Mit 43 Jahren sieht sich Tom Chaplin in der Mitte des Lebens angekommen. Zum Glück ist die Midlife-Crisis aber noch weit entfernt. Nachdem es um Keane im Anschluss an ihr 2019er Album “Cause and Effect” nochmal etwas ruhiger geworden ist, nutzte der Frontmann die Coronapause für ein drittes Soloalbum.
Vor zwei Jahren, als Keanes “Cause and Effect”-Tour durch die Pandemie unterbrochen wurde, begann Tom mit dem Schreiben der neuen Songs. Sie wurden in sechs Wochen in Peter Gabriels Real World Studios in Bath und in Paul Epworths The Church in Nordlondon aufgenommen. Alle Lieder basieren auf einer nachdenklichen Vorstellungskraft.
“Ich dachte, wow, die sind ziemlich nackt im Vergleich zu dem, was ich gewohnt bin,” gesteht Tom. “Und ich fand es beängstigend, weil es bei Keane-Platten so viele Schichten gibt, um die Dinge zu verdicken und die Räume zu füllen. Aber das ist eine reduzierte Platte.”
Tom Chaplin singt mit melancholischer hoher Stimme zu sanften Pianomelodien und sphärischen Klängen. Der Opener “All Fall Down” bringt ein Klavier und sanfte Streicher. Wie ein entspannter Erzähler füllt der Sänger den filigranen Rhythmus von “Rise and Fall”. Futuristische Klänge und Lautmalereien umstreichen “Black Hole”.
Chaplin lässt sich Zeit für seine Songs. Keine Dreiminüter, sondern Tracks meist von fünf Minuten Länge. Dieser Platz in den Songs ist wichtig, denn so erreichen Sprache und Gesang ganz neue Dimensionen. Das Album ist wehmütig, nachdenklich und absolut einnehmend.
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Jetzt, wo Tom die mittlere Phase seines Lebens erreicht, repräsentiert “Midpoint” die Gedanken und Gefühle dieses Abschnitts: “Es gibt Raum für etwas Nuanciertes, das einen Teil des Lebens erforscht, den jeder durchmacht. Wenn ich etwas davon rüberbringen kann und es mit etwas mitschwingen kann, in dem sich die Menschen in ihrem Leben fühlen – nun, ich wäre mehr als glücklich damit.”
Man findet auch fröhliche Ansätze. “Stars Aligne” wartet mit einer verspielten akustischen Gitarre auf. “Gravitational” wird bisweilen zur Hymne im Stil großer Stadionkracher. “Cameo” wirbelt im Uptempo fröhlich nach vorne. Aber insgesamt bleibt “Midpoint” ein sehr nachdenkliches Album aus der Lebensmitte.
Knapp 55 Minuten lässt sich der Brite aus East Sessex dafür Zeit und bringt alles zu Papier, was ihn beschäftigt, belastet und inspiriert. Das Ergebnis ist ein homogenes Album, das man komplett anhören sollte. Damit es aber auch im Radio stattfindet, folgt zum Ende ein Radio Edit von “Gravitational”, das mir im übrigen mit jedem Anhören besser gefällt.
Und nun zurück zu Keane und ab in die zweite Lebenshälfte!
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Tom Chaplin kennt man vor allem als melancholischen, stimmgewaltigen Sänger der britischen Popband Keane. Pianohymnen waren ihr Ding – mal bombastisch, mal ganz dezent arrangiert – bis die Band sich vor kurzem eine Auszeit nahm. Chaplin ist seitdem solo unterwegs und veröffentlicht mit “Twelve Tales of Christmas” bereits das zweite Album unter eigenem Namen. Dabei ist er durchaus mutig, sich zwölf Titeln (davon acht aus eigener Feder) zum Thema Weihnachten zu widmen.
Das Album startet ganz beschaulich und emotional mit “Walking In The Air”, einer Coverversion von Howard Blake, die Chaplin ganz reduziert und auf seine Stimme konzentriert singt. Doch mit der Zeit werden die Songs hymnischer und erzählen wundervolle Weihnachtsgeschichten, beispielsweise “London Nights”, das einen Spaziergang durch die britische Hauptstadt beschreibt.
Zu den selbst verfassten Stücken gesellen sich Interpretationen bekannter Songs wie “2000 Miles” (The Pretenders), “River” (Joni Mitchell) and “Stay Another Day” (East 17).
Während sich das erste Soloalbum “The Wave” den dunklen Seiten seines Lebens widmete, beschreibt das neue Werk den optimistischen Zauber der Weihnachtszeit und wird zu einer Art Liebeserklärung. Es war der Blick auf die Welt durch die Augen seiner Tochter, so sagt Chaplin, der ihn diesen Zauber wieder schätzen gelehrt hat.
So fängt er die liebevolle Seite der Weihnacht ein und lässt uns daran teilhaben. Die emotionalen Titel sind herzerwärmend schön. Und auch wenn “Last Christmas” und “The Power Of Love” die Rotationen der Radiosender beherrschen, so zeigt uns Chaplin doch, dass man auch neue, zeitgemäße Weihnachtslieder schreiben kann. Ein sehr schönes Album für die besinnliche Zeit und das Zusammensein mit der Familie.
Wenn man die “Night Train” EP mit zählt, hatten Keane fünf Nummer-1-Alben in Großbritannien in Folge! Gegründet 1997 erklomm jedes ihrer Studiowerke die Chartspitze. Zeit also für eine ordentliche Retrospektive mit dem einfachen Titel “The Best Of”. Die mir vorliegende CD-Fassung enthält 18 Single-Hits in annähernd chronologischer Reihenfolge von “Everybody’s Changing” bis “Sovereigh Light Café” und die beiden brandneuen Titel “Higher Than The Sun” und “Won’t Be Broken”.
Nach dem grandiosen Debüt “Hopes And Fears”, das dem Piano-Pop in hymnischer Form neue Impulse verlieh, und dem etwas düsterer angelegten “Under The Iron Sea” überraschten die Heroen um Tom Chaplin 2008 mit ungewohnten Klängen, die sich an 80er-Disco-Ikonen wie Erasure, New Order und Depeche Mode anlehnten. Ähnlich ging es mit der genannten EP weiter und im vergangenen Jahr erschien schließlich ihr Synthiepop-Spektakel “Strangeland”, das wieder an die melodischen Anfangstage anknüpfte.
Außerhalb Großbritanniens hat das Alternative-Rock-Quartett zwar durchaus eine große Fangemeinde (vermutlich nahezu alle, die mal einen der Festivalauftritte sehen durften), für den ganz großen Wurf hat es aber noch nicht gelangt. Dem könnte die neue Compilation nun Abhilfe schaffen. Tom Chaplin singt wie von einem anderen Stern und seine Künste am Piano sind ebenso stark wie die des Bandkollegen Tim Rice-Oxley. Die üppigen Klänge der Tasteninstrumente machen jeden Song zur Stadionhymne – auch ohne die sonst so allgegenwärtige Gitarrenarbeit.
Wer den melodischen Pop der Briten mag, ist mit der Einzel-CD gut bedient. Für weitläufig interessierte Fans gibt es die 2-CD-Version, die 18 Single-B-Seiten enthält und damit ordentlich Mehrwert bietet. Die Super Deluxe-Edition wartet schließlich noch mit einer exklusiven Live-DVD auf. Die dazugehörige Akustik-Session spielte die Band in London ein und die zehn Songs, die es auf die Setlist der Show geschafft haben, wurden in einem Online-Voting ausschließlich von den Fans bestimmt.
Wenn man nicht alles selber macht… Mitte Dezember in Köln: Die Chefredaktion verabschiedet sich in den vierwöchigen Urlaub, während die geknechtete Schar der Redakteure und Fotografen noch tief gebeugt über den aus rohem Holz gezimmerten Schreibtischen sitzt, die letzten Reviews schreibt, Fotos bearbeitet und sich im ungeheizten Redaktionsbüro den A…llerwertesten abfriert. Eine Woche später kommt dann eine Postkarte aus der Karibik: “Denkt daran, dass alle den Poll ausfüllen. Der Praktikant kümmert sich drum!”. Der Praktikant? Der Praktikant, der 24 Stunden am Tag in seinem fensterlosen 8-qm-Raum still vor sich hin schuftet? Genau der! Und deshalb ist er hier also wieder: Unser traditioneller Jahresrückblick aus der Musicheadquarter-Redaktion in 12 Kategorien. Okay, manche haben geschummelt, einige haben sich gedrückt (“Mir ist zu kalt”), aber wir hoffen ihr habt trotzdem ein wenig Spass mit unseren Tops und Flops 2012!
In diesem Sinne bedanken wir uns bei euch und all unseren Promo-Partnern für die Treue und grossartige Zusammenarbeit in den vergangenen zwölf Monaten und wünschen allen einen bruchsicheren Rutsch und ein neues Jahr voller guter Musik! Bleibt gesund, munter und vor allem neugierig!
Eure Musicheadquarter-Chefredaktion (auf der Suche nach der nächsten Cocktailbar…)
MARC BRÜSER
Beste Neuentdeckung:
Nothington
Größte Live-Überraschung:
Sick Of It All auf dem Area 4 (Ruhe in Frieden) in diesem Jahr. Lustige Aktionen mit Wasserschlauch in die Menge halten und Wall Of Death. Sum 41, Köln – ich hatte wirklich schlimmes erwartet, aber das Konzert war mit eines der besten in diesem Jahr.
Top 3 – Alben 2012:
Nothington “Borrowed Time”
Blumentopf “Nieder mit der GbR”
The Offspring “Days Go By”
Flop 3 – Alben 2012:
Justin Bieber “Believe”
Cro “Raop”
Green Day “Uno!”
Top 3 – Konzerte 2012:
Broilers, Düsseldorf
Donots, Area 4
Nothington, Köln
Flop 3 – Konzerte 2012:
Bullet For My Valentine, Area 4 – Eine Lachnummer, die ihresgleichen sucht.
The Gaslight Anthem, Köln – haben sehr unmotiviert gewirkt
Prinz Pi, Köln – viel zu viele Balladen.
Bestes Festival:
Area 4 – Das beste Festival, welches je stattgefunden hat und nie mehr geben wird.
Musikmoment des Jahres:
Wall Of Death bei Sick Of It All (wieder Area 4), wo die Security einen Wasserschlauch in die Menge gehalten hat. Und Social Distortion – “I Was Wrong” live zu hören (ihr könnt euch denken wo).
Enttäuschung des Jahres:
Und wieder: Der Tod des Area 4 (Wir haben es verstanden. Anm.d.Praktikanten)!
Held des Jahres:
Jay Northington, ein absolut genialer Musiker, der es schafft mit simplen Melodien Berge zu versetzen.
Gute Vorsätze für 2013:
Die Buchhaltung nicht wegen jedem Kleinscheiß anzurufen.
MICHAEL HASS
Beste Neuentdeckung:
Alt-J
Größte Live-Überraschung:
Joss Stone
Top 3 – Alben 2012:
Alt-J “An Awesome Wave”
…And You Will Know Us By The Trail Of Dead “Lost Songs”
Calexico “Algiers”
Flop 3 – Alben 2012:
The Faceless “Autotheism”
Down “Down IV Part I”
Fear Factory “The Industrialist”
Top 3 – Konzerte 2012:
Jack White im E-Werk Köln
Deichkind im Palladium Köln
Mono im Gebäude 9 in Köln
Flop 3 – Konzerte 2012:
Of Monsters And Men im E-Werk Köln
Wilco im E-Werk Köln
Bestes Festival:
Leider dieses Jahr keine Zeit für Festivals…
Musikmoment des Jahres:
Die Überraschung war groß als eine Handvoll sehr hübscher Frauen elfengleich in weißen Kleidern die Bühne enterten und sich als unfassbar gute Backingband für Jack White erwiesen…
Enttäuschung des Jahres:
Unsere Bundesregierung beschliesst die Herdprämie… Politik aus der Steinzeit.
Held(en) des Jahres:
Alle Menschen die sich selbstlos und ehrenamtlich für Andere einsetzen… die kleinen Taten zählen (Endlich denkt mal einer an mich! Danke! Anm.d.Prakt.)!
Depp(en) des Jahres:
Unsere Bundesregierung
Gute Vorsätze für 2013:
Mehr Spocht, weniger Suff – mmmhhh… wie jedes Jahr…
LANA GIESE
Beste Neuentdeckung:
Imagine Dragons
Größte Live-Überraschung:
Jennifer Rostock
Top 3 – Alben 2012:
Kraftklub “Mit K”
Deftones “Koi No Yokan”
The Gaslight Anthem “Handwritten”
Flop 3 – Alben 2012:
Green Day “Dos”
Cro “Raop”
Top 3 – Konzerte 2012:
Jennifer Rostock
Placebo
Your Demise
Flop 3 – Konzerte 2012:
Red Hot Chili Peppers – auch wenn ich gesteinigt werde, aber die Jungs haben meine Erwartungen leider nicht erfüllt (Wo sind meine Steine? Anm.d.Prakt.).
Angels & Airwaves – tolles Konzert aber das gewisse Etwas hat gefehlt.
Bestes Festival:
Vainstream (ein Tag volle Power).
Musikmoment des Jahres:
Jennifer Rostock beim CSD.
Enttäuschung des Jahres:
Blink 182 nicht zu sehen!
Held des Jahres:
Brian Fallon (The Gaslight Anthem)
Gute Vorsätze für 2013:
Weiter so!
SHIRIN KAY
Beste Neuentdeckung:
Mist Within
Größte Live-Überraschung:
Whalerider
Top 3 – Alben 2012:
Crippled Black Phoenix “Mankind The Crafty Ape”
Gazpacho “March Of Ghosts”
Kaizers Orchestra “Violeta Vol. III”
Flop 3 – Alben 2012:
keine
Top 3 – Konzerte 2012:
Crippled Black Phoenix
Pain Of Salvation
Gazpacho
Flop 3 – Konzerte 2012:
Katatonia
Lis Er Stille
Gavin Harrison & 05RIC
Bestes Festival:
keins
Musikmoment des Jahres:
Crippled Black Phoenix in der Harmonie Bonn (Rockpalast).
Enttäuschung des Jahres:
Anathema Acoustic Show
Held des Jahres:
Mein Vater
Depp des Jahres:
Mitt Romney
Gute Vorsätze für 2013:
Noch mehr gute Konzerte besuchen und fotografieren!
STEFAN KAULEN
Beste Neuentdeckung:
Art By Numbers
Größte Live-Überraschung:
Give Em Blood
Top 3 – Alben 2012:
Gojira “L’Enfant Sauvage”
Cattle Decapitation “Monolith Of Inhumanity”
Pig Destroyer “Book Burne”
Gute Vorsätze für 2013:
Das 500ste Konzert fotografieren (Lokalrunde! Anm.d.Prakt.).
THOMAS KRÖLL
Beste Neuentdeckung: Led Zeppelin
Größte Live-Überraschung: Bob Mould
Top 3 – Alben 2012: Ich nenne vier… dafür aber nur zwei Flop-Alben… Brad “United We Stand”
Chris Robinson Brotherhood “Big Moon Ritual”
Wolf Maahn “Lieder vom Rand der Galaxis”
Black Country Communion “Afterglow”
Flop 3 – Alben 2012:
Ben Harper “By My Side”
Aerosmith “Music From Another Dimension”
Top 3 – Konzerte 2012: Foo Fighters, O2 Arena, Prag
Peter Gabriel, König Pilsener Arena, Oberhausen
Bruce Springsteen & E Street Band, RheinEnergie Stadion, Köln
Soundgarden, FZW, Dortmund (Das sind wieder vier! Hält sich hier überhaupt jemand an die Regeln? Anm.d.Prakt.)
Flop 3 – Konzerte 2012: Rich Robinson, Luxor, Köln
Alabama Shakes, Live Music Hall, Köln
Musikmoment des Jahres: 10 Jahre Musicheadquarter!
Und einige schöne Interviews, aber insbesondere das mit Jan Plewka und Leo Schmidthals von Selig, die sich am Ende eines langen Tages noch fast eine Stunde Zeit nahmen.
Enttäuschung des Jahres: Das ganze Musikjahr 2012 war eine Enttäuschung. Und der völlig unnötige Abstieg des FC.
Held(en) des Jahres: Meine Familie (im engeren und weiteren Sinne)
Depp(en) des Jahres: Jede Menge! Vor allem die ganzen religiös Verblendeten (egal welchen Glaubens), die meinen, dass ihr Gott der einzig Wahre ist. Aber auch ihr werdet irgendwann merken, dass die Erde keine Scheibe ist!
Gute Vorsätze für 2013: Interview mit Dave Grohl! (Träum weiter! Anm.d.Prakt.)
MIRIAM ROBELS
Beste Neuentdeckung:
Reptile Youth
Größte Live-Überraschung:
We Are Augustines (wow!) und Die Orsons (ja, wirklich).
Top 3 – Alben 2012:
Habe viele “Tops”, spontan fallen mir diese ein:
Reptile Youth “Reptile Youth”
Friends “Manifest!”
Lana Del Rey “Born To Die – ist ein bisschen peinlich, aber da muss ich durch.
Top 3 – Konzerte 2012:
Hier muss ich ganz rebellisch die Regeln brechen und auf meine Top 5 ausweichen (grrrrrr… Anm.d.Prakt.):
We Are Augustines – das letzte Konzert der 15-monatigen Tour. So gut, dass selbst der Klomann rauskommt, um zu gucken, was da los ist.
Boots Electric – mit Fotos aus der Pogogrube. Ab der Hälfte dann ein Eagles Of Death Metal Konzert.
Reptile Youth – alle Gerüchte stimmen.
Moneybrother – zum Jahresende noch reingerutscht. Großartige Liveband, immer wieder.
We Were Promised Jetpacks – stillstehen und nicht glauben wollen, dass der Typ auf der Bühne das gerade wirklich live singt.
Musikmoment des Jahres:
Die Ärzte und Jack White spielen am selben Tag in Köln.
Enttäuschung des Jahres:
Ich hatte Ärzte-Karten und hätte Jack White-Karten kaufen sollen.
Held(en) des Jahres:
Security bei Konzerten, die auf meine Kamera aufpasst, damit ich da bleiben kann. Anders Wendin – hat meinen Namen gesagt.
Depp(en) des Jahres:
Der Film “Rock Of Ages”. Ein Film, der aus klassischen 80er Jahre Rocksongs fröhlich-glitzernde Glee-Songs macht und das mit einer der dümmsten Handlungen seit jedem beliebigen Teenie-Film verbindet. Wer allerdings gerne aus Augen und Ohren blutet, sollte sich den Film mal ansehen. Und Lana Del Rey – machte mir mit starrem Blick auf den H&M-Plakaten jeden Morgen Angst auf dem Weg zur Arbeit.
THORSTEN SCHMIDT
Größte Live-Überraschung: Neneh Cherry & The Thing
Top 5 – Alben 2012:
Für Flops hatte ich keine Zeit in 2012! (Ich geb’s auf… Anm.d.Prakt.)
Motorpsycho & Stale Storlokken “The Death Defying Unicorn”
CAN “The Lost Tapes”
Animal Collective “Centipede HZ”
The Swans “The Seer”
Neil Young & Crazy Horse “Psychedelic Pill”
Top 5 – Konzerte 2012:
Pearl Jam – Amsterdam II, Ziggo Dome
Motorpsycho mit Orchester – Oslo, Oper
Animal Collective – Rolling Stone Weekender
Primus – Köln, Live Music Hall
Here We Go Magic – Rolling Stone Weekender
Musikmoment des Jahres:
“Crown Of Thorns” endlich live
Bestes Festival:
Weekendfest Köln
Held(in) des Jahres:
Meine Tochter
Depp des Jahres:
DFB
INGRID SILVASI
Beste Neuentdeckung:
Meine persönliche: Philipp Poisel, auch wenn kleine Mädchen ihn schon länger anschmachten… ich bin durch einen Zeitungsartikel erst vor kurzem auf ihn aufmerksam geworden und die Dortmunder Konzertkritik war so gut geschrieben, dass ich in der Mittagspause direkt das Album kaufte und es nicht bereut habe.
Größte Live-Überraschung:
Russkaja – Wacken-Stimmung auf dem Höhepunkt!
Top 3 – Alben 2012:
Philipp Poisel “Projekt Seerosenteich” …und das für mich als Metalbraut! (Headbangen in Zeitlupe. Du machst mir Angst! Anm.d.Prakt.)
Paradise Lost “Tragic Idol”
Tremonti “All I Was”
Flop 3 – Alben 2012:
Richie Sambora -“Aftermath Of The Lowdown” (nicht direkt ein Flop, jedoch für mich recht enttäuschend).
Top 3 – Konzerte 2012:
Richie Sambora – Berlin, Huxley: trotz enttäuschendem Album ein grandioses Konzert!
Opeth – Bochum, Christuskirche: Gänsehaut wegen Atmosphäre, Licht, Songauswahl. Schade nur, dass es keine Zugaben gab…
Annihilator auf dem 70.000 Tons
Flop 3 – Konzerte 2012:
Epica in Berlin – war ganz nett, aber mehr auch nicht… habe mich an der Band satt gesehen…
Bestes Festival:
Mit dem 70.000 Tons Of Metal-Schiff durch die Karibik schippern und dabei mit Metal beballert zu werden! Bereits zum zweiten Mal nicht enttäuscht worden!
Musikmoment des Jahres:
Unzählige Momente auf dem 70.000 Tons-Schiff… mit Jeff Waters quatschen, Bobby Blitz mit seiner Frau bei der Delphin-Show treffen, Michael von In Extremo total betrunken erleben, mit Kenny Winter über Tourismus philosophieren, im Fitness-Center auf Anette Olzon treffen, mit Mary Demurtas und Fabio Lione auf Italienisch plaudern und vieles mehr!
Und: Henry Rollins Spoken Words auf dem Wacken-Festival – habe großen Respekt vor ihm!
Enttäuschung des Jahres:
Die Europäische Union schwindet dahin.
ANDREAS WEIST
Beste Neuentdeckung:
Mumford & Sons
Größte Live-Überraschung:
Royal Republic
Top 5 – Alben 2012:
Birdy “Birdy”
Kylie Minogue “Abbey Road Sessons”
Purple Schulz “So und nicht anders”
Muse “The 2nd Law”
Cro “Raop”
Flop 3 – Alben 2012:
Robbie Williams “Take The Crown”
Mando Diao “Infruset”
The Killers “Battle Born”
Top 3 – Konzerte 2012:
Philipp Poisel – Projekt Seerosenteich
Westernhagen – Hottentottenmusik
Gregor Meyle – Meile für Meyle
Flop 3 – Konzerte 2012:
keine
Bestes Festival:
Burg Herzberg Festival
Musikmoment des Jahres:
Udo Lindenberg (egal was er macht)
Enttäuschung des Jahres:
Gottschalk beim Supertalent
Held(en) des Jahres:
Pussy Riot
Depp des Jahres:
Peer Steinbrück
Gute Vorsätze für 2013:
Diesmal nicht!
ASTRID WEIST
Beste Neuentdeckung:
Christina Perri und Fun!
Größte Live-Überraschung:
Wallis Bird als Support von Boy im Exhaus Trier
Top 3 – Alben 2012:
Anna Depenbusch “Sommer aus Papier”
Gregor Meyle “Meile für Meyle”
Purple Schulz “So und nicht anders”
Flop 3 – Alben 2012:
Ich habe keine Zeit, mir schlechte Alben anzuhören!
Top 3 – Konzerte 2012:
Maria Mena Viktoria Tour im E-Werk Köln
Gregor Meyle live im Café Hahn in Koblenz
Philipp Poisel live in der Philharmonie Luxemburg (Meine Güte, was hat dieser Philipp Poisel nur was ich nicht habe??? Anm.d.Prakt.)
Flop 3 – Konzerte 2012:
Ich habe auch keine Zeit, mir schlechte Konzerte anzuhören!
Musikmoment des Jahres:
Auftritt mit dem Chorschatten beim Herbstkonzert in Fohren-Linden.
Held(en) des Jahres:
Alle, die trotz des angekündigten Weltuntergangs noch ein Apfelbäumchen gepflanzt haben.
Depp(en) des Jahres:
Alle, die sich freiwillig der öffentlichen Beurteilung durch Dieter Bohlen ausgesetzt haben.
Gute Vorsätze für 2013:
Zumindest nichts schlechter zu machen als 2012!
THOMAS WELSCH
Beste Neuentdeckung:
Witchcraft
Größte Live-Überraschung:
Billy Talent, 9.10., Düsseldorf
Top 3 – Alben 2012:
Motorpsycho & Stale Storloekken “The Death Defying Unicorn”
Baroness “Yellow & Green”
Deftones “Koi No Yokan”
Neil Young & Crazy Horse “Psychedelic Pill”
Torche “Harmonicraft”
Flop 3 – Alben 2012:
Brad “United We Stand”
Top 3 – Konzerte 2012:
Motorpsycho & Stale Storloekken, Leuven
Pearl Jam, Kopenhagen
Billy Talent, Düsseldorf
Flop 3 – Konzerte 2012:
keins
Musikmoment des Jahres:
Pearl Jam Konzert während “Baba O’Riley”.
BETTINA ZIMMERMANN
Beste Neuentdeckung:
Admiral Fallow
Jake Bugg
Größte Live-Überraschung:
Parov Stelar Band
Reptile Youth
Top 5 – Alben 2012:
Mumford & Sons “Babel”
Keane “Strangeland”
Of Monsters And Men “My Head Is An Animal”
Borko “Born To Be Free”
The Lumineers “The Lumineers”
Flop 3 – Alben 2012:
The Killers “Battle Born”
Placebo “EP3 (EP)”
Billy Talent “Dead Silence”
Top 5 – Konzerte 2012:
Mumford & Sons – Hurricane Festival, Scheeßel
Two Door Cinema Club – Große Freiheit 36, Hamburg
Nada Surf – Markthalle, Hamburg
Keane – Docks, Hamburg
Beatsteaks – FM4 Frequency Festival, St.Pölten Österreich
Flop 3 – Konzerte 2012:
New Order – Hurricane Festival, Scheeßel
The Stone Roses – Hurricane Festival, Scheeßel
Hey Rosetta! – Haus 73, Hamburg
Bestes Festival:
Open Air – Hurricane Festival Scheeßel
Clubfestival – Reeperbahn Festival Hamburg
Musikmoment des Jahres:
Musikpreis HANS in Hamburg
Enttäuschung des Jahres:
Konzertabbruch von Placebo nach nur einem Song auf dem FM4 Frequency Festival.
Held des Jahres:
RIP Oscar Niemeyer (Architekt von Brasilia)
Depp(en) des Jahres:
Rücksichtslose Zuparker in meiner Straße.
Gute Vorsätze für 2013:
Mehr und vor allem regelmäßig Erholungsurlaub (Urlaub? Was ist Urlaub? Anm.d.Prakt.)!
Die britische Piano-Pop/Rockband KEANE um Frontmann Tom Chaplin ließ ihre Fans lange auf Neuigkeiten aus dem Studio warten, bis sie sich endlich im Mai 2012 mit ihrem großartigen vierten Album “Strangeland” zurückmeldeten (HIER geht´s zur Keane Strangeland Albumreview). Das Londoner Quartett ist seitdem wieder auf Tour und macht bei ihren vier Deutschlandkonzerten heute im restlos ausverkauften Hamburger Docks halt, um unsere Ohren mit ihren wunderschönen Piano-Popmelodien zu verwöhnen.
Das Docks füllt sich kurz nach Einlass mit einem angenehm gemischten Publikum, vorwiegend der Altersklasse 30+, mit zu meiner Verwunderung erstaunlich hohem Männeranteil. Zunächst haben wir das Glück, die erst im Jahr 2011 gegründete Band Zulu Winter als Support begrüßen zu dürfen. Die fünf ebenfalls aus London stammenden Indie-Rocker haben im Mai ihr Debütalbum “Language” herausgebracht, spielten in diesem Jahr aber unter anderem immerhin schon auf dem Haldern Pop und dem FM4 Frequency Festival in Österreich. Ihr teils melancholischer Indie-Rock, der durch die Synthie-Parts manchmal an The Cure erinnert, basiert auf hymnischen Melodien und einem breit angelegten Sound, der beim Publikum großen Anklang findet. Flächige Synthies, satte Drums und breite E-Gitarren verschmelzen großartig mit dem starken Gesang von Frontmann Will Daunt. Besonders mit den tanzbaren und treibenden Songs wie “Silver Tongue” und dem abschließenden Ohrwurm “We Should Be Swimming” können sie die Menge begeistern, die erst gegen Ende richtig auftaut und im Takt mitklatscht. Viel zu schnell ging ihr halbstündiges Set vorbei, um so mehr freut man sich jedoch auf ein Wiedersehen mit dieser wirklich tollen Newcomer Band.
Ab dem Zeitpunkt, als KEANE um 20 Uhr die Bühne betreten, ist das ganze Docks außer sich vor Begeisterung. Selten habe ich so viel Enthusiasmus schon zu Beginn eines Konzerts gesehen, und auch Tom Chaplin scheint sichtlich davon beeindruckt zu sein. Schon mit dem Opener “You Are Young” vom aktuellen Album überzeugt er mit seiner extrem klaren Stimme und seiner perfekt performenden Band, die ganz offensichtlich eine Menge Spaß auf der Bühne hat. Zu dem “Hopes And Fears” Hit “Bend And Break” kommt das Publikum direkt in Tanz-, Klatsch- und Mitsing-Laune, keiner steht jetzt mehr still am Platz. Von nun an scheint das Konzert ein echter Selbstgänger zu sein, KEANE begeistern das Publikum durchweg mit einer ausgewogenen Songauswahl ihrer vier Studioalben, wobei es von dem eher experimentellen Album “Perfect Symmetry” lediglich “Spiralling” und “The Lovers Are Losing” in die Setlist geschafft haben. Die meisten hier im Docks geben sich vom ersten Moment an textsicher und vor allem die anwesenden englischen Fans scheinen hier richtig abzufeiern. Sie zeigen keine Scheu vor lautstarken Konversationen mit Tom Chaplin, der absolut sympathisch auftritt und sich immer wieder für den Jubel und das berauschende Feedback seiner Fans zu jedem einzelnen Song bedankt. In den wunderschönen Piano-geprägten Balladen unterstützen ihn die Fans (wohlgemerkt vorwiegend die männlichen) mit choralen Gesängen wie in “We Might As Well Be Strangers” und “She Has No Time”, in denen Tom´s Stimme fast schon zerbrechlich aber dennoch wundervoll klingt. Ob es nun alte Songs wie “Hamburg Song” oder die neuen sind, ob es Balladen oder tanzbare Songs wie “Day Will Come” sind, das Publikum dankt KEANE jeden einzelnen großartig performten Song. Heute kann man so richtig in großartigen Melodien versinken, denn Tom Chaplin versteht es ausgezeichnet, seine musikalische Leidenschaft auf das Publikum zu übertragen und den ganzen Konzertsaal mit einer ganz besonderen Stimmung zu erfüllen.
Nicht zuletzt durch seine außerordentliche Stimme und die sehr energiegeladene Show gelingt es dem sympathischen Frontmann in knapp zwei Stunden und insgesamt 22 Songs das gesamte Publikum in seinen Bann zu ziehen, welches auch noch nach den letzten Dankesworten und der finalen Verabschiedung seiner Euphorie in Form von tosendem Applaus freien Lauf lässt. Ein wirklich fantastischer Konzertabend geht zu Ende, ein großes Kompliment an diese herausragende Band und an den ebenso gelungenen Support von Zulu Winter, so dass sogar das überraschend einsetzende fiese Hamburger Schmuddelwetter meine gute Laune gar nicht großartig zu beeinträchtigen vermag.