Musicheadquarter proudly presents: Stoppok solo & acoustic in der Kölner Kulturkirche
Auf dieses Konzert habe ich mich schon lange gefreut. Nicht nur, weil Musicheadquarter einer der Präsentatoren von Stefan Stoppok’s aktueller Solo-Tour ist, sondern auch weil ich den „Liedermacher aus dem La-La-Land“ heute zum ersten Mal live sehe. Die eigentlich bereits für das vergangene Jahr fest eingeplante Premiere fiel leider einem Schneechaos rund um Köln zum Opfer. Von Schnee ist an diesem eiskalten letzten Novembertag zum Glück nichts zu sehen. Trotzdem sind wir froh, als wir nach der üblichen elendigen Parkplatzsuche endlich die kuschelig warme Kulturkirche im schönen Kölner Stadtteil Nippes betreten dürfen. Das Ambiente des Gotteshauses aus dem 19. Jahrhundert haut mich jedesmal wieder aufs Neue um. Vorne eine kleine Bühne, auf der drei Gitarren, zwei Banjos, eine Bouzouki sowie eine Stompbox stehen, hinten eine improvisierte Theke und dazwischen die engen Kirchenbänke, die in kürzester Zeit rappelvoll sind. Neben der Lichttraverse hängt ein grosser Adventskranz mit dicken roten Kerzen. Stoppok hat die Lutherkirche ausverkauft, der liebe Gott wäre stolz auf ihn.
Vor zehn Jahren hat Pfarrer Thomas Diederichs damit begonnen hier Konzerte zu veranstalten. Inzwischen ist die Kulturkirche weit über die Grenzen Kölns hinaus zu einer Institution geworden und viele Stimmen behaupten mittlerweile, ihr Name leite sich weniger vom Begriff „Kultur“ als vielmehr von „Kult“ ab. Für das kommende Jahr haben sich jedenfalls bereits wieder solch illustre Gäste wie Jan Plewka, Ron Sexsmith oder Rebekka Bakken angesagt. Doch heute ist erstmal Stoppok. Mit den Worten „Ich denke heut‘ wird gut“ begrüsst er unter tosendem Applaus die Kölner und lässt seinem schelmischen Grinsen zum Einstieg das Stück „Ich wartete“ folgen. Danach legt er ein fulminantes Solo auf der Bouzouki hin und entschuldigt sich anschließend dafür, dass er die Kontrolle über sich verloren hat. Damit wären wir auch schon bei dem springenden Punkt, der den 56-jährigen gebürtigen Hamburger so symphatisch macht: Er hört sich nicht nur an wie Helge Schneider, er ist auch mindestens ebenso spontan witzig. Egal, ob er erzählt, dass sein grösseres Banjo einst das Übungsbanjo von Eric Clapton war (das kleinere stammt übrigens von Carlos Santana) oder ob er darauf hinweist, dass es am Merchandising-Stand auch Stützstrümpfe mit dem Stoppok-Logo zu kaufen gibt – es darf gelacht werden und zwar reichlich.
Selbst die völlig unlustigen weil penetranten Zwischenrufe einiger Vollidioten, die am Einlaß offensichtlich ihr Gehirn abgegeben haben (sofern sie vorher überhaupt eines hatten), bringen ihn kaum aus der Ruhe: „Jeder, der einen Liedwunsch hat, geht jetzt mal vor die Tür und wartet bis er aufgerufen wird“. Leider lässt die gehirnamputierte Fraktion jedoch bis zum Schluß keine Gelegenheit aus um sich weiterhin lächerlich zu machen. Aber auch für solche Leute hat Stoppok ein Lied geschrieben. Es heißt „Dumpfbacke“. Abseits der hirnfreien Zone rund um die Theke herrscht hingegen beste Laune. Stoppok begeistert ein ums andere Mal mit seinen handwerklichen Fertigkeiten und Songs wie dem wunderschönen „Wie tief kann man sehen“, mit „Zwischen Twen Tours und Seniorenpass“ oder „Willi Moll in Afrika“, mit dem er sich in eine etwa zwanzigminütige Pause verabschiedet.
Danach geht es nahtlos mit dem für Stoppok typischen Stilmix aus Folk, Rock und Blues weiter. In den Gängen wird fleißig getanzt. Im übrigen bei einem durchgängig perfekten Sound. Besonders letzterer Stil hat es Stoppok jetzt angetan („Spezialisten Blues“ und „Schieber Blues“). Die Fans präsentieren sich extrem textsicher, was Stoppok wiederum dazu animiert sie für einen Bee Gees-Gedächtnischor in eine Robin Gibb-Gruppe (Männer) und eine Barry White-Gruppe (Frauen) aufzuteilen. Als er nach über zwei Stunden (ohne Pause) mit „Kebap“ schließlich auf die Zielgerade einbiegt, ist eines mal wieder klar geworden: Den Namen „Poet aus dem Pott“ trägt Stefan Stoppok völlig zu Recht. Sei es mit Band, im Duett mit seinem Langzeit-Partner und -Bassisten Reggie Worthy oder solo wie heute in der Kulturkirche.
Wo andere Kollegen mit überdimensionalen Bühnenshows ihren schwindenden Wortwitz zu überspielen versuchen, bietet Stoppok ehrliche Arbeit und Nähe zu den Fans. Eben handgemachte Musik mit ebenso berührenden wie unterhaltsamen Texten. Alles andere überlässt er den Grönemeyers und Westernhagens dieser Welt. Köln sagt Danke für einen grossartigen Abend und wünscht dem Rest der Republik noch viel Spass auf der Stoppok Solo-Tour!