If You Want Rock You’ve Got It – Tracer am 06.06.2013 im Kölner Luxor

Tracer haben bereits einen langen Weg hinter sich, seit ihre musikalische Reise vor zehn Jahren in Adelaide im Süden Australiens begann. In dieser Zeit haben sie zwei Independent-EPs veröffentlicht, doch ihr eigentliches Debüt war 2011 „Spaces In Between“, dem Ende April das zweite Album „El Pistolero“ folgte. Damit fand das Trio endgültig den richtigen Dreh, um die Energie ihrer vielfach gepriesenen Liveshows auf einen Silberling zu bannen. An diesem herrlich warmen Frühsommerabend im Juni wollen auch wir uns davon überzeugen, ob der Ruf, der Sänger und Gitarrist Michael Brown, Drummer Andre Wise und dem neuen Bassisten Jeff Heysen-Hicks vorauseilt, tatsächlich gerechtfertigt ist. „El Pistolero“ hat die Messlatte hoch gelegt (das Review dazu findet ihr übrigens hier).

Wer es sich leisten kann, die Fans vor dem eigenen Konzert mit der kompletten neuen Scheibe von Queens Of The Stone Age zu beschallen, verfügt schon mal über ein gesundes Selbstbewußtsein. Als Vorgruppe bekommen die Kölner mit Dead Man’s Eyes aus Königswinter einen Lokalact geboten. Die fünf eher schüchternen Jungs um Sänger Peter Engel machen ihre Sache 40 Minuten lang erstaunlich gut und mit ihrer Mischung aus Southern- und Stoner-Rock nach anfänglicher Zurückhaltung richtig viel Spass. Ich habe jedenfalls schon weitaus schlechtere Anheizer erlebt.

So sind dann auch alle bereits in gehobener Stimmung, als Tracer um kurz nach 21 Uhr loslegen. Der Garfaktor im Luxor steigt augenblicklich um einige Grad an. Michael Brown knüppelt seine Riffs in den schlauchartigen Club an der Luxemburger Straße als gäbe es kein Morgen mehr. Nebenbei empfiehlt er „Fuck water, drink beer“. Live klingen Tracer viel weniger nach all den Querverweisen wie Kyuss oder den Foo Fighters, mit denen sie sich so oft vergleichen lassen müssen. Das hier ist Rock’n’Roll wie er sein soll: Heiß, laut, verschwitzt und voll auf die Glocke. Bei „Spaces In Between“ bildet sich ein erster kleiner Pogo-Pit.

Im Hintergrund bearbeitet Andre Wise sein Drumkit wie das berühmte „Tier“ aus der Muppet Show und Jeff Heysen-Hicks zuckt über die Bühne als stünde sein Bass unter Strom. „Lady Killer“ widmet Michael Brown seinem Bruder Leigh, der die Band vor zwei Jahren verließ, weil er den Tourstress nicht mehr aushielt. Trotz des nur halb gefüllten Luxors liefern die Drei eine Vollgasveranstaltung ab. Die Luftgitarre feiert fröhliche Wiederauferstehung. Und spätestens als Michael Brown bei den Zugaben mit nacktem Oberkörper erscheint, kommen auch alle weiblichen Fans auf ihre Kosten. Als gegen 22.30 Uhr das letzte Riff und der letzte Publikumschor verhallt sind, weiß man, dass Tracer mit „El Pistolero“ nicht zuviel versprochen haben. Die Stimmung brodelt und das liegt nicht nur an den schweißtreibenden Temperaturen.

Bevor wir gehen, lüften wir noch einmal unseren imaginären Hut, aus Respekt vor einer Band, die uns mit ihrem energetischen Mix aus Stoner-Hymnen, breitbeiniger Biker-Attitüde und klassischem Power-Rock einen Abend bereitet hat, der nach mehr schreit. Im Oktober kehren die Drei zurück und dann will ich das Luxor voll sehen. Im Gegensatz zu manch anderer substanzlosen Poser-Kapelle hätten Tracer das nämlich verdient!