Nächsten Mittwoch wird Heinz Rudolf Kunze 66 Jahre alt, doch an Rente ist sicher nicht zu denken. Immer noch tut er das, was er am besten kann. Er schreibt gute Musik und präsentiert sie am liebsten live auf der Bühne. Kein Wunder, dass es auch zum 40jährigen Bühnenjubiläum ein großartiges Livealbum gibt, das ihn in bester Kunze-Manier zeigt und sowohl für eingefleischte Fans als auch für Neulinge ein spannender Release ist.
In 21 Stücken (sieben davon in zwei Medleys eingepackt) gibt HRK einen Überblick über seine Karriere. Das offiziell elfte Livealbum ist wieder ein waschechtes Bandalbum geworden mit seiner “Verstärkung” aus fünf Mitstreitern. Ich habe ihn in der Corona-Zeit solo in einem Autokino gesehen und liebe auch das Solo-Livealbum aus dem Jahr 2020 (HIER unsre Review), doch wenn man das neue Werk “Auf frischer Tat ertappt” hört, merkt man einfach, dass seine Musik eigentlich ein Gemeinschaftsding ist. Erst im großen Format mit Piano, Gitarren, Drums und Backing Vocals entfaltet sie ihre ganze Wirkung.
Fotocredit: Annette Krüger
Auch Kunzes Ansagen sind es immer wert, genau hinzuhören. Ironisch lässt er sich zum Zeitgeschehen aus und mit seinen Bemerkungen wie zum Ukraine-Krieg werden Livewerke schnell zum Zeitzeugnis. Die Tracklist ist absolut ausgewogen. Das unvermeidliche “Dein ist mein ganzes Herz”, “Mit Leib und Seele”, “Finden Sie Mabel”, “Meine eigenen Wege”, “Aller Herren Länder” und seine wunderbare Version von “Lola” dürfen dabei ebenso wenig fehlen, wie Raritäten im Stil von “Ein Traum” oder “Stirnenfuß”.
In den letzten beiden Jahren erging es HRK so wie vielen Musikschaffenden: Die große, ursprünglich für 2021 angesetzte, Tour zum 40-jährigen Bühnenjubiläum musste aufgrund eines bislang nie dagewesenen, weltweiten Lockdowns verschoben werden. Unklar die Prognose, traurig die Fans und ein betrübter Künstler. Doch dann der Lichtblick. 2022 kann die lang ersehnte Bandtour stattfinden. Gemeinsam mit seiner Band zündet Kunze mit souveräner Leichtigkeit ein Feuerwerk aus alten und neuen Hits, schwelgt, croont, beschwört und erzählt wie in alten Zeiten. Der Meister ist zurück und die Show geht weiter!
Am 30. November wird Heinz Rudolf Erich Arthur Kunze 65 Jahre alt. Ein guter Zeitpunkt, um seine Autobiographie zu verfassen und auf sein künstlerisches Leben zurück zu blicken. Dies geschieht unter dem Titel “Werdegang”, der sowohl das Buch als auch die begleitende neue CD ziert.
Zwei Dutzend seiner Songs hat Kunze für “Werdegang” neu interpretiert. Die Stücke wurden im Vorfeld von eintausend Fans via Social Media ausgesucht. Zusammen mit einigen jungen Produzenten wurden sie schließlich neu arrangiert und aufgenommen. Kunze reiste dafür quer durch Deutschland, arbeitete mit Tim Tautorat in den Berliner Hansa Studios, in Hamburg mit Anne De Wolf und Ulrich Rode, Steffen Graef und Klaus Sahm, mit Jens Schneider und Jules Kalmbacher in Mannheim und mit seinem Freund Udo Rinklin in Stuttgart.
Heinz Rudolf Kunze ist der Philosoph und Poet unter den deutschen Liedermachern. Die Doppel-CD gibt einen vielfältigen Überblick, der auch umfassend ist, obwohl er so viel Schönes weglassen musste. Eingängige Rockschlager wie “Alles was sie will” mit seinem ungewöhnlichen Text und die gefühlvolle Ballade “Ich brauch dich jetzt” sind vertreten. Natürlich darf auch der Überhit “Dein ist mein ganzes Herz” nicht fehlen, der viele Liebhaber deutscher Musik gerne mal auf eine falsche Fährte lockt, wenn sie Kunzes Musik beurteilen.
Kunzes legendäre deutschsprachige Performance des Ray Davies Songs “Lola” (im Original von The Kinks) ist ebenso dabei wie mein Lieblingssong aus seiner Feder, “Finden sie Mabel”, der mich immer ein wenig an Reinhard Mey erinnert. Auf der zweiten CD finden sich vor allem die philosophischen Songs wie “Lebend kriegt ihr mich nicht”, “Abschied muss man üben”, “Die ganz normalen Menschen” und “Die Dunkelheit hat nicht das letzte Wort”.
Ein Kompliment an die Fans, die diese Auswahl getroffen haben und zum Dank allesamt im Booklet genannt werden. Die neuen Arrangements verleihen HRKs bekannten Liedern einen modernen Touch. Es sind kaum stille akustische Interpretationen dabei, sondern meist durchproduzierte Bandversionen, mal mit rockigem, mit poppigem oder mit elektronischem Charakter.
Eigentlich wollte Heinz Rudolf Kunze sein Jubiläum in diesem Jahr live feiern. Coronabedingt musste die Tour unter dem Motto „Der Wahrheit die Ehre“ verschoben werden. Sie startet jetzt am 23. April 2022 in Halle/Saale. Für Fans gibt es bis dahin einiges zum Jubiläum. Am 22. Oktober erschien im Reclam Verlag seine Autobiographie, die persönliche Lebensgeschichte eines sozial engagierten Menschen, die gleichzeitig eine subjektive Bestandsaufnahme der politischen und gesellschaftlichen Entwicklung der Bundesrepublik ist. Im November folgt ein Film über seine Karriere. Wem das bis dahin nicht reicht, sei verwiesen auf Kunzes unfassbaren kreativen Output. Auf seinen Social-Media Kanälen gibt es zahlreiche Belege dafür wie aktuell die Podcastfolgen „Kunze über Kunze“ mit exklusiven Ein- und Rückblicken in bewegende Zeiten.
TRACKLISTING
CD1
1 Meine eigenen Wege
2 Alles was sie will
3 Ich brauch dich jetzt
4 Mit Leib und Seele
5 Aller Herren Länder
6 Dein ist mein ganzes Herz
7 Vertriebener
8 Leg nicht auf
9 Lola
10 Finden Sie Mabel
11 Dies ist Klaus
12 Wenn du nicht wiederkommst
CD2
1 Wenn es vorbei ist
2 Götter in weiß
3 Finderlohn
4 Mit welchem Recht
5 Nicht mal das
6 Elixier
7 In der alten Piccardie
8 Lebend kriegt ihr mich nicht
9 Abschied muss man üben
10 Die ganz normalen Menschen
11 Noch hab ich mich an nichts gewöhnt
12 Die Dunkelheit hat nicht das letzte Wort
Der Wahrheit die Ehre – 40 Jahre Heinz Rudolf Kunze – Die große Jubiläumstour
Zum 40jährigen Bühnenjubiläum hat Heinz Rudolf Kunze seine größten Songs neu interpretiert. Fünf Top-Produzenten der jüngeren Generation haben Hand angelegt und insgesamt 24 Lieder neu arrangiert und aufgenommen. Dabei konnten im Vorfeld 1000 Fans über die Social-Media Accounts des Künstlers mitbestimmen, welche Lieder es auf die Doppel CD schaffen. Dafür stehen sie mit ihrem Namen im Booklet.
Am Freitag veröffentlichte er den Song „Mit Leib und Seele“, zu sehen ist das Video hier:
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„Werdegang“, dieses umfangreiche – mehr als nur ein „Best Of“-, erscheint am 19. November auch auf Vinyl. Außerdem als Fanbox mit einer ganz speziellen Beigabe. Eigens dafür zerlegt Kunze sein Klavier, auf dem er zahlreiche Hits geschrieben hat, in tausend Einzelteile, jedes Teil ist nummeriert und gibt es nur einmal. So ist jede einzelne Box ein ganz besonderes Unikat.
Gemeinsam mit spannenden Produzenten hat Heinz Rudolf Kunze 24 Songs einen ganz neuen Anstrich verliehen. Überall in Deutschland war er unterwegs: im legendären Berliner Hansa Studio mit Tim Tautorat, in Hamburg bei der wunderbaren Anne De Wolf und Ulrich Rode und bei den jungen wilden Steffen Graef und Klaus Sahm. Auch nach Mannheim zu den wagemutigen Jens Schneider und Jules Kalmbacher und zu seinem Freund Udo Rinklin in Stuttgart hat es ihn verschlagen. Nach zahlreichen Stunden im Studio und tausenden Reisekilometern freut Heinz sich jetzt Ergebnis präsentieren zu können.
Seit vierzig Jahren präsent: Heinz Rudolf Kunze ist aus der deutschen Kulturszene nicht wegzudenken. Ob als Sänger, Musiker, Übersetzer, Poet, oder darüber hinaus als politischer Beobachter und Kommentator, kaum einer hat so einen großen künstlerischen Output wie er. Manchmal schreibt er über 400 Texte im Jahr und die müssen raus. Sechsundvierzig Studioalben, zahlreiche Bücher, Artikel und Geschichten, sind so in vier Jahrzehnten entstanden. „Reine Nervensache“ heißt 1981 sein Debütalbum mit dem er erstmals aufhorchen läßt. Damals wird er oft verglichen mit politischen Songwritern, wie Bob Dylan oder Hannes Wader. Doch er will nicht das Sprachrohr der Linken sein, den Soundtrack zum studentischen Protest singen, oder als „Oberlehrer der Nation“ abgestempelt werden. So beginnt er 1984 auf dem Album „Ausnahmezustand“ mit eher „kauzigen Liedern“ (Zitat HRK), die sehr an die englische New Wave Musik erinnern. Ein Jahr später kommt dann der kommerzielle Durchbruch.
Der große Conny Plank arbeitet mit ihm. „Der einzige Musikproduzent, der mich beeindruckt hat“, so Kunze später. Offenbar beruht das auf Gegenseitigkeit. Mit klassischen „Deutschrockern“, will Plank nie arbeiten, mit Kunze schon. So entsteht 1985 die LP „Dein ist mein ganzes Herz“. Die erste Auskopplung, ein Kinks-Cover von „Lola“, wird so eigenständig, dass viele denken, die Band hätte Kunze einen Song geklaut. „Die Platte hat mein Leben verändert“, sagt er im Rückblick über die Zusammenarbeit. „Vielen Dank an Conny Plank, Gott hab ihn selig. Es war die einzige Zeit in meinem Leben, in der ich dachte, ich wär ein Hippie.“ Seit dieser Zeit gehört er zu den beständigen und irgendwie immer präsenten Künstlern der Republik. Hits wie „Dein ist mein ganzes Herz“, „Finden sie Mabel“, „Alles, was sie will“, „Mit Leib und Seele“, gehören neben vielen anderen heute zu den deutschen Rock- und Popklassikern. Seitdem hat Kunze beinahe alle Auszeichnungen der Branche und darüber hinaus bekommen und ist als einer der wenigen deutschsprachigen Künstler gleich mehrmals im legendären Rockpalast aufgetreten.
Heinz Rudolf Kunze bleibt kantig, wird nie zum Mitläufer. Über die Jahrzehnte mischt er sich immer wieder in gesellschaftliche Diskussionen ein, hält mit seiner Meinung nicht hinter den Berg. Ob in der Anti-Atom- und Friedensbewegung Anfang der 80er, „Band für Afrika“, „Rock gegen rechte Gewalt“, bis heute ist er am Start und stellt sich seiner politischen Verantwortung als Künstler und Mensch.
Eigentlich wollte Heinz Rudolf Kunze sein Jubiläum in diesem Jahr live feiern. Coronabedingt musste die Tour unter dem Motto „Der Wahrheit die Ehre“ verschoben werden. Sie startet jetzt am 23. April 2022 in Halle/Saale. Für Fans gibt es bis dahin einiges zum Jubiläum. Am 22. Oktober erscheint im Reclam Verlag die Biografie „Werdegang“, die persönliche Lebensgeschichte eines sozial engagierten Menschen, die gleichzeitig eine subjektive Bestandsaufnahme der politischen und gesellschaftlichen Entwicklung der Bundesrepublik ist. Im November folgt ein Film über seine Karriere. Wem das bis dahin nicht reicht, sei verwiesen auf Kunzes unfassbaren kreativen Output. Auf seinen Social-Media Kanälen gibt es zahlreiche Belege dafür. So aktuell die Podcastfolgen „Kunze über Kunze“ mit exklusiven Ein- und Rückblicken in bewegende Zeiten.
TRACKLISTING
CD1
1 Meine eigenen Wege
2 Alles was sie will
3 Ich brauch dich jetzt
4 Mit Leib und Seele
5 Aller Herren Länder
6 Dein ist mein ganzes Herz
7 Vertriebener
8 Leg nicht auf
9 Lola
10 Finden Sie Mabel
11 Dies ist Klaus
12 Wenn du nicht wiederkommst
CD2
1 Wenn es vorbei ist
2 Götter in weiß
3 Finderlohn
4 Mit welchem Recht
5 Nicht mal das
6 Elixier
7 In der alten Piccardie
8 Lebend kriegt ihr mich nicht
9 Abschied muss man üben
10 Die ganz normalen Menschen
11 Noch hab ich mich an nichts gewöhnt
12 Die Dunkelheit hat nicht das letzte Wort
Heinz Rudolf Kunze & Verstärkung Der Wahrheit die Ehre – 40 Jahre Heinz Rudolf Kunze – Die große Jubiläumstour
Am 30. November wird Heinz Rudolf Erich Arthur Kunze 65 Jahre alt. Ein guter Zeitpunkt, um seine Autobiographie zu verfassen. Und den Titel hat er sehr bewusst gewählt: “Werdegang” erzählt von einem Weg, der den Jungen aus dem Flüchtlingslager in Westfalen zu einem der bedeutendsten deutschsprachigen Künstler machte. Seit über 40 Jahren gehört Kunze zu den wichtigsten politischen Songschreibern und Rockpoeten des Landes und ist mit 36 Studioalben, zahlreichen Büchern und unzähligen Konzerten unbestritten auch einer der produktivsten. Immer wieder erfindet er sich dabei neu, ist mit seinen Texten stets am Puls der Zeit und denkt noch lange nicht ans Aufhören. Daran soll auch die Biographie nichts ändern.
Eine begleitend zum Buch erschienene CD zeigt, dass Kunze noch immer aktuell und relevant ist: 24 seiner Songs hat er für “Werdegang” neu interpretiert. Die Stücke wurden im Vorfeld von 1000 Fans via Social Media ausgesucht. Zusammen mit einigen jungen Produzenten wurden sie schließlich neu arrangiert und aufgenommen. Kunze reiste dafür quer durch Deutschland, arbeitete mit Tim Tautorat in den Berliner Hansa Studios, in Hamburg mit Anne De Wolf und Ulrich Rode, Steffen Graef und Klaus Sahm, mit Jens Schneider und Jules Kalmbacher in Mannheim und mit seinem Freund Udo Rinklin in Stuttgart.
Das Buch beginnt mit der Offenbarung, dass HRK nie Tagebuch geführt hat und sich daher auf die Erinnerungen aus den Jahrzehnten verlassen muss. Manchmal sind es Menschen, über die er schreibt, wie Mick Franke und Siegfried Loch, die die Erinnerungen fließen lassen. Oder die Begegnungen mit Kollegen wie Udo Lindenberg, Joe Cocker und Peter Maffay. An anderen Stelle basieren die Erzählungen auf autobiographischen Songs wie “Vertriebener”, das den jungen Mann als Heimatlosen zeigt. Die Lyrics sind ebenso berührend wie die entsprechenden Passagen im Buch.
Kunze berichtet nicht wirklich chronologisch. Vielmehr gibt es Blitzlichter und Anekdoten zu bestimmten Ereignissen und Stationen seines Lebens, zum künstlerischen Werdegang und den politischen Ideen. Viele Farbfotos illustrieren das Geschehe. Sie zeigen Kunze auf der Bühne und zusammen mit den Menschen, die seinen Weg begleitet haben. Er erzählt von dem Hype, den es nach “Dein ist mein ganzes Herz” gab. Auch von den Panikattacken, die ihn bis in die 90er Jahre plagten, und davon, wie es ist, für andere Künstler Musik zu schreiben.
Seine Einblicke in die Musikwelt sind spannend und vielfältig. Kaum jemand hat so viel zu erzählen von politischen und kulturellen Hintergründen. HRK hat seine Erinnerungen selbst gesammelt und wurde dabei unterstützt von Oliver Kobold, Literaturwissenschaftler, Lektor und Autor zahlreicher Sachbücher. Das Ergebnis liest sich flüssig und hält den interessierten Leser bei der Stange. Endet der “Werdegang” nach 286 Seiten? Keineswegs. “Ein Ende des Gehens ist zum Glück noch nicht abzusehen”, schreibt er auf der letzten Seite, bevor eine Diskographie und eine Bibliographie das Werk abschließen.
Das Cover von Buch und CD zeigt eine Zeichnung von Heinz Rudolf Kunze, wie ihn jeder kennt – mit ernstem Blick und obligatorischer Brille. Im Innenteil gibt es das Porträt auch in Farbe. Die Aufmachung des Reclam-Hardcovers ist zwar ohne Schutzumschlag, aber dennoch sehr wertig. Ein Must-have für jeden Liebhaber deutschsprachiger Pop und Rockmusik.
Anfang des Jahres hat Heinz Rudolf Kunze mit “Der Wahrheit die Ehre” mal wieder ein zeitlos geniales Album abgeliefert. Geplant war natürlich, dass HRK mit diesem Album auf große Tour geht, doch es fanden aus bekannten Gründen nur wenige Konzerte wirklich statt. Ich durfte ihn im Sommer tatsächlich live erleben. Allerdings nicht in echter Konzertatmosphäre, sondern im Rahmen eines Autokino-Konzerts. Das mag skurril sein für Künstler und Publikum, doch es hat gut funktioniert. Kunze war in guter Form und bestens gelaunt. Vermutlich hatte ihm die lange Pause auch zu schaffen gemacht und er war einfach froh, live auftreten zu dürfen.
Die neue Doppel-live-CD liefert einen Mitschnitt, der im Sommer am Schweriner Schloss aufgenommen wurde. Es gibt neue Stücke, seine Mitsing-Klassiker und viel Politisches. Ein buntes Sammelsurium an Songs aus seiner gesamten Karriere (inklusive “Dein ist mein ganzes Herz”, “Lola” und “Finden Sie Mabel”), wobei er sich selbst an Gitarre oder Klavier begleitet. Und zwischendurch liest er kleine Texte: Gedichte, Aphorismen, Weisheiten, Kürzestgeschichten, Anekdoten aus dem Buch “Wenn man vom Teufel spricht – 200 Zeitgeschichten”.
Das hier festgehaltene Livekonzert ist also eine Mischung aus Livekonzert und Lesung. HRK zum Album: „Die Solokonzerte sind über die letzten Jahre meine liebste Beschäftigung geworden. Ich – bewaffnet mit drei Gitarren, einem Flügel und einer Mundharmonika – das ist es. Heinz Rudolf Kunze pur sozusagen. Solo bedeutet für mich: Die ganze Aufmerksamkeit, der ganze Beifall, das ganze Geld, die ganze Genugtuung, die ganze Schande, wenn es schiefgeht – alles meins. Toll. Im Programm und auf dem Album finden Fans eine Mischung zwischen Bruce-Springsteens Solo on Broadway und Harald Schmidt. Neben vielen bekannten Songs hört man nach jedem Song auch aktuelle, satirische, poetische und kabarettistische Texte aus meiner Feder.“
Kunze hat zumindest bewiesen, dass auch die kleinen Formate (und selbst die Autokonzerte) ihm mindestens genau so liegen wie die Formate mit großer Band. Das Publikum hängt an seinen Lippen und braucht nicht die Abwechslung der großen Show. Lassen wir also die feingeistigen Texte und mitreißenden Songs auf uns wirken und hoffen wir auf eine halbwegs normale Konzertsaison 2021. Die Hoffnung stirbt zuletzt.
Seit fast 40 Jahren gehört HEINZ RUDOLF KUNZE zu den wichtigsten politischen Songschreibern und Rockpoeten des Landes und ist mit 36 Studioalben, zahlreichen Büchern und unzähligen Konzerten unbestritten auch einer der produktivsten. Immer wieder erfindet er sich dabei neu, ist mit seinen Texten stets am Puls der Zeit und denkt noch lange nicht ans Aufhören.
Am 13. November 2020 erscheint, nach dem überragenden Erfolg des Albums „Der Wahrheit die Ehre“ ein neues Doppelalbum „Wie der Name schon sagt – Solo live“. Aufgezeichnet im Sommer 2020 im Schweriner Schloss ist das Album mit 35 Songs und Texten auf 2 CDs alles was Kunze ausmacht und reduziert ihn gleichzeitig auf das Wesentliche: Kunze, seine Gitarre, sein Klavier und seine Musik. Alles ergänzt von zahlreichen Geschichten, Anekdoten und Gedichten, im Fokus aber stehen seine Hits, musikalische Raritäten und Lieblinge – so gespielt, wie Kunze sie (aus)gedacht und geschrieben hat!
Credit: Martin Huch
HRK zum Album: „Die Solokonzerte sind über die letzten Jahre meine liebste Beschäftigung geworden. Ich – bewaffnet mit drei Gitarren, einem Flügel und einer Mundharmonika – das ist es. Heinz Rudolf Kunze pur sozusagen. Solo bedeutet für mich: Die ganze Aufmerksamkeit, der ganze Beifall, das ganze Geld, die ganze Genugtuung, die ganze Schande, wenn es schiefgeht – alles meins. Toll. Im Programm und auf dem Album finden Fans eine Mischung zwischen Bruce-Springsteens Solo on Broadway und Harald Schmidt. Neben vielen bekannten Songs hört man nach jedem Song auch aktuelle, satirische, poetische und kabarettistische Texte aus meiner Feder.“
Das neue Album ist eine absolute Kaufempfehlung für alle, die Kunzes Songs lieben, die seine feingeistigen Texte schätzen und sich auch in kühlen Wintermonaten ein bisschen „Open-Air-Flair“ ins heimische Wohnzimmer holen wollen.
Vor vier Monaten hat Heinz Rudolf Kunze mit “Der Wahrheit die Ehre” mal wieder ein zeitlos geniales Album abgeliefert. Wir schrieben in unserer Review: “Wehmütig, einfühlsam und energisch wendet sich der Liedermacher aus NRW an seine Zuhörer und Fans. Und seine Songs zeigen mal wieder, dass er ein Schreiber vom alten Schlag ist. Einer, der keinem hinterher rennt, sondern der sich seine eigenen Gedanken zum Zeitgeschehen macht. Es sind Hymnen mit einer klaren Friedensbotschaft wie „Mit welchem Recht“ oder „Die Zeit ist reif“, und das großartige „Die Dunkelheit hat nicht das letzte Wort“. Ein Song, der sich (erst nach der Thüringen Wahl 2019 entstanden) gleich einen der prominentesten Plätze auf dem Album gegriffen hat. Den Schluss. Dabei macht es von Anfang bis Ende richtig Spaß die aktuellen Kunze Wahrheiten zu hören.”
Geplant war natürlich, dass HRK nun mit diesem Album auf Tour ist. Und tatsächlich – ich durfte ihn vor wenigen Tagen live erleben. Allerdings nicht in echter Konzertatmosphäre, sondern im Rahmen eines Autokino-Konzerts. Das mag skurril sein für Künstler und Publikum, doch es hat gut funktioniert. Kunze war in guter Form und bestens gelaunt. Vermutlich hatte ihm die lange Pause auch zu schaffen gemacht und er war einfach froh, live auftreten zu dürfen. Es gab neue Stücke, die Mitsing-Klassiker, viel Politisches. Ein buntes Sammelsurium an Songs aus seiner gesamten Karriere, wobei er sich selbst an Gitarre oder Klavier begleitete. Und zwischendurch las er kleine Texte: Gedichte, Aphorismen, Weisheiten, Kürzestgeschichten, Anekdoten. Gerade der Wortwitz und die Feinsinnigkeiten dieser Texte haben mich auf das Buch “Wenn man vom Teufel spricht – 200 Zeitgeschichten” aufmerksam gemacht. Denn hier kann man viel Philosophisches und Anekdoten aus Kunzes Lebenswissen in kleinen Häppchen nachlesen.
“Wir sind die Menschen. Wir sind weder Moralpächter und Correctness-Klugscheißer noch rechtsdrehende Ratten für die diesbezüglichen Fänger. Wir sind die Bewohner dieser schönen Gegend. Wir sind die Bürger. Wir sind die Menschen.”
In den 200 Zeitgeschichten seines neuen Buches finden seine Besorgnis über die politischen Entwicklungen und die Bedrohung der Freiheit ebenso wortgewandt und scharfsinnig Platz wie der Spaß am Absurden und Geschichten über Liebe, Schmerz und das kleine Glück im Leben. Gegen Fake News, Lügen, Ignoranz und Gleichgültigkeit einzustehen, das ist Heinz Rudolf Kunzes Anliegen.
Das Buch ist wunderschön aufgemacht als Hardcover mit Lesebändchen und insgesamt liebevoller Gestaltung. Nach einem Vorwort von Oliver Kobold kann man wunderbar in den Texten stöbern. Man liest Gedanken zum Terror in Nizza oder erfährt Kunzes Definition von Musik. Er erzählt, warum er Strandkörbe liebt und Mitleid mit Popkünstlern hat. Die USA bekommen ihr Fett weg, aber auch die deutschen Talkshow-Moderatoren.
Da jeder Text mit einem Datum versehen ist, hat die Lektüre den Charakter eines Tagebuchs und man kann die Überlegungen zeitlich einordnen. Doch man muss es nicht Seite für Seite lesen. Mir gefällt es ganz gut, zu blättern und dort stehen zu bleiben, wo Überschrift oder Textzeile zum Verweilen einladen.
Heinz Rudolf Kunze ist der Philosoph und Poet unter den deutschen Liedermachern. Mit diesem Buch beweist er es auf ein Neues.
Deutsche Liedermacher, die eine differenzierte Meinung haben und diese auch lautstark kundtun, braucht das Land heute so sehr wie schon lange nicht mehr. Es gibt derzeit etwas zu sagen für den Pop- und Politpoeten, und zwar nicht zu knapp. „Der Wahrheit die Ehre“ sind 14 Songs voller Elegie, Empathie, Energie und voller politischer und persönlicher Verantwortung für die Welt und die eigene direkte „Um“-Welt. Ein Alben voller Hymnen mit Songs, die wahr und wahrhaftig sind und Misstände aufdecken.
Wehmütig, einfühlsam und energisch wendet sich der Liedermacher aus NRW an seine Zuhörer und Fans. Und seine Songs zeigen mal wieder, dass er ein Schreiber vom alten Schlag ist. Einer, der keinem hinterher rennt, sondern der sich seine eigenen Gedanken zum Zeitgeschehen macht. Es sind Hymnen mit einer klaren Friedensbotschaft wie „Mit welchem Recht“ oder „Die Zeit ist reif“, und das großartige „Die Dunkelheit hat nicht das letzte Wort“. Ein Song, der sich (erst nach der Thüringen Wahl 2019 entstanden) gleich einen der prominentesten Plätze auf dem Album gegriffen hat. Den Schluss. Dabei macht es von Anfang bis Ende richtig Spaß die aktuellen Kunze Wahrheiten zu hören.
Kunze reiht sich nicht ein in die Massen derer, die einfach mal wieder „dagegen“ sind, sondern Kunze gibt spannende, sprachlich raffinierte und inhaltlich glasklare Antworten. „Pervers“ ist so ein Titel mit einer Antwort. Musikalisch in bester Van Morrisson und Stones Tradition. Inhaltlich krass und eindeutig, die „Verdrehungen“ in unserer Gesellschaft auf den Punkt gebracht. „Es gibt Leute, die alle Menschen, die phantasievoll, bunt und offen leben wollen als pervers und krank und degeneriert bezeichnen und dabei gar nicht merken, dass sie es selber sind. – Ja gut, dann sind wir also ‘pervers’ im allervernünftigsten Sinn! Und das genießen wir bis zur Neige“, sagt Kunze über diesen „pervers-klugen“ Song.
Balladen wie „Völlig verzweifelt vor Glück“ oder „Wenn du ohne Liebe bist“ lassen kurz durchatmen, lassen musikalisch einen Hauch „80er-Jahre-Elektroromantik“ aufflackern und stellen die Ängste des ewig nörgelnden Künstlers und die Einsamkeit in unseren Großstädten in den Fokus.
Nicht nur textlich, auch musikalisch ist „Der Wahrheit die Ehre“ eines der spannendsten und abwechslungsreichsten Kunze Alben der letzten Jahrzehnte. Britischer 80er Jahre Rock trifft auf das Jahr 2020. Die musikalische und politische Rebellion der frühen „U2“ treffen auf moderne Coldplay Klangmuster. „Der Wahrheit die Ehre“ betont die härteren Seiten des Heinz Rudolf Kunze. Jahrelang klang Kunze nicht so erdig, rockig und eingängig.
Unendlich viele Alben hat der inzwischen 64jährige sein Anfang der 80er Jahre veröffentlicht. Die Leute kennen “Dein ist mein ganzes Herzd”, doch seine Fans wissen, dass ihr HRK vielmehr drauf hat und ein Repertoire von 500 Liedern voller musikalischer und vor allem textlicher Perlen sein eigen nennt. Das aktuelle Album ist frisch und erfrischend – aktuell am Puls der Zeit. Die Brille brennt noch!
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“Living The Future” heißt das neue Album von Anyone’s Daughter. Und bei den älteren Herrschaften klingelt da doch was: Progressive Rock aus deutschen Landen! Während Pink Floyd, Genesis und Marillion die internationale Szene beherrschten, gab es auch in Stuttgart eine Band, die dieser Musikrichtung frönte. 1972 gegründet wurden sie spätestens mit dem Album “Adonis” (1979) einem größeren Publikum bekannt. Die Vertonung von Hermann Hesses “Piktors Verwandlungen” war ihr Meisterstück im Jahr 1981. Danach wurde es erheblich ruhiger, als man sich an den Erfolg der Neuen Deutschen Welle dran hängen wollte. 1986 folgte die (vorerst) endgültige Auflösung.
Zur Jahrtausendwende wurde Anyone’s Daughter um die Gründungsmitglieder Uwe Karpa und Matthias Ulmer reaktiviert. Inzwischen ist Keyboarder und Sänger Ulmer die letzte Konstante seit Anfangstagen. Im Gegensatz zu vielen anderen Bands, die einfach nur ein Revival hinlegen und ihre schon Jahrzehnte zuvor gespielten Songs wieder aufleben lassen, wollten die neu gegründeten Anyone’s Daughter nicht im alten Stil weitermachen, sondern ihren persönlichen musikalischen Reifungsprozess in ihr kreatives Schaffen einfließen lassen. Neue Studioalben kamen auf den Markt, das letzte 2006. Von der Ausrichtung her gab es eine ausgewogene Pop-Rock-Richtung. Und Andre Carswell kam als Sänger hinzu, dessen Gesang sehr Soul-orientiert war.
“Living The Future” bietet Songs mit feinsinnigen Texten aus der Feder des renommierten Songschreibers Michael George Jackson-Clark, passend geschrieben zu den starken Kompositionen von Matthias Ulmer. Herausgekommen ist genau das, was eben herauskommt, wenn man sich Zeit für künstlerisches Schaffen und neue Ideen lässt – ein stimmiges, reifes musikalisches Gesamtkunstwerk. Die epischen Keyboardpassagen sind geblieben. Und es gibt starke Gitarrenläufe von Uwe Metzler, den man aus dem Umfeld des Allrounders Ray Wilson kennt.
Die Songs sind kürzer geworden und verzichten auf ausschweifende Instrumentalpassagen. Stattdessen gibt es feine Rocktitel mit Tiefgang. “The Race Is On“ beschäftigt sich mit unserer leistungsorientierten Welt, in der häufig nur der Stärkere gewinnt. Ein anderes Stück trägt den Titel “She’s Not Just Anyone’s Daughter” und beschreibt im Kern das gute, stille Wirken Einzelner – hier einer selbstlosen Frau – in einer anonymisierten Welt. Ein dreisprachiger Song in Englisch, Deutsch und Türkisch findet sich ebenfalls auf dem Longplayer: “One World We Are Living In”. Bei diesem Lied haben die Musiker Heinz Rudolf Kunze, Tayfun Ünlü und Dani Suara sowohl textlich als auch stimmlich mitgewirkt.
Sehr stimmig finde ich auch John Vooijs am Gesang. Er stieß erst im vergangenen Jahr zu der Band. Die Stimme des Niederländers, der sich auch im Musical-Fach (“Tarzan”) einen Namen gemacht hat, ist eine Bereicherung für Anyone’s Daughter.
Ehrlich gesagt musste ich mich zunächst innerlich davon verabschieden, dass Anyone’s Daughter noch die Band sind, die man aus der Zeit der 80er Jahre kennt. Als ich begann, Prog zu hören, waren sie ohnehin von der Bildfläche verschwunden. Aber sie haben sich in der Gegenwart neu erfunden und können mit soliden Rocksongs und Anleihen an dem Sound alter Zeiten sicherlich alte und neue Fans für sich gewinnen.
Heinz Rudolf Kunze mit Schlagertiteln? Damit muss man sich erst einmal abfinden. Nicht, dass er noch nie in diesem Metier gewildert hätte, aber Titel wie „Dein ist mein ganzes Herz“ waren doch mit einer gehörigen Portion Ironie versehen. Jetzt aber meint der deutsche Rocksänger, der in Kürze die magische 60 überschreiten wird, es tatsächlich ernst. Quasi zum runden Geburtstag hat er sich ein Jubelalbum gegönnt, das den Titel „Meisterwerke : Verbeugungen“ trägt.
Ich gebe zu, man muss sich daran gewöhnen, dass der Meister des Sarkasmus und der lauten Töne hier ernsthaft Titel von Roy Black, Heino und der Münchner Freiheit vorträgt. Doch warum auch nicht? Es soll eine Art Konzeptalbum sein, das die Geschichte deutschsprachiger Musik beleuchtet. Das ist dem Sänger und Liedermacher definitiv gelungen.
So reicht die Auswahl von Freddy Quinn und Roy Black, über DAF und Ideal, die Knef und Udo Jürgens, die Ärzte und die Toten Hosen bis hin zu Casper und den Einstürzenden Neubauten – größer kann der Spagat nicht sein. Was alle Titel nun vereint, ist HRKs prägnante Stimme. Es gelingt ihm, den Hörer bei jedem Song mitzunehmen. Allerdings kann er sich nicht alle zu Eigen machen. Ich zumindest hatte bei vielen Titeln das Original im Ohr und konnte die Neuinterpretation allenfalls gutheißen.
Je unbekannter die Coverversionen allerdings sind, desto eher gehen sie als Kunzes ureigene Hommage an die deutsche Sprache durch. „Hinterland“ gefällt mir sehr gut und gewinnt in Kunzes Interpretation noch an Aussagekraft. Ebenso der Hosen-Hit „Alles aus Liebe“ und das wundervolle „Wenn ein Mensch lebt“, Titelsong des DDR-Kultfilms „Die Legende von Paul und Paula“.
Die Zusammenstellung ist in ihrer Bandbreite vielleicht einzigartig und Kunze wird bei den zukünftigen Konzerten wohl in jeder Generation seiner Zuhörer begeisterte Menschen gewinnen, die einzelne Titel von vorne bis hinten mitsingen können. Das Titelbild zeigt den Sänger in einer Galerie – mit einzelnen Kunstwerken im Hintergrund. So muss man wohl auch dieses Album betrachten. Als Verbeugung an große Poeten, die in der öffentlichen Wahrnehmung nicht immer das Renommee haben, das ihnen zustünde.
Der deutsche Musiker, Sänger, Schriftsteller, Liedermacher und Musicaltexter Heinz Rudolf Kunze bei einem Pressetermin am 13. September 2016 im Gloria Theater in Köln. Foto: Rainer Keuenhof.
Das Album “Stein vom Herzen” – erschienen im Oktober 2013 – wurde an dieser Stelle schon ausreichend gewürdigt. Ein hervorragendes abwechslungsreiches Rockalbum voller Energie und lyrischer Finessen. Kurze Zeit nach der Veröffentlichung gab es als Vorgeschmack auf die kommende Tour (momentan ist der Gute dauerhaft in der Republik unterwegs) ein kleines Studiokonzert bei radioBERLIN. Der Livemitschnitt liegt nun auch als CD vor.
Es wird nicht nur gesungen, sondern viel gesprochen. Kunze liest Texte, die sich kritisch mit der Rolle der USA und anderen gesellschaftspolitischen Fragen auseinander setzen. Überhaupt ist HRK mal wieder überaus gesprächig und gibt einige Hintergründe zu den gespielten Stücken preis. Gerade die neuen Songs wie “Europas Sohn” und “Schämt ihr euch nicht” passen hervorragend in diese Gedankengänge.
Natürlich steht das aktuelle Album mit sieben von elf Titeln im Vordergrund. Und das hat es sich auch verdient. 2013 gab uns den rockenden Kunze zurück und lieferte eine Reihe von solide durchgeschüttelten Nummern mit harten Riffs. Diese werden auch live mit viel Euphorie präsentiert und reißen zudem die kleine Auswahl an Klassikern gekonnt mit.
Aus dem Backkatalog finden sich das energische “Vertriebener”, ein vom Publikum gefeiertes “Mit Leib und Seele”, die Telekom-Hymne “Leg nicht auf” und natürlich der Überhit “Dein ist mein ganzes Herz” in einer im Arrangement leicht abgeänderten aber durchweg überzeugenden Version.
Um keinen Platz auf der CD zu verschenken, gibt es neben dem knapp einstündigen Mitschnitt noch drei Demo-Versionen von aktuellen Songs, die den Hörer ein Stück weit in den Entstehungsprozess zu “Stein vom Herzen” mitnehmen. Alles in allem ein herzhaft gestalteter Live-Release, der natürlich auch den Vorteil hat, dass die Zuschauer bereits vom ersten Tag der Tour an ein Stückchen HRK live mit nach Hause nehmen können.
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Mit 56 Jahren tut Heinz Rudolf Kunze nur noch das, worauf er Lust hat. Und seien wir doch ehrlich: dem Hörer fällt ein Stein vom Herzen, wenn er das neue Album einlegt und ihm vom ersten Ton an gefällt, was er da vorgesetzt bekommt. “Dein ist mein ganzes Herz” ist lange her. Und dauerhafte Chartbreaker gab es seit dieser Zeit nicht mehr. Aber wer braucht die schon? Im Jahr 2011 feierte der Rocksänger sein 30jähriges Bühnenjubiläum. Im Jahr darauf gab es die Best-of-Duett-Zusammenstellung “Ich bin” und das umfangreiche “Hier rein da raus” mit dem Projekt Räuberzivil. Die Pfade des Deutschrock verließ Kunze hier fast durchgehend. Stattdessen präsentierte man Liedermacher-Musik im Stil von Wader und Wecker, etwas Blues und Funk, bisweilen gar Country-Einschlag oder virtuos arrangierte Streicher.
2013 aber gibt uns den rockenden Kunze zurück und liefert eine Reihe von solide durchgeschüttelten Nummern mit harten Riffs. Damit ist HRK zugleich Wutbürger als auch Mutmacher. Er bricht eine Lanze für Europa (“Europas Sohn”). Wer tut das heutzutage noch? Er nimmt sich der Rüstungsindustrie an (“Weltweit Feuer frei”) und belächelt den Clown, dessen Kassandra-Rufe niemand hören will (“Der Clown schreit Feuer”). Textlich ist Kunze wie immer eine Wucht. Er zeigt Ecken und Kanten, vermischt Philosophisches mit Autobiographischem. Und das Ergebnis groovt gewaltig.
Daneben beherrscht HRK auch die ruhigen Klänge. “Komm kleine Fee” heißt eine schlichte Ballade, “Stein vom Herzen” eine andere. Streicher, Piano und wunderschöne Lieder über die Liebe in Zeiten der Krisen (“Küsse unterm Kleid”, “Wenn Du sie siehst”). Eine wundervolle Abgeklärtheit kann man dem autobiographischen Song “Das Leben nehmen” nachempfinden – und der Bogen zieht sich bis zum letzten Track “Es wird ein gutes Leben”, der die Privilegiertheit eines Aufwachsens in der westeuropäischen Welt aus der Sicht eines noch ungeborenen Kindes beleuchtet.
14 neue Songs, von denen Kunze die meisten selbst geschrieben hat. Das Album wurde erstmals zusammen mit den Musikern Jens Carstens und Zoran Grujovski produziert – und als Ergebnis genießen wir ein abwechslungsreiches Rockalbum voller Energie und lyrischer Finessen. Diesmal ist sogar das CD-Cover eine künstlerische Offenbarung.
Da haben sich zwei gesucht und gefunden. Dabei wäre wohl kaum jemand auf die Idee gekommen, Heinz Rudolf Kunze und Tobias Künzel in ein gemeinsames musikalisches Projekt zu stecken. Der eine ein renommierter Songwriter, der mit “Dein ist mein ganzes Herz” vor Urzeiten eher zufällig einen Hit gelandet hat. Der andere Mitglied der Prinzen, die ja allgemein als Klamauk-Truppe gelten, wobei man nur mal näher hin hören muss, um den ernsthaften Hintergrund in ihren Songs zu erkennen.
Die Kollaboration könnte kaum spannender sein. Zum deutsch-deutschen Gipfeltreffen (Kunze stammt aus Ostwestfalen, Künzel aus Leipzig) gesellen sich Bluespianist Paul Millns, Christof Stein-Schneider (Fury in the slaughterhouse) und Peter Pichl (Räuberzivil). Im Mittelpunkt stehen aber die KuK-Protagonisten und sie tragen eine bunte Mischung aus Songs vor, die aus ihrer eigenen Laufbahn stammen oder die sie gemeinsam geschrieben haben.
Das Projekt, das in die Live-CD “Uns fragt ja keiner” gipfelt, hatte eine lange Entstehungszeit. Vor zehn Jahren traten beide zusammen bei einem Festival auf und verabredeten das Schreiben gemeinsamer Lieder. 2013 war es dann endlich soweit und es gab eine gemeinsame Deutschlandtournee, deren Essenz nun auf dieses Doppel-Album gepresst ist. Die Aufnahmen stammen vom Konzert in Schwerin (17. Januar).
Was erwartet die Zuschauer? Ein Streifzug durch die Epochen. Es gibt viele neue Songs, meist mit Musik von Tobias und Lyrics von HRK. Eine Prise Selbstironie zu Beginn, dann Gesellschaftskritisches in Liedform, aber auch gesprochene Texte. Kunzes Text “Radio Galeere” beschäftigt sich zum Beispiel mit den Sendern “mit gar keiner Abwechslung und dem Schlechtesten von heute”. Da wird ihm so mancher Hörer uneingeschränkt zustimmen.
Natürlich gibt es auch die Hits der beiden im neuen Soundgewand. Besonders cool aber: man singt überkreuz, d.h. Kunze versucht sich an den Prinzen-Knallern “Alles nur geklaut” und “Es war nicht alles schlecht”, Künzel hingegen interpretiert HRK-Klassiker wie “Dein ist mein ganzes Herz” und “Finden Sie Mabel”.
Auch Fury in the slaughterhouse werden mit “Won’t Forget These Days” gewürdigt und ganz zum Abschluss gibt es als All-time-favourites “Lola” von Ray Davies mit Kunzes deutschem Text und “Münchhausens Nachtlied” zu “Der Mond ist aufgegangen”. 125 Minuten Konzertlänge fangen das Geschehen perfekt ein und man wünscht sich, dass dieses Projekt eine baldige Fortsetzung erfährt.
Räuberzivil – ein Projekt von Heinz Rudolf Kunze, das sich in den letzten Jahren verselbständigt hat. Zunächst war es nur ein akustisches Liveprogramm, das unter dem Titel “Bockwurst und Schadenfreude” gemeinsam mit Wegbegleiter Wolfgang Stute entstand. Akustische Gitarre, später Mandoline und Violine. Puristische Musik, mit der zunächst Stücke aus dem Kunze-Repertoire und schließlich auch eigens für Räuberzivil geschriebene Songs dargeboten wurden. 2006 startete das Ganze, jetzt gibt es endlich ein Räuberzivil-Studioalbum, das viele Fans sehnlichst erwartet haben.
Zur festen Band gehören nun neben HRK himself und Wolfgang Stute auch Hajo Hoffmann (Mandoline / Violine) sowie Peter Pichl (Bass). Ein Silberling reichte nicht für die Ideenflut. Gleich zwei CDs mit 34 Titeln mussten es sein. Die Pfade des Deutschrock verlässt Kunze hier fast durchgehend. Stattdessen gibt es Liedermacher-Musik im Stil von Wader und Wecker, etwas Blues und Funk, bisweilen gar Country-Einschlag oder virtuos arrangierte Streicher. 13 Tracks sind zum Teil musikalisch untermalte Sprechtexte. Auch das passt.
“Hier rein da raus” ist somit pures Understatement. Die Songs sind keineswegs zum schnellen Vergessen geschrieben, sondern bleiben lange im Ohr. Vor allem die nachdenklichen Texte. Satirisches wie “Nimm es nicht persönlich” als Hommage an General Custer, Jimi Hendrix und Jesus Christus. Der rockige Mottosong “Räuberzivil”, das erzählende “Der Kartenleger” oder die nahezu philosophische Glosse “Im nächsten Leben werd‘ ich Spielerfrau”. Ein liebevolles “Lied für Berlin” und Kunzes ganz eigene Hommage an Lennons “Working Class Hero” (“Mach es wie ich”).
Hand aufs Herz – ich war nie ein großer Kunze-Fan, habe hin und wieder in die Alben rein gehört, kenne die spannendsten Sachen aus den 80ern und 90ern. Das Duette-Album “Ich bin” fand ich dann sehr ansprechend und plötzlich ist der Kunze ständig in meinem Player. Und jetzt Räuberzivil: eines seiner besten Alben der letzten Jahre, vielleicht seiner ganzen Karriere. Da will man sich zurücklehnen und zwei Stunden zuhören. Nur rein – nicht wieder raus.