Germany: 12 Points
„Germany: 12 Points!“ Um in solchen Erinnerungen schwelgen zu können, muss natürlich Lena Meyer-Landrut aufs Buchcover, die als letzte Teilnehmerin den Sieg für Deutschland mit nach Hause bringen konnte. Zwölf Jahre ist das jetzt schon her. Und noch viel weiter in der Vergangenheit liegt der Sieg von Schlagersängerin Nicole, die 1982 „Ein bißchen Frieden“ schmetterte, was bis heute nicht an Aktualität verloren hat.
Den Wettbewerb gibt es schon seit 1956, wobei er bis zum Jahr 2001 noch den Namen „Grand Prix Eurovision de la Chanson“ trug. Macht Sinn, denn in der Zeit, als alle Teilnehmer noch in einer der Landessprachen singen mussten, war Französisch am häufigsten zu hören. Inzwischen kann jeder eine beliebige Sprache wählen, was zu solchen Blüten wie Stefan Raabs „Wadde hadde dudde da?“ führte. Die meisten Interpreten wählen allerdings inzwischen Englisch als internationale Sprache der Popmusik. So ist die Umbenennung in „Eurovision Song Contest“ absolut verständlich.
Das Taschenbuch „Eurovision Song Contest: Populäre Irrtümer und andere Wahrheiten“ aus dem Klartext Verlag führt auf 120 informativen Seiten sehr kurzweilig durch die Geschichte des ESC. Angefangen mit einem Vorwort von Urgestein Peter Urban, der schon seit 1997 die Show in Deutschland kommentiert. Seit 2013 sitzt Lukas Heinser, der Autor dieses Büchleins, neben ihm in der Sprecherkabine und kann viel Wissenswertes zu den Hintergründen aus Vergangenheit und Gegenwart beitragen. Dieses Wissen teilt er nun anschaulich mit den Lesern.
Da gibt es geschichtliche Kapitel über die EBU (Europäischen Rundfunkunion) als Begründerin des Wettbewerbs und Marcel Bezençon, den „Vater des ESC“, der damals als Generaldirektor beim SRF die Programmkommission der EBU anführte. Der Autor nimmt uns mit zur Premiere 1956 in Lugano, erläutert die sich immer mal wieder ändernden Regeln und wirft mit Daten und Fakten nur so um sich.
Was mir dabei etwas fehlt, ist eine Darstellung statistischer Tabellen, beispielsweise eine Auflistung der Sieger, der deutschen Beiträge mit Punktzahl und weiterem Hintergrundwissen. Aber was soll’s: Diese Infos kann man sich aus dem umfangreichen Wikipedia-Artikel ziehen. Bei Heinser geht es um spannende Anekdoten und Skurrilitäten aus der langen ESC-Geschichte. Udo Jürgens, Vicky Leandros, Katja Ebstein und ABBA sind perfekte Beispiele für die Nachhaltigkeit des Ruhms. Auch Dauerkomponist Ralph Siegel bekommt ein eigenes Kapitel und natürlich Guildo Horn, der 1998 ordentlich Pep in die Veranstaltung brachte.
Selbst die unrühmlichen Teilnehmer mit „Zero Points“ werden prominent aufgelistet – und es wird zumindest ansatzweise erklärt, warum es immer wieder zu solchen Total-Niederlagen kommen kann.
Auf jeden Fall ist das Buch aus dem Klartext-Verlag ein informatives und spannendes Taschenbuch mit viel Hintergrundwissen, das bei Fans und solchen, die es werden wollen, gut die Zeit bis zum 14. Mai vertreiben kann, wenn Malik Harris als deutscher Vertreter sein Glück versucht.