edition von „My Sweet Lord“, die der George Harrison Estate mit den Initiatoren des Record Store Days speziell zum Black Friday produziert hatte.
Auch seine Freundschaft mit Bob Dylan führte zu zwei Songs: „I’d Have You Anytime“ schrieb Harrison zusammen mit Dylan, während „If Not For You“ eine damals noch unveröffentlichte Komposition des US-Amerikaners ist. Auf der Super Deluxe Edition von „All Things Must Pass“ sind obendrein unveröffentlichte Demoaufnahmen beider Stücke vertreten, wie auch von „Nowhere To Go“ und „I Don’t Want To Do It“ – einer weiteren Dylan-Komposition, die George 1985 für einen Soundtrack aufnahm (während Bob Dylan nie selbst eine Aufnahme machte).
Obwohl die Solo-Vorsilbe es nicht direkt erwarten lässt, bietet „All Things Must Pass“ eine beeindruckende Gästeliste: Unterstützung im Studio bekam Harrison unter anderem von Ringo Starr, Klaus Voormann und Billy Preston sowie von Eric Clapton und dessen damals frisch gegründeter Band, bestehend aus Carl Radle, Bobby Whitlock und Jim Gordon (wenig später bekannt als Derek and the Dominoes). Auch die Musiker von Badfinger – Pete Ham, Tom Evans, Joey Molland und Mike Gibbons – steuerten die eine oder andere Akustikgitarre oder Percussion-Aufnahme bei. Und da sich Phil Spector noch dichtere Klangschichten aus Klavier, Akustikgitarren und noch mehr Drums wünschte, holten die beiden auch noch Peter Frampton und Jerry Shirley (Humble Pie), Gary Wright (Spooky Tooth), Alan White (Plastic Ono Band, später Yes), Dave Mason (Traffic), Gary Brooker (Procol Harum) und die gefragten Bläser Bobby Keys und Jim Price dazu. Die Pedal-Steel-Gitarrenparts übernahm die Nashville-Legende Pete Drake und die Streicher und Bläser arrangierte John Barham.
Die Originalauflage von „All Things Must Pass“ bestand aus zwei LPs mit insgesamt 18 Titeln sowie einer zusätzlichen dritten LP – genannt „Apple Jam“ –, auf der vier improvisierte Instrumentalstücke zu hören waren (zwei davon waren im Rahmen der ersten Aufnahmesession von Derek and the Dominoes entstanden). Abgerundet wurde die zusätzliche „Apple Jam“-LP mit dem Song „It’s Johnny’s Birthday“: Einem Geburtstagsständchen für Mr. Lennon zum Dreißigsten – basierend auf Cliff Richards „Congratulations“ aus dem Jahr 1968.
Insgesamt existieren von den Sessions aus dem Jahr 1970 mehr als 25 Stunden Material. Richard Radford, fürs Archiv des George Harrison Estate verantwortlich, überwachte die Konservierung der umfangreichen Tape-Sammlung, in deren Rahmen die original-analogen Mehrspur- und Stereobänder zuletzt in digitale Sicherheitskopien mit 192 KHz/24bit übertragen wurden.
Vom US-Rolling Stone als „Krieg und Frieden des Rock & Roll“ sowie „extrem persönliches Statement und grandiose Geste“ gefeiert, erntete „All Things Must Pass“ ausschließlich höchstes Kritikerlob und bescherte Harrison auch kommerziell spektakuläre Erfolge: Sieben Wochen lang #1 der Billboard Top LPs-Charts, acht Wochen #1 in UK, auch in Deutschland Top-10. Inzwischen mit 6x US-Platin ausgezeichnet und 1972 als „Album des Jahres“ bei den GRAMMYs nominiert, bekam auch die Hit-Single „My Sweet Lord“ eine Nominierung beim wichtigsten Musikpreis der Welt („Record of the Year“). Auch die zweite Singleauskopplung „What Is Life“ war ein internationaler Hit – u.a. Top-3 in Deutschland, Top-10 in den USA und Kanada.
Seit der Veröffentlichung vor einem halben Jahrhundert hat „All Things Must Pass“ kontinuierlich an Bedeutung gewonnen – weshalb George Harrisons Solodebüt längst als eines der größten Alben der Musikgeschichte gilt: Aufgenommen in die GRAMMY Hall of Fame, eines der „100 Best Albums of All Time“ (The Times of London) und erst 2020 unter den „Top 500 Albums of All Time“ beim US-Rolling Stone. Für Pitchfork hat die LP für immer „das Verständnis davon verändert, was ein Album überhaupt sein kann“.