50 Jahre einer einzigartigen Solokarriere
Bryan Ferry und Brian Eno – das waren zwei Namen, die die Popwelt revolutionieren sollte. 1971 gründeten sie die Artrock-Band Roxy Music und schon zwei Jahre später dividierte ein Streit sie auseinander. Der Rest ist Geschichte: Eno ging als Solomusiker und kongenialer Produzent in die Pop-Historie ein, Ferry führte das Erfolgsprojekt Roxy Music weiter und ist ebenfalls ein geachteter Solokünstler. Bryan Ferry ist mittlerweile 79 Jahre alt und auch heute noch solo unterwegs. Sein vibratolastiger Gesang ist ein Alleinstellungsmerkmal – und man wird die Ohrwürmer einfach nicht los, wenn man seine Songs im Radio hört.
Gute Cover bringen Ferrys Ausnahmestimme seit jeher perfekt zur Geltung. Schon seine erste Solo-LP „These Foolish Things“ im Jahr 1973 war eine Sammlung von Doo-Wop-, Rock’n’Roll- und R&B-Songs, die für seine musikalische Entwicklung sehr wichtig waren. Er singt durchgehend mit sanftem Schmelz und viel Melancholie in der Stimme.
Ganz aktuell erschien letzte Woche die Sammlung „Retrospective: Selected Recordings 1973-2023“ (25. Oktober 2024). Diese Retrospektive bietet eine Sammlung von 81 Titeln, die Bryan Ferrys einzigartige Karriere als Solokünstler feiert und eine Periode von über 50 Jahren Musik sowie 16 Soloalben umfasst und zudem auch seine jüngsten Arbeiten dokumentiert.
Die insgesamt 81 Titel präsentieren ein unvergleichliches musikalisches Abenteuer. Eine Geschichte des Songwritings wird nun gebührend in diesem kaleidoskopischen Kompendium aus Ferrys Musik gefeiert. Die musikalische Kollektion fungiert als Hommage an einen Künstler, der sich mit einer besonderen Reihe an Cover-Versionen einen Platz als meisterhafter Songinterpret geschaffen hat.
Neue Interpretationen der Titel von Bob Dylan, Amy Winehouse, Rodgers and Hart, Velvet Underground, Tim Buckley, Shakespeare, Seemannsliedern und Sam and Dave zählen zu den stärksten Covern, die Bryan während seiner Karriere aufgenommen hat. Zugleich handelt es bei Ferry auch um einen grandiosen Songwriter, der mit Singles wie „Slave To Love“ (1985), Musik geschaffen hat, die zu den prägendsten Aufnahmen einer ganzen Generation gehört und zugleich bis heute einzigartig und zeitlos klingt.
Ferry ist ein Futurist, der bereits früh neuartige elektronischen Klänge in seinen Titeln integrierte. Mit einer genre-übergreifenden Leidenschaft für Musik schaffte er es selbst Elemente aus den 1920ern und 1930er Jahren mit einer selbstverständlichen Eleganz zu präsentieren, als wären sie gerade erst erfunden. Zwischen der unermüdlichen Person, die zu pulsierender Musik auf den Tanzflächen eines Nachtclubs tanzt und der zurückhaltenden Persönlichkeit, die sich in isolierten und grüblerischen Nächten verliert, entsteht eine einzigartige Vielfalt, die sich zweifellos in seinen musikalischen Werken widerspiegelt.
Zur Review liegt mir die gekürzte 1CD-Version mit zwanzig Titeln vor. In der großen Box wäre das CD1 mit dem Untertitel „The Best of Bryan Ferry“. Die hat es schon in sich und ist durchaus essentiell. Eigene Klassiker wie „Sign Of The Times“, „Slave To Love“ und „Don’t Stop The Dance“ wechseln sich ab mit kongenialen Covern – ich nenne nur „These Foolish Things“, Dylans „A Hard Rain’s A-Gonna Fall“, das unverwüstliche „As Time Goes By“, die mit Dancebeats aufgepeppte Blues-Ballade „I Put A Spell On You“ und die grandiosen Vibes von „Knockin‘ On Heaven’s Door“.
Diese Zusammenstellung zeigt Bryan Ferry von seiner besten Seite – stimmlich und musikalisch. Die Hardcover-CD enthält zudem ein Booklet mit informativen Liner Notes zum Künstler. Passt perfekt!