Es scheint gerade groß in Mode zu sein deutschsprachige Musik in ein akustisches Gewand zu kleiden. Die Toten Hosen haben das zuletzt mit „Alles ohne Strom“ vorgemacht (hier unser Review), jetzt zieht Marius Müller-Westernhagen nach. Sogar Pur dürfen nächstes Jahr ein „MTV Unplugged“-Konzert aufnehmen, womit der vorläufige Tiefpunkt der einst legendären Akustik-Reihe erreicht sein dürfte. Bleiben wir also lieber im Hier und Jetzt und blicken nach Woodstock/ New York, wo ein hagerer Mann mit Cowboystiefeln und einem breitkrempigen Hut gerade auf eine alte Holzkirche zugeht. Die Kamera wechselt von Farbe zu Schwarz-Weiß, als er das Aufnahmestudio im Inneren betritt und die dort versammelten Musiker begrüsst. Der Mann ist Marius Müller-Westernhagen und er hat zehn Songs mitgebracht, die in den USA niemand kennt und in Deutschland fast jeder. Sie stammen von einem Album, das über vierzig Jahre alt ist und „Mit Pfefferminz bin ich dein Prinz“ heißt. Das Experiment beginnt. Kann man die Songs von damals neu interpretieren? Als Musik von heute? Wenn man sie bis auf die Knochen reduziert? Dass ein solches Experiment gelingen kann hat Westernhagen bereits 2016 zu seinem 50-jährigen Bühnenjubiläum bewiesen, als er in Berlin einen einmaligen Unplugged-Auftritt absolvierte.
Die musikalischen Fußstapfen von „Mit Pfefferminz bin ich dein Prinz“ sind groß, schließlich gelang Marius Müller-Westernhagen damit 1978 der Durchbruch. Und so entstanden die neuen Arrangements auch erst nach endlosen Diskussionen. Aus dem vorhandenen Material – Melodien, Akkorde, Texte – erschufen Westernhagen und seine amerikanischen Begleiter neue Versionen voller Intensität, Atmosphäre und Seele. Zunächst ist es noch etwas ungewohnt „Zieh‘ dir bloß die Schuhe aus“ als gemütlichen Countrysong zu hören oder „Oh, Margarethe“ als dunkel dahinrollenden Blues. Insgesamt aber besticht „Das Pfefferminz-Experiment (Woodstock Recordings Vol. 1)“ durch eine derart souveräne Lässigkeit, die den originalen Stücken eine ungeheure Spannung und Tiefe verleiht. In „Willi Wucher“ blitzt sogar der ursprüngliche Dreck unter Marius‘ Fingernägeln durch, mit denen er sich in den Achtziger Jahren als Spargeltarzan durch die „Theo“-Filme grub. Das waren herrliche Zeiten!
In „Mit 18“ spricht Westernhagen die ersten Zeilen zur gezupften Gitarre, um sich dann durch den Rest des Klassikers zu heulen, nur unterstützt von einem Banjo, einer säuselnden Violine, einem sparsamen Schlagzeug und einem Piano. Was für ein geiler Scheiß! Aus „Alles in den Wind“ wird ein Trauermarsch mit Akkordeon und einem Marius, der wohl noch nie in seinem Leben so viel Schmerz in der Stimme hatte wie hier. „Dicke“ passt perfekt zum Soundtrack für den nächsten Mafia-Film von Francis Ford Coppola. Nicht zu vergessen das tiefenmelancholische „Giselher“ oder „Grüß mir die Genossen“ in der Verkleidung eines Schrammelblues. Und natürlich der Titelsong, der hier in ein fröhliches Countrygewand gesteckt wird und so entspannt daher kommt wie das nur ein Song kann, der sich seines Kultstatus bewusst ist. Zum krönenden Abschluss singt Marius Müller-Westernhagen dann noch von ganz tief unten, quasi vom Boden der Flasche „Johnny Walker“.
Dazu gibt es noch eine gleichnamige Dokumentation, in der Shahin Shokoui, Agnesz Pakozdi und Chris Hegedus-Pennebaker Marius Müller-Westernhagen bei der Arbeit beobachtet und die neuen, alten Songs filmisch in Szene gesetzt haben. Das Video zu „Mit 18“ findet ihr weiter unten. Außerdem befragten sie ihn selbst über seine Annäherung an „Mit Pfefferminz bin ich dein Prinz“ sowie einige seiner Zeitgenossen wie Joschka Fischer, Iris Berben, Hape Kerkeling oder Jürgen Klinsmann dazu, wie sie das Album damals erlebt haben.
Zugegeben, spätestens nach „Radio Maria“ von 1998 ist mir der frühere Kumpeltyp Westernhagen fremd geworden. Sein versnobtes Gehabe und sein „Armani-Rock“ gingen mir zunehmend gegen den Strich. „Das Pfefferminz-Experiment“ ist deshalb wie das Wiedersehen mit einem alten Freund. Wir sind zwar beide etwas in die Jahre gekommen, aber es macht Spass gemeinsam in Erinnerungen zu schwelgen, auch wenn die Erzählungen hier und da mal eine kleine Länge aufweisen.
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Marius Müller-Westernhagen hat heute sein neues Studioalbum angekündigt: Am 8. November veröffentlicht der Sänger, Songwriter, Musiker und Produzent „Das Pfefferminz-Experiment (Woodstock Recordings Vol. 1)“. Ein erster Vorbote des neuen Werks, das er gemeinsam mit dem Grammy-prämierten Produzenten und Multiinstrumentalisten Larry Campbell im legendären Dreamland Studio in Woodstock aufnahm, ist ab heute erhältlich – Das neue Album kann ab sofort vorbestellt werden.
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Vierzig Jahre sind vergangen seit dem Erscheinen seines Albums „Mit Pfefferminz bin ich dein Prinz“, das 1978 Marius Müller-Westernhagens Karriere begründete. Es war das erste Album des Musikers, das über 1 Million Mal verkauft wurde – und bei Weitem nicht das letzte: Die Liste der Millionenseller in Deutschland führt Marius Müller-Westernhagen mit sieben Alben an. Auf dem Höhepunkt seines kommerziellen Erfolges erkannte er, dass ihn Gigantomanie nicht mehr reizen konnte, sondern nur noch die Erweiterung seines künstlerischen Horizonts. Seine Musik wurde erdiger und luftiger. Und sie funktionierte auch unplugged ganz großartig.
Hieran schließt „Das Pfefferminz-Experiment (Woodstock Recordings Vol. 1)“ an: Im Studio wurden kaum mehr als ein paar Gitarren ausgepackt, eine Geige, eine Pedal-Steel-Gitarre, ein kleines Akkordeon, etwas Percussion. Aus dem vorhandenen Songmaterial erschufen Marius Müller-Westernhagen und seine amerikanischen Begleiter ein traumhaftes Gewebe aus Atmosphäre, Intensität und Seele. Sie ließen alles Überflüssige weg und kochten die Stücke runter auf ihre Essenz. „Die Lieder gehen heute viel tiefer, weil sie besser verstanden sind“, beschreibt Marius Müller-Westernhagen seine Erfahrung.
Diese Erkenntnis bildet sich unmittelbar in seinem Gesang ab. Wohl selten hat Marius Müller-Westernhagen seine Stimme so spannungsreich moduliert. Er zieht alle Register in Sachen Dynamik und Klangfarben und reagiert gesanglich subtil auf seine jahrzehntealten Texte, indem er sie an den richtigen Stellen ironisch bricht oder ihnen vollen Respekt erweist.
Larry Campbell, der Co-Produzent von Marius Müller-Westernhagen, hat mit zahllosen Größen der amerikanischen Musik gearbeitet und eine halbe Ewigkeit in der Band von Bob Dylan gespielt. Die Arrangements entstanden im intensiven Zusammenspiel der Musiker und in endlosen Diskussionen. Die daraus gewonnene Tiefe und Wahrhaftigkeit, der ganze Geist dieser Aufnahmen vermittelt sich beim Hören sofort. „Das Pfefferminz-Experiment“ ist wie die Wiederbegegnung mit einem alten Freund, der schon immer aus der Menge herausstach und mit zunehmendem Alter an Klasse und Lässigkeit dazu gewonnen hat.
Im Rahmen des Film Festival Cologne fand gestern abend in Anwesenheit des Filmteams die Uraufführung der Dokumentation „Das Pfefferminz-Experiment“ statt. Shahin Shokoui, Agnesz Pakozdi und Chris Hegedus-Pennebaker haben Marius Müller-Westernhagen im Studio bei der Arbeit beobachtet und die neuen, alten Songs filmisch in Szene gesetzt. Außerdem befragten sie ihn selbst über seine Wiederbegegnung mit dem Album sowie einige seiner Zeitgenossen – Joschka Fischer, Iris Berben, Hape Kerkeling, Jürgen Klinsmann u.a. – dazu, wie sie „Pfefferminz“ damals erlebt haben.
Am kommenden Freitag (18.10.2019) ist Marius Müller-Westernhagen zu Gast in der Talkshow “3 nach 9” (NDR).
Carl Carlton ist ein Name, der immer wieder auftaucht, wenn auch meist nicht auf einem Albumcover. Vielmehr ist der Ostfriese fester Bestandteil der Bands von Udo Lindenberg, Peter Maffay, Wolfgang Niedecken und Westernhagen. Und das will was heißen, wenn diese Größen ihre Tourneen rund um die Verfügbarkeit von Carl Carlton planen.
Dieser Ausnahmegitarrist heißt bürgerlich Karl Walter Ahlerich Buskohl, wuchs auf einem Bauernhof auf und verließ mit 17 Jahren die ostfriesische Heimat Richtung Holland. Mit Bertram Engel und Pascal Kravetz gründete er die Band New Legend, später veröffentlichte er als Carl Carlton & the Songdogs vier Alben. Er arbeitete über lange Jahre mit Robert Palmer zusammen – bis zu dessen Abschlusswerk „Drive“, das für einen Grammy nominiert wurde.
In der vorliegenden Retrospektive wird seine Solozeit mit den Songdogs (2001-2008) behandelt. Zur wechselnden Besetzung gehörten unter anderem Musikergrößen wie Eric Burdon, Robert Palmer, Drummer Levon Helm und Organist Garth Hudson von The Band, Steely Dans Donald Fagen, Rolling Stones-Saxofonist Bobby Keys, Slide-Gitarren-Innovator Sonny Landreth, Moses Mo und Wyzard von Mother’s Finest, Faces-/Stones-Keyboarder Ian McLagan, der 5. Beatle Klaus Voormann, Blues-Genius Keb‘ Mo‘, Soul-Man Xavier Naidoo oder der Multi-Instrumentalist Larry Campbell.
Musikalisch geht es um authentischen und soliden Rock’n’Roll. Erdige Musik mit Einflüssen der großen Bands. “Flowers On The Wall” kennt man aus dem Fernsehen, doch auch die übrigen Titel starten voll durch. Carlton bietet eine bunte Mischung, auch gerne mal im Reggae-Sound (“Love, Understanding & Respect” und mit Folk-Einflüssen (“He Gave The Names”)
Zur aktuellen Band zählen neben den Mother’s Finest-Musikern Moses Mo (Gitarre) und Wyzard (Bass) noch Schlagzeuger Bertram Engel und Keyboarder Pascal Kravetz. Im Herbst 2019 gehen Carl Carlton & The Songdogs in dieser originalen Kernbesetzung auf Tournee – 20 Jahre nach ihrer Gründung und zehn Jahre nach ihrer letzten Tournee. „Reunion On Revolution Avenue“ lautet das Motto der 23 Konzerte in Deutschland, Österreich und den Niederlanden. Denn, wie Carl Carlton selbst sagt: „Wozu wäre all das gut, wenn wir unsere Musik nicht auf die Bühne bringen und mit unserem Publikum zusammen zelebrieren würden? Das Publikum ist genauso wichtig wie die Band und die Songs“.
Das auf 500 Stück limitierte und nummerierte Box-Set enthält insgesamt vier Vinyl-LPs im 180 Gramm-Format mit 35 Songs und individuell gestalteten LP-Covern. Das umfangreiche, mit unveröffentlichen Fotos ausgestattete Booklet offeriert neben verschiedenen Vorworten Carl Carltons persönliche und bisher unveröffentlichten Einblicke in die Entstehung aller Songs, die zudem von Fred Kevorkian in New York vollständig neu re-mastered wurden. Die auch separat erscheinende Doppel-CD sowie die ebenfalls einzeln veröffentlichte 7″-Vinyl-Single mit dem Amnesty International-Jubliäums-Song “Toast To Freedom” und einem Cover des Buffalo Springfield-Hits “For What It’s Worth” auf der B-Seite werden auch in diesem Set enthalten sein.
Westernhagen live ist immer ein ganz besonderes Erlebnis. Das hat sich auch nach Jahrzehnten nicht geändert. Doch dann gibt es da ganz bestimmte Auftritte, die das Feeling noch stärker machen. Die uns den Künstler, der von Kritikern gerne mal als unnahbar beschrieben wird, um einiges näher bringen. Dazu gehört definitiv das MTV unplugged, das im Sommer in der Berliner Volksbühne aufgenommen wurde.
Im Sitzen, mit Gästen und akustischen Instrumenten – das ist simpel und äußerst wirkungsvoll. „Wir haben ‚Unplugged‘ als künstlerische Herausforderung gesehen“, sagt Marius Müller-Westernhagen. „Wir wollten uns nicht einfach nur akustische Gitarren umhängen und die originalen Arrangements als verkapptes Best of runterspielen. Es galt, das Material von über vier Jahrzehnten meiner Arbeit als Songschreiber zu sichten und sich mit ausschließlich analogen Mitteln völlig neu zu erarbeiten. Wir hatten die Ambition, es für uns wie für das Publikum auf den heutigen Stand unseres Verständnisses von guter Musik zu bringen.“
Das Ergebnis ist eine Zusammenstellung der größten Hits in ganz besonderer Atmosphäre. Zumindest auf der Doppel-CD hört man dem Publikum und der Band das entspannte Rumsitzen nicht an. Da ist Feuer in der Performance und eine hervorragende Stimmung unter den Zuschauern. Die DVD-Version liegt mir zwar nicht vor, aber ich habe natürlich die Konzertausschnitte im Fernsehen genossen. Westernhagens riesiger Hut mit breiter Krempe ist äußerst gewöhnungsbedürftig, aber er funktioniert zumindest als Markenzeichen für diese ganz besondere Produktion.
Die Songauswahl ist nicht überraschend. Ich erfreue mich vor allem an „Geiler is‘ schon“ und „Taximann“. Daran werde ich mich niemals satt hören. Auch schön, dass das in letzter Zeit so selten gespielte „Freiheit“ zu neuen Ehren kommt. Die Arrangements sind schön verfeinert und gehen gut ins Ohr. Bisweilen muss man sich etwas rein hören, doch das wird vermutlich schnell gehen.
Einige Gastkünstler finden sich. Udo Lindenberg trommelt zu „Mit Pfefferminz bin ich dein Prinz“. Das ist ein netter Gag, der im CD-Format logischerweise nicht zündet. Aber sehr genial kommen die Duette mit den Frauen: „Lass uns leben“ gemeinsam mit Tochter Mimi ist wirklich ein Traum. Die Künstlerin Ellen darf „Durch deine Liebe“ verfeinern. Und für das Duett mit Lebenspartnerin Lindiwe gibt es ein ganz besonderes Lied: Marius hat einen ihrer Songs mit deutschem Text versehen – und „Luft um zu atmen“ geht als neuer Titel direkt ins Ohr. Zu guter Letzt stimmt Seligs Jan Plewka „Mit 18“ an. Ebenfalls sehr passend.
Einzige Coverversion neben Lindiwes Song ist David Bowies „Heroes“. Damit wird auch der Schluss eingeleitet und Westernhagen spurtet durch seine Gassenhauer „Sexy“, „Wieder hier“ und das unvermeidliche Schlusslied „Johnny W.“. Das ganze Album ist eine runde Sache – mit 24 zeitlosen Songs, die die Karriere von Marius gekonnt wiedergeben. In den neuen Versionen kann man sie auch wieder neu genießen.
Das MTV Unplugged ist veröffentlicht als Live-Album auf CD sowie als Konzertfilm auf DVD/BluRay, von keinem Geringeren als dem vielfach prämierten Regisseur Fatih Akin („Gegen die Wand“, „Soul Kitchen“, „Tschick“) filmisch in Szene gesetzt.
Im Sitzen, mit Gästen und akustischen Instrumenten – so simpel ist das Konzept von „MTV Unplugged“ und so wirkungsvoll, wenn die Musik eines Künstlers ganz speziell zu leuchten beginnt. Marius Müller-Westernhagen hat für tiefe Glücksgefühle gesorgt, als er in der Berliner Volksbühne 24 seiner Songs „unplugged“ präsentierte. Das Ergebnis erscheint nun am 28. Oktober bei Virgin Records (A Division of Universal Music) und kann ab heute vorbestellt werden. Das MTV Unplugged wird veröffentlicht als Live-Album auf CD sowie als Konzertfilm auf DVD/BluRay, von keinem Geringeren als dem vielfach prämierten Regisseur Fatih Akin („Gegen die Wand“, „Soul Kitchen“, „Tschick“) filmisch in Szene gesetzt.
„Wir haben ‚Unplugged‘ als künstlerische Herausforderung gesehen“, sagt Marius Müller-Westernhagen. „Wir wollten uns nicht einfach nur akustische Gitarren umhängen und die originalen Arrangements als verkapptes Best of runterspielen. Es galt, das Material von über vier Jahrzehnten meiner Arbeit als Songschreiber zu sichten und sich mit ausschließlich analogen Mitteln völlig neu zu erarbeiten. Wir hatten die Ambition, es für uns wie für das Publikum auf den heutigen Stand unseres Verständnisses von guter Musik zu bringen.“
Mit seiner Lebenspartnerin Lindiwe Suttle präsentiert Marius die Neukomposition „Luft um zu atmen“ – womit sie Gänsehaut auslösen. „Lass uns leben“ bekommt eine neue Bedeutung im Duett mit Tochter Mimi. „Durch deine Liebe“ teilt MMW mit der Berliner Straßenmusikerin Elen Wendt. Für „Mit 18“ kommt Selig-Frontmann Jan Plewka auf die Bühne. Und dann sitzt da unverhofft ein guter alter Freund am Schlagzeug: Udo Lindenberg, und trommelt den „Pfefferminz“.
„Ich wollte keine Gäste einladen, nur weil sie im Augenblick populär sind und schon dadurch das Projekt kommerzieller gemacht hätten. Es sollten Freunde sein, Menschen, die mir nahestehen, Weggefährten. Alles andere hätte ich als unehrlich empfunden.“ Marius Müller-Westernhagen und seine Band führen uns durch die gesamte Karriere eines Künstlers, dessen Kompositionen und Texte den Soundtrack mehr als einer Generation lieferten.
Vor vielen Jahren war Marius Müller-Westernhagen der erste deutsche Künstler, dem der Musiksender MTV anbot, im „Unplugged“-Format aufzutreten. Damals lehnte er ab, es gab so viel anderes zu tun für den Marius. Jetzt konnte der Zeitpunkt nicht besser sein, die Einladung zum Spiel ohne Stecker zu einer sehr persönlichen und höchst atmosphärisch inszenierten Werkschau zu nutzen.
Sein Übriges tat Westernhagens Wahl des Spielorts: die Volksbühne in Berlin, die gerade wieder zum deutschen Theater des Jahres gekürt wurde. Eine Bühne, die für Marius die Energie lieferte für seinen Wunsch, etwas Besonderes zu schaffen.
Am vergangenen Wochenende ging die Aufzeichnung des MTV Unplugged mit Marius Müller-Westernhagen in intimer Atmosphäre erfolgreich über die Bühne. Regie führte bei diesem besonderen Konzertabend in der Berliner Volksbühne der renommierte Regisseur Fatih Akin, dessen unverwechselbare Handschrift Filme wie „Gegen die Wand“ und „Soul Kitchen“ belegen.
Am Samstag und Sonntag begab sich Marius Müller-Westernhagen auf Erkundungsreise durch das Songbook seines Lebens und spielte Stücke wie „Mit 18“, „Johnny Walker“, „Freiheit“ oder „Willenlos“. Unterstützung holte er sich von hochkarätigen Gästen wie Udo Lindenberg, Jan Plewka, Elen, seiner Tochter Mimi und Sängerin Lindiwe Suttle. Besonderes Highlight war unter anderem der Einsatz von Udo Lindenberg am Schlagzeug bei „Mit Pfefferminz bin ich dein Prinz“ oder das Duett von Marius und seiner Tochter Mimi bei dem Stück „Lass uns leben“.
Marius resümierte das MTV Unplugged wie folgt: „Die Berliner Volksbühne stellte für mich die perfekte Kulisse für diese beiden besonderen Abende dar. Ich habe es genossen, in intimer Atmosphäre alte und neue Stücke meiner musikalischen Vita in neuem Gewand gemeinsam mit tollen Musikern, Freunden und Familie zu inszenieren. Ein Abend, der mir noch lange im Gedächtnis bleiben wird und der Dank Fatih Akin meisterhaft festgehalten wurde.“
Fatih Akin: „Marius hat mir durch die Gelegenheit das MTV Unplugged zu filmen ein Geschenk gemacht. Musik ist Essen für die Seele und Westernhagen hat mir ein vorzügliches Menü serviert. Bonfortionös. Ich fühle mich geehrt, mich durch diese Arbeit noch als Volksbühnen Regisseur der alten Garde betiteln zu dürfen.“
„Musik war schon immer mehr als nur ein Geräusch, zu dem sich gut tanzen lässt. Viel mächtiger ist sie als Ausdrucksform für Emotionen wie Sehnsucht, Wut, Hass oder Liebe.“ (Jan Josef Liefers). So waren es an erster Stelle Musikfans, die die Öffnung der Grenzen forderten, da es vielen ihrer westlichen Idole nicht erlaubt war, auf der anderen Seite der Mauer für die Bürger der DDR zu spielen. Am 09.11.1989 war es endlich soweit – die Mauer fiel. Ein knappes Jahr später folgte die Wiedervereinigung und am 3. Oktober dieses Jahres jährt sie sich bereits zum 25. Mal.
Deutschlands erfolgreichstes Ermittler-Duo, Jan Josef Liefers und Axel Prahl (beide auch Musiker, Ossi und Wessi) machen sich daher in der ARD Dokumentation „SOUNDTRACK DEUTSCHLAND“ auf die Spuren der musikalischen Wiedervereinigung. Dabei machen sich die beiden Schauspieler und Freunde auf eine dreiteilige unterhaltsame Zeitreise und gehen der Frage nach, wie sehr die Musik die Menschen, deren Lebensgefühl wie auch die Entwicklung beider Teile Deutschlands und schließlich die Wiedervereinigung beeinflusst hat.
Mit dabei sind die wohl bedeutendsten Künstler der BRD, der DDR, wie auch des vereinigten Deutschlands: Stars wie Peter Maffay, Herbert Grönemeyer, Nena, Udo Lindenberg oder Clueso, der seine Wurzeln ebenfalls im Osten hat, begeben sich mit uns auf Zeitreise und teilen ihre ganz persönlichen Erfahrungen wie Erlebnisse. Musikalisch festgehalten wurde das Ergebnis der Reise auf dem Sampler “Soundtrack Deutschland”, der sich in seiner 3-CD-Version in drei Teile gliedert, die zunächst die getrennten deutschen Staaten und dann das wiedervereinigte Land beleuchten.
Im direkten Vergleich hat man dann gar den Eindruck, das Leben in der DDR sei ungleich spannender gewesen. Vielleicht haben wir uns im Westen auch einfach satt gehört an Peter Kraus, Freddy Quinn und Drafi Deutscher. Alles verkappte Schlager, was hier geboten wurde, bis es dann in den 80ern mit der Neuen Deutschen Welle (Trio, Nena, Spider Murphy Gang) interessant wurde. Auch Klaus Lage und Udo Lindenberg gehören mit auf diesen Zug. An der Grenze zur Wende stehen dann Marius mit “Sexy” und (leider, leider) auch die unsäglichen Modern Talking. Auf letztere könnte ich nun wirklich verzichten – 21 Tracks hätten ausgereicht.
Neben den schlagerlastigen größten Hits der BRD hatte die DDR doch viel Spannendes zu bieten. Karat, City, Silly und Pankow. Die Puhdys schmettern “Alt wie ein Baum” und Nina Hagen holt die Punkrock-Röhre raus. Wenn ich das alles jetzt so gesammelt konsumiere, war es “drüben” doch musikalisch gar nicht so schlecht.
Mit den 90ern kam dann das gesamtdeutsche Phänomen und hier wehte natürlich zunächst der “Wind Of Change” bevor Pur, Xavier Naidoo, Juli, die Fantas und Helene Fischer ans Ruder kamen. Ja – fast alle Gassenhauer des neuen Jahrtausends sind vertreten. “Auf uns”, “Atemlos durch die Nacht” und “Tage wie diese”. Damit müssen die Toten Hosen wohl leben, dass sie fortan in diesem Tripple genannt werden. Als Bonustrack etwas unpassend (aber trotzdem unglaublich schön) singt die wundervolle Elif “Als ich fortging”. Vielleicht ein kleiner Blick in die Zukunft deutscher Musik?
In der limitierten 6-CD Box, die mir leider nicht vorliegt, finden sich neben den großen Hits auch die besonderen Lieder: Klassiker wie Gerhard Schönes “Mit dem Gesicht zum Volke”, Westernhagens “Freiheit” oder “Abschied nehmen” von Xavier Naidoo bilden eine Brücke vom Mauerbau, über die Wiedervereinigung bis zum heutigen Tag. Ein schönes und erschöpfendes Gesamtpaket – gelungen!
Nur ein kleiner Blick in MiMis Wohnzimmer lässt erahnen, welcher Zauber aus Ihrer Musik spricht: Alles scheint durch einen überaus kreativen, magischen Faden miteinander verbunden. Selbstgemalte Gemälde und verzierte Stoffe hängen an den Wänden, die in eine surreal-utopische Traumwelt einladen. Der Zutritt scheint so leicht.
In dieser Traumwerkstatt strickt MiMi all ihre Songs, wie auch “Get Me Back” – das Titellied des Kinofilms “Love, Rosie – Für immer vielleicht”, der ab 30. Oktober im Kino zu sehen ist. Dahinter verbergen sich groovige Beats, hinreißende Melodien – eine Mischung aus Pop und Alternative, mit einem Hauch Elektro und Rock’n’Roll umrahmt von MiMis bittersüßen Stimme, die so selbstbewusst wie sensibel klingt und den Track zu einem Garant der „Repeat“-Funktion werden lassen.
So erging es auch Producer-Ikone Stephen Street (The Smiths, Morrissey, Blur, The Cranberries, Kaiser Chiefs), welcher – angesteckt von MiMis überbordenden Kreativität – MiMi und mit Ihrer Band The MAD NOiSE FACTORY ins legendäre Londoner Assault & Battery-Studio (U2, Foals, Amy Winehouse) einlud. „MiMis Stimme besitzt eine Magie, die Gefühle einfangen kann“, betont er. „Die Zusammenarbeit mit ihr und ihrer Band war sehr persönlich und half uns, diese magischen Momente festzuhalten.“
Das Album „Nothing but Everything“ ist eine Songcollage voller Farben und Muster. Kraftvoll und zerbrechlich, verspielt und ernst, euphorisiert und melancholisch – bei MiMi & The Mad Noise Factory sind dies keine Gegensätze, sondern Facetten eines faszinierenden Gesamtkunstwerks.
Am 25. April wird es ein neues Album von Marius Müller-Westernhagen geben. Der Titel: “Alphatier”. Und der Meister geht einen ungewöhnlichen Weg, um es seinen Fans und den Medien nahe zu bringen. Er ist seit Anfang April auf Prelistening Tour durch die Clubs der Republik. Euer Lieblingsmagazin Musicheadquarter durfte vergangenen Dienstag im Capitol Offenbach mit dabei sein und den großen Meister auch auf der dazu gehörigen Pressekonferenz mit Fragen löchern.
Ich traf auf einen äußerst entspannten 65jährigen, der sich bewusst scheint, dass sein neues Werk sehr gelungen ist und alles mit sich trägt, was Fans spätestens seit 1978 an dem Düsseldorfer begeistert. Interessant auch, wie sich die Journalisten durch die Fragen lavierten, wo doch kaum einer außer Marius selbst wusste, wie die Songs denn nun klingen, über die gesprochen wurde.
So ließ man Westernhagen auch zunächst vom Tourfeeling erzählen. Er machte deutlich, dass er momentan mit Leib und Seele auf Tour ist und sich nicht viel darum kümmert, was an privaten Dingen in der Presse steht und wie das Album rezipiert wird. “Es geht um einen Energieaustausch. Die Menschen kommen zu dir, um Energie aufzuladen. Und du musst von deiner Energie abgeben. Du musst die Menschen berühren und das geht nur, wenn du deine Seele zeigst.”
Marius berichtete von den Albumaufnahmen in New York und der ganzen besonderen Band, die er nun schon seit einigen Jahren um sich versammelt hat. “Ich wollte im Studio eine ganz intime Atmosphäre schaffen. Das waren zwei der intensivsten Wochen, die ich im Studio erlebt habe – auch durch die Live-Spielerei. Die Konzentration muss dann sehr hoch sein.” Es sei auch angenehm, als Person anonymer zu sein und nicht ständig erkannt zu werden.
Die momentane Tour beschrieb Westernhagen als sehr positives Erlebnis. Es spiele letztlich keine Rolle, wie groß der Veranstaltungsort sei. “Erreichen musst die die Leute in jedem Fall. Es ist ein Kick, den du gerne haben möchtest. Wir waren sehr stolz auf das Album und sagten, wir möchten das live spielen. Wenn du aber durch die großen Hallen gehst, kannst du das nicht. Dann musst du durch den ganzen Katalog gehen. Das bist du den Leuten schuldig.”
Marius sieht sein neues Album als gesamtes Werk und will es zunächst einmal in voller Länge vorstellen. “Wir spielen es genau in der Reihenfolge. Ich bin groß geworden mit Konzeptalben, wo man eine Dramaturgie schafft. Für mich ist die Reihenfolge auf dem Album in sich eine Komposition. Da verwende ich an sich auch viel Zeit drauf.” Zum Titel “Alphatier” betonte Westernhagen den Punkt der physischen Präsenz. “Boris Becker war für mich ein Alphatier, Helmut Kohl oder auch Gerhard Schröder in seiner Physis. Ich bin ja eher ein schlanker Kerl. Das stimmt aber nur bedingt. Ich bin jemand, der eine Idee hat, versucht sie durchzuziehen und alle möglichen Leute zu motivieren, dass sie da mitmachen. In dem Sinne bin ich vielleicht ein Alphatier.”
Er äußerte sich auch zu den älteren Songs, beispielsweise “Taximann”. “Es gibt Songs, die sich wieder neu für dich darstellen. Das Publikum hatte ja für die Wunschkonzert-Tour gewählt und da musste ich plötzlich Taximann spielen, was ich nie so mochte. Wir haben das dann so hin gebogen, dass ich es heute unheimlich gern wieder spiele.” Auch nach dem Vorstellen des neuen Albums gebe es einige ältere Hits, die man heute nur noch mit einem Lachen in den Augen und viel Ironie spielen könne. “Doch wenn die Leute kommen und das hören wollen, dann werde ich nicht so arrogant sein und es nicht spielen.”
Damit war das wichtigste gesagt und das Capitol in Offenbach durfte sich auf ein hervorragendes Konzerterlebnis freuen. Marius war von Beginn an voll in seinem Element. Das Album wurde in gut 75 Minuten Länge inklusive zweier Bonustracks komplett vorgestellt. Und er hatte die Menge voll im Griff. “Hereinspaziert, Hereinspaziert” ist ein Opener vom alten Schlag. So müssen Konzerte beginnen! Dann ein Triple aus “Alphatier”, “Liebe” und “Oh, Herr”. Lange hat man den Meister nicht mehr so intensiv erlebt. Harte Klänge (hörte ich da Riffs im Stil von Led Zeppelin?), sein charakteristischer Gesang, viele raue, erdige Töne. Das Publikum ging begeistert mit und der angesprochene Energieaustausch fand deutlich statt. Marius‘ Ansage war vielsagend: “Hamburg war der Wahnsinn, Hannover war der Wahnsinn, Köln war der Wahnsinn. Aber ich sagte zu meinen Leuten, okay, jetzt kommen wir in den Süden. Das wird… ” Ruhiger? Dachte Marius wohl. Aber ein Zuschauer rief “Wahnsinn!” und das Toben im Club wollte kein Ende nehmen.
Das Konzert machte riesigen Spaß. Kaum zu glauben, dass die Songs für fast alle Anwesenden neu waren. Der dramaturgische Aufbau stimmte, Westernhagen wirbelte wie in alten Zeiten über die Bühne, mit linkischen Bewegungen und als tue er seit Jahrzehnten nichts anderes, als diese Tracks zu spielen. Es war ein Genuss und das neue Album hat in meinen Augen keine Lückenfüller. Vielleicht ein, zwei ruhige Momente im letzten Drittel, die live leichte Längen verursachen. Doch darüber konnte man ob der tollen Stimmung hinweg sehen.
Selbst die beiden Bonustracks wurden wohlwollend aufgenommen, obwohl spürbar war, dass manche im Publikum ungeduldig auf die angekündigten Klassiker-Zugaben warteten. Marius ist wieder da und da kommt etwas Großes auf uns zu. Wenn dieses Album Ende April nicht ordentlich einschlägt, habe ich am Dienstag etwas falsch verstanden.
Der Zugabenblock brachte Altbekanntes, das die Stimmung noch weiter hob. “Willenlos”, “Sexy” – alle sangen mit. Außerdem zu meiner Freude das Lied vom “Taximann” in einer ausgedehnten Version, ein energisches “Mit 18” und der traditionelle Abschluss mit “Johnny Walker”. Feuchte Augen allerorten und die Erkenntnis der Zuschauer, hier Zeuge eines ganz besonderen Ereignisses geworden zu sein. Schön, dass einem ein Album auf diese authentische Art näher gebracht wird. Und was momentan so an privaten Meldungen durch die Presse geistert, spielte überhaupt keine Rolle. Auch ein gutes Zeichen!
Mit “Road To Last Night” gab MiMi vor drei Jahren ihr beindruckendes Debüt. Für den Nachfolger “Nothing But Everything” hat die Sängerin und Songwriterin nun Musikerfreunde aus ihrer ehemaligen Band rekrutiert und präsentiert sich mit diesen als MiMi & The Mad Noise Factory mit neuem frischen Sound.
MiMis übersprudelnde Kreativität zeigt sich bereits wieder beim komplett selbst gestalteten Artwork. Der eher düstere Eindruck des Covers bestätigt sich diesmal aber weniger in ihrer Musik, die durch ihre neu zusammengestellte Band einen ordentlichen Energieschub erhalten hat. So strotzt der rhythmische Opener “More More” geradezu vor Selbstbewusstsein und auch der Rest des Albums rockt ordentlich.
In MiMis Texten geht es jedoch keineswegs nur um die Sonnenseiten des Lebens. Da wird in “Heartbreaker oder “Your Lies” mit herzlosen oder feigen Männern abgerechnet, und mit “Waste My Time” oder “Stop And Listen” auch durchaus das eigene Verhalten kritisch beleuchtet. All das wirkt immer noch authentisch, aber die Zerbrechlichkeit ist fast vollständig aus Mimis Songs verschwunden und hat einer inneren Stärke Platz gemacht. Selbst ihre Stimme scheint reifer und gefestigter, wenn auch noch genauso ausdruckstark. So gelingen ihr kraftvolle Rocknummern wie “Get Me Back” genauso überzeugend wie der atmosphärische Bluestitel “Smoke” oder die berührende Ballade “Unwanted”.
Mit dem sparsam instrumentierten und unglaublich eindringlichen Titelsong “Nothing But Everything” beschließt MiMi das Album und fasst gleichzeitig ihre persönlichen Sicht auf das Leben zusammen : “We all fade away… and that´s why nothing but everything really matters to us anyway.” Für die Sängerin führte diese Erkenntnis dazu, das Leben jeden Tag zu genießen – und weiter Musik zu machen. Zum Glück, denn so können wir uns am Ergebnis ihrer kreativen musikalischen Entwicklung erfreuen!
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Wenn man nicht alles selber macht… Mitte Dezember in Köln: Die Chefredaktion verabschiedet sich in den vierwöchigen Urlaub, während die geknechtete Schar der Redakteure und Fotografen noch tief gebeugt über den aus rohem Holz gezimmerten Schreibtischen sitzt, die letzten Reviews schreibt, Fotos bearbeitet und sich im ungeheizten Redaktionsbüro den A…llerwertesten abfriert. Eine Woche später kommt dann eine Postkarte aus der Karibik: “Denkt daran, dass alle den Poll ausfüllen. Der Praktikant kümmert sich drum!”. Der Praktikant? Der Praktikant, der 24 Stunden am Tag in seinem fensterlosen 8-qm-Raum still vor sich hin schuftet? Genau der! Und deshalb ist er hier also wieder: Unser traditioneller Jahresrückblick aus der Musicheadquarter-Redaktion in 12 Kategorien. Okay, manche haben geschummelt, einige haben sich gedrückt (“Mir ist zu kalt”), aber wir hoffen ihr habt trotzdem ein wenig Spass mit unseren Tops und Flops 2012!
In diesem Sinne bedanken wir uns bei euch und all unseren Promo-Partnern für die Treue und grossartige Zusammenarbeit in den vergangenen zwölf Monaten und wünschen allen einen bruchsicheren Rutsch und ein neues Jahr voller guter Musik! Bleibt gesund, munter und vor allem neugierig!
Eure Musicheadquarter-Chefredaktion (auf der Suche nach der nächsten Cocktailbar…)
MARC BRÜSER
Beste Neuentdeckung:
Nothington
Größte Live-Überraschung:
Sick Of It All auf dem Area 4 (Ruhe in Frieden) in diesem Jahr. Lustige Aktionen mit Wasserschlauch in die Menge halten und Wall Of Death. Sum 41, Köln – ich hatte wirklich schlimmes erwartet, aber das Konzert war mit eines der besten in diesem Jahr.
Top 3 – Alben 2012:
Nothington “Borrowed Time”
Blumentopf “Nieder mit der GbR”
The Offspring “Days Go By”
Flop 3 – Alben 2012:
Justin Bieber “Believe”
Cro “Raop”
Green Day “Uno!”
Top 3 – Konzerte 2012:
Broilers, Düsseldorf
Donots, Area 4
Nothington, Köln
Flop 3 – Konzerte 2012:
Bullet For My Valentine, Area 4 – Eine Lachnummer, die ihresgleichen sucht.
The Gaslight Anthem, Köln – haben sehr unmotiviert gewirkt
Prinz Pi, Köln – viel zu viele Balladen.
Bestes Festival:
Area 4 – Das beste Festival, welches je stattgefunden hat und nie mehr geben wird.
Musikmoment des Jahres:
Wall Of Death bei Sick Of It All (wieder Area 4), wo die Security einen Wasserschlauch in die Menge gehalten hat. Und Social Distortion – “I Was Wrong” live zu hören (ihr könnt euch denken wo).
Enttäuschung des Jahres:
Und wieder: Der Tod des Area 4 (Wir haben es verstanden. Anm.d.Praktikanten)!
Held des Jahres:
Jay Northington, ein absolut genialer Musiker, der es schafft mit simplen Melodien Berge zu versetzen.
Gute Vorsätze für 2013:
Die Buchhaltung nicht wegen jedem Kleinscheiß anzurufen.
MICHAEL HASS
Beste Neuentdeckung:
Alt-J
Größte Live-Überraschung:
Joss Stone
Top 3 – Alben 2012:
Alt-J “An Awesome Wave”
…And You Will Know Us By The Trail Of Dead “Lost Songs”
Calexico “Algiers”
Flop 3 – Alben 2012:
The Faceless “Autotheism”
Down “Down IV Part I”
Fear Factory “The Industrialist”
Top 3 – Konzerte 2012:
Jack White im E-Werk Köln
Deichkind im Palladium Köln
Mono im Gebäude 9 in Köln
Flop 3 – Konzerte 2012:
Of Monsters And Men im E-Werk Köln
Wilco im E-Werk Köln
Bestes Festival:
Leider dieses Jahr keine Zeit für Festivals…
Musikmoment des Jahres:
Die Überraschung war groß als eine Handvoll sehr hübscher Frauen elfengleich in weißen Kleidern die Bühne enterten und sich als unfassbar gute Backingband für Jack White erwiesen…
Enttäuschung des Jahres:
Unsere Bundesregierung beschliesst die Herdprämie… Politik aus der Steinzeit.
Held(en) des Jahres:
Alle Menschen die sich selbstlos und ehrenamtlich für Andere einsetzen… die kleinen Taten zählen (Endlich denkt mal einer an mich! Danke! Anm.d.Prakt.)!
Depp(en) des Jahres:
Unsere Bundesregierung
Gute Vorsätze für 2013:
Mehr Spocht, weniger Suff – mmmhhh… wie jedes Jahr…
LANA GIESE
Beste Neuentdeckung:
Imagine Dragons
Größte Live-Überraschung:
Jennifer Rostock
Top 3 – Alben 2012:
Kraftklub “Mit K”
Deftones “Koi No Yokan”
The Gaslight Anthem “Handwritten”
Flop 3 – Alben 2012:
Green Day “Dos”
Cro “Raop”
Top 3 – Konzerte 2012:
Jennifer Rostock
Placebo
Your Demise
Flop 3 – Konzerte 2012:
Red Hot Chili Peppers – auch wenn ich gesteinigt werde, aber die Jungs haben meine Erwartungen leider nicht erfüllt (Wo sind meine Steine? Anm.d.Prakt.).
Angels & Airwaves – tolles Konzert aber das gewisse Etwas hat gefehlt.
Bestes Festival:
Vainstream (ein Tag volle Power).
Musikmoment des Jahres:
Jennifer Rostock beim CSD.
Enttäuschung des Jahres:
Blink 182 nicht zu sehen!
Held des Jahres:
Brian Fallon (The Gaslight Anthem)
Gute Vorsätze für 2013:
Weiter so!
SHIRIN KAY
Beste Neuentdeckung:
Mist Within
Größte Live-Überraschung:
Whalerider
Top 3 – Alben 2012:
Crippled Black Phoenix “Mankind The Crafty Ape”
Gazpacho “March Of Ghosts”
Kaizers Orchestra “Violeta Vol. III”
Flop 3 – Alben 2012:
keine
Top 3 – Konzerte 2012:
Crippled Black Phoenix
Pain Of Salvation
Gazpacho
Flop 3 – Konzerte 2012:
Katatonia
Lis Er Stille
Gavin Harrison & 05RIC
Bestes Festival:
keins
Musikmoment des Jahres:
Crippled Black Phoenix in der Harmonie Bonn (Rockpalast).
Enttäuschung des Jahres:
Anathema Acoustic Show
Held des Jahres:
Mein Vater
Depp des Jahres:
Mitt Romney
Gute Vorsätze für 2013:
Noch mehr gute Konzerte besuchen und fotografieren!
STEFAN KAULEN
Beste Neuentdeckung:
Art By Numbers
Größte Live-Überraschung:
Give Em Blood
Top 3 – Alben 2012:
Gojira “L’Enfant Sauvage”
Cattle Decapitation “Monolith Of Inhumanity”
Pig Destroyer “Book Burne”
Gute Vorsätze für 2013:
Das 500ste Konzert fotografieren (Lokalrunde! Anm.d.Prakt.).
THOMAS KRÖLL
Beste Neuentdeckung: Led Zeppelin
Größte Live-Überraschung: Bob Mould
Top 3 – Alben 2012: Ich nenne vier… dafür aber nur zwei Flop-Alben… Brad “United We Stand”
Chris Robinson Brotherhood “Big Moon Ritual”
Wolf Maahn “Lieder vom Rand der Galaxis”
Black Country Communion “Afterglow”
Flop 3 – Alben 2012:
Ben Harper “By My Side”
Aerosmith “Music From Another Dimension”
Top 3 – Konzerte 2012: Foo Fighters, O2 Arena, Prag
Peter Gabriel, König Pilsener Arena, Oberhausen
Bruce Springsteen & E Street Band, RheinEnergie Stadion, Köln
Soundgarden, FZW, Dortmund (Das sind wieder vier! Hält sich hier überhaupt jemand an die Regeln? Anm.d.Prakt.)
Flop 3 – Konzerte 2012: Rich Robinson, Luxor, Köln
Alabama Shakes, Live Music Hall, Köln
Musikmoment des Jahres: 10 Jahre Musicheadquarter!
Und einige schöne Interviews, aber insbesondere das mit Jan Plewka und Leo Schmidthals von Selig, die sich am Ende eines langen Tages noch fast eine Stunde Zeit nahmen.
Enttäuschung des Jahres: Das ganze Musikjahr 2012 war eine Enttäuschung. Und der völlig unnötige Abstieg des FC.
Held(en) des Jahres: Meine Familie (im engeren und weiteren Sinne)
Depp(en) des Jahres: Jede Menge! Vor allem die ganzen religiös Verblendeten (egal welchen Glaubens), die meinen, dass ihr Gott der einzig Wahre ist. Aber auch ihr werdet irgendwann merken, dass die Erde keine Scheibe ist!
Gute Vorsätze für 2013: Interview mit Dave Grohl! (Träum weiter! Anm.d.Prakt.)
MIRIAM ROBELS
Beste Neuentdeckung:
Reptile Youth
Größte Live-Überraschung:
We Are Augustines (wow!) und Die Orsons (ja, wirklich).
Top 3 – Alben 2012:
Habe viele “Tops”, spontan fallen mir diese ein:
Reptile Youth “Reptile Youth”
Friends “Manifest!”
Lana Del Rey “Born To Die – ist ein bisschen peinlich, aber da muss ich durch.
Top 3 – Konzerte 2012:
Hier muss ich ganz rebellisch die Regeln brechen und auf meine Top 5 ausweichen (grrrrrr… Anm.d.Prakt.):
We Are Augustines – das letzte Konzert der 15-monatigen Tour. So gut, dass selbst der Klomann rauskommt, um zu gucken, was da los ist.
Boots Electric – mit Fotos aus der Pogogrube. Ab der Hälfte dann ein Eagles Of Death Metal Konzert.
Reptile Youth – alle Gerüchte stimmen.
Moneybrother – zum Jahresende noch reingerutscht. Großartige Liveband, immer wieder.
We Were Promised Jetpacks – stillstehen und nicht glauben wollen, dass der Typ auf der Bühne das gerade wirklich live singt.
Musikmoment des Jahres:
Die Ärzte und Jack White spielen am selben Tag in Köln.
Enttäuschung des Jahres:
Ich hatte Ärzte-Karten und hätte Jack White-Karten kaufen sollen.
Held(en) des Jahres:
Security bei Konzerten, die auf meine Kamera aufpasst, damit ich da bleiben kann. Anders Wendin – hat meinen Namen gesagt.
Depp(en) des Jahres:
Der Film “Rock Of Ages”. Ein Film, der aus klassischen 80er Jahre Rocksongs fröhlich-glitzernde Glee-Songs macht und das mit einer der dümmsten Handlungen seit jedem beliebigen Teenie-Film verbindet. Wer allerdings gerne aus Augen und Ohren blutet, sollte sich den Film mal ansehen. Und Lana Del Rey – machte mir mit starrem Blick auf den H&M-Plakaten jeden Morgen Angst auf dem Weg zur Arbeit.
THORSTEN SCHMIDT
Größte Live-Überraschung: Neneh Cherry & The Thing
Top 5 – Alben 2012:
Für Flops hatte ich keine Zeit in 2012! (Ich geb’s auf… Anm.d.Prakt.)
Motorpsycho & Stale Storlokken “The Death Defying Unicorn”
CAN “The Lost Tapes”
Animal Collective “Centipede HZ”
The Swans “The Seer”
Neil Young & Crazy Horse “Psychedelic Pill”
Top 5 – Konzerte 2012:
Pearl Jam – Amsterdam II, Ziggo Dome
Motorpsycho mit Orchester – Oslo, Oper
Animal Collective – Rolling Stone Weekender
Primus – Köln, Live Music Hall
Here We Go Magic – Rolling Stone Weekender
Musikmoment des Jahres:
“Crown Of Thorns” endlich live
Bestes Festival:
Weekendfest Köln
Held(in) des Jahres:
Meine Tochter
Depp des Jahres:
DFB
INGRID SILVASI
Beste Neuentdeckung:
Meine persönliche: Philipp Poisel, auch wenn kleine Mädchen ihn schon länger anschmachten… ich bin durch einen Zeitungsartikel erst vor kurzem auf ihn aufmerksam geworden und die Dortmunder Konzertkritik war so gut geschrieben, dass ich in der Mittagspause direkt das Album kaufte und es nicht bereut habe.
Größte Live-Überraschung:
Russkaja – Wacken-Stimmung auf dem Höhepunkt!
Top 3 – Alben 2012:
Philipp Poisel “Projekt Seerosenteich” …und das für mich als Metalbraut! (Headbangen in Zeitlupe. Du machst mir Angst! Anm.d.Prakt.)
Paradise Lost “Tragic Idol”
Tremonti “All I Was”
Flop 3 – Alben 2012:
Richie Sambora -“Aftermath Of The Lowdown” (nicht direkt ein Flop, jedoch für mich recht enttäuschend).
Top 3 – Konzerte 2012:
Richie Sambora – Berlin, Huxley: trotz enttäuschendem Album ein grandioses Konzert!
Opeth – Bochum, Christuskirche: Gänsehaut wegen Atmosphäre, Licht, Songauswahl. Schade nur, dass es keine Zugaben gab…
Annihilator auf dem 70.000 Tons
Flop 3 – Konzerte 2012:
Epica in Berlin – war ganz nett, aber mehr auch nicht… habe mich an der Band satt gesehen…
Bestes Festival:
Mit dem 70.000 Tons Of Metal-Schiff durch die Karibik schippern und dabei mit Metal beballert zu werden! Bereits zum zweiten Mal nicht enttäuscht worden!
Musikmoment des Jahres:
Unzählige Momente auf dem 70.000 Tons-Schiff… mit Jeff Waters quatschen, Bobby Blitz mit seiner Frau bei der Delphin-Show treffen, Michael von In Extremo total betrunken erleben, mit Kenny Winter über Tourismus philosophieren, im Fitness-Center auf Anette Olzon treffen, mit Mary Demurtas und Fabio Lione auf Italienisch plaudern und vieles mehr!
Und: Henry Rollins Spoken Words auf dem Wacken-Festival – habe großen Respekt vor ihm!
Enttäuschung des Jahres:
Die Europäische Union schwindet dahin.
ANDREAS WEIST
Beste Neuentdeckung:
Mumford & Sons
Größte Live-Überraschung:
Royal Republic
Top 5 – Alben 2012:
Birdy “Birdy”
Kylie Minogue “Abbey Road Sessons”
Purple Schulz “So und nicht anders”
Muse “The 2nd Law”
Cro “Raop”
Flop 3 – Alben 2012:
Robbie Williams “Take The Crown”
Mando Diao “Infruset”
The Killers “Battle Born”
Top 3 – Konzerte 2012:
Philipp Poisel – Projekt Seerosenteich
Westernhagen – Hottentottenmusik
Gregor Meyle – Meile für Meyle
Flop 3 – Konzerte 2012:
keine
Bestes Festival:
Burg Herzberg Festival
Musikmoment des Jahres:
Udo Lindenberg (egal was er macht)
Enttäuschung des Jahres:
Gottschalk beim Supertalent
Held(en) des Jahres:
Pussy Riot
Depp des Jahres:
Peer Steinbrück
Gute Vorsätze für 2013:
Diesmal nicht!
ASTRID WEIST
Beste Neuentdeckung:
Christina Perri und Fun!
Größte Live-Überraschung:
Wallis Bird als Support von Boy im Exhaus Trier
Top 3 – Alben 2012:
Anna Depenbusch “Sommer aus Papier”
Gregor Meyle “Meile für Meyle”
Purple Schulz “So und nicht anders”
Flop 3 – Alben 2012:
Ich habe keine Zeit, mir schlechte Alben anzuhören!
Top 3 – Konzerte 2012:
Maria Mena Viktoria Tour im E-Werk Köln
Gregor Meyle live im Café Hahn in Koblenz
Philipp Poisel live in der Philharmonie Luxemburg (Meine Güte, was hat dieser Philipp Poisel nur was ich nicht habe??? Anm.d.Prakt.)
Flop 3 – Konzerte 2012:
Ich habe auch keine Zeit, mir schlechte Konzerte anzuhören!
Musikmoment des Jahres:
Auftritt mit dem Chorschatten beim Herbstkonzert in Fohren-Linden.
Held(en) des Jahres:
Alle, die trotz des angekündigten Weltuntergangs noch ein Apfelbäumchen gepflanzt haben.
Depp(en) des Jahres:
Alle, die sich freiwillig der öffentlichen Beurteilung durch Dieter Bohlen ausgesetzt haben.
Gute Vorsätze für 2013:
Zumindest nichts schlechter zu machen als 2012!
THOMAS WELSCH
Beste Neuentdeckung:
Witchcraft
Größte Live-Überraschung:
Billy Talent, 9.10., Düsseldorf
Top 3 – Alben 2012:
Motorpsycho & Stale Storloekken “The Death Defying Unicorn”
Baroness “Yellow & Green”
Deftones “Koi No Yokan”
Neil Young & Crazy Horse “Psychedelic Pill”
Torche “Harmonicraft”
Flop 3 – Alben 2012:
Brad “United We Stand”
Top 3 – Konzerte 2012:
Motorpsycho & Stale Storloekken, Leuven
Pearl Jam, Kopenhagen
Billy Talent, Düsseldorf
Flop 3 – Konzerte 2012:
keins
Musikmoment des Jahres:
Pearl Jam Konzert während “Baba O’Riley”.
BETTINA ZIMMERMANN
Beste Neuentdeckung:
Admiral Fallow
Jake Bugg
Größte Live-Überraschung:
Parov Stelar Band
Reptile Youth
Top 5 – Alben 2012:
Mumford & Sons “Babel”
Keane “Strangeland”
Of Monsters And Men “My Head Is An Animal”
Borko “Born To Be Free”
The Lumineers “The Lumineers”
Flop 3 – Alben 2012:
The Killers “Battle Born”
Placebo “EP3 (EP)”
Billy Talent “Dead Silence”
Top 5 – Konzerte 2012:
Mumford & Sons – Hurricane Festival, Scheeßel
Two Door Cinema Club – Große Freiheit 36, Hamburg
Nada Surf – Markthalle, Hamburg
Keane – Docks, Hamburg
Beatsteaks – FM4 Frequency Festival, St.Pölten Österreich
Flop 3 – Konzerte 2012:
New Order – Hurricane Festival, Scheeßel
The Stone Roses – Hurricane Festival, Scheeßel
Hey Rosetta! – Haus 73, Hamburg
Bestes Festival:
Open Air – Hurricane Festival Scheeßel
Clubfestival – Reeperbahn Festival Hamburg
Musikmoment des Jahres:
Musikpreis HANS in Hamburg
Enttäuschung des Jahres:
Konzertabbruch von Placebo nach nur einem Song auf dem FM4 Frequency Festival.
Held des Jahres:
RIP Oscar Niemeyer (Architekt von Brasilia)
Depp(en) des Jahres:
Rücksichtslose Zuparker in meiner Straße.
Gute Vorsätze für 2013:
Mehr und vor allem regelmäßig Erholungsurlaub (Urlaub? Was ist Urlaub? Anm.d.Prakt.)!
Auf dieses Konzert habe ich mich schon lange gefreut. Nicht nur, weil Musicheadquarter einer der Präsentatoren von Stefan Stoppok’s aktueller Solo-Tour ist, sondern auch weil ich den “Liedermacher aus dem La-La-Land” heute zum ersten Mal live sehe. Die eigentlich bereits für das vergangene Jahr fest eingeplante Premiere fiel leider einem Schneechaos rund um Köln zum Opfer. Von Schnee ist an diesem eiskalten letzten Novembertag zum Glück nichts zu sehen. Trotzdem sind wir froh, als wir nach der üblichen elendigen Parkplatzsuche endlich die kuschelig warme Kulturkirche im schönen Kölner Stadtteil Nippes betreten dürfen. Das Ambiente des Gotteshauses aus dem 19. Jahrhundert haut mich jedesmal wieder aufs Neue um. Vorne eine kleine Bühne, auf der drei Gitarren, zwei Banjos, eine Bouzouki sowie eine Stompbox stehen, hinten eine improvisierte Theke und dazwischen die engen Kirchenbänke, die in kürzester Zeit rappelvoll sind. Neben der Lichttraverse hängt ein grosser Adventskranz mit dicken roten Kerzen. Stoppok hat die Lutherkirche ausverkauft, der liebe Gott wäre stolz auf ihn.
Vor zehn Jahren hat Pfarrer Thomas Diederichs damit begonnen hier Konzerte zu veranstalten. Inzwischen ist die Kulturkirche weit über die Grenzen Kölns hinaus zu einer Institution geworden und viele Stimmen behaupten mittlerweile, ihr Name leite sich weniger vom Begriff “Kultur” als vielmehr von “Kult” ab. Für das kommende Jahr haben sich jedenfalls bereits wieder solch illustre Gäste wie Jan Plewka, Ron Sexsmith oder Rebekka Bakken angesagt. Doch heute ist erstmal Stoppok. Mit den Worten “Ich denke heut’ wird gut” begrüsst er unter tosendem Applaus die Kölner und lässt seinem schelmischen Grinsen zum Einstieg das Stück “Ich wartete” folgen. Danach legt er ein fulminantes Solo auf der Bouzouki hin und entschuldigt sich anschließend dafür, dass er die Kontrolle über sich verloren hat. Damit wären wir auch schon bei dem springenden Punkt, der den 56-jährigen gebürtigen Hamburger so symphatisch macht: Er hört sich nicht nur an wie Helge Schneider, er ist auch mindestens ebenso spontan witzig. Egal, ob er erzählt, dass sein grösseres Banjo einst das Übungsbanjo von Eric Clapton war (das kleinere stammt übrigens von Carlos Santana) oder ob er darauf hinweist, dass es am Merchandising-Stand auch Stützstrümpfe mit dem Stoppok-Logo zu kaufen gibt – es darf gelacht werden und zwar reichlich.
Selbst die völlig unlustigen weil penetranten Zwischenrufe einiger Vollidioten, die am Einlaß offensichtlich ihr Gehirn abgegeben haben (sofern sie vorher überhaupt eines hatten), bringen ihn kaum aus der Ruhe: “Jeder, der einen Liedwunsch hat, geht jetzt mal vor die Tür und wartet bis er aufgerufen wird”. Leider lässt die gehirnamputierte Fraktion jedoch bis zum Schluß keine Gelegenheit aus um sich weiterhin lächerlich zu machen. Aber auch für solche Leute hat Stoppok ein Lied geschrieben. Es heißt “Dumpfbacke”. Abseits der hirnfreien Zone rund um die Theke herrscht hingegen beste Laune. Stoppok begeistert ein ums andere Mal mit seinen handwerklichen Fertigkeiten und Songs wie dem wunderschönen “Wie tief kann man sehen”, mit “Zwischen Twen Tours und Seniorenpass” oder “Willi Moll in Afrika”, mit dem er sich in eine etwa zwanzigminütige Pause verabschiedet.
Danach geht es nahtlos mit dem für Stoppok typischen Stilmix aus Folk, Rock und Blues weiter. In den Gängen wird fleißig getanzt. Im übrigen bei einem durchgängig perfekten Sound. Besonders letzterer Stil hat es Stoppok jetzt angetan (“Spezialisten Blues” und “Schieber Blues”). Die Fans präsentieren sich extrem textsicher, was Stoppok wiederum dazu animiert sie für einen Bee Gees-Gedächtnischor in eine Robin Gibb-Gruppe (Männer) und eine Barry White-Gruppe (Frauen) aufzuteilen. Als er nach über zwei Stunden (ohne Pause) mit “Kebap” schließlich auf die Zielgerade einbiegt, ist eines mal wieder klar geworden: Den Namen “Poet aus dem Pott” trägt Stefan Stoppok völlig zu Recht. Sei es mit Band, im Duett mit seinem Langzeit-Partner und -Bassisten Reggie Worthy oder solo wie heute in der Kulturkirche.
Wo andere Kollegen mit überdimensionalen Bühnenshows ihren schwindenden Wortwitz zu überspielen versuchen, bietet Stoppok ehrliche Arbeit und Nähe zu den Fans. Eben handgemachte Musik mit ebenso berührenden wie unterhaltsamen Texten. Alles andere überlässt er den Grönemeyers und Westernhagens dieser Welt. Köln sagt Danke für einen grossartigen Abend und wünscht dem Rest der Republik noch viel Spass auf der Stoppok Solo-Tour!
Das war ein Konzert, auf das ich mich lange gefreut habe. Marius Müller-Westernhagen in der Mannheimer SAP Arena. Es war Anfang der 90er Jahre, als ich ihn zum letzten Mal live erlebt habe. Und jedes seiner Konzerte blieb in bester Erinnerung. Seien es das legendäre Open Air in St. Wendel oder die fulminanten Events in Saarbrücken. Und klar finden sich alle Live-Dokumente im DVD-Regal: “Keine Zeit” war vielleicht nicht das Gelbe vom Ei, doch “Live” aus dem Jahr 1990 ist unvergessen. Stadionrock vom Feinsten mit einem Künstler auf dem Höhepunkt seines Schaffens. 2006 gab es dann noch “Wenn das Licht auf dich fällt” – sehr beschaulich und filigran, ein Schritt in ruhigere Gewässer.
Was bietet nun Westernhagen 2012? Immerhin war da vor drei Jahren die CD “Williamsburg” und zur Freude vieler Fans ein Sänger, der sich in alter Stärke zeigte und ein astreines, dreckiges Blues-Album veröffentlichte. Weg von Bigband-Sound und Bläserklängen, stattdessen eine erdige, akustische Ausrichtung. So bringt es enorme Vorfreude, den alten Herrn wieder auf der Bühne sehen zu dürfen.
Der Support Act wurde auf Westernhagens Homepage gesucht und von den Fans gewählt. Im Voting entschieden sie sich mehrheitlich für The Impression aus Augsburg. Vier Indie-Rocker, die zwar nicht auf die große Bühne durften, aber vor dem zugezogenen Vorhang ordentlich abrockten. 6.000 Zuschauer – in freudiger Erwartung kommender Ereignisse – ließen sich durchaus begeistern und von der jugendlichen Euphorie anstecken.
Schon um 20.30 Uhr startete dann die Westernhagen-Show mit dem Titel “Der braune Mann”, einer musikalischen Breitseite gegen das Neonazitum. Und gleich darauf folgten “Schweigen ist feige” und der aktuelle Song “Wir haben die Schnauze voll”. Westernhagen hat nichts von seiner Relevanz verloren und zeigt uns, was er immer noch zu sagen hat. 63 Jahre alt? Man merkt es ihm nicht an. Er springt wie ein junger Hüpfer über die Bühne, kokettiert mit der Backgroundsängerin und erfreut sich sichtlich an der hervorragenden Band aus amerikanischen, britischen und deutschen Musikern, die er da um sich versammelt hat.
Das Ensemble spielt perfekt zusammen. Der neue Sound wird mit Elan und Spielfreude zu den Zuschauern transportiert. Es ist ein Genuss, Marius inmitten dieser Band zu erleben, die vor allem im Zuge der Williamsburg-Aufnahmen zusammen kam. Inzwischen gibt es mit “Hottentottenmusik” ein Livealbum, das genau diesen Esprit eingefangen hat und zu seinen besten Veröffentlichungen der letzten zwanzig Jahre zählt. Brad Rice spielt eine exzellente Slide-Gitarre, Bassist John Conte hat schon mit David Bowie gespielt und der Düsseldorfer Markus Wienstroer arbeitet schon seit den 90ern mit Marius zusammen. Im Background gibt es mit Della Miles und Ron Jackson ein stimmgewaltiges gemischtes Doppel. Und Alan Clark (Keyboards) sowie Multi-Instrumentalist Frank Mead komplettieren das Ganze.
Auf den aktuellen Live-Konzerten holt Westernhagen weit aus: “Taximann” verursacht allgemeines Entzücken. “Pfefferminz”, “Mit 18” und “Sexy” – da ist alles dabei, was das Fanherz begehrt. “Fertig” und “Willenlos” glänzen in aufgeputschten Versionen und es gibt auch Unerwartetes – beispielsweise “Lichterloh” und “Engel” mit der abschließenden Textzeile “Der Weg war weit, der Weg war weit”. Wie wahr!
Zum Abschluss genießt ein bis auf den letzten Rang stehendes Publikum “Freiheit”, singt lauthals mit und jubelt begeisternd dem abschließenden Diabild “Free Pussy Riot” zu. Ein ganz ergreifender Moment, der durch die akustische Version von “Johnny Walker” harmonisch aufgelöst wird. Westernhagen hat eine Wahnsinns-Show abgezogen. Mit großer Band und überdimensionalem LCD-Schirm, der seine Nachricht bis in den letzten Winkel transportierte. Von diesem Künstler haben die Fans noch lange nicht genug und ich bin fest entschlossen, bis zum nächsten Konzertbesuch nicht mehr so viel Zeit verstreichen zu lassen.
Setlist – Mannheim 18.09.2012:
Der braune Mann
Schweigen ist feige
Wir haben die Schnauze voll
Lieben werd ich dich nie
Wenn du glaubst
Willenlos
Fertig
Herr D.
Taximann
Alleine
Mit Pfefferminz bin ich dein Prinz
Komm in meine Arme
Nur ein Traum
Nureyev
Durch deine Liebe
Krieg
Sexy
Wieder hier
Mit 18
———————
Jesus
Lichterloh
Engel
Freiheit
Johnny Walker
Foto: Rainer Keuenhof (Köln, 15.9.2012, für Musicheadquarter)